Archiv für den Monat März, 2016

Beethoven, Missa Solemnis

Dienstag, 22. März 2016

Soeben direkt live auf Bayern 4 aus dem Festspielhaus Salzburg: Ludwig van Beethoven, „Missa solemnis“, op. 123. Krassimira Stoyanova, Sopran, Christa Mayer, Mezzosopran, Daniel Behle, Tenor, Georg Zeppenfeld, Bass, Chor des Bayerischen Rundfunks, Sächsische Staatskapelle Dresden, Leitung: Christian Thielemann.

In den letzten vierzig Jahren die erste Aufführung, die dem äusserst reichhaltigen Werk gewachsen ist. Grandios!

Moguillansky, McCormack

Freitag, 18. März 2016

Gestern Abend direkt live auf Deutschlandradio Kultur MaerzMusik – Festival für Zeitfragen, Live aus dem Haus der Berliner Festspiele, Ensemblekollektiv Berlin, Daniel Plewe, Klangregie, Leitung: Enno Poppe. (Im Ensemblekollektiv Berlin vereinigen sich das Ensemble Adapter, das Sonar Quartett, das Ensemble Apparat und das ensemble mosaik zu einem gemeinschaftlichen Klangkörper.)

Eduardo Moguillansky, „Jardin d’Acclimatation“ für großes Ensemble (Uraufführung). – „Eduardo Moguillansky … untersucht die akustischen Sekundäreffekte körperlicher Spielaktionen auf diversen Instrumenten und technischen Gerätschaften.“ Kaum jemals gab es ein Konzert mit einem Orchester zu hören, bei dem die einzelnen Instrumente in keinem Moment zu identifizieren waren. Man hatte den Eindruck, das Ganze sei bis in die Details elektronisch produziert, und doch hörte man einem durchkomponierten musikalischen Werk zu, von dem man wegen der kompositorischen Kraft in keiner Sekunde ablassen wollte. Ein ziemlich eindrückliches Stück, bei dem man kaum glaubte, dass es durchgehend in herkömmlicher Weise dirigiert wurde.

Timothy McCormack, „Karst“ für großes Ensemble (Uraufführung). – Auch bei diesem Stück etwas Rätselhaftes, die Grösse des Orchesters, das die ganze Zeit ohne Dirigenten spielte, in Gruppen mit einer gewissen Eigenständigkeit und dem unerwarteten Eindruck, dass die komponierten Gegenläufigkeiten der Gruppen punktgenaue Prozesse in Gang setzten, als gäbe es die Eigenständigkeit gar nicht. Eine ganz andere Musik als im ersten Teil des Konzert, mit demselben bewundernden Staunen beim Zuhören.

Momi, Donatoni, Evangelisti, Sciarrino, Nono

Montag, 14. März 2016

Soeben live auf France Musique concert enregistré le 14 février 2016 au Studio 106 de la Maison de la Radio. Nicolas Hodges piano.

Marco Momi, Tre nudi pour piano préparé. – Lebendig und feurig akzentuiert.

Franco Donatoni, Rima, deux pièces pour piano. – Pfadfindermusik à la George Gruntz, das zweite Stück besser.

Franco Evangelisti, Proiezioni sonore, strutture pour piano. – Perfekt und genau das, was ich ab und zu brauche, aber zu kurz.

Salvatore Sciarrino (1947), Quatro Notturni (extraits) : n°3 et n°4, Due Notturni crudeli. – Gespielte Aufregung mit musikalischer Spannung nur im zweiten Drittel (in einem Gesamt von vier Stücken…).

Luigi Nono, … sofferte onde serene… pour piano et bande. – Una musica come il ritorno d’Uli isses: Nono ist unverwüstlich. (Sass nachmittags am Bettende des Vaters auf der Emmener Alp im schwerhörigengerechten Discosound der „Musigwälle“ des Schweizer Radios, Heimatklänge wie die von Nono, nur surreal.)

Peter Eötvös, Tri Sestri

Samstag, 12. März 2016

Soeben live auf Ö1 Aufnahme vom 6. März 2016 mit Chor und Orchester der Wiener Staatsoper, Dirigent Peter Eötvös.

Peter Eötvös: „Tri Sestri“ („Drei Schwestern“).

Ohne Bild und ohne Russischkenntnisse hat man keine Ahnung, was auf der Bühne im Moment abgeht – trotzdem folgt man dem Ganzen mit Spannung.

Benjamin, Ligeti, Boulez, Haas

Dienstag, 8. März 2016

Soeben live auf Bayern 4 grandioses Konzert vom 27. Februar 2016 im Münchner Prinzregententheater mit SWR Vokalensemble, SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, Leitung: George Benjamin. Solisten: Klaus Steffes-Holländer, Matan Porat, Florian Hoelscher, Julia Vogelsänger, Akiko Okabe, Christroph Grund, Klavier.

George Benjamin: „Ringed by the Flat Horizon“. – Beeindruckende Donnergebilde, aber auch dazwischen ganz okay.

György Ligeti: „Clocks and Clouds“. – Immer wieder erstaunlich, mit welcher Klarheit bei Ligeti musikalische Teilkonzepte wie eben „das Wolkige“ und „das Uhrenhafte“ in Erscheinung treten und zueinander in eine Beziehung geraten.

Pierre Boulez: „Cummings ist der Dichter“. – Tönte früher aufregender.

Georg Friedrich Haas: „Limited approximations“. – So gelungen hat noch kaum ein Haasstück gewirkt.

Zusatz drei Tage später: dieselbe Konzertaufnahme auf SWR2 (in der Reihenfolge sind Ligeti und Boulez ausgetauscht):

Benjamin – Eh man sich’s versieht, ist nur noch Messiaen zu hören. Heute deutlich schlechter als vor drei Tagen.

Boulez – Das Stück mangelt an einem stetigen Impuls; die Interpretation ist untadelig, jedenfalls nicht schlechter als früher. (Immer wieder irritierend festzustellen, wie viel von Répons schon in den frühen Stücken angelegt war.)

Ligeti – Bleibt, hat jetzt aber weniger gefallen.

Haas – Auffallend ist auch hier wie in früheren Stücken von Haas zuweilen die reine Affektiertheit (zuweilen….). Zuweilen ist das Stück einfach genial. Die KomponistInnen heute haben zu ihren Werken weniger als früher ein Verhältnis als wie zu einem System. Für das psychische Subjekt des Alltags ist das gut und befreiend – aber fürs kompositorische? Man sollte quasi therapeutisch mit Haas zusammensitzen und ihm klarmachen, welche Passagen drinliegen, welche nicht. (Man sollte das Kritisieren seinlassen, das verbindlich sein will.)

Saunders, Newski, Lang

Freitag, 4. März 2016

Soeben live auf SWR2 Konzert vom 7. Februar im Theaterhaus Stuttgart mit Barbara Konrad (Viola d’amore), Klaus Lang (Harmonium), Elena Revich (Violine), Dirk Rothbrust, Christian Dierstein (Schlagzeug), Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, Leitung: Emilio Pomàrico.

Rebecca Saunders: „Void“ für Schlagzeug-Duo und Orchester. – Saunders wird immer besser.

Sergej Newski: „cloud ground“ für Violine und Orchester. – Problematische Idee mit alten Gattungen, aber im Detail gut umgesetzt. Ewig möchte ich mich nicht solchen ästhetischen Spielereien ausgesetzt sehen.

Klaus Lang: „viola. harmonium. orchester.“ für Viola d’amore, Harmonium und Orchester. – Erstaunlich, wie einen diese Musik in den Griff nimmt, als ob man sie ewig hören möchte.