Physik & Musik, geschichtsphilosophisch
Mittwoch, 19. Januar 2011Es dünkt mich immer mehr, die Realitätsgehalte der Fakultäten der Geistes- und der Naturwissenschaften würden einem Abtausch unterstehen, in dem die Physik peu à peu sich von der Realität entfernt und das, was noch vor kurzer Zeit dem Verdacht des realitätsabgekoppelten Ästhetizismus ausgesetzt war, an Realitätsbezug gewinnen würde. Die PhysikerInnen bewegen sich auf das hinzu, was Marx der Philosophie vorwarf, die blosse Interpretation der Welt, dieweil die gescholtenen MusikerInnen kompositorische Netze auswerfen, die nicht nur die Welt neu kartieren, sondern dem Publikum das zur Verfügung stellen, was es benötigt, um in ihr sich freier zu entfalten. Die Physik übergibt sich einem vorläufig unbekannten Sog, der sich von der Welt als Gesellschaft zu entfernen scheint, und überlässt die harte Arbeit des gesellschaftlichen Eingreifens denjenigen Troupeaus, die vormals und in längst verflossenen Zeiten die Luxusbauten der Eliten zu verschönern hatten. Keineswegs ist aber ihr Widersacher die Physik, sondern das Andere der Musik, die Kulturindustrie, unter derem Mist sie kaum mehr Luft zur Selbsterhaltung findet.