Kaija Saariaho, Raphaël Cendo

Gestern Abend direkt live auf France Musique l’Orchestre Philharmonique de Radio France, Dima Slobodeniouk Direction, Nora Gubisch Mezzo-soprano.

Kaija Saariaho (1952 – ), Graal Théâtre pour violon et orchestre (1994). – Ganz am Anfang klaut die Komponistin aus Berios Folksongs. Zielt sie aufs Mittelalter, oder an einen fremden Ort heute? Mit dem Gong nach fünf Minuten wird die Musik konkret und komplex – und schön. Es entwickelt sich eine, wie man sie sich gerne in den Games of thrones vorstellen möchte. Vielleicht bin ich als Fan befangen, aber ich finde das Stück grossartig. 30 Minuten schönes Wohlsein ohne weitere Zusätze.

Raphaël Cendo (1975 – ), Denkklänge pour orchestre (2016 – 2017). – Ständig werden Konfettis musikalisch in die Luft geworfen, unter ihnen erscheinen interessante orchestrale Einsprengsel. Ganz ohne Polemik lässt sich von einer bunten, vielleicht etwas zu lange geratenen Fasnachtsmusik sprechen. Und doch ist es vielleicht weniger eine Fasnachts- als vielmehr eine ernste Flagellantenmusik. Wirklich gut dünkt sie mich nicht – als ob ein Mensch nur noch ironisch, sarkastisch oder polemisch zu sprechen imstande wäre: man hört zu – und will nichts davon glauben. Woher kommt der Titel? Folgt man dem Pausengespräch des Komponisten mit Zustimmung, habe ich seine Musik arg missverstanden. Cendo möchte einen Raum der Erfahrung schaffen, in dem die Katastrophe des Realen zu denken wäre.

Kaija Saariaho, Adriana Songs pour mezzo-soprano et orchestre (2006). – Ich höre wie ein kleines Kind gebannt zu, als ob alles in der dargestellten, vorgeführten Weise auch in der Wirklichkeit erscheinen könnte. Und wenn das Schwert der Tonalität zu tief über dem Altern der Komponistin hinge, als dass sie es ignorieren könnte?

Samstag, 11. Februar 2017 um 9:57 am Themenbereich: Musik                 RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.

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