Archiv für den Monat Februar, 2008

„The Mediterranean“: Wiedergutmachung

Montag, 18. Februar 2008

Discothek im Zwei auf Radio DRS 2 mit Joaquin Rodrigos Concierto de Aranjuez (1939) nach einer Stunde abgebrochen und John McLaughlins Concerto for Guitar & Orchestra „The Mediterrannean“ (1984) unter denselben guten Kopfhörerbedingungen gehört. Bis jetzt hatte ich dieses Stück immer abgelehnt, aber wenn es unvermittelt auf Rodrigos Ästhetik bezogen wird, glänzt es plötzlich in guten Farben. Man muss bei diesem Werk eine Epoché erzwingen und weder an die Geschichte der Musik noch an die des Gitarristen denken, und schon lebt es aus allen Fugen. Ein verlorenes Werk ist es mir nun nicht mehr. (Mit dem Stück selbst ist der Neoklassizismus im ganzen allerdings mitnichten rehabilitiert. Seinen Gewinn zieht es einzig im Vergleich mit Rodrigo, den es offenbar beabsichtigt hatte.)

Warenästhetik in situ

Freitag, 8. Februar 2008

Ich bin unterwegs am Fotografieren, wie üblich. Es kommt ein heikle Passage, zwar im Wald, dennoch auf einer dünnen Krete, mit Haltestangen halb aus Ästen, halb künstlich. Es geht weiter, und es folgt eine ähnliche Stelle, nur viel extremer: Nichts mehr mit Bäumen, alles künstlich, aber alles sehr viel schwieriger: in einem Haus, über einen tiefen Graben, und, oh Graus, nur Haltestangen und blosses Nichts, wo Füsse hätten gehen können. Oder jedenfalls fast blosses Nichts, denn ich gelange darüber und mache mich sofort daran, die Stelle zu fotografieren. Es kommt jemand, von der Seite, wo ich jetzt stehe, und schaut mir zu, es kommen viele. Als ich zum Fotografieren ansetze, sind Dutzende da, Turnen an den Stangen herum – und laufen freihändig daneben her und herum, wie wenn da nie ein Graben gewesen wäre, wie in der Badanstalt das zehn Zentimeter tiefe Becken bei den Eingangsduschen im Vergleich zum Schwimmbecken. Andere schauen interessiert über die Schulter: ah, 16 Sekunden lang muss hier belichtet werden, wenn es etwas werden soll, interessant! Ich reiss mich aus dem Traum.