Donatoni, Borowski, Boulez, Schönberg
Montag, 30. April 2012Soeben live auf France Musique concert donné le 22 mars 2012. Coproduction Cité de la musique, Ensemble intercontemporain, George Benjamin, Direction.
Franco Donatoni, Tema pour 12 instruments (1982)
Johannes-Boris Borowski, Second, Création française
Pierre Boulez, Éclat/Multiples pour 25 musiciens (1965)
Arnold Schönberg, Suite op.29 pour 7 instruments (1925,1926)
Die Stücke von Boulez und Schönberg sind faszinierend wie eh und je, die anfänglichen Reststücke des Abends: miserere mihi! Die gute Musik treibt im Einzelstück sich selbst über sich hinaus und stellt dabei immer die Frage: bin ich das Neueste oder wäre an Neueres zu denken in diesem Moment hier und jetzt?
Zusatz: Kann man bei diesem speziellen Stück von Schönberg im Ernst sagen, dass es in dem Sinne progressiv sein will, dass es über sich selbst hinaus weist und von der Möglichkeit und Unmöglichkeit einer noch besseren Musik träumen lässt? Man hat in der Programmierung mit Schönbergs Suite eher an Donatoni und Borowski gedacht als an Boulez… (Boulez hätte der Dirigent sein sollen, scheint mit einem Auge aber am gerechten Blinzeln verhindert gewesen zu sein.) Adorno indes hörte das Stück 1928 ziemlich progressiv: „Die Neigung zu den bestehenden Spielformen, zum rondohaften Wesen vor allem, wirkt weiter; jedoch die Leichtigkeit des Spiels ist wieder die des Pierrot geworden. Zugleich aber und entscheidend erfolgt der Durchbruch in eine völlig fremde konstruktive Phantasieregion.“ (AGS 18, 359) Ein Jahr später betrachtet er es leicht weniger euphorisch, weil die „Spielcharaktere“, also die quasi frei phantasierten Formen, noch an eine Symmetrie gebunden erscheinen.(368) Bis am Schluss des Lebens gilt es ihm als Ausgangspunkt Schönbergs dafür, „das ganze musikalische Material umzupflügen“. (445: 1955/1967)