Archiv für den Monat Februar, 2019

Berio, Chauris, Sauders, Gagneux, Rihm

Mittwoch, 27. Februar 2019

Soeben live auf France Musique Concert donné le 14 février 2019 au Studio 104 de la Maison de la Radio dans la cadre du Festival Présences 2019 : Wolfgang Rihm, un portrait, avec Nicolas Hodges, Piano.

Luciano Berio (1925 – 2003), Sequenza IV . – Musik von zuhause, als die Welt noch weniger fremd erschien.

Yves Chauris (1980-), Circonstances de la nuit (Sonate n°2). – Antirhythmische, umso poetischere Repetitionen mit viel Luft, scharfen Akzenten und wundersamen Aufpfropfungen.

Rebecca Saunders (1967 – ), Crimson. – Schon Besseres gehört von ihr, kaum eine Kraft sichtbar, die sich entfalten möchte.

Renaud Gagneux, Six Haikus de Issa (1 Temple de montagne Un son de cloche venu Du fond de la neige ! 2 Calmes, calmes Les nuages de l’été Au fond du grand Lac… 3 Avec le plectre Du shamisen, je ramasse Les perles de grêle éparses. 4 Elle est la première A pénétrer dans le sanctuaire L’hirondelle ! 5 Le cheval roux D’un coup de gueule, chasse en soufflant la luciole. 6 Imperturbable Elle regarde la montagne La grenouille.). – Kindisch, senil, ärgerlich.

Wolfgang Rihm (1952 – ), Zwei Linien [ Composé pour Nicolas Hodges]. – Kann man mit tonalen Materialien, hier ausgeliehen bei Bach, seriell komponieren? Nein.

Diana Soh

Donnerstag, 21. Februar 2019

Gestern Abend live auf France Musique concert donné le 13 février 2019 dans le cadre du Festival Présences 2019 : Wolfgang Rihm, un portrait.

Dabei eine Komponistin kennengelernt, die man besser nicht aus den Augen lässt: Diana Soh. Insbesondere das nachstehende Stück ist sehr gut angekommen, in der Pause gesendet.

Diana Soh, Arboretum : of myth and trees. Elise Chauvin, soprano, Ensemble Court-Circuit, Enr. 19 juin 2013 (Ircam, festival Manifeste), Document privé.

Ctrl z bei Wacom und Photoshop CC 2019

Freitag, 15. Februar 2019

Die Undo-Tastenkombination ctrl z wurde im neuen Photoshop stillschweigend abgeändert: statt nur einen Schritt zurückzugehen und beim zweiten Betätigen wieder den vorherigen Zustand wiederherzustellen, geht die Funktion kontinuierlich im Protokoll rückwärts. Das alleine könnte einem schon zum Problem werden. Wer aber mit einem Wacom Tablet zeichnet, hat wohl immer eine Taste mit ctrl z belegt. Bis anhin führte ein Tastendruck beliebig weit zurück: mit der einen Hand zeichnete man, mit der anderen korrigierte man unaufhörlich, so weit im Zeichnungsprozess zurückgehend wie nötig. Und neuerdings? Der Tastendruck geht exakt einen Schritt zurück – der erneute Tastendruck bewirkt eine Wiederherstellung… Was für ein Blödsinn!

Die Lösung ist einfach. Photoshop/Bearbeiten/Tastatur/Bearbeiten. Hier den Haken setzen für die alte Funktionsweise von ctrl z.

György Kurtág, Endspiel – 3. Hören

Donnerstag, 7. Februar 2019

Gestern Abend live auf France Musique Uraufführung vom 15. November 2018 in der Mailänder Scala mit Hamm: Frode Olsen, Clov: Leigh Melrose, Nell: Hilary Summers, Nagg: Leonardo Cortellazzi, Chor und Orchester der Mailänder Scala, Leitung: Markus Stenz.

György Kurtág: „Fin de partie“ (Endspiel), Oper in einem Akt nach Samuel Beckett

Beim dritten Mal Hören im Zeitraum von zwei Monaten erscheint mir das ganze Stück vorbehaltlos als Meisterwerk. Es lohnt sich wohl immer, ein Werk schon gut in den Ohren zu haben, wenn man in ihm Entdeckungen machen will – und dieses Hören bestand aus einem Fluss ununterbrochener, begeisternder Entdeckungen. Denn die löcherigen, zerfallenen Partien – und es gibt nur solche – werden im quasi informierten, vorgespurten Hören gehaltvoll, plastisch und diskursiv wie die alten Körperpartien, die kraftlos die Bewegungen aufhalten, durch geduldige Physiotherapien wiedererstarken. Ich vertraue endlich der Kurtágschen Konstruktion und darauf, dass sie das im Zerfall Erscheinende in einem virtuosen Band zusammenhält, souverän, nicht nur sporadisch. Ich habe lange gebraucht, um die ästhetische Intention im Trümmerhaufen wahrzunehmen – rekonstruierend verstehen tue ich sie noch nicht – dass das Neue dann zu packen wäre, wenn das Herkömmliche nicht nach einem Prozess des Zerfalls, sondern im Prozess selbst aufgegriffen wird. Erst jetzt will mir das Progressive in Kurtágs Musik wie Schuppen von den Augen fallen.