Archiv für den 'Tiere'-Themenbereich

Sebastien Tinguely

Freitag, 10. Juni 2016

Der Unterwalliser Biologe und Fotograf Tinguely hat seine Website neu gemacht. Mein Favorit unter den Bildern ist eine Gruppe von Rebhühnern mit einem Steinbock:

Sebastien Tinguely

Man sollte einen kühlen Oeil de Perdrix zu trinken haben.

Meisendavid gegen Ichgoliath

Sonntag, 7. Juni 2015

Da die jungen Staren das Futter nun selbständig aufpicken, ist die Saison der Vogelfotografie am Ende angelangt; die Installationen sind vom Sims in den Keller gezügelt, und die Vogelscheisse ist durch den gestrigen starken Gewitterregen mit Hagel schon fast vollständig weggeputzt. In einem Dosendeckel wurde seit ein paar Tagen den Meisen auf der Innenseite des Fensterboards der Rest der Cashews und Pinien angeboten, bis auch dieser heute Früh weggefressen war. Ich stehe bei offenem Fenster ganz im Innern des Zimmers, wo eine Meise auf dem vierzigjährigen 2 x 3m Bachtiar bis in die letzten Winkel abgespaltene Körnerteile sucht. Dreimal nähert sich der weibliche Fünfzentimeterwicht im Zickzack dem Einsfünfundsiebzighohen. Beim vierten Mal überwindet er seine Skrupel, nimmt Anlauf und pickt in den grossen Zeh – und schaut weiter angriffslustig in die Höhe, bis er sich endlich aus dem Staub macht. Nein, es wird nichts Weiteres zu fressen geben in diesem noblen Etablissement.

An der Tubentränki tubetänzig

Mittwoch, 13. August 2014

Da der Nasssommer 2014 die Alpwege pflotschig und, vermittelt durchs Wanderverbot, mich ranzig wie fettrig macht, darf der erste Herbststurmwind – noch vor Miaoût! – keine Ausrede für den täglichen Gang durch den Könizbergwald sein.

Ein besserer Indianer hätte die Zeichen zu deuten gewusst: schon der Pfaffensteig war trotz seiner Steilheit mit herabgestürzten Ästen belegt, die sich an ihm festkrallten. Montaigne verspottete als früher Bergmensch die Zuhausegebliebenen, und also überstieg ich sie wie ein Pfaffe gedankenlos. Doch bald nach der Rechtskurve Richtung Südwest zuoberst und nach dem Zusatzanstieg mal in kleinerem Gehölz, mal schon im grossen Wald, begann mir klar zu werden, was ein richtiger Wind im Wald zu bewirken imstande ist. Die Tannen sind dort oben riesig, gleich hoch wie die Kiefern, und von ihrer obersten Höhe prasselten die vollen, von den Baumtieren noch nicht geernteten Tannzapfen auf den Boden. Man wird auch Tage später ihre Haufenansammlungen sehen können. Alle zehn bis zwanzig Meter riss ich die Nerven zusammen, die rechte Hand auf der linken Schulter oder auf dem Kopf, um den Tannzapfenhagel durchqueren zu können. Den ganzen Sommer lang schwitzte ich in diesem Wald, doch war es vorher immer wegen feuchter Hitze oder einem kleinen Regen, war es heute aus purer Angst. Einmal drinnen, war an ein Umkehren nicht mehr zu denken. Und auch nicht mehr erwünscht, denn ich wusste, dass in der Gegend der Taubentränke und des Sterns, sozusagen auf dem Gipfel des Könizberges, der Buchenwald über die Tannen dominiert. Naturkenntnisse können wie meine jämmerlich sein. Zwar wurden die Abstände zwischen den Plätzen mit Tannzapfengewittern grösser. Doch heimtückischer, weil viel weniger hörbar, trafen nun Äste wie Speere und Lanzen auf den Grund, metrig bis überzweimetrig, im steinigen Weg auftanzend, im weichen Waldboden nebenan schnurstracks feststeckend. Ich lehnte mich wo möglich dicht an eine dicke Buche und beäugte das brüchige Dach des Waldes, um dann möglichst lange Strecken ohne Astfall abzupassen. Trotzdem prasselte es links und rechts sowie knapp hinter und vor mir runtunter. Wie hatten die Rehe und Hasen im Gehölz über den Tubentänzigen zu wiehern! Endlich kam die oberste scharfe Linkskurve über der Taubentränki, und nach letzten zittrigen 200 Metern war ich an der ersten von mehreren lichten Passagen. Da wurde es nun zu einem Genuss, den sehr hohen Bäumen, die nur noch in kleinen Gruppen bestehen, bei ihrem tapferen Widerstand gegen den Sturm zuzuschauen, im Schutz der verbreiteten Brombeeren und sonstigen Stauden, in denen man des Morgens mit vergnügten Waldtieren Kontakte pflegen darf.

Vipern

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Gestern Nachmittag mit dem Inselarzt am Computer Szintigrafie- und CT-Bilder von 2002, 2006 und von diesen Tagen angeschaut und darüber gestaunt, wie viele Nester von Chondromen es gibt. Eines steht fest, dass von allen diesen nur das eine im linken Acromion wächst und dass die Verwachsung vom Schulterblatt nicht getrennt ist (im gesunden Zustand ist das Acromion zwar mit dem Schlüsselbein verbunden, pseudogelenksmässig, nicht aber mit dem Schulterblatt). Ob das Wachstum ungebremst weiter geht und ob das Gebilde bereits mutiert ist oder früher oder später mutiert, wird erst noch untersucht. Wie auch immer der Zustand in dieser Nachäffung von Tschernobyl und Fukushima zu deuten ist – die vergangene Nacht hatte ich ununterbrochen von Vipern geträumt, auf eine so bösartige Weise, wie man sie sich nicht zu träumen wagt. Beim letzten Aufwachen schien mir endlich klar, dass ich die ganzen Jahre die Vipern nicht aus dem Grunde der Herausforderung eines kleinen Abenteuers fotografierte, sondern aus verborgenen Gründen der reinen Mimesis des eigenen Körpers selbst, in alter Sprache des Leibes. Im Moment des Aufwachens tat mir dieser Missbrauch der Tiere leid.

Vipernzeichnungen

Samstag, 1. Oktober 2011

Yves Brunelli hat auf einer Seite ausschliesslich Walliser Vipernköpfe von oben zusammengestellt, die ihre Zeichnungen gut unterscheiden lassen, wie sie an den jeweiligen Lokalitäten anzutreffen sind:

http://vipere-passion.over-blog.fr/article-la-carte-d-indentite-des-viperes-que-j-observe-85537270.html

Zwitschermaschine mit Zwischentönen

Freitag, 20. Mai 2011

Selten ein so schönes Vogelstimmenkonzert gehört wie heute Morgen mit Beginn um 4.30 Uhr, noch nächtens. Besonders reizvoll dünkt mich die Vorstellung, dass in den hohen Bäumen im Park des Schlosses von Bümpliz auch die Stimmen von Ringo Star, Rita & Pipco, oder wie die ganze Sippschaft auf meinen Simsen heisst, mitzwitschern.

Wespenmusik 2

Samstag, 23. April 2011

Das Tier in der türkischen Flöte ist keine Wespe, sondern eine Mauerbiene. Hier sieht man ins erste Loch der Flöte, gegen oben mit einer festen Mauer zugemacht – besser gesagt gegen unten, da die Biene oberhalb des ersten Loches einsteigt, im Labium.

Mauerbiene beim Einstieg.

Mauerbiene beim Ausstieg aus dem Labium.

Ich habe die Flöte dann aufs Sims montiert, damit die Bienen, die solitär leben, also ohne ganzes Volk, immer Zugang haben. Zuerst aber hatte sich die Biene lange nicht mehr orientieren können.

Die neu auf dem Sims montierte Flöte.

Wespenmusik 1

Samstag, 23. April 2011

In den letzten Tagen habe ich ein paar Male gesehen, wie eine Wespe sich am Büchergestell zu schaffen macht, in der Nähe der aufgestellten, erhaltenen Postkarten. Heute sah ich, wie eine einzelne oder mehrere abwechslungsweise in eine alte Flöte aus der Türkei einsteigen, die knapp neben den Karten liegt, teilweise vor ihnen. Was die da nur machen? Und wieviele wohl in einer einzigen Flöte hausen mögen? Auf der Animation sieht man, wie eine einsteigt, knapp drei Minuten geräuschlos innen bleibt und dann wieder wegfliegt, um nach über zehn Minuten zurückzukehren – oder diesen Weg für eine andere freizugeben.

Nach dem Einstieg vergehen 2 Minuten 40 Sekunden – bis zum nächsten zehn Minuten.

Vorwurf der Natur

Donnerstag, 14. April 2011

Vorgestern wurde die Konstruktion des Futterplatzes auf dem Fenstersims entfernt, ohne weitere Reinigung. Die wenigen Vögel, die während den letzten Wochen noch hierher fanden, putzten auch die kleinsten Reste weg. Gestern Morgen wusch ich den Platz sauber, nicht nur den Sims, sondern auch die Lücken im Fensterrahmen und das Fenster selbst. Am Nachmittag erfolgte das Desaster: zuerst kam der junge Star, machte einen Veitstanz mit gefährlichen Luftsprüngen und hackte fast eine halbe Minute mit dem riesigen Schnabel in die Wandmauer, nicht ohne zwischendurch wütende Blicke durch die Fensterscheibe zu schleudern. In der Dämmerung trank ich ein Glas Wein in der Küche, rauchte eine Zigarette und hielt das Fenster offen, das parallele zum Fotofenster. Eine dunkle Kohlmeise, die sich vom Hintergrund nur schwächlich abhob, hüpfte auf die Innenseite des Fensterrahmens, hielt den Kopf schräg und schaute mich von unten an, stumm aber voll des Vorwurfs. Ich hatte kein schlechtes Gewissen – aber ich schaute sehr genau dorthin, wo ihre Augenpunkte waren.

Mehr Spass mit Ringo in der Disco

Sonntag, 27. März 2011

(Auf meinem Bildschirm ruckelt diese Animation. Keine Ahnung wieso, denn auf einer gewöhnlichen html-Seite oder im Mail-Programm läuft sie optimal.)

Spass mit Ringo in der Disco

Sonntag, 27. März 2011

Erlkönigs Töchter in der Disco

Sonntag, 27. März 2011

Ringo in der Disco

Sonntag, 27. März 2011

Star Star

Freitag, 18. März 2011

Auf Goats Head Soup, der gelben Platte mit Angie und der Zunge als Zusatz – eine Art Yellow Shark der Stones – gab es ein Stück mit dem Titel Star Star, das aber eigentlich Starfucker hätte heissen müssen und also einem manifesten Eingriff der Zensur unterlag, der die Gespräche auf dem Pausenplatz mit der nötigen Würze versetzte. Noch bessere Musik erlebe ich seit drei Tagen beim Fotografieren meines Fenstersims, wo sich eine Starenkleinfamilie unter die Erlenzeisige, Kohl- und Blaumeisen, Amseln und Kleiber mischt. Zu dritt positionieren sie sich vor ihrem Auftritt über, neben oder unters Fenster, immer auf dem Dach, sei es auf dem First, dem Vordach des Zimmers oder der Auffangstange über dem Kännel. Ich stehe knapp zwei Meter im Innern des Zimmers, hinter einer schwarzen Schranke quer durchs Zimmer als simpelstem Tarnzelt und dem Stativ mit dem montierten Fotoapparat. Solche Sounds sind mir von Messiaen nicht bekannt (alle Klavier-CDs gerade weggeliehen), sehr wohl aber von Pink Floyds Meddle, vereinfacht, und verstreut von Stockhausen, denaturalisiert, in Einzelpassagen auch aus den Soloplatten von McLaughlin, wo er Ende der siebziger Jahre als erster mit den kommerziellen Varianten der Modulatoren spielt. Man macht sich keine Vorstellung, was aus den Kehlen von drei so kleinen Lebewesen entstehen kann: diese Vielfalt, dieses permanente Überschreiten der Grenze zwischen Chaos und Urlaut hin zum durchgestalteten, nicht unkomplexen Gebilde – und dieser Drang, insbesondere des Babys, aus dem Gefängnis des plumpen Körpers ausbrechen zu können! Noch nie habe ich das so stark erlebt, dass nicht der Wille zur Macht die Vitalität ausmacht, sondern der Wille, wie ihn nur die körperlich Beschädigten erfahren, die Unflexibilität des Körperlichen durchbrechen zu können. Und noch nie habe ich den Wunsch wie jetzt verspürt, die Kamera mit einem Tonaufnahmegerät ergänzen zu können, weil die Sounds, die die Tiere von sich geben, ihre eindrückliche Gestalt, die an die Figuren aus dem alten Ägypten erinnert, noch übertreffen. Hoffentlich kommt die Supergroup aus früheren Zeiten auch dann noch einmal vorbei, wenn die Sonne morgens für weniger als eine Stunde ihre kostbaren Strahlen aufs Fenstersims schickt. Die Pinien tät ich ihnen gerne servieren, auch einmal rein und ohne billigere Haselnusszusätze.

Amselzwitschermaschine frühlings

Samstag, 5. Februar 2011

Soeben um 5.40 Uhr das erste Zwitschern von ein paar Amseln im Quartier. (Vielleicht machen sie es schon seit ein paar Tagen vorher, aber dann waren zurzeit die Fenster nicht offen – letztes Jahr war die erste Amsel zwei Wochen später zu hören, auch in der Uhrzeit später.)

Weihnachtsschnee

Freitag, 24. Dezember 2010

Wenigstens für eine Blaumeise hat es noch geklappt in diesem dunklen Licht am Fenster:

Gletscherschlange

Dienstag, 18. Mai 2010

Endlich bin ich nicht mehr der einzige, der von Gletscherschlangen spricht: Brunelli hat eine erwischt – und natürlich in einem Ensemble von Bildern, die von gewöhnlich Sterblichen längst nicht mehr erreicht werden können:

http://vipere-passion.over-blog.fr/article-balade-a-travers-le-valais-50654198.html

Fertig Winterschlaf!

Sonntag, 28. Februar 2010

Brunelli ist schon wieder aus den Federn:

http://vipere-passion.over-blog.fr/article-le-premier-serpent-de-l-annee-2010-45780963.html

Recht auf Einsicht – in die Natur

Dienstag, 7. Juli 2009

Derrida hat die Natur nie zum Thema gemacht, weil sie für ihn immer schon nur Sexualität war, die bekanntermassen auf dem Land gleichwie in der Stadt ihr Wesen treibt. Das Auslassen der äusseren Natur macht es einer Theorie aber unmöglich, zur Gesellschaft füglich Stellung zu nehmen und in ihr anzukommen.

Trotzdem hat mich der Buchtitel Recht auf Einsicht immer gefesselt, nicht zuletzt deswegen, weil er das Mühselige in der Domäne der Disziplinen ins Angenehme wendet, und er kommt mir auch in Situationen in den Sinn, wo nicht von Philosophie die Rede ist. Obwohl ich niemals vorhatte, Vögeln auch nach dem Winter Futter anzubieten, zwingt mich eine Meisenfamilie, für sie wenigstens abends ein paar Pinienkerne aufs Fenstersims zu legen. Ich möchte den Zwang, mit dem die Vögel das erreichen, nicht in aller Breite schildern – aber es sind mitunter einige Schisse, die von Oberflächen in der Küche, die sommers offene Fensterflügel darbietet, weggewischt werden müssen; es braucht nicht mehr viel, und sie würden aus der Hand fressen. Beim Nachsinnen darüber ist mir aufgefallen, dass es doch viele Menschen auf dem Land geben muss, HirtInnen zuvorderst wie auch Gewöhnliche, die an Stellen & Plätzen wiederkehren, wo es die grossen wilden Tiere tun. Was muss es für ein tief wirkendes Erlebnis sein, wenn ein Tier nach langen zögerlichen Wiederholungen des nur beinahe Beieinanderseins sich endlich dazu „entschliesst“, bei dieser Person in ungeahnter Nähe eine gewisse Zeitlang still zu sitzen? Keine Vermittlung geschieht, kein Austausch und kein Sprechen. Und dennoch ist es für den Menschen, dem das geschieht, die höchste Einsichtnahme in die Natur, die uns möglich scheint, das Weiteste, das wir existentiell zu denken vermögen. Nicht im geringsten entsteht daraus Erkenntnis oder Wissen, und dennoch wird ein Erlebnis erfahren, das uns ein Recht auf Einsicht kenntlich macht.

Die lange Zeit der Frühpubertät ritt ich auf einem Tiger durch die wilden Wälder, zusammen mit der schönsten Kindfrau Indiens. Die einzige Variation bestand in der Frage, ob sie auf einem eigenen Tiger reitet, ob die Tiere wechselweise als Männchen und Weibchen uns tragen und was passiert, wenn sie Junge haben. Der Antrieb jener unendlichen Geschichten bestand einzig in der Unmöglichkeit, mich entschliessen zu können, was als erstes geregelt sein müsse, die Beziehung zur Natur – zum Tier – oder zum Menschen, zum Mädchen. Obwohl die Phantasie nur spielt und keine Rechte erteilt, tönt sie an, wo sie zu suchen wären. Von den aufscheinenden Plätzen wäre die Sexualität nur ein Teil.

Tiere höherer Ordnung

Dienstag, 10. Juni 2008

Gestern auf einen langen und langweiligen Weg abgegleitet, endlos, latschend fast in Schlaf geraten, links nie etwas zu sehen, rechts gar nichts, wo am Rand des dunklen Dschungelwaldes der See hätte gewesen sein müssen. Ein Fuchs vor mir, wie ein Schakal schlank und elegant auf hohen Beinen, ins Denken versunken, nicht aus den Gebüschen gehuscht, sondern von einem Seitenweg links hereinbiegend. Kein Zucken in ihm, nein, betreten tritt er zurück, denn selber ernsthaft in Gedanken versunken soll das Wesen niederer Art nicht durch ihn in seinen tollpatschigen Denkversuchen gestört werden. Er hat nur Rücksicht genommen. Noch nie war mir ein so vornehmer Fuchs begegnet. Sein ernstes Bewusstsein hat mich aufgeweckt und weiter bis nach Estavayer-le-Lac beschäftigt.