Fluchtkinder
Freitag, 30. Mai 2008Ob es eine Vermessenheit wäre und eine Ignoranz gegenüber der Geduldigkeit des psychoanalytischen Wissens, bei einem Kind, das in der Wüste und quasi mutterseelenallein geboren wurde, ausserhalb des Herkunftlandes und noch viel weiter entfernt vom Land des Heranwachsens, nach zwanzig Jahren angesichts der lebenspraktischen Schwierigkeiten aufs Geratewohl zu behaupten, die Art des Geborenwordenseins sei Sinnbild des Lebens, in dem sich laufend wiederhole, sich selbst einer menschenleeren Welt gegenüberzusehen, in der niemand sei, mit dem man in vernünftiger Weise und mit guten Gefühlen in Kontakt treten könnte? Oder soll man es aussprechen, weil das Bild des Fluches der Flucht nur so lange wirksam ist, als es nicht als selbständiges Gebilde erscheint, das man deuten und folglich der Möglichkeit nach auch selbständig als bloss phantasmatischen Unstern zurückweisen könnte?