Archiv für den Monat Dezember, 2007

Musikfilme

Freitag, 28. Dezember 2007

YouTube ist erwachsen geworden, und viele Filme zur guten Musik sind jetzt zu sehen und zu hören, auch technisch in guter Qualität: Schoenberg, Cathy Berberian, Luigi Nono, Varèse, John Cage, Boulez, Wagner, Glenn Gould etc. Während dem Schreiben schaue ich gerade einen 45minütigen Film von und über Luciano Berio und Cathy Berberian, 1972.

Alle Jahre Jimi wieder

Dienstag, 25. Dezember 2007

Letztes Jahr begleitete mich die Stucky ständig, heuer ist In From The Storm (1995) eingetroffen und hat eingeschlagen. Auf Sting könnte ich verzichten, und Santana spielt immer noch wie auf einem Jekami-Talentschuppen. Aber es sind die Stücke selbst, die Stuckystücke, die wie Mozarts nicht totzuspielen sind (er hätte den Vergleich mit Haendel vorgezogen, klar, in London knapp daneben). Und einige Freunde hat’s, die man wieder trifft: Tony Williams, McLaughlin, Buddy Miles, Steve Vai etc. Zappa fehlt. Zeigt er dem Onkel seine neue musikalische Infrastruktur auf Sirius? – Gesungen hatte der Sempacher Troupeau übrigens eine halbe Stunde lang, von Lennon, Morgenstern usw., aber mit Hendrix getrauen sie sich immer noch nicht live.

Eiger Nordwand

Freitag, 21. Dezember 2007

Soeben bedenkenswerten Abendspaziergang gemacht:

http://picasaweb.google.com/marc.stoffel/
HeckmaierRouteInDerEigernordwand

(Handschuhe nicht vergessen.)

Späte Beachtung

Donnerstag, 20. Dezember 2007

Der Moléson hatte kaum je eine weitere Beachtung gefunden als dass man ihn eben wie gedankenlos hingewürfelt aus dem Zug Fribourg-Lausanne zu sehen bekam. Seit einiger Zeit sind zwei Webcams auf ihn gerichtet, die einen zuweilen bizarre Landschaften betrachten lassen. Am heutigen Spätnachmittag gleitet das schnee-eisige Winterkleid der Gipfelzone bruchlos ins Nebelmeer des Genfersees hinüber; das Grelle der untergehenden Sonne, blosses Weiss ohne Verlauf, wurde künstlich abgemildert.

Neueste Fotoserien mit altem Werkcharakter

Montag, 17. Dezember 2007

Gestern Abend Google Picasa entdeckt und eine Zeitlang durchstöbert. Schnell wird klar, dass die Bilder hier technisch eine bessere Qualität aufweisen als bei anderen Diensten für Fotoalben oder auf kleineren Homepages, und das Auffinden der Sujets hat die Leichtigkeit der bewährten Google Suchmaschinen. Zwei Fotoalben haben mich glatt umgeworfen, so dass das Gesehene nicht einfach ad acta gelegt werden kann, Kletterübungen am Wiwannihorn (http://picasaweb.google.com/lapinrose82/KletternAmWiwannihorn)und eine hurtige Besteigung des Bietschhorn Westgrates (http://picasaweb.google.com/BurgenerNorbert/Bietschhorn16072006. Davon träumte mir schon immer: Bilder nicht nur von den Bergen und von ihren Gipfeln herunter, sondern vom Geschehen unterwegs auf der ganzen langen Tour. Im einzelnen gibt es solche Bilder schon seit den ersten Tagen der Fotografie. In den genannten Serien passiert aber etwas Neues, indem eine solche Präzision und Stimmung zusammenkommen, dass eine uralte Qualität der Kunst, ihr Ursprung sozusagen, neu zu entstehen vermag. Das Staunen ist so immens, dass man sich nicht weiter vorstellen kann, andere Bilder könnten neben diesen zugleich bestehen. Auf den Tod des anderen zu gehen und nichts neben sich gleichwertig bestehen zu lassen, dieses luxuriöse Ideal wird hier erreicht, das nach wie vor und um so mehr die Kunst definiert, wenn denn im Stürzen der Kategorien des Kampfes in der Gesellschaft endlich ein Fortschritt erbracht werden soll.

Bilderflut in der Diskurswüste

Samstag, 15. Dezember 2007

Das eigene Fotografieren passierte zwischen 1965 und 1990 nur sporadisch, nicht einmal hobbymässig. Die Technologie war insgesamt zu teuer als dass eine Prätention hätte heraufdämmern können. Alles war ein Geschehen auf dem Feld der allgemeinen Neugier wie es andere sich auf gleiche Weise durchs Warenangebot hatten angedeihen lassen. Ab 1995 wurde eine Kamera mit zusätzlichem Zoomobjektiv auf die regelmässigen Wanderungen mitgeschleppt, um dieselben nicht in depressives Umherirren abgleiten, dagegen umgekehrt die Absicht am Leben erhalten zu lassen, Bildmaterial für einen theoretischen Text übers Wallis herzustellen. Die Hauptarbeit war der Text mit den vielen Gängen auf die Landesbibliothek, das Fotografieren nur belebender Zusatz. Den Gegebenheiten entsprechend fand der Text 1999 seine Endfassung wie das Fotografieren auf Wanderungen in eine neue Form geriet, die die Mengenbeschränkungen überwand: die Apparatur wurde so leicht, dass permanent spontan fotografiert werden konnte, und die Herstellungskosten entfielen ganz, war die digitale Infrastruktur nur einmal installiert (einen digitalen Bildschirm, der eine optimale Farbanzeige garantiert und also nicht kalibriert werden muss, habe ich erst seit 2005). Trotzdem galt für lange Zeit die ernste Idee aus dem Analysekapitel, dass das Formenspiel der Alpen nicht dargestellt sondern bloss illustriert werden könnte und das Erleben desselben in situ geschehen müsste. In situ – weit ausserhalb der eigenen vier Wände und nie ohne Sack und Pack. Mit der Zeit scheint sich die ontologische Beschaffenheit dieses Platzes auf eigentümliche Weise transformiert zu haben. Nicht dass sich seine Notwendigkeit und Zwanghaftigkeit aufgelöst hätte, keineswegs. Eine Darstellung, die sich rezipieren und im Gedächtnis einheitlich repräsentieren liesse, ist immer noch verwehrt und das Einzelbewusstsein weiterhin darauf angewiesen, die Analyse selbst zu machen. Aber der Platz ist der nun einer Website, wo die simplen Bilder nah beieinander versammelt sind. Aus dem Mangel ist ein Überfluss geworden, der sich nicht nur der gängigen Überflussproduktion unverhoffter Weise anbiedert, sondern es wie ursprünglich auf den äusseren Plätzen den Rezipierenden verunmöglicht, das Dargestellte in einem Zug zu überfliegen. Die schiere Zahl gibt Gewähr dafür, dass auch dann, wenn prinzipiell jedem Menschen Recht auf Einsicht ins Gebilde der Walliser Gesellschaft gegeben wird, keiner vorschnell behaupten darf, die Analyse selbst damit auch schon vollzogen zu haben. Das Anstössige des Scheiterns in der Anschauung begründet nur um so leichter eine Hoffnung in die Einsicht der Unabgeschlossenheit des einzelnen begrifflichen und allgemeinen diskursiven Nachvollzugs.

Gott und Ospel

Dienstag, 11. Dezember 2007

Einer zieht 13 + 5 Milliarden Franken aus den gesellschaftlichen Arbeitsverhältnissen. Er gibt eine Pressekonferenz, die das Ereignis kommuniziert, und geht schlafen. Der epistemologische Bruch besiegelt das Geschehen, dass aus den Lebenserfahrungen des Nichtbankers es unmöglich ist, die Notwendigkeiten und Folgen des Geschehens zu verstehen. Bin Ladens Weltbild ist nicht anders, und viele andere dürfen folgen. Der Niederträchtige war nie einzigartig.