M. Gluteus

Profisportler kennen das Phänomen und Gebrechen nicht, da sie unter ärztlicher Kontrolle sind und regelmässige Massagen geniessen. Hochleistungssportler ausserhalb des Kommerzes kennen es umso besser: wegen zu grossen Leistungen ist man plötzlich in der Zone des Oberschenkels, des Gelenks und des Beckens diversen Schmerzen ausgesetzt und wird mit der Diagnose und dem folgerichtigen Rezept konfrontiert, einen schwächelnden Musculus Gluteus wiederaufzubauen zu müssen, das, was den Menschen im innersten seines Wesens zusammenhält, den grossen Arschbackenmuskel. Ich genoss während dreier Monate die Physio und mache auch seither täglich die Übungen, die ich lernte. An einer Maschine fühlte ich mich nicht schlecht im Erstarken und fragte die Physio, welche sportliche Leistungsstufe ich schon erreicht hätte. Die Kraftmaschine sei bei mir immer eingestellt für Rehapatienten, die vor wenigen Stunden erst aus dem Aufwachraum geschoben worden wären… Item, ich sah das etwas anders, weil mein Training doch gut fruchtete und zeitweise die disparaten, auch den Kopf konfus machenden Schmerzen nicht mehr erschienen: mal auf der Innenseite, mal aussen, mal vorne, mal hinten, mal eher oben, mal eher in der Mitte etc.

Nach dem Ablauf der Physiotherapie machte ich die bekannten Übungen weiter, aber der Zustand verschlechterte sich allmählich. Bei richtigen Schmerzen half nur die Massage direkt auf der Haut von unten über die Gelenkkopfkante nach oben – allerdings nur für knapp eine Stunde. Mich dünkte, es gebe einen Punkt nahe beim Rückgrat, so etwas wie das Zentrum des Gluteus Maximus. Was tun, wenn man nicht vom Affen abstammt und also weder mit der linken noch mit der rechten Hand an dieser Stelle massieren kann? Ich suchte an den düstersten Plätzen des Internets nach den verruchtesten Massageutensilien. In einer fernen Galaxie wurde ich fündig und kaufte ohne weitere Probleme bei Galaxus das Togu Dinair Ballkissen XL Senso mit dem Durchmesser 36 cm.

Was für ein Wunderding! Man kann das Kissen auf den Arbeitsstuhl legen, auf einen besonderen Sessel oder auf den Boden. Man kann gewöhnlich darauf sitzen, beiläufig das Becken betätigen oder bewusst die dynamischen Eigenschaften des Objekts ausreizen, einmal die Füsse eher hochgestellt, einmal tiefer. Es ist in der Tat ein grosses Vergnügen! Und die gebrechliche Körperzone fühlt sich an wie frisch ausgelüftet! Doch Achtung: die Wirkung ist bis jetzt – erst ein Tag nach dem Kauf (sorry…) – wie bei den Übungen in der Physio nur vorübergehend (die Stärkung des M. Gluteus wird in keiner Beschreibung erwähnt, nur die Verbesserung der allgemeinen Körperhaltung und des Rückgrates). Das Gefühl aber sagt, dass dank des Kissens der M. Gluteus mit Sicherheit früher oder später seine Normalform und -kraft wieder zurückgewinnen wird. – Solange hier kein Zusatz zu lesen ist, wird an der Prognose festgehalten; sie gilt als erfüllt.


Auf der gesattelten Rosinante lässt sich gut träumend durch die Gegend reiten. Hi-ho, Silver! Away!

Samstag, 25. August 2018 um 3:28 pm Themenbereich: Kleine Medizin                 RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.

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