Archiv für den 'Musik'-Themenbereich

Gustav Freudmann: Dr Halo Halbmondnacht

Sonntag, 13. Februar 2022

Der Kaumberger Dichter Gustav Freudmann hat einen besonderen Weg gefunden, seine Texte musikalisch vorzutragen.
https://drhalo.at/

Es werden ganze Stücke als Materialien für eigenes Playback eingesetzt, in denen jeweils ein Gedicht quasi als Liedtext vorgetragen wird. Da die Musikstücke extra dafür hergestellt werden, dass sie frei verwendet werden, ist es möglich, dass mit derselben Musik von verschiedenen KünstlerInnen unterschiedliche Songs produziert werden.

Die meisten Musiken benutzt Freudmann vom Multiinstrumentalisten Jason Shaw auf https://audionautix.com . Einige sind von sogenannten Silent Partner, das sind diverse anonyme Produzenten von „No Copyright Music“.

Freudmanns Produktion gibt es auch gedruckt mit zwei CDs, allerdings nicht als käufliche Ware. Das Kosdtnix-Produkt aus dem Soned-Studio in Kaumberg (westlich von Wien) muss entweder dortselbst dingfest gemacht werden – oder kann hier in aller Ruhe eingesehen werden:
https://drhalo.at/fb-halbmondnacht/

Cubase: its types of users

Dienstag, 9. November 2021

Adorno beginnt die Vorlesungen zur Musiksoziologie mit einer Skizzierung von sieben Idealtypen des Hörens von Musik: das Hören der Experten, der guten Zuhörer, der Bildungskonsumenten, der Emotionalen, der scheinbar Nonkonformistischen, der Unterhaltungssuchenden und der Antimusikalischen.

Eine aktuelle Musiksoziologie hätte an ähnlicher Stelle die Typen der User von Cubase zu präsentieren. Hier eine Liste von heute:

Didem Coskunseven und Rebecca Saunders in Donaueschingen

Sonntag, 17. Oktober 2021

Soeben direkt live auf SWR 2 aus Donaueschingen Noa Frenkel (Kontra-Alt) und das Ensemble Nikel:

Didem Coskunseven, Ext.The Woods.Night für Saxofon, E-Gitarre, Keyboard und Schlagzeug (UA).

Rebecca Saunders, Us Talk Dead Love für Stimme, Saxofon, E-Gitarre, Keyboard und Schlagzeug (Text: Ed Atkins) (UA).

Der Grosse Mark von Facebook beliefert mich seit über einem Monat mit täglich mindestens 10 Grusel-, Grüsel- oder Horrorfilmen, die ich mir ohne mit der Wimper zu zucken reinziehe – mitsamt sehr viel anderem Trash aus der Video-, Film- und Videogameszene. Beide Musikstücke hier gehören bestens in dieses ästhetische Universum. Ich fühle mich ganz zuhause. Also da, wo der Horror den Alltag, besser die Allnacht ohne jede Behinderung grundiert. Aber gute Musikstücke, die ich gerne nochmals hören und via Youtube sehen werde, sind sie beide.

https://www.youtube.com/watch?v=dDYlM1Ez6-I

ur III: Die Fünfundzwanzigste. Hendrix, Mahavishnu Orchestra, Zappa, Marie Ork, Milachra

Freitag, 15. Oktober 2021

CD: Milachra in Rocky Spaces

Alle Noten (ausser einzelnen Improvisationen)

1 Technische Pause
2 Jimi Hendrix: Star Spangled Banner, 2021
3 Mahavishnu Orchestra: Meeting of the Spirits, 2021
4 Milachra: Etude pour Espace
5 Status Quo: Allemann on Rock
6 Frank Zappa: Shut Up ‘n Play Yer Guitar
7 Mahavishnu Orchestra: Hope
8 Milachra: Down in The Stoned Rehearsal Cellar
9 Mahavishnu Orchestra: Birds of Fire
10 Marie Ork & Milachra: Hauts Cries des Alpes
11 Mahavishnu Orchestra: Sanctuary, 2021
12 Milachra: The Suspenders Flew Over My Ears

Hardware
PC mit Windows 10, 32 GB.
MIDI Keystation 49 (MK3, M-Audio)
Yamaha EW 310 (tägliches Übungspiano und Controller Keyboard in Nr. 12)

Software
MuseScore 3.5.
Diverse Instrumente und Presets auf UVI Falcon 2, UVI Workstation und
Cubase 11 Artist.
A) True Keys Italian Piano
B) Guitar, Bass, e-Piano und Drums aus UVI Jazzistic
C) Alter/Ego Marie Ork von Plogue Art Technologie
D) Minimoog aus Synth Anthology 3
E) Gitarren Strategy und Sunbird von acousticsamples
F) Drum Kit aus Groove Agent
G) Star Drums von acousticsamples
H) Guitar Hellrazer und Bass von Amplesound

Multi auf UVI Workstation mit leeren Midispuren

Freitag, 4. Juni 2021

Eine ungewöhnliche Konstellation: es gibt einen Multi in der UVI Workstation (1) auf Cubase, und es gibt mehrere MIDI-Tracks ohne Instrumente (2), die mit Noten anzeigen, wo und wie die Automationsspuren gezeichnet werden müssen (3). Der Multi benimmt sich wie gestört. In diesem Fall hier wird die zweite Gitarre, die den langen Ton halten sollte, Sustain, abgewürgt. Lösung (nach langem Experimentieren): die tonlosen MIDI-Tracks müssen gemutet werden (gelbes M).

Morphing mit VST-Instrumenten

Donnerstag, 20. Mai 2021

Morphing ist der kaum wahrnehmbare Übergang vom Spiel des einen Instruments in das Spiel eines anderen. Hier wird aus einem lange angehaltenen Ton der Gitarre einer der Orgel. Ein akustisch gesampeltes Instrument wie die Stratokaster „Strategy“ von accousticsamples wird unter der Hand eine Keith Emerson Orgel – es könnte auch ein nackter Sinuston sein.

Strategy läuft nur auf der UVI Workstation, nicht auf dem luxuriösen Falcon. Das Instrument lässt sich nicht weiter editieren als es das einfache User Interface erlaubt. Es können keine Modulationen hinzugefügt werden, keine LFOs, keine Hüllkurven.

Ohne zusätzliche Hüllkurven gibt es aber kein lange andauerndes Sustain, wie es bei John McLaughlin bekanntlich verlangt wird. Aus Strategy wird ein Multi: hinzugefügt wird die Overdrive-Gitarre aus Jazzistic, versehen mit einer langen Sustain-Hüllkurve.

Es wird mit Strategy auf dem midi Keyboard eine Phrase gespielt, mit einem langen Endton. (Ganz am Schluss des Prozesses wird er an derjenigen Stelle abgeschnitten, wo es am passendsten ist.)

Hier schon das akustische Resultat als Ganzes:

https://soundcloud.com/ueli-raz/morphing-from-guitar-to-organ

Der lang anhaltende Ton darf nicht abrupt aufhören, sondern muss verklingen. Es wird der Sustainregler automatisiert.

Ich habe sowohl den Sustain- wie den Lautstärkeregler automatisiert. Entscheidend ist ein weiches Ausklingen.

Nun spielt man die Phrase der Orgel, beginnend mit demselben langen Ton der Gitarre, dann normal musikalisch weiter spielend. Ihr Einsatz muss genau gleich weich geschehen wie das Verschwinden der Gitarre.


1. Der Attack-regler wird automatisiert und steht am Anfang für eine gewisse Zeitlang auf 100, noch während des langen Tons geht er auf Null, damit der erste vom neuen Instrument wahrgenommene Ton normal klingt.


2. Die Orgel hat einen Percussionsregler, der ebenfalls automatisiert wird und dessen Spur gleich verläuft wie die Einschwingungskurve Attack. (Es ist ein on/off- oder true/false-Regler, bei dem einen die Position nicht irritieren sollte.)

Die ganze Automatisation für eine Stelle mit Morphing in Cubase sieht dann so aus (man kann sie live spielen oder mit Noten zum Klingen bringen, schwierig ist die Sache so oder so…):

Zusatz: Gut möglich, dass es in den meisten Fällen genügt, die Lautstärke-Automation zu benutzen. Das erste Instrument wird ausgeblendet, das zweite nach dem Einsatz des Tones eingeblendet, ohne Problem mit dem Attack.

Verbesserung der UVI Falcon IRCAM-Violine

Donnerstag, 20. Mai 2021

In the normal, classical play, the strings in Falcon’s IRCAM solo instruments are boring. You can make them more realistic. I use a multi of three presets. 1. Ordinario KS (KeySwitcher), 2. Fortepiano, 3. Sforzando. Number two and three have less volume. The sound is still insufficient, too little dirty, still not exactly alive. Where to add a little overdrive? I put it on the layer of the second instrument. Finito. – In order to use the whole spectrum of loud and quiet, I increase the velocity amount, but still < 100%.

ur III: Die Vierundzwanzigste. Milachra Quartet, Jazz from Mill

Mittwoch, 19. Mai 2021

CD: Milachra: Jazz from Mill

1 Technische Pause
2 Marie talks about the band & its members
3 The Battlefield of the Wallistarkus
4 Devil’s Paradise
5 End is Coming
6 In Search of Larry Young (& Al Di Meola)
7 From Mill to Hell

Diverse Instrumente und Presets auf UVI Falcon 2, UVI Workstation und Cubase 11 Artist, alle gespielt mit der MIDI Keystation 49 (MK3, M-Audio).
A) True Keys Italian Piano mit Ringmodulator wie in Mantra von Karlheinz Stockhausen (in 3-5)
B) Bass und Drums aus UVI Jazzistic (in 3-5)
C) Alter/Ego Marie Ork von Plogue Art Technologie (mit sanftem Feedback).
D) Hammond Orgel aus UVI Retro Organ Suite (in 6-7)
E) Gitarre Strategy von accousticsamples (in 6-7)
F) Drum Kit aus Groove Agent (in 7: notierter repetitiver Part)

Der Milachra ist eine Landschaft bei Ausserberg, in der man sich in dieser Jahreszeit bewegen sollte, und nicht wie gefesselt verharren Tag und Nacht in der Mühle, d.h. am Indermühleweg.

ur III: Die Dreiundzwanzigste. Electricities in Negative Dialectics

Sonntag, 4. April 2021

CD: ur III: Electricities in Negative Dialectics

Gesamtpartitur

1. Solo (mit Ursprung der Negativen Dialektik: ca. 1:46 – kein Mensch kann dieses „Thema“ im Gedächtnis behalten…)
2. Granular mit erster Hälfte aus Adornos Streichquartett, Variationensatz
3. Klang (das beste Stück…)
4. Granular mit Captain Beefheart (Safe as Milk)
5. Zerfall der Motivik (Rock-Stones-Granular-Zerfall-Nichtidentität…)
6. Granular mit zweiter Hälfte aus Adornos Streichquartett, Variationensatz
7. Zusatz mit quasi Liveverarbeitungen:
7.1 Polyphonie
7.2 Granular der Polyphonie
7.3 Electricity
7.4 Granularsynthese der Synthiklänge
7.5 Drums
7.6 Granular der Trommeln

Dauer: 20 Minuten

Keine Hardware (ausser PC), kein Keyboard, keine Tonaufnahmen.

UVI Instrumente: Flöte und akustische Gitarre IRCAM, e-Gitarren Jazzistics, Augmented Piano, Synthesizers aus Synth Anthology 3. – Schlagzeug selbstgebastelt auf Cubase mit Groove Agent SE.

Electricities in Negative Dialectics ist ein Missionsstück, das die verschiedenen Musikprogramme diskutieren will, kein Kunstwerk. (Musescore, Cubase, UVI Falcon)

Man sieht, dass der Granularsynthesizer im häufigen Gebrauch allzu ähnliche Resultate produziert, als dass man ihn wirklich interessant nennen könnte. Alle Regler des Synthesizers sind zwar mit der Automation verbunden, lassen sich aber nicht speichern. UVI hat bei diesem Gerät noch einiges zu tun…

Den Granular gibt es im UVI Falcon als VST-Presets, die nur leicht angepasst werden können aber sehr vielfältig klingen; was gesampelt ist, lässt sich nicht erkennen, ersetzen oder verändern. In Cubase heisst die vergleichbare Instrumentensammlung Padshop. Falcon enthält den Granular noch als Oszillator. Nur dieses „Gerät“ lässt sich mit umfassenden Sampels füttern, und nur dieser Granularoszillator wird hier als Multigranular verwendet. Die Granularsynthese wurde in den späten 70er Jahren im IRCAM entwickelt; die Berichte über sie waren jeweils Highlights meiner musikwissenschaftlichen Lektüre.

ur III: Die Zweiundzwanzigste. Strawinsky: Sacre du Printemps und Petruschka

Montag, 28. Dezember 2020

CD: Strawinsky: Sacre du Printemps und Petruschka

Gesamtpartitur

(1 Technische Pause 0.04)
2 Le Sacre du Printemps, 1913
Version Piano Solo von Sam Raphling, uraufgeführt 1979
Teil 1, Adoration of the Earth 15:33
3 Teil 2, The Sacrifice 18.38
4 Pause
5 Petruschka, 1911
Version Piano Solo vom Komponisten, 1921
Teil 1 & 2, Russian Dance & At Petrushka’s 6:37
6 Teil 3, The Shrovetide Fair (Fasnacht) 8:19

Die Cadenza in “At Petrushka’s” dauert zehn Sekunden und besteht aus vier Takten mit wilden Glissandi und Pitch Bends dank des zusätzlich benutzten Instruments Augmented Piano, drei Spuren mit 6, 24 und 48 Semitones, (Minuten 5:22 bis 5:32).

Für uns heute sind der Sacre und Petruschka zwei Stücke, deren Kompositionsweise und Ästhetik genossen wird und keine Irritationen hervorrufen. Wir lieben die zwei lärmigen Tanzstücke, weil sie die Metaller und die anderen Rockstars alt aussehen lassen. – Nicht so für Adorno.

Adorno veröffentlichte die Philosophie der neuen Musik 1948 als Exkurs der Dialektik der Aufklärung, nach deren These weder technischer Fortschritt noch kulturelle Aufklärung zum Guten führen, wenn die Prozesse in ihnen nicht reflektierend begleitet werden. 1948 war sein eigenes progressives Musikwerk von 1928 vergessen und die Klavierwerke von Boulez noch in der Werkstatt. Thema des Buches sind Schönberg, der in den 1930er Jahren nach der Entfaltung der 12-Ton-Musik statt sich weiter zu entwickeln sich nur wiederholte – und Strawinsky. Es ist schwierig, Adornos Aversion gegen ihn zu verstehen. Beide Werke von hier stehen im Zentrum des Abschnitts über Strawinsky, mit demselben aussermusikalischen Thema. Einmal steht das Opfer im Zentrum eines Ritus, der von einer grossen Menschenmenge durchgeführt wird. Im anderen Stück gibt es eine unglückliche Figur, die von der Masse der Fasnachtstreibenden verhöhnt wird. Diese Verhöhnung als Verweigerung des Beistands muss man in beiden Stücken beachten, wenn man Adorno verstehen will. Uns erscheint sie in diesen Werken nicht als Problem. Hören wir aber den Till Eulenspiegel von Richard Strauss, ist klar, worum es geht: der Schluss dieser Musik von 1895 ist auch für uns unerträgliche Verhöhnung – und nichts anderes ist der Eulenspiegel, komponiert von einem späteren Nazi, als ein Vorläufer von Petruschka.

Die Identifikation mit der Meute und die Verhöhnung des Opfers durch die Meute sind faschistisch. Adorno bleibt nicht bei dieser Negativität, die, wie unsere Wahrnehmung zeigt, in der Kunst mit der Zeit ihre Dringlichkeit verliert. Er verfolgt alle Spuren, die zeigen, dass die Modernität und also das programmatisch Neue der Kunst bei Strawinsky nur vorgetäuscht wird – denn eine wirkliche, also durchgehende Befreiung der Dissonanzen findet nicht statt (wie sie eben im op. 3 von Adorno 1928 auf radikale, über Schönberg hinaus gehende Weise schon geschehen war). Einer der vielen, leicht nachvollziehbaren Beweise liegt darin, dass sämtliche Melodien diatonisch, also tonal gesetzt sind.

ur III: Die Einundzwanzigste. Debussy, Zappa, Hendrix

Mittwoch, 9. Dezember 2020

CD: Debussy, Zappa, Hendrix

Gesamtpartitur

(1 Technische Pause )
2 Claude Debussy, Lindaraja, für 2 Pianos, 1901
3 Frank Zappa, Hog Heaven, Guitar Solo
4 Claude Debussy, Jeux, 1915, Transkription für 2 Pianos von Jean-Efflam Bavouzet (2005)
5 Frank Zappa, Soup’n Old Clothes, Guitar Solo
6-8 Claude Debussy, En Blanc et noir, für 2 Pianos, 1915
9 Jimi Hendrix, Star Spangled Banner, Guitar Solo

2 Pianos: Stereopanorama-Einstellungen mit dem neuen Cubase Plugin Imager. Bass Piano 1 ganz links, Bass Piano 2 ganz rechts. Je höher die Töne, desto eher sind sie in der Mitte und desto mehr verteilen sie sich übers ganze Panorama.

Solo Gitarre: Octave provider (Cubase), Vibrator low frequenzy modulator (Falcon), Feedback Falcon (Effekt) & Cubase (Ringmodulator), Wah Wah (Effekt Falcon), 6, 24 und 48 Semitones (Falcon). Alle Gitarrensounds nach Noten und mit der Quellgitarre (keine Synthesizer). Sehr grosse und lange andauernde Glissandi mit Bending in den Noten unter verschiedenen Tempis und Anwendungen in Instrumentenspuren mit verschiedenen Pitch Bends. Sowohl die grossen wie die kleinen Bendings („Saitenziehen“) sehen so aus:

Das letzte, sehr lange Glissando. 1. Langsames Tempo. 2. Im langsamen, verklingenden Akkordglissando gibt es noch als zweite Stimme des Systems in Serie ein schnelleres, das wie ein Motor wirkt.

Stereo-Mono in Cubase

Sonntag, 8. November 2020

Erst nach einem Jahr Arbeit mit Cubase 10.5 Artist wird klar, wie die Qualität der Stereopositionierung nach eigenem Gutdünken festgelegt werden kann, so dass die einzelnen Instrumente während des ganzen Stücks immer dort im Stereoraum spielen, wo man sie auch haben will.

Nach der primären Links-Rechts-Positionierung in der Mixconsole (F3) geht man auf Insert.

Spatial & Panner wählen.

Stereo Enhancer.

Jetzt muss man selbst experimentieren. Reines Mono einer Spur tönt im Kopfhörer schlecht. Zwischen 20% und 40% hat bei mir ein gutes Resultat ergeben. Die Spuren sind auf diese Weise fixiert, aber immer noch leicht elastisch im Raum stehend. – Auch der Ausgangskanal mit dem Hauptregler für die Lautstärke lässt sich auf dieselbe Weise beeinflussen.

ur III: Die Zwanzigste. Adorno 1920-1928

Samstag, 7. November 2020

CD: Adorno Kompositionen 1920-1928

Gesamtpartitur

(1 Technische Pause )
2 Klavierstück 1920
3 Pause
4 Klavierstück 1921
5 Pause
6 Drei Klavierstücke 1 1924, für Maria Proelss
7 ……………… 2
8 ……………… 3
9 Pause
10 Streichquartett Op.2, Zweiter Satz Variationen 1925
11 Pause
12 Vier Lieder 1, Op. 3 1928
13 ………. 2
14 ………. 3
15 ………. 4

Nr. 2 bis 8 demonstrieren die schnelle Entwicklung des Komponisten, seinen Willen zur Neuen Musik.

Nr. 10 ist dürr und musikalisch für die meisten HörerInnen kaum fassbar. Diese schwere Fasslichkeit gleicht derjenigen der Beschreibung von Identität und Nichtidentität in der Negativen Dialektik. Das Musikstück ist eine Art Quelle für die philosophische Arbeit Adornos. Be-schreibt man die Musik, beschreibt man die Philosophie. Diese ist deswegen notwendigerweise so unkommunikativ, weil sie die anmassenden, hierarchisierenden Behauptungen der Metaphysik, die die traditionelle Philosophie stützten, von sich weist, ohne den Anspruch aufzugeben, dass die Vernunft allgemein, global und universell gerechtfertigt werden müsse.

Nr. 12-15: 1928 überwindet Adorno die metaphorisch überladene Sprache des Expressionismus (Geist, Seele…) und konzentriert sich auf die materialistische Dialektik. In Opus 3 explodiert förmlich sein Denken. Diese Klavierstücke mit begleitender, die Harmonie stützender Stimme sind avancierter als alle Musik der Schönberg-schule. Er kämpft wie ein Löwe für sie – und muss sich geschlagen geben. Die nachfolgende, spärlich geschriebene Musik Adornos hat nur noch matten Hobbycharakter.

Die ganze CD auf YouTube in 4k: https://www.youtube.com/watch?v=AfTISGH2i_Q

Boulez: Prélude, Toccata, Scherzo (1944)

Samstag, 17. Oktober 2020

Hat man die frühen Stücke von Pierre Boulez gut im Ohr (12 Notations 1945, Flötensonatine 1946, Erste Klaviersonate 1946, Zweite Klaviersonate 1949/1950), fragt man sich, wie denn noch frühere Schreibversuche dastehen würden. Öffentlich aufgeführt wurde davon kaum etwas und publiziert gar nichts. Aber im Archiv der Paul Sacher Stiftung wird ein 27minütiges Werk in drei Teilen aufbewahrt, das Boulez nicht selbst verschwinden lassen wollte und das solche Phantasien konkretisiert.

Ralph van Raat studierte die Noten der drei zusammenhängenden Stücke Prélude, Toccata und Scherzo von 1944 und fragte um Erlaubnis, sie aufzuführen. Offenbar zögerten die Verantwortlichen zuerst, gaben die Erlaubnis zu einer einzigen, einmaligen Aufführung, dann zu weiteren, schliesslich zur Veröffentlichung auf CD: Ralph van Raat, French Piano Rarities – Boulez, Debussy, Messiaen, Ravel. Naxos 2020. (In der Schweiz möglicherweise nicht aufzufinden, importierbar jedoch bei jpc.de für 9.99 Euro, ohne zusätzliche Kosten).

1944 geht Boulez nach Paris (die Ereignisse der Befreiung geschehen Ende August) und wird Schüler von Messiaen und Andrée Vaurabourg-Honegger, bald offizieller Schüler des Konservatoriums. Zu René Leibowitz findet er erst 1945: bei ihm, der in der Pariser Resistance aktiv war, schreibt er Stücke von Webern ab und lernt die Musik von Schönberg kennen. Zur Zeit der Komposition von Prélude, Toccata und Scherzo kannte er partienweise die Musik von Olivier Messiaen und Arthur Honegger, nichts aber von Arnold Schönberg.

Da in allen Stücken Messiaens Vogelstimmen en passant aufblitzen, dürften die Stücke nicht schon in Montbrison oder Lyon geschrieben worden sein. Wurden sie noch im Jahr 1944 fertig, muss der Komponist wahnsinnig schnell geschrieben haben. Allein diese Zeitdimension ist Zeugnis einer ausserordentlichen Begabung.

Je öfter man die Stücke heute hört, desto mehr entsteht der Eindruck, es mit zwei Arten von Musik zu tun zu haben, denn peu à peu verblassen die Merkmale des Fremden, Frühreifen oder Vorläufigen, und diejenigen treten in den Vordergrund, die den professionellen und anerkannten Werken ähneln.

Im ersten Hördurchgang fehlt den Stücken eindeutig die Stringenz, durch die die nachfolgenden Werke des Komponisten berühmt werden, ihr interner Schub, der durchs Ganze zieht – durchs Band polyphon. Es ist also noch viel Luft zwischen den Stimmen und den einzelnen Parts beziehungsweise kleinen Formen. Trotz solcher untypischer Leichtigkeit nötigen sie einen zum mehrmaligen Hören. In ihnen dominiert schon eine ästhetische Nötigung, die man zwar nicht benennen, der man sich aber kaum entziehen kann.

Denn da will einer ausbrechen, auch wenn er weder weiss, wohin zu gehen sei, noch woher er überhaupt kommt. Er ist nicht wirklich in der Tonalität gefangen, aber er hat die Dissonanz noch nicht begriffen: allenthalben verfolgt man das Schema von einem horizontalen Prozess, der sich harmonisch abstützen zu müssen glaubt. Es gibt passagenweise Stufenharmonik, plumpe Sequenzen, Rückungen, und statt progressive Repetitionen machen sich zu viele nicht variierte Wiederholungen breit.

Debussy blitzt noch nirgends auf, keine Zerstäubung thematischer Materialien, aber von Rachmaninov kommt immerhin gewiss kein einziger Ton her. Man denkt oft an Bartók, an einen eigenwillig blank polierten, wo die Folklore wegretuschiert ist. Denn dass der Komponist aufs Aufbrechen toter Rhythmen kapriziert ist, beeindruckt am stärksten. Aber es ist eben hier die Leitfigur noch ganz Bartók, und Messiaens Rhythmen, die an den besten, kompliziertesten Stellen die Zeit stillstellen wie der Augenblick in der grossen Lanschaft, wirken hier nur partiell, quasi probeweise.

Hört man sich des längeren in diese Musik des Neunzehnjährigen hinein, erscheinen diese kritischen Merkmale als blosse Ornamente an der Oberfläche, und die Wahrnehmung richtet sich immer mehr auf eine tiefere Schicht aus, die man mit Fug als Tiefenstruktur der Boulezschen Kunst überhaupt bezeichnen kann. Man verfolgt weder Linien, Motive, und funktionale Klänge, noch Rhythmen und geschichtete Metren. Erfasst man endlich die Gesten, kurzen Impulse und langen Gestaltungsbögen, kommt man nicht aus dem Staunen heraus, wie hier schon dieselben Kompostionstechniken am Werk sind wie in den kommenden Zeiten.

Zusatz: Die CD enthält noch ein Spätwerk von Boulez, ebenfalls ein Klavierstück: Une page d’éphéméride 2005. Das Besondere sind lang andauernde Klänge, in die kurze Phrasen oder Formen gespielt werden. Wie das pianistisch zu realisieren ist, dünkt mich ein Rätsel. Auch der alte Boulez vermochte noch kompositorisch zu erstaunen.

Glissandi in MuseScore 3.5 und UVI Falcon 2.1

Freitag, 16. Oktober 2020

Vor knapp zwei Wochen gab es das Update des Falcon auf 2.1, mit der Feedback Machine und einem Wah wah (Cry Baby). Gleichzeitig fand ich endlich heraus, wie man sehr lange Glissandi macht, bis zu vier Oktaven lange…

Also machte ich mich an einen Klassiker mit solchen Goodies, Jimi Hendix im Stück, nicht unaktuell im Land der ewigen Wahl von Pest & Cholera, Star Spangled Banner:

https://www.youtube.com/watch?v=0_CfZESSAkY

Wah wah und Feedback sind FX (=Effekte), die dem Grundinstrument hinzugefügt werden. Die akustische IRCAM-Gitarre spielt die Noten ohne Köpfe, aber mit Kreuzen: die Finger sind in korrekter Spielweise auf den Saiten aufgelegt, ohne sie wirklich runterzudrücken. Die Feedback Machine kann man nicht unbeaufsichtigt durchlaufen lassen, sondern muss nach jedem Ereignis wieder abgestellt werden. Ich mache es mit einer Automationsspur des Mixers:


Die Host Automation wird ausgelöst durch Rechtsklick auf den Knopf, dann in der Liste die erste Stelle anwählen. In Cubase aufs Instrument, Rechtsklick, Automationsspur. Auf Lautstärke (Standardautomation), rechte Maus, zum Instrumentennamen gehen, rechte Maus, ersten Eintrag wählen.


Bei jedem Ton wird der Mixer angehoben und sofort wieder geschlossen. Das ist genaugleich mühsam wie beim Pedal der Klaviere (Sustain Automation CC 64).

Die Glissando-Funktion in MuseScore ist für Klaviere gut, für nicht diskrete Instrumente wie Streicher, Posaunen und e-Gitarren schlecht. Dafür gibt es das Bending. Es besteht aus einem Feld mit Quadraten, horizontal die Tonlänge, vertikal im Ganzen ein Tritonus, also die Häfte einer Oktave (das kleinste Feld vertikal produziert einen Viertelton).

Bleibt man in der Produktion innerhalb von MuseScore, gibt es nebst der Begrenzung auf den Tritonus keine weiteren Schwierigkeiten im Bending. Der Import einer MIDI-Datei aus MuseScore mit Bending ergab indes immer diffuse Resultate. Jetzt weiss ich endlich wieso.

Fast jedes Instrument hat einen Pitch Bend Modulator. Er legte früher fest, wie stark das Rad links auf der MIDI-Tastatur den Ton anheben und senken soll. Ich habe keine Tastatur, nur die Noten mit den Sonderzeichen. Die Absicht ist, dass in den Sonderzeichen ein möglichst grosses Glissando ausgelöst werden kann.

Der Pitch Bend Modulator findet sich im TREE des Falcon (1), der alle Teile des Instruments auflistet, weit unten.

Doppelklick. Es erscheint die Pitch Hüllkurve und die eigentliche Einstellung für den Pitch, den höchsten Ton, der mit einem Glissando erzielt werden soll, wenn ein bestimmter Ton in den Noten ausgelöst wird. Standard ist 2, manchmal 0. Hier wählt man. Nicht ohne Bedacht.

In MuseScore gibt es nur einen einzigen Raster fürs Bending (beziehungsweise fürs Auslösen eines Glissandos oder eines speziellen Vibratos).


Das Glissando aufwärts beträgt eine Dezime und geht dann eine Oktave abwärts zum angestrebten E. Dasselbe Bending würde in einem normalen Instrument mit dem Pitch 2 Semitones kaum wahrgenommen werden; in einem mit dem manuell eingestellten Pitch 6 von C nach F und anschliessend hinuter zu einem Viertelton über D gleiten.

Eine allgemeine Darstellung des Zusammenarbeitens von MuseScore, Falcon und Cubase gibt es seit April 2020 hier:

https://www.ueliraz.ch/produktion-musikvideos.pdf

Zusatz: Die kleinsten Mikrotöne im Verbund von MuseScore und Falcon sind nicht Halbtöne oder Vierteltöne, sondern Vierundzwanzigsteltöne, also Mikrotöne in der Grösse von 1/24. Im Instrument auf dem Falcon legt man den Pitch Bend auf 1 Semitone (man kann denselben Wert noch unterteilen…). Nun ist in der Grafik des Bendings im Schreibprogramm MuseScore die ganze Vertikale ein Halbton, ein einzelnes Feld der 12 Felder in der Vertikale nach Adam Riese 1/24tel gross. Schreibt oder zeichnet man eine Waagrechte auf der zweituntersten Linie, hat man einen Ton einen Vierundzwanzigstel höher als die geschriebene Note.

ur III: Die Neunzehnte. Ivan Wyschnegradsky und Alexander Scrjabin

Freitag, 25. September 2020

CD: Wyschnegradsky op 2 ud 40, Scrjabin op 70

Gesamtpartitur + Handschrift Carré Magique Sonore

Ivan Wyschnegradsky (1893-1979)
– 2 Préludes, op 2, 1916
– Etude sur le Carré magique sonore, op 40, 1957

Alexander Scrjabin (1872-1915)
– Sonate Nr. 10, op 70, 1913*

* Nicht ein nervöser Komponist produzierte die vielen Triller, sondern das ästhetische Programm zielt darauf, die Welt der Insekten zu musikalisieren. Skrjabin selbst nannte das Stück Insektensonate.

ur III: Die Achtzehnte. Ivan Wyschnegradsky, 24 Préludes im Vierteltonsystem

Freitag, 25. September 2020

CD: Ivan Wyschnegradsky, 24 Préludes im Vierteltonsystem, op 22

Gesamtpartitur

Ivan Wyschnegradsky (1893-1979)
– 24 Préludes im Vierteltonsystem, op 22, Nr 1-12
– 24 Préludes im Vierteltonsystem, op 22, Nr 13-24

ur III: Die Sechzehnte. Leoš Janáček, Klavier und Violine

Samstag, 15. August 2020

CD: Leoš Janáček, Klavier- und Violinsonate

Gesamtpartitur

Leoš Janáček
– Sonate 1. X. 1905, Die Ahnung, Der Tod
– Sonate für Violine und Piano (1914/1922)

Seit einem Jahr schreibe ich einzelne Musikstücke von Komponistinnen und Komponisten ab, die mir teils nah, teils fern stehen. Immer hat das Abschreiben der Noten zu Einsichten geführt, dank denen das Ansehen der KünstlerInnen gewonnen hat. In den zwei Stücken von Janáček habe ich eine andere Erfahrung gemacht. Die formtechnische Ausrichtung auf den Duktus der tschechischen Sprache mag stereotype Symmetrien aufbrechen und dadurch eine progressive Wirkung nach sich ziehen – neben dieser Besonderheit ist Janáčeks Schreiben aber doch überraschend dürftig, phantasielos, plump.

Win 10: Programmstart mit Werkseinstellung -F

Sonntag, 9. August 2020

Gestern Morgen reguläres Update Musescore auf 3.5 fehlgeschlagen, zum ersten Mal in einem Jahr. Das Programm startete – und stürzte sofort ab. Abends die Lösung im Forum: Programmstart in Werkseinstellungen, also in factory settings.

Windowstaste + r (oder: Rechtsklick aufs Startzeichen: Ausführen). Durchsuchen. Auf C:\ zu Programme, dann Musescore, dann bin, dann MuseScore3.exe. OK.

Der Pfad zur Programmdatei steht nun in Anführungszeichen in der Zeile. Ans Ende gehen, Leerschlag, Minuszeichen, Grosses F (steht offenbar eben für factory settings). OK.

Vorher die eigenen Ordner sichern (bei mir in einem Jahr Partituren, Exporte und fertige Wav-Dateien aus Cubase: 45 GB, die freeze-Dateien vorher gelöscht).

Die eigenen Paletten fand ich nicht mehr wieder. Insbesondere das Takte Schreiben wird einige Zeit dauern, für Messiaen, Boulez und Stockhausen: sie verwenden alle Takte von 1/64 bis 63/64 und darüber hinaus – weil sie beim Schreiben eben nicht an sie denken.

ur III: Die Fünfzehnte. Modest Mussorgsky, Bilder einer Ausstellung

Freitag, 31. Juli 2020

CD: Mussorgsky, Bilder einer Ausstellung

Gesamtpartitur

Promenade
Gnomus: heulendes Hinkebein, arthrosegeplagt
Promenade
Singender Troubadour vor altem Schloss
Promenade
Tuilerien mit spielenden Kindern
Bydlo: polnischer Ochsenwagen
Promenade
Ballett der Kücken in ihren Eierschalen
Samuel Goldenberg & Schmuyle: der Reiche manipuliert den Armen
Promenade
Limoges: Streit der Marktfrauen
Catacombae: Unter Paris A) Sepulcrum romanum B) Con mortuis in lingua mortua
Hühnerkrallenhütte Baba Yaga (aggressive Hexe)
Bohatyr: Das grosse Tor von Kiew