Archiv für den Monat Februar, 2017

Lozärner Fasnacht 2017

Montag, 27. Februar 2017

VR, bis Ende der 6oer Jahre Pfeifer bei den Räzpläuschlern (von denen ich meinte, sie gehörten zur Familie), heute nur noch Emmener Alpenkönig. (D FotografIn ist unbekannt, Bild als Laserausdruck im Einzelzimmer geklaut.)

Die beste Guggenmusig ansonsten? Rüsssuuger aus Emmen. Die zwei Moderatoren des Umzugs am TV auf der Alp (ein Lokalsender) waren heillos überfordert, als die schönen Figuren mit der schönsten Filmmusik vorbeizogen.

Ein Ausschnitt aus einer anderen Übertragung (das zweite Video): https://www.facebook.com/RuesssuugerAemme/videos/1255096841206885/

Game of Thrones ist noch nicht bei den Tölpeln angekommen (jeweils drei Stunden werbefrei am Sonntagmorgen im Replay auf RTL 2).

Saariaho, Hurel, Lunsqui, Fagin, Naon

Mittwoch, 22. Februar 2017

Soeben live auf France Musique Concert donné le 11 février 2017 mit Ingrid Schoenlaub Violoncelle, Manuel Poletti réalisateur sonore (musique), Ensemble Cairn Ensemble instrumental, Guillaume Bourgogne Direction, Nathalie Shaw Violon.

Kaija Saariaho (1952 – ), Spins and Spells pour violoncelle (1997). – Eine bescheidene Skizze.

Philippe Hurel (1955 – ), Localized corrosion pour saxophone, guitare électrique, percussion et piano (2009). – Noize Jazz zum Abstellen.

Kaija Saariaho, Nocturne pour violon (1994). – Schöne verträumte Musik.

Alexandre Lunsqui, Telluris. Desert rose pour ensemble (2016 ?). – Eine Attacke-Studie.

Lucas Fagin, Psychedelic pour septuor électrique (2015). – Elektronische Spielzeuge gehören nicht in die Hände verwöhnter Möchtegernkomponisten.

Luis Naon (1961 – ), Pajaro contra el borde de la noche pour violoncelle, ensemble et électronique (2016 – 2017). – Nichts Neues.

Grisey, Saariaho, Lazkano

Sonntag, 19. Februar 2017

Gestern Abend direkt live auf France Musique Xavier de Maistre harpe, Olivier Latry orgue, Orchestre Philharmonique de Radio France, Ernest Martinez-Izquierdo direction.

Gérard Grisey (1946-1998), Modulations 1976. – Hektischer Beginn mit schnellem Wechsel zu einer Präsentation von Klängen in einer Art „Abgeklärtheit“. Die Spannung zwischen den Klängen und der Art ihrer Vorführung ist ziemlich aufregend, musikalisch gelungen. Ich finde beim Zuhören, dass die Generation von Grisey interessanter komponierte als die nachfolgende heutige. Auch wenn man zu einem einzelnen Stück kritisch Stellung nimmt, macht man es deswegen, um das Substantielle und Positive besser artikulieren zu können. – Die Hammondorgel im Stück überrascht. Zum Titel: natürlich werden nicht Tonarten moduliert, sondern Einstellungsebenen, die man sich wie im Photoshop vorstellen muss. Keine Ahnung aber, was Grisey hier modulierte. Seine Kompositionsweise war mir nie wirklich redlich vorgekommen. Trotzdem finde ich das Stück in Absehung des Schlusses grossartig.

Kaija Saariaho, Trans, concerto pour harpe et orchestre 2015-2016. – Problem- und tadellos, wenn man sich die Harfe wegdenkt. Man kann das Stück als Einführung in die Musik tel quel im Kindergarten werwenden.

Ramon Lazkano, Mugarri 2009-2010. – *

Kaija Saariaho, Maan Varjot [= L’ombre de la terre] In memoriam Henri Dutilleux 2013. – *

* War leider in der Pause eingeschlafen…

Grafiktablett Fehler Kontextmenu

Samstag, 18. Februar 2017

Die neue Generation der Grafiktabletts ist beeindruckend. Ich habe ein Wacom Intuos PT S für 99 Franken, das so klein ist, dass es ohne zu stören immer auf dem Tisch bleibt und trotzdem alle Tätigkeiten durchzuführen erlaubt, im Grafikprogramm zusammen mit der Tastatur und der Maus. Man will ein solches Tablett, damit man präziser als mit der Maus korrigieren und zeichnen kann. Um präzise zu sein, muss man zielen. Aber gerade dann, wenn man den Stift positionieren will und also noch nicht zeichnet, erscheint ein Ringlein als hätte man einen Stein ins Wasser geworfen, und zieht man den Stift leicht zurück das Kontextmenu, als ob man die rechte Maustaste gedrückt hätte.

Offenbar erscheint der Fehler auf Windowscomputern seit Jahren mit den Grafiktabletts aller Marken. Es ist der Effekt einer Windows-Systemeinstellung, die leider sehr tief vergraben ist und deswegen immer wieder mitgeteilt werden muss, so auch hier. Weder das Wacom Desktop Center noch die primär angebotenen Stifteinstellungen in Windows 10 zeigen das Kästchen, in dem ein Haken entfernt werden muss.

Zur Lösung geht man in die Systemsteuerung, von dort zu Hardware und Sound, dann Stift- und Fingereingabe. Nun bei den angebotenen Stiftoptionen die dritte Zeile mit der linken Maustaste anklicken: „Gedrückt halten = Rechtsklick“, dann „Einstellungen…“, dann endlich den Teufelshaken entfernen:

Ziemlich unverständlich, dass die Hersteller in den Einstellungsprogrammen keinen Hinweis fürs Problem und die Lösung geben. – Und ist man dann auf ihrer Website, um nach Informationen zu suchen, wird man als frischer Käufer mit infantiler Werbung eingedeckt, wo alles ruckelt, zuckelt und zappelt und einem der ganze Appetit aufs Weitersuchen zum Hals rauskommt. Die Dinge werden heutzutage immer besser, die Websites, die einen dafür ins Bild – nichts ins Kino! – setzen sollen, immer unerträglicher (das einzige, was die Ästhetik der jetzigen Webmasters zu verstehen gibt ist, dass du dich nicht konzentrieren sollst und sei und bleib so dumm wie ich).

Zusatz: Nach einer gewissen Zeit der Einarbeitung und Angewöhnung beginnt man, die Einstellungsmöglichkeiten des Tabletts und des Stifts auszuprobieren. Auf die linke obere Taste (Key) legte ich die rechte Maustaste, also das Kontextmenu fürs Malen mit dem Pinsel oder Bleistift, sodass Grösse und Weichheit der Spitze schnell geändert werden können. Die untere Taste bekommt das Tastenkürzel Alt-Ctrl-z, das normale Zurückgehen im Protokoll des Photoshops. In der einen Hand zeichnet oder malt man mit dem Stift (Linkshänder werden unterstützt und vertauschen die Seiten), mit der anderen tippt man nach Bedarf auf die obere oder ein- oder mehrere Male auf die untere Taste. Beim ersten Testen: uffff, was versperrt einem da den Bildschirm? Nvidia Geforce Experience will etwas übernehmen! Dieses Würgprogramm ist so abscheulich codiert, dass die genannte Tastenkombination auch dann eine Funktion auf dem Computer auslöst, wenn es gar nicht gestartet ist. – Nun denn, die Lösung ist einfach: Geforce Experience starten, Teilen, in der Mitte auf der Spalte rechts den grünen Knopf betätigen, das Teilen also ausschalten, dann die Programmierer verwünschen.

Beispiel für feine Linien ohne „Treppen“ (originale Malgrösse):

Ein einziger Pinselzug mit unterschiedlichen Druckstärken, der Pinsel mit Farbverlauf (siehe die Menueinstellungen darunter):

Normaler dicker Malpinsel mit zwei Farben im Verlauf:

Das Färben einer Schrift geschieht mittels „Transparente Pixel fixieren“ im Ebenen-Fenstermenu und Pinsel Normal.

Für schöne Handschriften wählt man im Einstellungsprogramm „Wacom Tablett Eigenschaften“ unter „Projektion“ auf dem Bildschirm ein kleines Feld in der Mitte (und verschiebt die Dateifläche jeweils neu), auf dem Tablett den vollständigen Arbeitsbereich. Beim Malen und Zeichnen sind die Bedürfnisse unterschiedlich; die Empfindlichkeit der Stiftspitze verdient beim Malen grosse Beachtung. – Das Programm Wacom Desktop Center kann man getrost abstellen (Menu Datei) und nur das kleine „Wacom Tablett Eigenschaften“ in der Taskleiste einsatzbereit halten, damit man jederzeit sowohl die Spitzenhärte wie das Projektionsfeld auf dem Bidschirm anpassen kann.

Die Farben lassen sich gut mit dem Pinsel im Modus Multiplizieren und nur 50% Deckkraft mischen.

Geschrieben von Hand mit Farbverlauf in hartem Buntstift (Wacom Stifteinstellung weich) schwarz-weiss auf Einzelebene, dann rot eingefärbt.

Die Pinselspitzen macht man selbst, das scheint Ehrensache zu sein: in einem Photo einen Bereich markieren, so weit bearbeiten, dass nur noch ein Muster dasteht, unter Menue Bearbeiten/Pinselvorgabe festlegen. Hier gibt es gute Beispiele:
http://deharme.deviantart.com/art/Deharme-BRUSHES-Photoshop-CC-435479570

Henry Purcell, Kaija Saariaho inspirés par Shakespeare

Freitag, 17. Februar 2017

Soeben direkt live auf France Musique Pia Freund Soprano, Gabriel Suovanen Baryton (voix), Suomalainen Barokkiorkesteri
(Orchestre Baroque de Finlande), Antti Tikkanen Direction et Violon.

Kaija Saariaho (1952 – ), The Tempest Songbook (1992 – 2004) version pour instruments anciens und Henry Purcell (1659 – 1695), The Tempest Z 631 (1695).

Sechs Stücke von Saariaho (alles Geburtstagsgeschenke) und zehn von Purcell werden gemischt nacheinander aber mit demselben Instrumentarium vorgetragen, so dass es auch zu Momenten kommt, in denen man sich dabei ertappt zu überlegen, von wem dieses Stück gerade sei. Das erlaubt einem nicht wenig die Einsicht darein, dass auch die alten Komponisten immer schon den Drang verspürten, über das hinauszugehen, was ihnen zu komponieren die Möglichkeiten verschuf wie eben auch als Grenzen oder Unmöglichkeiten dastand. Es braucht nur wenig, um darüber hinaus zu kommen – aber die Zeit muss da sein.

Saariaho, Adamek, Tulve

Donnerstag, 16. Februar 2017

Soeben direkt live auf France Musique Choeur de Radio France, Martina Batic Direction, Orchestre National de France, Olari Elts Direction, Davone Tines Baryton (voix).

Ondrej Adamek, Polednice pour choeur et orchestre (2013, rév. 2016). – Kindisch, in der Mitte erträglich.

Kaija Saariaho, True Fire pour baryton et orchestre (2014). – Eine weiche Musik mit grosser Fülle. Anstelle einer Entwicklung oder einer musikalischen Provokation wird man mit eigenartig schönen Zwischenklängen zusätzlich verwöhnt.

Helena Tulve, Extinction des choses vues (2007). – Ein einziger Klang, der subkutan durch Impulse unterschiedlicher Instrumente voranbewegt wird. Eine ziemlich interessante Kompositionsweise, wie eine zielgerichtet bewegte Statik, weit entfernt von Ligeti. Im zweiten Teil eine Umkehrung, als ob der dunkle Mantel gewendet worden wäre. Das stärkste Stück des Abends.

Kaija Saariaho, Orion (2002). – Gezähmte Meisterhaftigkeit, aber schön allemal.

Lopez, Gervasoni, d’Adamo, Ishida, Lanza, Murail

Mittwoch, 15. Februar 2017

Soeben direkt live auf France Musique l’ensemble Accroche Note.

Jose Manuel Lopez Lopez (1956), Homing (2016 – 2017). – Ein düsteres Stück übers Flüchten heute und übers Scheitern nicht vor sondern in ihr.

Stefano Gervasoni (1962), Ansioso quasi con gioia, pour clarinette basse (2015). – Ein zahnloses Solostück.

Daniel d’Adamo (1965), Two English Poems by Borges (2010, rév. 2015). – Eine Anhäufung von Floskeln statt Motiven, die Luft draussen im Ganzen.

Sanae Ishida (1979), Poèmes enchaînés, pour voix et ensemble (2015). – Japanische Schreckpoesie, dramatisiert. Möglicherweise geht es der Sängerin an den Kragen, aber sie überlebt, und das Stück erscheint lebendig; die Instrumentalisten zielen oft knapp aneinander vorbei.

Mauro Lanza (1975 ), Tutto ciò che è solido si dissolve nell’aria (2016). – Waldorfschulemusig.

Tristan Murail (1947 ), La Vallée close, sur des sonnets de Pétrarque (2016). – Mikrotonale Instrumentalisten gegen eine natürliche Sängerin … ergibt eine schöne Musik.

Saariao, Vincze, Motsch, Koskinen

Dienstag, 14. Februar 2017

Soeben direkt live auf France Musique Thomas Kellner comédien, Marisol Montalvo soprano, Vladimir Percevic alto, Secession Orchestra, Clément Mao-Takacs direction.

Davor Branimir Vincze, Beasts (Création française et mondiale). – Schöne Erzählmusik, mir rollenden Augen.

Kaija Saariaho, Quatre instants (Création mondiale). – Gesungene Dramatik nie ausserhalb des Horizonts von L’Amour de Loin.

Florent Motsch, Litanies nocturnes (Création française et mondiale). – Eine simple Dramatik ohne viel musikalisches Federlesen. Eine Ostinatomusik, wie man sie in der Metallindustrie erwartet. Man musste beim Billetkauf das Versprechen abgeben, nicht zu buhen.

Juha T. Koskinen, Ophelia/Tiefsee (Création française et mondiale). – Das wäre sie dann endlich, die befürchtete lärmige Gymnasiastendramatik.

Saariaho, Mochizuki, Berio, Lazkano

Montag, 13. Februar 2017

Soeben direkt live auf France Musique Kari Kriikku clarinette, Tuija Hakkila piano, Quatuor Diotima.

Kaija Saariaho, Terra memoria (2006). – Weiche Linien, nicht überaus avanciert (siehe nächstes Stück die Klammer).

Misato Mochizuki, Brains (2016). – Ziemlich avanciert und konkret, vielleicht die musikalische Schönheit etwas aussen vor lassend. (Ich hörte vor dem Konzert auf WDR 3 „Mein prähistorisches Hirn“ von Andreas Liebmann, ein spannendes Hörstück über einen Neurologen, der an Parkinson erkrankt war und nun nach vielen monströsen Operationen im Sterben liegt. Trotz der Anspannung schlief ich ein, und als ich unter Trommelschlägen wieder aufwachte und endlich den Sender gewechselt hatte, erwischte ich nur noch die letzten fünf Minuten von Saariahos Terra memoria. – Den Sender France Musique hört man in Bern an der TV-Box von Swisscom nach dem Anwählen immer zuerst nur in Mono, bis man ihn fast zehn Male jeweils von einem anderen Sender her neu angewählt hat, stereo frühestens also nach ein bis zwei Minuten: merde la Swisscom, Glasfasertechnologie aus den Zeiten von Game of thrones!)

Luciano Berio, Lied pour clarinette (1983). – Erinnerung an Messiaens Quatuor pour la fin du temps.

Ramon Lazkano, Etze – Quatuor à cordes (2016). – Fein ziseliert und fragil in der Horizontalen, harmonisch ohne wirkliche Spannung. Musik wie eine Brache (möglicherweise ganz die Intention des baskischen Komponisten).

Kaija Saariaho, Figura (2016). – Streichquartett mit Klavier und Klarinette. Der Beginn ist ziemlich wild mit der Klarinette solo und ganz gegen Gershwin gerichtet, dann eigenständig, immer noch wild und ohne Anspielungen. Die Musik ist zuweilen so nahe an der Tonalität, dass man dann auch meint, man müsse sich an etwas erinnern. Klar, L’amour de Loin liegt schnell in der Luft.

Saariaho, Combier, Dusapin, Gimenez

Sonntag, 12. Februar 2017

Gestern Abend direkt live auf France Musique Jennifer Koh Violon, Anssi Karttunen Violoncelle, Nicolas Hodges Piano.

Kaija Saariaho (1952 – ), Frises pour violon et électronique (2011). – Ein Bordun mit umspielenden sowohl natürlichen wie elektronischen Flageolettes, nach fünf Minuten eine stetige Erweiterung des melodischen Materials und der Arten der Umspielungen. Im dritten Teil haben dieselben und die Zusätze nur noch eine marginale Funktion, die im vierten Teil durch das Hinzutreten eines Cellos abgelöst wird: es spielt dieselbe weiche exotische Melodie, die von der Geige sowohl gezupft wie gestrichen wird.

Jerôme Combier (1971 – ), Freezing Fields, pour violoncelle et piano (2016 – 2017). – Sowohl das rhythmische System wie das der Tonhöhen sind stark angegriffen und stehen in einem Zerfallsprozess. Die Musik ist nicht wenig widerständig. Man hat keine Ahnung, was daraus werden könnte – und spitzt also die Ohren. Hört man die Mikrotöne ausnivelliert, erscheint die Kompositionsweise eher jazzig als raffiniert; man sieht sich unverbindlichen, stereotypischen Mustern ausgesetzt.

Pascal Dusapin (1955 – ), Slackline pour violoncelle et piano (2015). – Ein musikantisches Kleinod ohne grosse Ansprüche, nach Oscar Peterson riechend. Ist Dusapin nun ein verlorenen Jazzkonvertit?

Núria Gimenez-Comas (1980 – ). „…et j’ai perçu ce vol étrange…“ pour violoncelle seul (2016 – 2017). – Gute Musik einer Komponistin, die vorwärts schaut, wenn auch nicht gar sehr weit. Es mangelt an konstruktiver Dichte.

Kaija Saariaho, „Light and Matter“, pour violoncelle, violon et piano (2014). – Vom ersten bis zum letzten Ton eine Musik, die sitzt.

Kaija Saariaho, Raphaël Cendo

Samstag, 11. Februar 2017

Gestern Abend direkt live auf France Musique l’Orchestre Philharmonique de Radio France, Dima Slobodeniouk Direction, Nora Gubisch Mezzo-soprano.

Kaija Saariaho (1952 – ), Graal Théâtre pour violon et orchestre (1994). – Ganz am Anfang klaut die Komponistin aus Berios Folksongs. Zielt sie aufs Mittelalter, oder an einen fremden Ort heute? Mit dem Gong nach fünf Minuten wird die Musik konkret und komplex – und schön. Es entwickelt sich eine, wie man sie sich gerne in den Games of thrones vorstellen möchte. Vielleicht bin ich als Fan befangen, aber ich finde das Stück grossartig. 30 Minuten schönes Wohlsein ohne weitere Zusätze.

Raphaël Cendo (1975 – ), Denkklänge pour orchestre (2016 – 2017). – Ständig werden Konfettis musikalisch in die Luft geworfen, unter ihnen erscheinen interessante orchestrale Einsprengsel. Ganz ohne Polemik lässt sich von einer bunten, vielleicht etwas zu lange geratenen Fasnachtsmusik sprechen. Und doch ist es vielleicht weniger eine Fasnachts- als vielmehr eine ernste Flagellantenmusik. Wirklich gut dünkt sie mich nicht – als ob ein Mensch nur noch ironisch, sarkastisch oder polemisch zu sprechen imstande wäre: man hört zu – und will nichts davon glauben. Woher kommt der Titel? Folgt man dem Pausengespräch des Komponisten mit Zustimmung, habe ich seine Musik arg missverstanden. Cendo möchte einen Raum der Erfahrung schaffen, in dem die Katastrophe des Realen zu denken wäre.

Kaija Saariaho, Adriana Songs pour mezzo-soprano et orchestre (2006). – Ich höre wie ein kleines Kind gebannt zu, als ob alles in der dargestellten, vorgeführten Weise auch in der Wirklichkeit erscheinen könnte. Und wenn das Schwert der Tonalität zu tief über dem Altern der Komponistin hinge, als dass sie es ignorieren könnte?

Giya Kancheli, Mourned by the Wind

Mittwoch, 8. Februar 2017

Soeben live auf BBC 3 at the Royal Festival Hall, London on 25th January 2017, Vladimir Jurowski and the London Philharmonic Orchestra.

Giya Kancheli, Mourned by the Wind – Liturgy for solo viola and orchestra, 1989.

Man muss aus den Fugen und down sein, um auf diese zwar farbige und warme, indes komplett leere Musik positiv anzusprechen. Mir haben die 50 Minuten unverhofft ausserordentlich gut gefallen. Das Stück erinnert an die dunklen Bilder von Paul Klee, in denen die Ereignisse wie in Konstellationen dastehen und vorüberziehen, mal durchsichtig, vereinzelt und klein, des öfteren auch in Masse und solcherart blockartig festgemacht oder in einem Feuerwerk oder in Staub explodierend. Nicht die Leere im Werk wäre zu bemängeln, sondern dass es ab und zu in tonalen Gebilden sich absichern zu müssen vermeint: Kancheli behauptet, nur für sich zu schreiben, gibt sich aber unverholen die schlechte Mühe, die er von der musikalischen Arbeit an den Filmen übernommen hat, das Publikum nicht zu vergraulen. Vielleicht kommt heute eine Schlafnacht, die mit dem halluzinogenartigen Einheitsalptraum, der einen mehrmals aufwachen lässt, um in der Fortsetzung derselben Handlung die Bedrohung nur immer dreister auszuüben, zurückhält, weil die Musik ihn verzaubert – und bannt.