Archiv für den Monat August, 2018

Paul Dukas, Yuja Wang, —

Freitag, 31. August 2018

Gestern Abend direkt live auf Bayern 4 aus dem Kunst- und Kongresshaus Luzern die Berliner Philharmoniker, Leitung: Kirill Petrenko.

Paul Dukas, La Péri, 1912. – Mindestens dieses Werk von Dukas muss man ernster nehmen als bis jetzt: es ist eine Wucht. Kein grossformatiges Gemälde, sondern ein zügiger Strom, der einen andauernd verblüfft, insbesondere was seine Dichte betrifft. Die Band spielt aber so präzis, dass es fraglich ist, ob diese Musik mit anderen Orchestern auch so stark einfährt.

Sergej Prokofjew, Klavierkonzert Nr. 3 C-Dur, 1921, Solistin Yuja Wang. – Das Klavierkonzert ist ein alter Renner, die Pianistin endlich bekannt. Die Techniker des KKL berichteten, die Künstlerin hätte sich fünf Stunden lang fast ohne Unterbruch eingespielt – da wäre ich gerne dabei gewesen. Wer wird ihr die Spielzeuge für Klavier von Boulez unterjubeln?

Franz Schmidt, Symphonie Nr. 4 C-Dur, 1933. – Am 18. Januar 2018 hörte ich auf RAI 5 zum ersten Mal Franz Schmidt, Das Buch mit sieben Siegeln. Ich las den Wikipediaeintrag und blieb unschlüssig (Facebook Post). Bei der 4. Symphonie aus dem Jahr 1933 gestern Abend dachte ich die ganze Zeit an Wien 1938 und daran, wie Schmidt mitbrüllen wird. Nein, diese Musik wird keinen Zugang zu mir finden, sie erscheint mir verlogen, keine Trauermusik, sondern bös.

Orlando die Lassus, Madrigale

Dienstag, 28. August 2018

Soeben live auf France Musique concert donné le 15 juin 2018 à l’Oratoire du Louvre, Paris. Ensemble instrumental Hathor Consort, Solistes du Collegium Vocale Gent, Philippe Herreweghe, direction.

Orlando di Lassus, Sublimes madrigaux du 16e siècle, mariage heureux de poésie et de musique.

Eine dieser besten Musiken, bei deren Anhören man in Trance hoffen möchte, dass sie nie mehr aufhören würden, dass sie einen nie mehr verlassen würden und man immer weiterhin in ihnen wundersame Wendungen entdecken dürfte.

M. Gluteus

Samstag, 25. August 2018

Profisportler kennen das Phänomen und Gebrechen nicht, da sie unter ärztlicher Kontrolle sind und regelmässige Massagen geniessen. Hochleistungssportler ausserhalb des Kommerzes kennen es umso besser: wegen zu grossen Leistungen ist man plötzlich in der Zone des Oberschenkels, des Gelenks und des Beckens diversen Schmerzen ausgesetzt und wird mit der Diagnose und dem folgerichtigen Rezept konfrontiert, einen schwächelnden Musculus Gluteus wiederaufzubauen zu müssen, das, was den Menschen im innersten seines Wesens zusammenhält, den grossen Arschbackenmuskel. Ich genoss während dreier Monate die Physio und mache auch seither täglich die Übungen, die ich lernte. An einer Maschine fühlte ich mich nicht schlecht im Erstarken und fragte die Physio, welche sportliche Leistungsstufe ich schon erreicht hätte. Die Kraftmaschine sei bei mir immer eingestellt für Rehapatienten, die vor wenigen Stunden erst aus dem Aufwachraum geschoben worden wären… Item, ich sah das etwas anders, weil mein Training doch gut fruchtete und zeitweise die disparaten, auch den Kopf konfus machenden Schmerzen nicht mehr erschienen: mal auf der Innenseite, mal aussen, mal vorne, mal hinten, mal eher oben, mal eher in der Mitte etc.

Nach dem Ablauf der Physiotherapie machte ich die bekannten Übungen weiter, aber der Zustand verschlechterte sich allmählich. Bei richtigen Schmerzen half nur die Massage direkt auf der Haut von unten über die Gelenkkopfkante nach oben – allerdings nur für knapp eine Stunde. Mich dünkte, es gebe einen Punkt nahe beim Rückgrat, so etwas wie das Zentrum des Gluteus Maximus. Was tun, wenn man nicht vom Affen abstammt und also weder mit der linken noch mit der rechten Hand an dieser Stelle massieren kann? Ich suchte an den düstersten Plätzen des Internets nach den verruchtesten Massageutensilien. In einer fernen Galaxie wurde ich fündig und kaufte ohne weitere Probleme bei Galaxus das Togu Dinair Ballkissen XL Senso mit dem Durchmesser 36 cm.

Was für ein Wunderding! Man kann das Kissen auf den Arbeitsstuhl legen, auf einen besonderen Sessel oder auf den Boden. Man kann gewöhnlich darauf sitzen, beiläufig das Becken betätigen oder bewusst die dynamischen Eigenschaften des Objekts ausreizen, einmal die Füsse eher hochgestellt, einmal tiefer. Es ist in der Tat ein grosses Vergnügen! Und die gebrechliche Körperzone fühlt sich an wie frisch ausgelüftet! Doch Achtung: die Wirkung ist bis jetzt – erst ein Tag nach dem Kauf (sorry…) – wie bei den Übungen in der Physio nur vorübergehend (die Stärkung des M. Gluteus wird in keiner Beschreibung erwähnt, nur die Verbesserung der allgemeinen Körperhaltung und des Rückgrates). Das Gefühl aber sagt, dass dank des Kissens der M. Gluteus mit Sicherheit früher oder später seine Normalform und -kraft wieder zurückgewinnen wird. – Solange hier kein Zusatz zu lesen ist, wird an der Prognose festgehalten; sie gilt als erfüllt.


Auf der gesattelten Rosinante lässt sich gut träumend durch die Gegend reiten. Hi-ho, Silver! Away!

Quora manipuliert Autorentexte

Donnerstag, 23. August 2018

Quora ist eine Plattform für Fragen und Antworten. Wikipedia präsentiert Namen, Begriffe und Ereignisse wie die herkömmlichen Lexikonartikel, so objektiv wie möglich, aber auch bündig und ohne Abschweifungen. Die formulierten Aussagen und Fakten werden ständig auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft. Der Ausgangspunkt bei Quora sind Fragen, die jeder Mensch, der bei der Plattform angemeldet ist, stellen kann. Sie erscheinen dann anonym. Auf diese Fragen können alle anderen antworten, die einen mit Kompetenz, die anderen mit Humor, und diese Antworten erscheinen mit ihrem Namen, verlinkt auf ihr Profil mit den anderen Atworten, die sie schon getätigt haben – und ihren Fragen (hier sind sie nicht anonym).

Wie bei allen sozialen Medien im Internet trifft man auf viel Unsinn. Zum Mitmachen ist der Spielgrund aber anregend. Der besondere Reiz entsteht dadurch, dass jedermensch jede Frage stellen kann. Klar, dass dann einige Fragen etwas verquer in der Landschaft stehen und man nicht immer exakt ausmachen kann, was denn wirklich gefragt wird. Aber der Impuls dahinter ist doch manchmal eine Provokation, auf die man gerne antwortet.

Doch Achtung! Die Einschätzung ist falsch, dass es immer die AutorInnen sind, die die Fragen auf suboptimale Weise stellen. Entweder haben die Verantwortlichen einen Algorithmus installiert, der sich idiotisch benimmt, oder es gibt eine wirkliche Redaktion, die unbedacht und ohne sprachliches Rüstzeug in die Fragen eingreift, bevor sie dem Publikum serviert werden. Jedenfalls sind die Fragen, die man zu lesen bekommt, nicht immer die, die ein einzelner Mensch am Computer formuliert hat und auf der Plattform Quora posten will.

Ich stellte am 8. August folgende Frage: „Warum werden in fast allen Bäckereien die Brote nicht mehr ganz zuende gebacken, sodass man beispielsweise ein halbes Pfund Halbweissbrot noch im eigenen Backofen mit 250° C zehn Minuten lang selbst fertig backen muss?“

In Quora ist die Frage aber wie folgt zu lesen (am 23. 8. 2018): „Warum werden, in fast allen Bäckereien, die Brote nicht mehr ganz zu Ende gebacken, so dass man beispielsweise ein halbes Pfund Mischbrot noch im eigenen Backofen, bei 250° C, zehn Minuten lang, selbst fertig backen muss?“

Das ist nicht meine Frage, sondern Idiotendeutsch. Wenn Quora so bleibt, bleibt es nicht lange.

Wahrheit

Mittwoch, 22. August 2018

[Weil Quora noch nicht bekannt ist, poste ich hier einen frischen eigenen Text. Die Frage steht anonym im „Forum“, die Antworten werden mit Autorennamen daruntergestellt. Die Frage hier lautete (und stammt also nicht von mir): „Existiert so etwas wie die absolute Wahrheit, und falls es so etwas wie die absolute Wahrheit nicht gibt, was ist dann die „Wahrheit“?“]

Von der Wahrheit sagen, dass es sie gibt, heisst die menschliche Vernunft rechtfertigen. Bevor man die Rechtfertigung durchführt und also Philosophie betreibt, innerhalb der Institution der Universität, in der Obhut einer Gruppe oder allein, muss man sich klarmachen, dass die Vernunft, die zur Wahrheit fähig ist und Wahrheit garantiert, jedem Menschen an jedem Ort und jederzeit zugeschrieben werden muss. Die philosophische Wahrheit, die Wahrheit in der Vernunft oder die Vernunft selbst kann nur als universelle begriffen werden – oder sie wäre nichts. Auch wenn Kulturen an verschiedenen Orten und zu verschiedenen historischen Zeiten sich völlig unterschiedlich entfalten und nicht auf ein einziges Modell der menschlichen Vergesellschaftung zurückgeführt werden können, ist die Vernunft in jedem weiblichen oder männlichen Neugeborenen, Varianten inklusive, auf identische Weise angelegt. Die Identität der Vernunft betrifft nicht nur die Verschiedenheit von Gesellschaften, sondern selbst der Individuen in ihren Vielfältigkeiten. Die Geschichte der Philosophie hat schon früh das Wahre mit dem Guten zusammengedacht; trotzdem ist ohne Umstand den Bösen und Asozialen Vernünftigkeit zuzusprechen. Auch Menschen, die nicht fähig sind, sich selbst ohne Beistand am Leben zu erhalten, verkörpern die Vernunft. Am schwierigsten ist vielleicht die Frage nach dem Wahnsinn, den man spontan immer noch als das Andere der Vernunft versteht: ist es nicht schon ein befriedigender Fortschritt einer Gesellschaft, wenn sie die Wahnsinnigen fürsorglich behandelt statt vom Gesellschaftsleben auszuschliessen? Nein. Selbst der Wahnsinn muss als Moment der Vernunft gerechtfertigt werden, wenn Vernunft tel quel und also überhaupt gerechtfertigt werden soll. Sein Einschluss muss deswegen im Auge behalten werden, damit das philosophische Subjekt, das die Rechtfertigung durchführt, den eigenen Wahrheitsanspruch nicht verabsolutiert. Wenn der Wahnsinn ausgeschlossen bliebe, wie in aller traditioneller Philosophie, würde die philosophische Vernunft, die sich rechtfertigen soll, eine Art Selbstermächtigung durchführen: sie wäre die alleinige Instanz zur Beurteilung der Gültigkeit ihrer Behauptungen, weder durch Tatsachen noch durch Argumentationszusammenhänge in Frage zu stellen.

Man sieht leicht, dass die Anforderungen an die Theorie durch die Erfahrungen der Geschichte heute heikler sind als vor 2500 Jahren. Trotzdem muss man sich auch auf die alte Philosophie beziehen, wenn man nicht triviale Fehler wiederholen will. So bewegt man sich also, wenn die Wahrheit das Ziel ist, in einer Art Flickwerk, in dem kein glatter Optimismus zu erwarten wäre und keine Lehre in der Theorie, die die Praxis erlösen würde. Aber es ist nichts anderes als ein Zeichen der Lebendigkeit der Vernunft, wenn sie nicht perfekt ist oder sich nicht perfekt darstellen lässt. Denn schlimmer als die blosse Vorläufigkeit oder Unvollkommenheit in der Darstellung ist die explizite Verleugnung der Wahrheit im scheinbar so offenherzigen, quasi bescheidenen Skeptizismus. Er ist schlaff da, wo Menschen es nicht mehr sein dürften: wenn Scharlatane sich formieren und ein Gaukelspiel vom Zaun brechen, das ohne Scham die Wahrheit, und damit die Menschen, mit Füssen tritt.

Das Verhältnis zur Idee der Wahrheit ist weniger das eines Wissens als das des Vertrauens: in die Natur, in den Gesellschaftsprozess, in sich selbst. Vertrauen ist nicht Glauben und stellt sich gegen die Verführung, Wahrheit absolut zu denken; solche Wahrheit war schon in der traditionellen Philosophie eine blosse Unterkategorie, ein Eindringling aus der Domäne der Theologie, der in der Theorie zu Fehlschlüssen führte.

Keine Heimatdichtung im Hinterland

Montag, 20. August 2018


Wer vom Simeliberg redet, darf von Hinterfultiger Bildern nicht schweigen: hinter dem Guggershörnli Vrenelis Guggisberg, vorne irgendwo Simes Hansis Loch, rechts ausserhalb Schwarzenburg, hinter dem Rücken in einer Autostunde Bern.

Gestern Abend auf SWR 2 das Hörspiel Simeliberg von Michael Fehr (Produktion: BR/RB 2018), dem Äusseren nach seit vorgestern gerade noch einmal eines aus der Welt der Heimatdichtung. Die Musik des Hörspiels (SCHNEIDER TM = Dirk Dresselhaus / Gesang: MUTTIS KINDER = Claudia Graue, Marcus Melzwig, Christopher Nell) besteht aus Varianten des Liedes „s’Vreneli ab em Guggisberg“. Das Dorf hinter dem Guggershörnli leiht seinen Namen noch heute vielen BewohnerInnen des Berner Hinterlandes (deutsche Rezensenten verwechseln topologisch gerne Guggisberg und Bern, die beide im Stück namenlos vorkommen, in ihren Distanzen aber klar erkennbar bleiben). Das Lied selbst ist eines, das den langen Weg aus der alten Geschichte bis in die Popmusik hat gehen können – mit Fug der Inbegriff von Heimat. Trotzdem ist das Stück gänzlich anders als das vorgestrige aus dem Südtirol von Platzgumer. Erscheint Heimat beim Österreicher als Klotz im Hals, so beim Berner Autor als gewöhnliche, leicht abseitige Landschaft, in der ein marktgerechter Krimi auf sprachlich unkonventionelle, die Spannung steigernde Art geboten wird. Man folgt den Figuren hier gelöster als in der effektiven Heimatdichtung, die einem den Klotz schonungslos so transferiert, wie man ihn sich ablehnend in Bezug auf Forderungen nach Heimatgefühlen auch vorstellt. Fehrs Stück bleibt durchs Band leicht. Die Gewalttaten sind zwar nicht weniger schockierend als bei Dürrenmatt, wo schon mal einer ohne Narkose den Hals aufgeschlitzt bekommt, um überleben zu können. Fehr führt diese Tradition weiter. Sie gehört aber nicht in ein Altes, sondern zu uns, wo mit der Landschaft und der Sprache mehr als bei Dürrenmatt gespielt wird, um sie des weiteren ruhen zu lassen.

Heimatdichtung jodelfrei

Sonntag, 19. August 2018

Für einen, der die ersten 19 Jahre in einem Vorort von Luzern verbrachte und die nächsten 42 Jahre in Bern, ist der Begriff der Heimat widersinnig, weil an diesen Plätzen genügend Infrastruktur dafür sorgt, dass man mit dem allgemeinen Prozess des Weltgeschehens ohne besondere Anstrengung in Kontakt steht. Die Vorstellung, vom Begriff der Heimat Gebrauch machen zu wollen, wäre regressiv. Dass der Begriff überhaupt nicht aufscheinen dürfe, ist damit aber nicht ausgemacht. Gestern Abend auf SRF 2 ein Hörspiel, wie mich schon lange keines mehr berührt hat: «Am Rand» von Hans Platzgumer (Produktion SWR 2016). Trotz des Hörens unter Kopfhörern ist es ausserordentlich diffizil, dem Südtiroler Dialekt zu folgen. Doch die Anstrengung lohnt sich. Denn das Ganze reisst den Horizont in eine Gegend auf, die mir komplett unbekannt ist und nur vom Hörensagen einer Sandwichposition zwischen dem Nationalsozialismus vom Norden und dem Faschismus vom Süden her – und den Widerständen dagegen – an die Geschichte angebunden scheint. Solches Abgeschiedene wird Heimat, wenn in einer Geschichte Gegebenheiten innerhalb dieses kleinen Ganzen zirkulieren – ohne kitschige Unterdrückung der empirischen Objekte der Gesamtgesellschaft in ihm und umgekehrt ohne Schielen aufs Vokabular einer irgendwie idealisierten (oder verteufelten) Aussenwelt. Beeindruckend, was für eine Spannung in der Enge der topologischen Immanenz erzeugt werden kann. Wie ein Putzmittel gegen Heimatverliebte allerorten.

Statt schwarz Bilder rot und blau

Freitag, 17. August 2018

Seit einem Update (Windows 10 oder Google Chrome…) sind gewisse Bilder im Browser Google Chrome in den dunklen Bereichen nicht einfach schwarz, sondern leuchtend rot und leuchtend blau:

In den anderen Browsern sind die Bilder okay, ebenso wenn man sie speichert und in einem anderen Programm betrachtet. Der Fehler liegt bei Google Chrome.

Abhilfe durch: Google Chrome Einstellungen / Erweiterte Einstellungen / System / Hardwarebeschleunigung aus. Das Bild wird normal wiedergegeben:

Bildquelle Zeitung Bund

Two Rich Asian Girls

Donnerstag, 16. August 2018

Es ist schwarze Nacht, ich schwimme in einem langsamen Fluss in einer Stadt wie Luzern, vor mir, nur wenig näher zum Ufer, zwei junge Asiatinnen in Panik. Ich treibe sie, als einzige hell im ganzen Dunkel, langsam ans Ufer, nach langer Zeit kann die erste von Leuten aufgefangen werden. Weitertreiben mit der zweiten in really dark night, der Fluss wirkt tief, nur ihr verschreckter, aber schöner Kopf hell. Endlich erscheint ein Steg zum Fluss heraus, an den wir herangespült werden. Leider schon Aufwachen…

Staud, Im Lichte II

Donnerstag, 9. August 2018

Soeben live auf WDR 3 von den Wittener Tage für Neue Musik, 28. April 2018:

Johannes Maria Staud, Im Lichte II für 2 Klaviere, GrauSchumacher Piano Duo.

Ich höre die Aufnahme jetzt zum zweiten Mal und bin wieder begeistert (letztes Mal, vor ca. drei Monaten zu faul zum Notieren…). Wie viel die blosse, scheinbar abstrakte Idee doch ausmacht, zwei Leute nicht als Duo spielen zu lassen, sondern quasi als Akteure an einem einzigen Instrument, das in Tat und Wahrheit aus zwei Klavieren besteht. Das Naheliegende wird gestrichen – das Duettieren – und was entsteht, ist trotz des Weglassens oder Vermeidens von Überkomplexität gar nicht so einfach zu beschreiben: destillierte Boulezsche Structures?