Star Star

Auf Goats Head Soup, der gelben Platte mit Angie und der Zunge als Zusatz – eine Art Yellow Shark der Stones – gab es ein Stück mit dem Titel Star Star, das aber eigentlich Starfucker hätte heissen müssen und also einem manifesten Eingriff der Zensur unterlag, der die Gespräche auf dem Pausenplatz mit der nötigen Würze versetzte. Noch bessere Musik erlebe ich seit drei Tagen beim Fotografieren meines Fenstersims, wo sich eine Starenkleinfamilie unter die Erlenzeisige, Kohl- und Blaumeisen, Amseln und Kleiber mischt. Zu dritt positionieren sie sich vor ihrem Auftritt über, neben oder unters Fenster, immer auf dem Dach, sei es auf dem First, dem Vordach des Zimmers oder der Auffangstange über dem Kännel. Ich stehe knapp zwei Meter im Innern des Zimmers, hinter einer schwarzen Schranke quer durchs Zimmer als simpelstem Tarnzelt und dem Stativ mit dem montierten Fotoapparat. Solche Sounds sind mir von Messiaen nicht bekannt (alle Klavier-CDs gerade weggeliehen), sehr wohl aber von Pink Floyds Meddle, vereinfacht, und verstreut von Stockhausen, denaturalisiert, in Einzelpassagen auch aus den Soloplatten von McLaughlin, wo er Ende der siebziger Jahre als erster mit den kommerziellen Varianten der Modulatoren spielt. Man macht sich keine Vorstellung, was aus den Kehlen von drei so kleinen Lebewesen entstehen kann: diese Vielfalt, dieses permanente Überschreiten der Grenze zwischen Chaos und Urlaut hin zum durchgestalteten, nicht unkomplexen Gebilde – und dieser Drang, insbesondere des Babys, aus dem Gefängnis des plumpen Körpers ausbrechen zu können! Noch nie habe ich das so stark erlebt, dass nicht der Wille zur Macht die Vitalität ausmacht, sondern der Wille, wie ihn nur die körperlich Beschädigten erfahren, die Unflexibilität des Körperlichen durchbrechen zu können. Und noch nie habe ich den Wunsch wie jetzt verspürt, die Kamera mit einem Tonaufnahmegerät ergänzen zu können, weil die Sounds, die die Tiere von sich geben, ihre eindrückliche Gestalt, die an die Figuren aus dem alten Ägypten erinnert, noch übertreffen. Hoffentlich kommt die Supergroup aus früheren Zeiten auch dann noch einmal vorbei, wenn die Sonne morgens für weniger als eine Stunde ihre kostbaren Strahlen aufs Fenstersims schickt. Die Pinien tät ich ihnen gerne servieren, auch einmal rein und ohne billigere Haselnusszusätze.

Freitag, 18. März 2011 um 5:05 am Themenbereich: Musik, Tiere                 RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.

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