Archiv für den Monat September, 2015

Francesco Filidei, Giordano Bruno

Montag, 28. September 2015

Soeben live auf France Musique Opéra enregistré le 20 septembre au Théâtre de Hautepierre dans le cadre du festival Musica 2015, avec Lionel Peintre, baryton (Giordano Bruno), Jeff Martin, ténor (Inquisiteur 1), Ivan Ludlow, basse (Inquisiteur 2), Guilhem Terrail, contre-ténor (Le Pape), Remix Ensemble Casa de Musica (Porto), Peter Rundel, direction.

Francesco Filidei (né en 1973), Giordano Bruno.

Ziemlich eindrücklich und wahr.

Lachenmann, Kyburz, Robin

Montag, 21. September 2015

Soeben live auf France Musique concert enregistré le 18 septembre 2015 au Palais de la Musique et des Congrès de Strasbourg dans le cadre du festival Musica 2015, SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, Pascal Rophé, direction, Robin Meier, réalisation informatique musicale Ircam.

Helmut Lachenmann (né en 1935), Kontrakadenz (1970-1971). – Ein Stück des jungen Komponisten, in dessen zweitem Teil erst die vorher ungeschützt vorgeführten Materialien kompositorisch umgegossen werden. Die Spracheinspielungen wirken heute unnötig oder gar deplaziert, ihre Aktualisierung („Facebook“) gibt einem das Gefühl, alte Klamotten vorgeführt zu bekommen. Der zweite Teil instrumental wirkt indes immer noch aufweckend, im guten Sinne sogar aufwühlend.

Hanspeter Kyburz (né en 1960), Ibant oscuri (2014, création française). – Festmusik zu Helden aus der Lateinstunde. Der Komponist schielt mit den prallen Unisono- und Fanfarenpartien auf eine Erweiterung des Publikums, der Hörer aber denkt an einen wie in Glas einkomponierten Applaus. Gekonnte Kunst im schönen Gewand, desorientiert auf der Gegenseite der Aufklärung lustwandelnd. Schöne Musik kann verlegen machen: es dünkt einen, man höre der Musik an, dass ihr Schöpfer sich lange Gedanken darüber gemacht hat, dass die zeitgenössische Kunstmusik ein zu kleines Publikum hat und dass man es mit Tricks vergrössern müsste.

Yann Robin (né en 1974), Inferno (2011-2012, révisée en 2015, création mondiale nouvelle version). – Ein umwerfendes Höllenfahrtsgaudi, mit oder ohne Dante: ich bin dabei! – Es gibt ein Video zur Musik, allerdings nur wenige Minuten lang, aus einer Giesserei mit inszenierten Prozeduren, die höllisch wirken sollen, aber leicht nach Slapstick riechen. Der Komponist wollte sich wohl gegen die Unterstellung absichern, neotheologisch abzudriften. Einige Werke zurzeit haben mit dem Vorwurf zu kämpfen, dass sie zu unterhaltend sind, zwar komplex, aber doch zusehr der Anhäufung von Ereignissen verschrieben, ja dem Spektakel. Ein Genuss ist diese Musik auf jeden Fall, und den Vorwurf der Leichtigkeit kann man ihr auch nicht machen. Da ich das Werk sofort noch einmal hören würde – und das gilt auch für die beiden anderen Stücke des Abends – enthält es genügend Substanz, um als zeitgenössische Kunst diskutiert zu werden.

Hugin Maskierung Fehler

Dienstag, 15. September 2015

Das Olympus Weitwinkelobjektiv mZuiko 7-14 mm produziert bei Gegenlicht viele unschöne Lens Flares, Farblichter so vielfältig wie bei einem Feuerwerk. Für Einzelaufnahmen verwende ich als Mittel dagegen einen Selfistick, zuoberst versehen mit der Sonnenmütze, die ich trage, bei zusätzlichem Wind mit einer schwereren Wollmütze aus dem Hosensack; die linke Hand hält, am Körper blockiert, die Handystange, die rechte bedient den Fotoapparat auf dem Einbeinstativ (gut möglich, dass das Handling mit normalen Kräften auch ohne Stativ funktioniert, aber die Koordinationsschwierigkeiten sind nicht zu unterschätzen).

Für die Realisierung eines Panoramas wäre dieses Arrangement körperlich zu kompliziert – aber es ist auch gar nicht nötig. Hat man das Panorama auf gewöhnliche Weise geknipst, gibt es zwar einer ganze Reihe von Bildern mit „Blendenflecken“, die auf dem Panorama vervielfacht in verschiedene Richtungen verlaufen würden. Da sie aber bei jedem Einzelbild an einer anderen Stelle vorkommen, ist es leicht, sie jeweils komplett zu maskieren (wenn man denn überhaupt alle während der Arbeit mit Hugin aufzustöbern vermag). Das Vorgehen war während der ganzen Zeit des Fotografierens mit dem genannten Objektiv verlässlich, bis zu einem Panorama letzte Woche auf dem Gärsthorn: an einer Stelle, die von zwei Bildern abgedeckt wird, von denen nur eines einen Flecken enthält (allerdings justament auf einem Grat…), produziert Hugin durch die Maskierung eine Lücke, ein leeres Nichts, obwohl das Anschlussbild diese Stelle fehlerfrei zur Verfügung stellt, nota bene mehr als 10% weit vom Bildrand entfernt.

Erst nach ein paar Tagen wurde die Lösung gefunden; da sie der Intuition widerspricht, scheint sie mir erwähnenswert. Dasjenige Bild ohne Flecken wird am Rand, der doch wie gesagt ignoriert wird, beschnitten, nicht so weit ins Bild hinein, dass die fehlerhafte Stelle betroffen wäre, aber doch bis nahe daran. Sobald das Bild beschnitten war, benutzte es Hugin als neues Deckblatt gegen die maskierte Stelle. Verstehe das, wer will, aber die Lösung war mir nach dem langen Pröbeln nicht wenig willkommen.

Steinhagel

Dienstag, 8. September 2015

Ich sitze zuhinterst in einem niedrigen Kleinbus. Der Fahrer spinnt und lässt das Auto in einer geraden Strasse mit halbhohen Reihenhäusern beidseits im Kreis fahren, rechtsherum über beide Fahrspuren hinweg, die Hinterräder wie fest am Platz. Das Auto dreht sich immer schneller, es durchbricht die Vorgartenmauern und damit alles, was im Weg steht, Kinderwagen, Sträucher, Personen… Längst schon hat ein Steinhagel eingesetzt und wird immer dichter, über die Häuserreihen herab im sich durch die Fahrt bildenden Kreis. Angst, getroffen zu werden – vom Aufprall des Autos, vom Niederprasseln der Steine. In der Tat wird zuerst eine Hand zerschlagen, dann ein Arm. Der Hagel aus würfelförmigen Pflastersteinen wird immer dichter, die Drehgeschwindigkeit des Autos immer schneller. Der Kopf wird getroffen, Aufwachen. – Jetzt auf aufs Gersthorn!