Im Berner Bahnhof sind die Geleise 12 und 13 seit jeher schlecht organisiert und im Einzelfall schlecht geführt, bezüglich des Personals schlecht gemanagt. Sowohl das zugrunde liegende System wie das Personal sind für die Fahrgäste, insbesondere die ortsunkundigen, eine Zumutung. Letzten Freitag fuhr der Zug 17.08 Uhr Richtung Neuenburg und Murten/Payern eine halbe Stunde später, ohne Auskünfte die ganze halbe Stunde, dann ohne Ansage auf dem gegenübergelegenen Geleise und mit einer einzigen statt mit vier Kompositionen.
Soeben ging es an derselben Stelle um Leben und Tod. Bevor der Zug auf Gleis 12 mit der fahrplanmässigen Abfahrt 9.08 Richtung Neuenburg und Murten vom Depot herkommend einfuhr, gab es eine mehrmalige Ansage, dass er ausserplanmässig statt auf Gleis 12 auf Gleis 12 abfahren würde. Merde, ich habe mich nicht vertippt! Normalerweise steht kein Personal für Fragen auf dem Perron. Heute standen über fünf orange gewandete Personen zu Diensten, die einem spontan die Frage stellten, wohin man müsse. „Nach Bümpliz.“ „Das ist okay, Sie stehen richtig und der Zug fährt hier ab.“ Eine Minute vor acht ab neun fährt der Zug ein … auf Gleis 13. Die Orangen staunten noch verwirrter als die Fahrgäste (wir sind solche Überraschungen in diesem Bereich des Berner Bahnhofs gewohnt). Dann fährt der Zug ab, kein wirkliches Problem bis jetzt.
Plötzlich zweifle ich an meinem Bewusstseinszustand. Werde ich dement oder alzheimergeplagt: ich erkenne die Aussenwelt nicht mehr!!! Wir fahren falsch!!! Mir wird heiss und kalt, denn es ist leicht zu sehen, was das bedeutet: wir fahren über die Fribourger Strecke und dann auf derjenigen nach Belp und nach Schwarzenburg! Werktags gibt es an dieser Übergangsstelle sicher vierzig Züge in der Stunde – und unsere Zugfahrt ist nirgends vorgesehen… Beim Europaplatz hält der Zug, und der Tourist vis-à-vis beginnt nun auch zu kapieren. Auch wenn wir auf der linken Spur halten, sind wir nicht sicher, ob ein Zug nach Belp oder Schwarzenburg von hinten auf uns auffährt… Die Türen sind geschlossen, endlich meldet sich der Lokiführer: immerhin hat er die Falschfahrt als solche registriert und mit der Aussenwelt, die das Chaos indes uns eingebrockt hatte, Kontakt aufgenommen. Die Tür lässt sich jetzt öffnen, ich spurte die Treppe hinauf. Nur schnell weg von jedem Gelände der BLS und der SBB.
Bei der SBB und der BLS sollte endlich zur Kenntnis genommen werden, dass das Perron 12/13 im Bahnhof Bern einem falschen System untersteht und bis in die Personalien neu organisiert werden muss. Die Fahrgäste müssen an jeder Stelle in Erfahrung bringen könnnen, wann ein Zug abfährt und wohin. Nein, heute ist das unmöglich: kein Zug ist angeschrieben, keine genügende Anzahl von Tafeln ist vorhanden, die einem die Auskunft vermitteln würden. Dieser Systemfehler ist so grundlegend, dass er offenbar auch aufs Verhalten des Personals Auswirkungen zeigt, wie diejenige einer falschen Weichenstellung.
Zusatz anderntags am Abend: Bei der Heimreise von der Emmener Alp habe ich die Strecke nochmals angeschaut. Ganz so extrem schlimm war es gestern nicht, weil der Geleiseverlauf Richtung Belp und Schwarzenburg gar nicht über die Fernlinie Fribourg-Lausanne geht, sondern unter ihr ein paar Meter abtaucht. Zu befürchten war nur, dass ein Folgezug von hinten in den unseren auffährt. In der Skizze oben dürfte die rote Linkskurve nicht ohne Unterbruch durchgezogen sein, da sie in Wirklichkeit unterhalb des Niveaus der gelben Strecke verläuft.