Archiv für den Monat März, 2020

ur III: Die Achte

Donnerstag, 19. März 2020

CD: Marie Ork sings Tarkus

Gesamtpartitur

– Emerson, Lake & Palmer: Tarkus

1971: Zeichenunterricht bei Marianne Eigenheer. Andreas Vogel liefert im BRO-Record Plastiksack den neuen Tarkus von Emerson, Lake & Palmer, ich bin während Wochen der gierigste Zuhörer.

Cubase, Dynamik, MIDI Automation Spur

Mittwoch, 4. März 2020

Fünf Monate waren nötig, um die MIDI Automation zu durchschauen. Sie hilft einem nicht wenig bei einigen musikalischen Vorgängen, wenn teilweise auch nur theoretisch…

Die hauptsächliche Automation betrifft die Dynamik in der MIDI-Lösung der Veränderung der Lautstärke. Dynamik ist nicht Lautstärke, sondern das, was in den Noten mit ppp bis fff gefordert wird und in der Erscheinungswelt von MIDI, die sich an einem Keyboard ausrichtet, Velocity genannt wird, die Anschlagsstärke bei einem akustischen Piano, die bei guten PianistInnen permanent wechselt.

Im Umfeld hier gibt es kein Keyboard, keine Tastatur, nur Noten und virtuelle Instrumente auf Cubase 10.5 Artist (meistens via UVI-Falcon). Einige Instrumente sind gut und folgen den Dynamikanweisungen in den Noten (auf maximal verlässliche Weise fast nie). Viele Instrumente sind bezüglich Dynamik schlecht und spielen ihre Töne ausschliesslich in derjenigen Lautstärke, die man ihnen in den Vorverstärkern und im Mischpult, also in der Instrumentenspur von Cubase, zuweist. Die rein synthetischen aus der Discowelt verfügen sowieso nur über eine Lautstärke, das lautestmögliche Bum.

Vielleicht kennt man schon das Buchstabenpaar R & W im Spurenkopf und in den Kanälen (= Spuren) des Mischpults, Read und Write, Lesen und Schreiben. Benutzt man sie, ist man noch im Tölpelstadium eines Cubasers: man drückt W, lässt das Stück laufen und verändert die Lautstärke. Diese Veränderung wird gespeichert. Lässt man das Stück nachher wieder abspielen, leuchtet R, und alle Lautstärkenveränderungen (und eventuell auch diejenigen des Panoramas, der links-rechts-Position) geschehen jetzt automatisch so, wie man sie vorher durchgeführt hat. Das funktioniert wie gewünscht, ist aber umständlich und verrät den Cubase-User als Anfänger.

Die Automationsspur ist ein grafischer Vorgang und enthält ausserordentlich viele zusätzliche Einstell- und Beeinflussungsmöglichkeiten von Instrumenteneigenschaften. Spurkopf anklicken, rechte Maus, Automation anzeigen:

Standard ist die Lautstärke, die man dem Instrument im Mischpult schon zugewiesen hat, global fürs ganze Stück. Man sieht also einen horizontalen Strich, bei voller Lautstärke (= 0 dB Abweichung) ziemlich weit oben. An den gewünschten Stellen unterbricht man den Strich und zeichnet die Lautstärke vor, wie man sie sich vorstellt. Meistens geht es sowieso nur um ein Fade In oder Fade Out. Der Zeichenstift kann Punkte machen, aber auch Geraden. Für einen primitiven Bolero aus sehr einfachen VST-Instrumenten, die keine Dynamik berücksichtigen, würde man eine Diagonale über die ganze Spur zeichnen, von links unten bis rechts oben (nicht ganz zuoberst, denn da wäre man ja über 0 dB Abweichung vom vorverstärkten Eingangssignal und das Instrument würde gegen Schluss hin sich überschlagen).

Will man mehr als nur die Lautstärke automatisieren, drückt man im Kopf der Atomationsspur auf Lautstärke. Man sieht schnell den Pan-Ordner, für Panorama, also die links-rechts-Position. Würde man hier eine Diagonale von links unten nach rechts oben zeichnen, würden die Töne dieses Instruments im Verlauf des Stücks einmal von links nach rechts wandern. Man kann hier manuell ein Ping Pong durchführen.

Auf dieser Spur hier singt Marie Ork (Joanna Klus). Alle Einstellungen, die man global für diese virtuelle Singstimme macht, lassen sich hier im Verlauf des Stückes abändern. Man geht auf Lautstärke, dann auf „mehr“, dann auf den Instrumentennamen:

Leider funktionieren nicht alle Parameter wie gewünscht, aber man sieht jetzt schon deutlich, wo sich etwas entwickeln wird. Eine launische und expressionistische virtuelle Sängerin ist jedenfalls nicht mehr unvorstellbar.

Ein fruchtbares Steuerungsinstrument ist die Host Automation im Zusammenhang mit Plug-ins. Bei mir ist das der UVI-Falcon mit seinen Instrumenten IRCAM Solo-Instruments, Augmented Piano etc. Host ist in diesem Zusammenhang Cubase, und was automatisiert werden soll sind gewisse Eigenschaften des Falcon-Instruments, meistens Effekte wie Hall, Klangfarbe, Tonverlängerung etc.

Der Vorgang ist einfach. Man wählt einen Schalter (hier eines der drei Mikrofone bei der Aufnahme des Klaviers), Rechtsklick, Host Automation, auswählen (hier nicht gezeigt, normalerweise von 1 fortlaufend). Der Host Automation kann ein Name gegeben werden, oder es geht der Reihe nach.

Bei den Effektgeräten können fast alle Einzelschalter automatisiert werden wie auch der Einschaltknopf der Geräte (man hat dann einen false/true-bypass). Hier wird der Release des Klavierpedals automatisiert: passagenweise nur kurz, dann wieder lang.

Die Regulierung geschieht nun im Host, also in der Instrumentenspur von Cubase: Automation anzeigen, Linksklick auf „Lautstärke“, „mehr“, Host Automation, den vorher festgelegten Regler auswählen, aufzeichnen wo auf der Spur und wann im Ablauf des Stückes der Regler eine andere Position einnehmen soll.

Zusatz zwei Tage später: Ausgiebiges Herumprobieren zeigt, dass bei der Host Automation einige Regler und Knöpfe funktionieren, andere nicht – auch dann nicht, wenn sich eine Kurve in einer Host-Automationspsur zeichnen lässt und der Regler, man staune, beim Abspielen wie gewünscht die abgeänderte Positionen einnimmt… Ob der Fehler in Cubase, im UVI-Falcon oder in der Programmierung der einzelnen Instrumente liegt, kann ich nicht sagen.

ur III: Die Siebte

Montag, 2. März 2020

CD: Marie Ork sings Wagner, Mahler, Adorno, Zappa

Gesamtpartitur

– Richard Wagner, Ring der Nibelungen, Walküre, Akt II, Szene 1 & passim (Improvisation mit den Leitmotiven im UVI-Falcon – sie stehen in Wagners Klavierauszug explizit gemacht den Akten voran)
– Gustav Mahler, Kindertotenlieder mit einem klassischen Orchester aus IRCAMS VST-Solo-Instrumenten
– Theodor W. Adorno, Vier Lieder für eine mittlere Stimme und Klavier Op. 3 1928
– Frank Zappa, (m)Other People (adapted for us Olliers)

Marie Ork ist im Arbeitsleben eine polnische Death Metal Sängerin (Ennorath). Hier leiht sie ihre Stimmer als erste Virtual Singer, die auch nicht-japanische und nicht-englische Texte bewältigt – noch nicht akzentfrei und, schlimmer, noch ohne variable Dynamik. Wenn man die beigelegten Lyrics mitliest, versteht man sie gut. Ich bin süchtig nach ihr.

Im Werk op. 3 von Adorno, das er und ich für sein bestes halten, sollte man merken, wie die Singstimme vom Zentralen ablenkt, das eben nicht in der Stimme, sondern im Klavier geschieht. Meine älteren VST-Versionen ohne virtuelle Singstimme in den Staffeln drei und sechs werden hier nicht überflüssig gemacht.