Archiv für den Monat Dezember, 2010

Dazwischengezwitschert

Freitag, 31. Dezember 2010

Letztes Bild 2010:

Guten Flug gewünscht!

Walliser Silvesterpäckli

Freitag, 31. Dezember 2010

Illhorn, Gorbetschgrat, Mont Noble, Le Buet, Grand Chavalard, darunter gut verpackt das Rhonetal, von Albinens Webcam.
http://www.hotelrhodania.ch/Webcam/live1.jpg


Und mittags dann ganz der uralte Rhonesee:

Weiteres zum Silvester mit einem Panorama aus dem Chablais zur selben Zeit gibt es hier:http://www.ueliraz.ch/2011.htm

Marinellicouloir für Stadtmenschen

Donnerstag, 30. Dezember 2010

Vor dem Haus gibt es eine kleine Treppe hinauf zur Strasse; die Strasse ist mit weichem Schnee bedeckt, gut zu begehen, die Treppe vor dem Haus schneefrei und frisch gesalzen. Und doch drehte ich auf der obersten Stufe eine Pirouette, weil sich ein winziger Eisfilm gebildet hatte. Solche Stellen gab es weitere bis zu den Futterplätzen, immer dort, wo man meint, der Boden sei trocken und eisfrei – die schlimmsten nach der Bahnhofsunterführung Bümpliz Nord. Beim Rückweg erinnerte ich mich an die wichtigsten Tricks und Kniffe von Silvain Saudan, wie ich das Marinellicouloir vor dem Haus abwärts zu passieren hätte, auch ohne Skies. Uff, rückwärts absteigend ging es, mit dem Haltearm das Geländer umklammert wie an Whimpers Haken.

Mantovani, Joneleit, Staud

Montag, 27. Dezember 2010

Le 6 novembre à la Salle Pleyel, Ensemble Modern Orchestra, direction Peter Eötvös, auf Radio France.

Bruno Mantovanis Postludium haut mich glatt aus den Socken! Wie zehnfaches Amériques fünfmal beschleunigt. Das Stück ist Pierre Boulez gewidmet, der diese Uraufführung nicht dirigieren konnte, weil er sich in Chicago von etwas auskurieren musste.

Jens Joneleit, Dithyrambes. Den Orchesterausbrüchen steht ein Strukturgeflecht gegenüber, das von feinen, schneeigen Klängen aus Glocken-, Klavier-, hohen Saiten- und Mettalstäbespielereien getragen wird. Vulkanasche bricht aus und trifft auf eine Gletscherlandschaft, wie zu Sommerszeiten des Eyjafjalla in Island. Keine Ahnung, ob die Musik der Intention nach darauf abzielt.

Arnold Schönberg, Cinq Pièces pour orchestre, op. 16, I. Vorgefühle, II. Vergangenes, III. Farben, IV. Peripetie, V. Das obligate Rezitativ. Die Spannungsladung dünkt mich grösser als in den Dithyrambes von Joneleit. Schönbergs Musik hat unter den Jungen nicht gealtert.

Johannes Maria Staud, Contrebande (On Comparative Meteorology II). Stetige Auf- und Abwärtsbewegungen, öfters in Glissandi, immer tonaler als Björk. Wieder Island im Kopf. Das Stück verändert sich nach einer gewissen Zeit, wird kraftvoll und überrumpelt einen angenehm durch eine zunehmende Spannung. Es wird nun stetig untrivialer, ohne wirklich so grossartig zu werden wie das letzte Stück des Konzerts: Arnold Schönberg, Variations pour orchestre, op. 31.

Angekommen

Sonntag, 26. Dezember 2010

Die Musik scheint langsam in der Zeit anzukommen, die Konzerte werden immer besser. Ganz phantastisch heute zwei solche Konzerte auf Espace 2:

Concert du 14 décembre 2009 de la SMC Lausanne: Carolin Widmann, violon. Anthèmes de Pierre Boulez pour violon solo. Partita no 2 en ré mineur BWV 1004 de Jean Sebastian Bach. Anthème II pour violon seul et électronique

Concert du 27 octobre 2008 de la SMC Lausanne: Quatuor Asasello. Gran Torso de Helmut Lachenmann

Musik trotz Musik: Zappas Herkünfte

Sonntag, 26. Dezember 2010

Frank Zappa’s Jukebox – The Songs That Inspired The Man, chromedreams.co.uk 2008. Die CD enthält das, was man bei einem Schriftsteller die Hausbibliothek nennen würde und bei Zappa eben aus einer Sammlung von R&B-Platten und solchen aus den Bereichen Jazz, deren Miserabilität den Titel auslöste, und Neue Musik besteht. Namentlich die Aufnahme von Varèses Ionisation dünkt mich eine Trouvaille, und hätte ich dieselbe als Dreizehn- oder Fünfzehnjähriger in den Händen gehabt, wäre sie bei mir auch mindestens zweimal pro Tag gelaufen – Zappa sagt, schon beim Kauf hätte er, beinahe oder wirklich, in die Hosen gemacht: I nearly (this is true, ladies and gentlemen) peed in my pants… Es gibt auch unerträgliche Stücke wie No No Cherry, Stranded In The Jungle und Night Owl. Am schlimmsten scheint mir Leavin‘ It All Up To You, weil es mich an ein Scheissskilager in Sörenberg erinnert, 1968 (?), wo förmlich Tag & Nacht von der Eisbahn her Schlager die Luft verpesteten, als übelster Megahit Monia, und wo ich nächtens überhörte, wie sich ein Lehrer in den sehr grossen Schlafsaal hereingeschlichen hatte und ich immer noch an einem Witz weitererzählte (ich beherrschte dieses Metier nie und phantasierte um so wilder im Unsinn herum, ohne ein Pointe zu finden … es dauerte ein halbes Leben, bis ich merkte, die anderen täten Witze nicht erfinden, sondern weitererzählen, aus dem Immerschon), bis ich aufgerufen wurde und in den Vorraum hinaustreten musste, wo mir der Vogel die erste – und letzte – Ohrfeige des Lebens knallte und ich, ein völlig Uneingeübter & Unvorbereiteter, fast in die grusigen blauen Strumpfhosen pisste, die dann während des ganzen Skilagers noch mehr jukten als vorher schon.

Weihnachtsguezli

Sonntag, 26. Dezember 2010

Wie sie sein müssen und anders nicht sein dürfen.

… und wie sie in USA trotzalledem erscheinen & gegessen werden, damit die Eingeborenen „etwas um die Rippen haben“:

(c) S.G.

Semesterende

Sonntag, 26. Dezember 2010



Fatting Food Like Hot Raz Poison

6-, 5-6, nochmals 5-6 und 5- sind die Noten, und sie beschimpft den Lehrer, der es wagte, nur eine 5- zu geben (kein funf minus, sondern eine gute knappe 5-6).

Weihnachtsmond

Sonntag, 26. Dezember 2010

The moon was like a dandelion – als Beefheart starb.

Weihnachten 2010

Samstag, 25. Dezember 2010

Weihnachtsschnee

Freitag, 24. Dezember 2010

Wenigstens für eine Blaumeise hat es noch geklappt in diesem dunklen Licht am Fenster:

Google schläft

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Am Rand einer Website stöbert Google die Veränderungen schnell auf und nimmt sie ebenso schnell in den Index der Suchmaschine auf – im tieferen Innern vergehen zuweilen aber ganze Zeitalter, bis eine neue Seite auffindbar wird. Deshalb hier zwei Links zu zwei Büchern, die eben erst hier angekommen sind und über die ich eine winzige Rezension geschrieben habe:

André Arnold-Peltier / Vassili Karist, Paris – Les Îles et le Marais – The Isles and Marais, Paris 2011

Stéphane Oggier avec Robert Bolognesi, Missions – Sauvetage / Rettung, Sion 2010

Rodion Chtchedrine, Le Vagabond Ensorcelé

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Gestern Abend aus dem Théâtre du Châtelet vom 2. November 2010: Rodion Schtschedrin/Chtchedrine/Shchedrin/Scedrin (geboren 1932), Le Vagabond Ensorcelé (2002), mit Kristina Kapustynska Mezzo-soprano, Andrei Popov Ténor, Sergei Alexashkin Basse, Orchestre et Choeur du Théâtre Mariinski unter Valery Gergiev. Musik aus den Nachwehen einer Gesellschaft, die den Historischen Materialismus ihren KünstlerInnen bösartig ins produktive Empfinden brannte, findet auch heute noch keinen Weg, in der Musik das Material als historisch geprägt zu begreifen. Trotzdem habe ich dieser Oper sehr gerne zugehört, weil sie zwar einfach, aber keineswegs bieder daherkommt und mit Stellen funkelt, in denen einzelnen Tönen eine wundersame Besonderheit zukommt, die von den Sängern und weit mehr noch von den Sängerinnen in einer bewundernswerten Prägnanz zur Darstellung gebracht wurden. Von einem verstaubten Realismus kann nicht mehr die Rede sein, um so mehr von einer Poetik, die man gerne noch mehrer Male zu hören bekäme. – Nach der Oper sendete Radio France mit demselben Dirigenten noch Rimski-Korsakovs Sheherezade: welch ungetüme Breite!

Das beste Stück heute:

Montag, 20. Dezember 2010

Bat Chain Puller? Nein. Owed t’Alex, weil es mich daran erinnert, wie vor über dreissig Jahren, da es in einem Text und also in einem Studentenreferat über Hegel erschien, ein Berner Althegelianer so in Rage geriet, dass er vom Falken weg in Schonungshaft versetzt wurde. Das war zwar peinlich & beschämend, zeigt aber, wie Don Van Vliet nie wirkungslos war. – Nicht die These in einem Kontext, die ihnen widerspräche, bringt die Leute aus der Fassung, sondern das Zusätzliche, das ihm hinzugefügt worden ist und von dem sie der festen Überzeugung sind, mit ihm, mit Beefheart zu Hegel, sich nie & nimmer werden auseinandergesetzt haben müssen.

Tod & Befreiung

Montag, 20. Dezember 2010

Wenn Grosse abkratzen, klären sich die Verhältnisse. Man wird enthemmter – im Loben.

Wahrheit existentiell

Montag, 20. Dezember 2010

Die Frauen sind das Schönste, und die Berge sind das Schönste, aber auch die Musik ist das Schönste – und einen Tag lang Captain Beefheart Hören ist auch ein schönster.

Zig Zag Wanderer

Sonntag, 19. Dezember 2010

Ein alter Wanderer ist gegangen, schon vor zwei Tagen, habe es aber eben erst jetzt gelesen. Muss vielleicht die Zeitungsblätter wechseln endlich. Nicht mal am Radio gab es eine bezügliche Kulturmeldung. Klar, was morgen vom linken zum rechten Ohr zuckt und zurück: Beefheart. Ella Guru for ever more!

Die Achte & Zappas Erste von Shut up

Sonntag, 19. Dezember 2010

Beethovens achte Symphonie ab CD live mit Abbado von 1987, um die Tempi zgrechtem ins Ohr zu bekommen, und gleich anschliessend während des Kochens und Essens der Suppe (endlich wieder Sternilsuppe in der Migros erhältlich, italienisch gegessen mit Aussicht übers Saaser Büro und Saas Almagell aufs Stellihorn) Zappas erste CD von Shut up ’n‘ play yer guitar, eine empfehlenswerte Kombination, da Beethoven experimentell sich in die Zukunft träumte, ohne langsamen Satz, Zappa auf des Alten Spitzen ansetzt, trotz virtuosen Passagen ohne eigentlich schnelles Stück. Gute Nase gehabt für heute!

Anerkennungspreis

Sonntag, 19. Dezember 2010

Die Dialektik der Anerkennung ist ein Vorgang, der die Geschichte vor aller Präzisierung in ihrem Innersten prägt und den Hegel sowohl im Detail beschrieben wie in der Darstellung des Ganzen so sehr beschönigt hatte, dass jede Philosophie nach ihm in ihrem Innersten darauf abzielen muss, dem allgemeinen Anerkennungsprozess jede weitere Anerkennung aufzukündigen. In den Stätten der Philosophie, den heutigen sogenannten Höheren Schulen, verkümmert sein Name ganz rechtens zu einer Preiskategorie, in der man einem Geprüften etwas zugutehalten kann, gerade wenn sonst an ihm nichts preiszukrönen wäre. So kommt idealerweise einer zu einem Anerkennungspreis, wenn ihm als einziges ausschliesslich gelingt, das Formular zur Prüfungsanmeldung so auszufüllen, dass es bestätigt wird, obwohl in der Zeit vor der Prüfung jeder Betreuungsperson klar war, dass er eine miserable Performanz leistete und seine Übungssubjekte während Jahren malträtierte, als ob er ihnen das Recht auf Unversehrtheit aberkennen wollte. Ein solches wäre ich gewesen – und habe den Schlächter gegenüber nun mit Auszeichnung und in siegestrunkenem Pressefoto.

Der nicht lustige Pöstler

Samstag, 18. Dezember 2010

Vor dreissig Jahren begann ich mich für die Lebenshaltung des Postmans zu interessieren, weil sie es mir erlaubte, aktiv im Finnegans Wake mitzuphantasieren, ohne der verantwortlichen Figur des Penmans und ihren Ansprüchen in die Quere zu kommen. Die Idee des Postmans hat sich dann so weit intensiviert und entwickelt, dass er den Blick auf jede Theorie und jedes Theoretisieren wesentlich zu bestimmen begann, indem keine mehr sich denken liess, die nicht ein von anderen Geschaffenes mit anderen in Verbindung zu bringen hätte. Solche Theorie muss nicht selbst schaffen, sondern geschaffenes einzelnes mit anderem einzelnen und mit vielen anderen einzelnen in Verbindung bringen.

Es ist klar, dass ich einer Oper mit dem Titel Il Postino nicht einfach so aus dem Weg gehen kann. Also Kopfhörer auf, Ö1 eingestellt, Ohren auf: Il Postino (2010) vom Komponisten Daniel Catán, mit Plácido Domingo, Cristina Gallardo-Domas, … Arnold Schoenberg Chor, Wiener Symphoniker, Dirigent: Jesús López-Cobos, vom 9. Dezember 2010 aus dem Theater an der Wien. Uff! Uff! Wenn ich mich nicht irre, habe ich die Wiener Symphoniker erst gerade aus Paris erlebt und nicht wenig bewundert. Was ich hier an diesem schrecklichen Opernsamstagabend erlebe, ist nicht nur schlechte Musik, sondern ein dummer Schwank, der jedem Musiker und jeder Musikerin die Ohren rot werden lassen soll, die dagegen keine zotigen Einwände zu erheben wagten. Am schlimmsten dünkt mich die Vorstellung, dass der Unsinn über den politischen chilenischen Dichter Pablo Neruda Joyce selbst gefallen hätte. Ich würde nicht so bös & offen abgestossen schreiben, wenn der mexikanische Opernkünstler, Absolvent eines Philosophiestudiums in England zuerst, dann mit einem musikwissenschaftlichen Ph. D. der U$-amerikanischen Princeton University dekoriert, mit diesen deponierten biografischen Angaben zeigt, dass das, was er tut, nicht auf dem Misthaufen von anderen Komponisten sondern auf einem eigenständigen langen Reflexionsprozess gewachsen ist. Noch eine halbe Stunde würde der Plunder nerven wollen, ich werde gleich beim Hinausgehen die Tore des Opernhauses zuknallen lassen!