Archiv für den Monat Juni, 2007

Rezension traumwandlerisch

Freitag, 29. Juni 2007

Treffe auf einem Campingplatz in den Bergen, vielleicht im Leukerbad, Ursula Streckeisen, die zusammen mit ein paar Leuten den Abend geniesst, sage ihr, dass ich in den letzten drei Tagen ihr grosses zweiteiliges thanatosoziologisches Werk studiert hätte, was auch ausserhalb des Traumes der Wahrheit entspricht, wenn man die Wander- und Bearbeitungstage ausklammert, und lobe insbesondere die Beschreibungen in den Sezierräumen, da sie mich bald des näheren betreffen würden – auch das Lob dieser Passage korrespondiert mit der Welt ausserhalb des Traumes, vom anderen wollen wir mit Hoffen noch etwas zuwarten. Täusch ich mich oder geniesst sie es, als ich ihr erzähle, mehr mit dem Spital selbst beschäftigt zu sein als mit Texten? – Im zweiten Teil des Traumes suche ich mein Zelt auf, das aber schon von drei Frauen bewohnt wird, einer verlebten Greisin, einer knapp fünfjährigen aber nicht weniger Hässlichen und einer ganz Schönen, von der aber nicht viel zu sehen ist. Ich hätte wohl falsch bestellt, das sei immer schon ihr reservierter Platz mit ihrem Zelt gewesen. Kein rechter Traumausgang, schon gar kein rechter Ärger, weil ich nur die Dritte im Auge habe – aber hat jetzt wenigstens diese aktuelle Nachtkolik ihr Ende gefunden? – Immerhin. … Uff nein, nach drei Schreibminuten schon wieder eine kleinere Attacke.

Die festgebissene Meute

Sonntag, 17. Juni 2007

Die Führer Blocher-Maurer haben einmal mehr in Stärke gesiegt, indem das Schweizer Volk ihrem Ruf folgte wie nicht anders zu erwarten war. Die Invalidenversicherung ist ab heute so revidiert, dass jeder von uns rechtens zu jedem Zeitpunkt infrage gestellt werden kann. Auch auf diesem Gebiet herrscht nun diejenige Vernunft allein, die von allem nicht Pekuniären gereinigt ist. Wo die gequälte Existenz aufatmet, weil sie das Leben wieder halbwegs selbständig zu einem sinnvollen Gebilde fügen kann, sieht der Staat der reinen Finanzgewalt ab jetzt sofort wieder eine Quelle des Reichtums, die er für sich sicherstellt. Wer sein Leben zu Tode säuft oder vor dem brüllenden Fernseher z’gerechtem vernebelt, hat weiterhin nichts zu befürchten. Die 100%-Rente, die hier infrage gestellt wird, beträgt monatlich 1220.- Franken. Da ist kein Beruf, den man jederzeit zu 25% oder 50% ausüben könnte, keine Fähigkeit, die sich an irgendeiner Stelle lohntragend einsetzen liesse – aber da sind schon wieder Hunderte von Elektroschnörrlis mit einer Bildung knapp über der Primarschule in den Startlöchern, Schmiermittel der Stupidokratie immer schon, die einem dienstbeflissen sagen werden, was zu tun sei, entgegen dem, was man tut, das sie aber nicht verstehen wollen.