Archiv für den Monat November, 2013

Abrahamsen, Saunders, Andre

Montag, 25. November 2013

Soeben live auf France Musique Concert enregistré le 22 octobre à l’amphithéâtre Bastille, Paris.

Hans Abrahamsen, Three Little Nocturnes, pour quatuor et accordéon, Frode Haltli, accordéon, Quatuor Arditti. – Unlustige Parodiemusik eines lebenslänglichen Ligetischülers.

Rebecca Saunders, Fletch, pour quatuor à cordes, Quatuor Arditti. – Musik wie ein Formel-1-Rennen am Koffer-TV vor vierzig Jahren. Und dann gibt es noch einen Pneuwechsel an den Boxen, ohne Boxengirl. Möglicherweise eine gut gemachte, indes substanzlose Fabrikation.

Rebecca Saunders, Choler, pour deux pianos, Yukiko Sugawara, piano, Tomoko Hemmi, piano. – Eine energiegeladene Musik der Absicht nach, die bei aller Wechselhaftigkeit etwas leicht und unverbindlich dasteht, weil sie jede Motivierung durch Impulse der Harmonie ignoriert.

Hans Abrahamsen, Air, pour accordéon solo, Frode Haltli, accordéon. – Merde 2.

Mark Andre, S1, pour deux pianos, Yukiko Sugarawa, piano, Tomoko Hemmi, piano. – Was bei Saunders kritisiert wird, ist hier gut gelöst, Veränderung auch durch Impulse im harmonischen Gefüge. Das einzige Stück des Konzerts, dem ich mit Spannung zuhöre, bis übers Wolfsgeheul am Schluss hinaus, das Erinnerungen an eine formidable Mantra-Aufführung in Bern wachruft.

Pascal Dusapin, Morton Feldman

Montag, 18. November 2013

Soeben live auf France Musique Concert enregistré le 20 octobre à la Cité de la Musique, Hae-Sun Kang, violon, Ensemble intercontemporain, Peter Rundel, direction.

Pascal Dusapin, Quad, concerto pour violon et petit ensemble. – Zwei Töne des Anfangs, und man weiss wieder, was gute Musik ist. Was für ein Reichtum, und explodierend!

Morton Feldman, For Samuel Beckett, pour orchestre de chambre. – Gut, dass Feldman wieder öfters zu hören ist. Wie Heimatklänge, wenn man noch einen Berg zu fotografieren hat und der Winter sich dazwischendrängt.

Adámek, Barry, Feldman

Freitag, 15. November 2013

Soeben live direkt auf Bayern 4 Konzert der musica viva, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Dirigent Peter Rundel, SWR Vokalensemble Stuttgart, Solist: Nicolas Hodges, Klavier.

Ondrej Adámek: Kameny („Steine“: Gedicht des isländischen Poeten Sjón) für 24 Stimmen und 16 Instrumente. – Eine leichte, tonal gedachte Revue über einen schweren Gegenstand, die Steinigung einer jungen Frau durch die kulturelle Meute eines kurdischen Dorfes. Fernsehtauglich.

Gerald Barry: Neues Werk für Klavier und Orchester (Uraufführung). – Bilder einer Wanderung durch die Landschaft vergangener, auch verwester Musik, zuweilen verwackelt.

Morton Feldman: „Flute and orchestra“. – Endlich wieder einmal eine Musik, die vorwärts gehen will. Jeder abgelauschte Ton ein Genuss!

Der Distel Rache

Sonntag, 10. November 2013

Hier die billige Empfehlung auf einen dieser seltenen Artikel, die einen wie frisch geduscht in die Welt blicken lassen, indem endlich wieder einmal klar gemacht wird, dass man die Bretter der Religion tel quel aus dem Weg räumen muss, wenn man die effektiven Probleme der Gewalt begrifflich zugänglich machen will:

http://www.journal21.ch/terror-aus-zerschlagenen-staemmen

Arnold Hottinger bespricht im jungen, aber jetzt schon ehrwürdigen Journal 21 unter dem Titel „Terror aus zerschlagenen Stämmen“ extensiv, ja leidenschaftlich das neue Buch von Akbar Ahmed «The Thistle and the Drone. How America’s War on Terror became a Global War on Tribal Islam» (Brookings Institution Press, Washington D.C., 2013). Man bereut es nicht, sich zur Lektüre des Artikels etwas Zeit reserviert zu haben.

Francesco Filidei, Fausto Romitelli

Montag, 4. November 2013

Soeben live auf France Musique Concert enregistré le 4 octobre 2013 à l’auditorium de France 3 Alsace (Strasbourg). Par l‘ Ensemble Linea, Jean-Philippe Wurtz, direction, Sébastien Naves, assistant musical, Julien Rigaud, ingénieur du son, Wilhem Latchoumia, piano (Ballata n.3), Allison Bell, soprano (Lost).

Francesco Filidei, Toccata – 1995. – Vorteil des Zuhausegebliebenen: indem man nicht sieht, wie die rhythmisch stark akzentuierten Klänge hergestellt werden, entsteht eine wundersame Szenerie im Kopf. Das Stück ist allerdings entschieden zu kurz.

Francesco Filidei, Ballata n.3 – création mondiale, 2013. – Ich weiss immer noch nicht, wie die Ästhetik Filideis zu beschreiben wäre, aber von grossem Interesse ist sie immer noch, die Knacknuss des Neuen nach wie vor ungeöffnet.

Fausto Romitelli, Amok Koma – 2001. – Ziemlich simple Zwittermüsic.

Fausto Romitelli, Lost (poèmes de Jim Morrison) –1997. – Einschläfernd.