Archiv für den Monat Dezember, 2018

Glutenvergessen den Gluteus im Aug

Montag, 31. Dezember 2018

Der Musculus Gluteus macht den Jungfrauen und den alten Männern gleichermassen Kopfzerbrechen. Man & frau sucht nach Übungen, die ihn stärken, damit er einerseits dem Gefallen aller Augen, andererseits dem weiten und schnellen Schritt besser diene. Vor über einem Jahr begann der rechte, mir übel mitzuspielen. Ab April 2018 wurde ein dreimonatiges Programm der Physiotherapie absolviert, in dem diverse Übungen gute Ziele erreichten. Obwohl alle Stretchübungen auch nach diesen drei Monaten täglich weitergeführt wurden, nahm ihre Wirkung stetig ab; von einer Nachhaltigkeit konnte von Anfang an nicht die Rede sein. Das einzige, was klar wurde, ist der Auslöser, der sich aber nicht füglich umgehen lässt: das Sitzen. Nach einem erfolgreichen einstündigen Spaziergang musste jeweils für zehn Minuten Zug und Tram gefahren werden. Die ersten fünfzig Schritte nach dem Verlassen dieser Fahrzeuge wurden ausnahmslos zur Qual (Arthrose im Gelenk gibt es keine, aber ein zweimal in der Frühkindheit gehakter Beckenkamm mit unruhiger Knochen- und Knorpelsubstanz im ganzen umliegenden Raum). Erst beim Güxlen in die Boudoirs der Jungfrauenübungen, ausgelöst durch einen Blogartikel im Tagesanzeiger, fand ich eine Übung, deren Resultat begeistert. Pamela ist die bewundernswerte Youtube-Lehrerin fürs Booty-Training (eigentlich hätte mich Father Zappa schon auf die Spur bringen können, mit Sheik Yerbouty, aber ich stolperte über meine Ignoranz). Da ich nicht so gebaut bin wie sie selbst und ihre Elèven, musste ich die einzige Übung, die in Frage kommt, leicht abändern. Entstanden ist „Rechtes Schaufelrad eines Dampfers auf dem Vierwaldstättersee unter dem Kommando des alten, einbeinigen Kapitäns Sandmeier“: Linkes Bein vorne, aufs rechte Knie gehen, den rechten Fuss ausstrecken (Fusssohle schaut nach oben). Auf beide Knie gehen. Rechten Fuss nach vorne ziehen. Auf rechtem Bein aufstehen. – Eine Gluteusübung ist dann erfolgreich, wenn im Anschluss an sie selbst das Hochziehen des Knies zum Kinn nicht mehr schmerzt (ich habe mir sagen lassen, das sei die Fussballerübung vor der Profischlacht). Leider führt selbst Pamelas Geniestreich nur halb zu diesem Ziel; auch nach dem Schaufelrad bedarf es anderer Übungen, inklusive der Massage vom Knie über den Schenkelhalskopf bis zum Rücken (Massagen haben bekanntlich nicht die geringste Langzeitwirkung und müssen komplett durch Stretching ersetzt werden, wenn ernsthafte Schmerzen vertrieben werden sollen). Endlich stellte sich die Lösung ein, die Übung mit dem Titel „Dumeng Giovanoli“: Ohne Schuhe in die Hocke gehen und das Lauberhorn bis nach Wengen runtuntersausen. Siehe da: nach dieser Übung lässt sich auch das Knie des Beines mit dem deformierten Becken wieder bis unters Kinn reissen (nicht viel mehr als zehnmal, aber immerhin ohne Massagezusatz). Man darf wieder darauf hoffen, das man als früher Sechziger nicht definitiv wie ein später Achtziger herumschlurfen muss.

György Kurtág, Endspiel

Sonntag, 9. Dezember 2018

Soeben live auf SWR 2 Uraufführung vom 15. November 2018 in der Mailänder Scala mit Hamm: Frode Olsen, Clov: Leigh Melrose, Nell: Hilary Summers, Nagg: Leonardo Cortellazzi, Chor und Orchester der Mailänder Scala, Leitung: Markus Stenz.

György Kurtág: „Fin de partie“ (Endspiel), Oper in einem Akt nach Samuel Beckett

Zweifellos eine der besten Opern überhaupt – in ausgefeilter Tonsprache.

Zusatz: Ein zweites Hören derselben Aufnahme eine Woche später, gestern Abend 16. 12. 2018 auf WDR 3. Kurtágs Musik versteckt allgemein das Progressive – also den den künstlerischen Drang zu einem Neuen – wie in einem Vexierbild. Beim zweiten Hören dominierten die konservativen kompositorischen Momente, und was mich beim ersten Hören faszinierte, erschien fast nur im zweiten Teil. Ein herausragendes Werk nichtsdestotrotz!