Archiv für den Monat Juni, 2017

Othmar Schoeck

Donnerstag, 29. Juni 2017

Soeben live auf SRF 2 Konzert vom 9. Juni 2017, Stadthaus Winterthur mit dem Musikkollegium Winterthur, Mario Venzago, Leitung, Rachel Harnisch, Sopran, Jörg Dürmüller, Tenor, Jordan Shanahan, Bass.

Othmar Schoeck: Sommernacht. Pastorales Intermezzo op. 58.

Othmar Schoeck: «Besuch in Urach» für hohe Stimme und Orchester, aus dem Liederzyklus «Das holde Bescheiden» op. 62.

Othmar Schoeck: Vom Fischer un syner Fru. Dramatische Kantate für drei Solostimmen und Orchester op. 43.

Die schöne Teenagerin hält sich eine etwas unschönere Freundin, um in noch besserem Licht dazustehen. So hielt sich Joyce den Schoeck als Ideal der musikalischen Künste neben die entscheidenden, die eigenen poetischen.

Pattar, Sciarrino, Boucourechliev, Holliger, Schoeller

Mittwoch, 28. Juni 2017

Soeben live auf France Musique concert donné le 11 juin 2017 au Studio 106 de la Maison de la Radio à Paris avec l’Ensemble Cairn: Cédric Jullion flûte, Ayumi Mori clarinette, Aurélie Saraf harpe, Caroline Cren piano, Naaman Sluchin violon, Cécile Brossard alto, Frédéric Baldassare violoncelle, Guillaume Bourgogne direction.

Frédéric Pattar (1969), La Nuit remue. – Eine kräftige Musik in einem Wechsel aus grundierten Akzenten und ausfransenden Verläufen, die in Geräuschen enden.

Salvatore Sciarrino (1947), Ai limiti della notte pour alto solo. – Eine Musik aus langen Streicherklängen, mal in Flageoletts, mal in verlangsamten, gedehnten Trillern oder gewöhnlichen Wechseltönen.

André Boucourechliev (1925-1997), Musiques nocturnes opus 6. – Eine Musik, in der ein Rhythmus sich erst mit der Zeit einstellt, wenn die Zusatzinstrumente zur Klarinette wie zufällig einfallen und erst zukzessive ordentlich zusammenspielen.

Heinz Holliger (1939), Drei Nachtstücke. – Quicklebendige serielle Schülerstücke, das mittlere etwas nervös, als ob die Attacke wegen zu grosser Geschwindigkeit ihr Ziel verfehlt. Ob Boulez in Basel dafür unmusikalische Noten vergeben hatte?

Philippe Schoeller (1957), Incantations, (extraits) n° 1, n° 6, n° 3 et n° 5. – Ein Zwitterding aus einer seriellen Anlage und einigen minimalistischen und quasi japanischen, aber auch wilden Passagen.

Alle Stücke sind auf einem hohen poetischen Niveau, gleich wie die Interpretationen.

Im Rosengarten über Schenkon-Sursee

Montag, 26. Juni 2017

Soeben mit Jeannie und Vladi im Rosengarten Tannberg über Schenkon (die Rosen sind im Rücken des billigen Handyfotografen).

Zusatz: 16. April 1922 bis 22. Oktober 2017

Messiaen, La Transfiguration

Samstag, 24. Juni 2017

Gestern Abend direkt live auf Bayern 4 aus der Philharmonie im Münchner Gasteig Konzert des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, Leitung: Kent Nagano, Chor des Bayerischen Rundfunks, Solist: Pierre-Laurent Aimard, Klavier.

Olivier Messiaen, La Transfiguration de Notre-Seigneur Jésus-Christ.

Auch wenn der Gehalt der Texte reizlos dasteht, versprüht die Musik ein Feuerwerk an Klängen, von denen man meint, man höre sie 2017 zum ersten Mal (UA 1969). Auch die Präzision der Aufführung lässt einen den Kiefer über zwei Stunden lang offen stehen.

Posadas, Hosokawa, Fure, Lanza

Mittwoch, 7. Juni 2017

Soeben direkt live auf France Musique Le Quatuor Diotima en direct du Centre Pompidou dans le cadre du Festival ManiFeste 2017.

Alberto Posadas, Elogio de la Sombre. – In der Tiefenstruktur ein Hang zum tonalen Sequenzieren, in den oberen Stimmen aber immer full speed ahead.

Toshio Hosokawa, Distant Voices. – Der lange Anfang aus der Gagakumusik, dann zwar freier, immer aber wieder unverhofft an die alte Musik anklingend. Das beste Stück des Abends.

Ashley Fure, Anima (Création 2017). – Beginnt wie eine Aliengeburt, man bangt um die Quartettisten, dann laufen ein paar Elektromotörchen.

Mauro Lanza, The 1987 Max Headroom Broadcast Incident (Création 2017). – Ähnliche Elektronik mit ständigem Ein- und Ausschalten eines Knopfhebels wie im letzten Stück. Ätzend langweilig.

John Adams, Doctor Atomic

Samstag, 3. Juni 2017

Soeben live auf BBC 3 from the Barbican on 25 April 2017 with soloists, BBC Singers, BBC Symphony Orchestra, Chorus Master: Matthew Morley, Director: Kenneth Richardson, John Adams (conductor).

John Adams, Doctor Atomic, opera.

Not only Trump is shit, in the USA. Bei dieser Musik werde ich taubendänzig. Und die May-Freaks of England klatschen…

Alberto Posadas, Das Schwarze und Das Dunkle

Freitag, 2. Juni 2017

Soeben direkt live auf France Musique Les 40 ans de l’IRCAM en direct et en public du Centre Pompidou, Thomas Goepfer, Computer Music Designer, Ensemble vocal Exaudi, Ensemble Intercontemporain, Ducan Ward, direction.

Alberto Posadas, La Lumière du noir, pour grand ensemble (CN), inspirée par la peinture de Pierre Soulages (googlen lohnt sich). – Kantige Stösse sans phrases, also nichts im weiteren, keine Melodien, keine Harmonien, Musik eines protestantischen Jesuiten. Eine Hausfrau tät dem ernsten Manne aus der zweiten Hand von Soulages gut, er müsste sich weniger philosophisch geben. Man feiert den 40. Geburtstag der besten Institution, die aus der Geschichte der Menschheit hervorgegangen ist, mit einem Geschenk, das alle vergrämt. Buuh, dieses Dunkle ist mir fremd.

Tomas Luis de Victoria, Tenebrae Responsories, dix-huit motets pour quatre voix (4/8/14/15). – Musik zum Aufatmen.

Alberto Posadas, Tenebrae pour six voix, ensemble et électronique. – Erwartet habe ich Schreckliches, ereignet hat sich Spannendes. Solche Düsterheit gefällt im Gegensatz zum ersten Stück, weil man in ihr seine Sinne in alle Winkel hin a u s richtet. Da ist kein Jesuit mehr, der uns sagt, wie es um uns steht, nämlich immer schlecht, sondern eine Musik mit Rhythmen, melodischen Phrasen und farbigen, wenn auch meist schwarzgetönt farbigen Klängen. Sie führt uns in einem Werk vor, wie wir die Phantasie heute ausrichten können. In einer solchen Kunst nimmt man es gerne als Gegebenheit, wenn der Künstler wie einstmals Adorno meint, Kunst heute müsse notwendigerweise schwarz sein – weil sie weiss, dass sie eine blosse Vorführung ist, die die Integrität der einzelnen im Publikum nicht in Frage stellen darf.

Shankar, Sukanya

Donnerstag, 1. Juni 2017

Soeben live auf BBC 3 Opera at the Royal Festival Hall, 19 May 2017 with Parimal Sadaphal (sitar), Ashwani Shankar (shehnai), Pandit Rajkumar Misra (tabla), M Balachander (mridangam, konnakol), Pirashanna Thevarajah (ghatam, morsing, konnakol), London Philharmonic Orchestra, BBC Singers and many brave soloists, David Murphy, conductor.

Ravi Shankar, Sukanya.

In einer musikalischen Umwelt, die von der Minimal Music kontaminiert ist, erstaunt die Ausarbeitung eines solchen Werkes nicht. Wer aber von Phil Glass nichts hält, kann auch mit diesem Stück, das Ravi Shankar in weiten Teilen nicht mehr selbst hat fertigstellen können, nicht viel anfangen (David Murphy tat’s). Es ist eine Auseinandersetzung der indischen Musik mit einer, die schon vor Mozart festgefahren war und sich in den Chören, ziemlich daneben, bei Orff bedient. – Das Thema ist eine Art Autobiographie, Sukanya der wirkliche Name von Shankars um dreissig Jahre jüngeren Frau, aber der auch einer Adelstochter in den antiken Erzählungen (Mahabharata), die einen alten Weisen heiratete.