Archiv für den Monat März, 2013

Olivier Messiaen, Éclairs sur l’au-delà

Sonntag, 31. März 2013

Soeben live auf Ö1 Olivier Messiaen: „Éclairs sur l’au-delà“ (Wiener Philharmoniker, Dirigent: Ingo Metzmacher; aufgenommen im Jänner 2008 im Großen Musikvereinssaal in Wien).

Ich habe dieses Stück ungleich vielen anderen von Messiaen nur als Lüge empfunden, die ganze grosse Stunde lang, weil es an eine Haltung gebunden ist, als letztes Werk des Komponisten, die ständig behauptet, Kunde geben zu können, ohne je von einer Behauptung etwas einzulösen. Die gedehnten Metren erscheinen als altersstarre Zwanghaftigkeit und ohne musikalischen Grund, ebenso wenig bilden sie einen weiteren Zusammenhang.

Milada Cihlová: Naše Kocelovice, 2012

Freitag, 29. März 2013

Gestern eingetroffen die Dorfmonographie, wie ich sie in den 1990er Jahren haufenweise aus dem Wallis zur Kenntnis nahm, über den Herkunftsort des Basler Eisenschmied Grossvaters: Milada Cihlová (za spolupráce Mgr. Vladimira Cervenka): Naše Kocelovice, Obec Kocelovice 2012, A4-Format, fast zwei Kilo schwer. Das Werk ist über den Buchhandel nicht erhältlich und wurde mit der Unterschrift des Bürgermeisters Ing. Karel Lukáš, starosta obce Kocelovice, auf die Reise geschickt, die teurer war als das Buch selbst. Zur Zeit der Auswanderung des Grossvaters Alois Ráž, ungefähr 1910, gab es 80 Häuser mit 489 Bewohnerinnen und Bewohnern, 2009 knapp 20 Häuser mehr, aber nur noch 167 Bewohnerinnen und Bewohner – dafür eine bekannte Wetterstation.

Postkarte 1907

Zusatz 10. April 2013, Abrechnung:

Kniha stojí 300,- Ceských korun
poštovné do Švýcarska vyjde na 320,- Ceských korun
Meine Aufrundung 80,- Ceských korun
Total 700,- Ceských korun = CHF 33.55
   
Spesen Kantonalbank Bern CHF   8.00
Spesen Komercní banky Blatná CHF 20.00
Gesamttotal CHF 61.55

Fazit: Die Spesen der tschechischen Empfängerbank sind doppelt so hoch wie der Preis des Buches, das man kauft, der Gesamtpreis sein Vierfaches.

Berg, Wozzeck

Sonntag, 24. März 2013

Soeben direkt live auf Ö1 Alban Berg, Wozzeck (UA 1925), aus der Wiener Staatsoper, Chor und Orchester der Wiener Staatsoper, Dirigent Franz Welser-Möst.

Eine Oper von heute, jedenfalls wenn interpretiert wie hier, von heute, ohne Zurückhaltung das Schöne im Falschen herausgekehrt.

Zappa: One Size Fits All

Freitag, 22. März 2013

Soeben gehört von CD, zum 497sten mal im Leben so kurz wie die Bikinihöschen in Spring Breakers: Frank Zappa and The Mothers of Invention, One Size Fits All, 1975. Von der ersten Sekunde bis zur letzten ohne Fehl & Tadel, Bestes was man hören kann & soll. Aber es ist Musik, mit der ich aufgewachsen war, jetzt will ich Musik zum Weiterleben.

Was ist nur los mit den Radiostationen, die auf Kabel zu empfangen sind, eine ist schlechter als die andere, zu vergessen gänzlich DRS2, pardon: SRF2 KULTURKULTURKULTURetcpp („merde: ihr macht denselben Kulturindustriedunst wie alle anderen Billigsender!“), aber auch die Franzosen mit France Musique und die Deutschen mit SWR2 und B4 wie die Westschweizer mit Espace2 und Ostösterreichen mit Ö1 sind 2013 gleich schlecht gestartet wie sie 2012 mies waren. Kapiert es endlich: Euer Publikum ist anspruchsvoll und ist es mit Stolz. Wir wollen keine KULTUR, nur gute Musik, immer – und jeden Abend… Die Komponistinnen und Komponisten danken es Euch gleichwie die MusikerInnen, OrganisatorInnen und ZuhörerInnen: Euer ganzes Publikum. Wir sind besser als Ihr.

Zusatz: Auf die Schelte hin Zoot Allures gehört: Zappa hat Spring Breakers schon 1976 komponiert.

Ursprung der Gletschersoziologie

Dienstag, 19. März 2013

Heute von Ursi bekommen, aus einem fernen Archiv, ein vergessenes Bild über die ersten Tastversuche in der Gletschersoziologie, eindeutig zu situieren im wilden Turtmanntal (~1875 (? (: Höhe, klar! (Antoinette tät’s verstehen)))). Die speziellen Themen damals, ~1975? Viel Logik und Sprachphilosophie (Hegel und Frege und Quine) und viel Walter Benjamin.


Hinten Prag und Leiggern unter der Roten Chumme, im scharfen Bereich schon die Ergischer Obermatte.

Zappa, verfeuert

Montag, 18. März 2013

Soeben live auf France Musique ODEON, Scène Jean-Roger Caussimon : The Frank Zappa Project, concert donné le 19 octobre 2012, Odéon Scène Jean-Roger Caussimon à Tremblay-en-France. – Le Cabaret Contemporain: Giani Caserotto, Guitare électrique, Augustin Viard, Ondes Martenot, Paul Lay, Piano Fender Rhodes, Julien Loutelier, Batterie, Alexandre Authelain, Saxophone ténor, Clarinette, Jonathan Pontier, Clavier, électronique, chant et direction.

Lagerfeuermusik, leicht gehemmt am Cheminée vorgetragen.

Derrida Biographie

Montag, 18. März 2013

Soeben gelesen Benoît Peeters, Derrida, Eine Biographie, Berlin 2013, ein valables Pendant zu Stefan Müller-Dohm, Adorno, Eine Biographie, Frankfurt 2003 (beide Suhrkamp), frei von nicht erwünschten Tendenzen zur Interpretation und hürdenlos wie rasant zu lesen (und via Register wiederzulesen). Wer Derrida hinter sich hat ohne grosse Resten, ist von Haus aus bedient mit Fragen, und er wird hier noch einmal aufgemuntert, wie es sein soll, zu den Texten zurückzugehen. Der allgemeinste Eindruck, den es zu nennen gilt und im Auge zu behalten gälte, ist aber doch der, und auch das ist ein Vorzug, dass die negativen Tendenzen gleichwie die positiven in ihren Richtungen verstärkt werden – das Buch verändert die eigene Sichtweise auf das Werk des Philosophen nicht, und es korrigiert nichts an der Meinung, dass sein Fehler nur der ist, im Verhältnis von Literatur und Philosophie die falsche Wegrichtung gewählt zu haben. Besser verständlich ist nun Derridas politische Einstellung, detailliert aufgezeigt von Algerien an, ohne dass man weiterhin munkeln dürfte, er hätte sich in Fragen der politischen Haltung zweifelhaft verhalten. Erstaunlich, wie gefestigt das Verhältnis zu Althusser war, von Anfang bis zum Schluss. Leicht schlechter verständlich dünkt mich nach der Lektüre Derridas Verhältnis zu Heidegger, weil seine unangenehmen Rettungsversuche übergangen werden und man also nichts Zusätzliches, eben Biographisches, Privates oder Untheoretisches über diese seltsame und also dunkel bleibende philosophische Motivierungen erfährt.

Lastwagenfahrer

Sonntag, 17. März 2013

Auf einem Balkon mit F und n, ich schaue hinüber, wo einer auf die Ladefläche eines Lastwagens springt und sich an der hinteren, nur 30cm hohen Ladewand mit einem mitgebrachten Sitz arretiert, aus hellblauem Luftschaum. Sofort fährt der Laster davon, nimmt eine scharfe Linkskurve nach unten und stoppt heftig. Der Arbeiter ist verletzt; aus der Kabine des Fahrers sind seltsame Töne vernehmbar, als ob sie die Verletzung heilen würden. Offenbar sind es Zeichen der Zerstörung, denn der Arbeiter löst sich Schicht für Schicht samt seines Sitzes von hinten nach vorne auf, unter Schreien. Im Moment, da er gänzlich verschwindet, verschwinden auch der Lastwagenfahrer, den ich nie gesehen, nur gehört habe, und die beiden Frauen F und n. Für mich nur ein Angstblitz, ich gehe nach rechts durch die gläserne Balkontür ins Innere und erwache.

Weltkugel, weiss & blinkend

Samstag, 9. März 2013

Offener Brief an Swisscom

Sehr geehrte Damen und Herren

Am 5. März 2013 funktioniert der Internetzugang mit Win7 und dem Router Centro Grande wie in der Zeit davor, normal und ohne nennenswerte Fehler.

Am 6. März um 5 Uhr kann der Centro Grande keine Verbindung mehr mit dem Internet herstellen: das Anstellsignal leuchtet normal, die Weltkugel blinkt aber ununterbrochen weiss. Am späteren Morgen telefoniere ich auf die Nummer 0800 800 800. Das Gespräch ist schwierig, weil ich nur einen verkürzten Arm mit einer verdrehten Hand zur Verfügung habe, der Helfer der Hotline aber diverse Checks durchführen will. Nach über einer halben Stunde meint er, es müsse ein Techniker vorbeikommen. Wenn er den Schaden ausserhalb des Hauses lokalisiert, wird es gratis sein für mich, wenn der Fehler in der Wohnung oder irgendwo im Haus festgestellt würde, hätte ich sowohl für die Reparatur wie für den Arbeitsweg und die Arbeitszeit aufzukommen. Da ich Kunde und nicht Sponsor von Swisscom oder meiner Hauseigentümerin bin, hänge ich auf, nicht wenig verärgert.

Am 7. März kontrolliere ich alle Verbindungen, mache am Router diverse Resets mit einer Büroklammer und schliesse auch ein altes Modem an, das aber wie der Centro Grande nur permanent versucht, einen Kontakt herzustellen, ohne dass es ihm gelingen würde. Der Centro Grande wird auch direkt an der Buchse ohne Verlängerungskabel getestet, immer mit demselben Resultat, dass er mit dem Signal der weiss blinkenden Weltkugel zu verstehen gibt, erfolglos einen Kontakt herstellen zu wollen. – Niemals würde ich behaupten, es sei kein Zufall, dass am Ende dieses Vormittags ein Cablecomköter von der Nummer 0800668866 aus anruft und fragt, ob ich mit Swisscom zufrieden sei. Ich werfe ihm ein Steckchen, in das er sich hineinverbeisst (klar darf er an eine Nummer mit einem Stern vor dem Eintrag Werbung andrehen, weil ich nach ihm „in einer Geschäfts- und nicht Privatbeziehung zu Cablecom“ stünde und weil er keine Werbung mache, sondern über ein neues phantastisches Produkt mit verlässlichem Internetanschluss informiere). – Am Nachmittag kommt ein Netzwerkspezialist ausserhalb einer Geschäftsbeziehung zu Hilfe und macht alle Test noch einmal, zudem den noch nicht versuchten, einen anderen Centro Grande an der Buchse anzuschliessen. Siehe da, dieser Router stellt eine Verbindung her! Was wäre anderes zu denken als dass mein Router an einem Defekt leidet? Also geht der Helfer in die Stadt, wo es ihm nach einem ersten vergeblichen Versuch doch noch gelingt, meinen Router unter Garantie (aber ohne vorgewiesenen Lieferschein) umzutauschen. – Doch falsch gedacht im Ganzen, denn dieser neue Router benimmt sich wie mein alter eigener, indem er seinen Willen anzeigt, ohne ein Können zu beweisen… Merde again!

Am 8. März kaufe ich für zwanzig Franken einen neuen Phone/DSL-Verteiler 4-Pol/2xTT, der nicht weiter führt. Zur selben Zeit wie vor zwei Tagen rufe ich die oben genannte Nummer an und werde mit dem bereits bekannten Helfer verbunden. Da ich nun weiss, wie die Tests verlaufen und deswegen weniger schnell in körperlichen Stress gerate, können wir sie durchführen, für mich inzwischen zum vierten Mal. Am Schluss gebe ich das Einverständnis dafür, dass er einen Techniker organisiert und also „ein Ticket ausstellt“ – denn wenigstens in der Wohnung sollte auch ein Techniker jetzt keinen Fehler mehr feststellen können, und wenn der Fehler zwischen Wohnung und Strasse lokalisiert wird, kann ich sowieso mein Testament machen. Nach zwei weiteren Telefonaten ist es beschlossene Sache, dass der Techniker „morgen Samstag Nachmittag zwischen 12.30 und 17.30 Uhr“ vorbeikommen wird.

Am 9. März um acht Uhr stelle ich wie in wiederholten Malen die letzten Tage ohne wirkliche Hoffnung den Router wieder an. Man glaubt es nicht, aber als ich mich nach ein paar Minuten seinen Signalen zuwende, leuchten sie wie wenn es keine Zwischenfälle gegeben hätte, ohne dass ich irgendeine Sache an dem ganzen Internetsystem verändert hätte! – Mehrere Neustarts bestätigen das neue, nunmehr fehlerfreie Funktionieren des Centro Grande. Ich google nach blinkende weisse Weltkugel und finde einen Eintrag von „rockr“, der am 22-12-201113:37 genau meine eigene Situation beschreibt: „Wir hatten vor ca. 3 Wochen genau dasselbe Problem. Grund war, dass irgendjemand am Verteilkasten im Quartier was geschraubt / umgesteckt hat und folglich unsere Zuleitung derart gestört war, dass das VDSL-Signal nicht mehr in genügender Qualität für eine Synchronisation empfangen werden konnte. Am Telefon merkt man davon nichts. Es musste ein Techniker aufgeboten werden, der die Sache wieder in Ordnung gebracht hat. Also Hotline kontaktieren.“ Ich telefoniere dem Disponenten, dessen Nummer in einem SMS übermittelt wurde, und bestelle den Techniker ab. Allerdings gibt man mir zu verstehen, dass ohne Auftrag auch unter diesen fahrigen Umständen keine Leitungsüberprüfung vorgenommen würde.

Man versteht vielleicht, warum dies ein offener Brief sein muss und kein verbindlicher von einem Absender an einen Adressaten sein kann. Denn was zu fordern wäre, scheint immer schon nur unbestimmt dazustehen. Spätestens seit rockrs Forumseintrag vom 22. Dezember 2011 darf niemand sagen, der Zusammenhang zwischen einer andauernden blinkenden, weissen Weltkugel am Centro Grande und einem zu schwachen Signal ausserhalb des Privatgebäudes sei unbekannt. Wieso sagt der Helfer von Swisscom auch nach zwei Tagen, er habe keine Ahnung über den Hintergrund und die Ursache der blinkenden Weltkugel? Wieso zwingt er dem Kunden – merde: dem Swisscomkunden seit Kindsbeinen wie üblich in CH – ein technisches Hilfeangebot auf, das auch Infrastrukturfehler dem Kunden zu verrechnen droht, dann nämlich, wenn ein Gerät in der Wohnung, nota bene bei Swisscom gekauft, Materialschaden erlitten hat und man es nicht von sich aus bemerkt hat, oder, um einiges schlimmer, wenn der Leitungsschaden im Wohnhaus lokalisiert wird, auch wenn man dort nur Mieter ist? Mit Verlaub, das ist eine Scheisse, die es füglich auszumisten gilt, indem man a) auf eben beschriebene Bedingungen in technischen Hilfsvereinbarungen verzichtet und b) die Leitungen auch dann schon ernsthaft und aus eigenem Antrieb technisch überprüft, wenn auf irgendeine vage Weise an irgendeiner, vielleicht für die Sache gar nicht zuständigen Swisscomstelle bekannt wird, dass sie schwächer sind als von der Norm her gefordert. Ist es in diesem Zusammenhang tatsächlich zu viel verlangt, die Signalprotokolle der Leitungsrelais im Umkreis des Indermühlewegs vom 5. bis zum 6. März 2013 einmal etwas genauer zu überprüfen als im unproblematischen Normalfall ohne Schadensmeldungen?

Mit freundlichen Grüssen, Ueli Raz, Indermühleweg 9, 3018 Bern

Dante heute

Samstag, 9. März 2013

Der moderne Wanderpoet trifft in der Hölle auf alle diejenigen, die sich darum nicht scheren.

In Stein gemeisselt

Dienstag, 5. März 2013

Wie in Stein gemeisselt erscheint einem der Leib, von dem unverschämt man wie der Fünfjährige Weihnachten nicht erwarten kann erhoffte, er würde aus einem alten Gips, der, wohl wahr, einst und auf längere Zeit hin gute Dienste leistete, befreit werden – und dies am abgemachten Tag nicht wird. Merde again, die Knochenenden wachsen nicht zusammen, der Beckenknochen mit der Fibula unten, mit dem Schulterblatt oben. Für vier Wochen sind die guten Phantasien wie auf Nebelbänke abgeschoben; aus ihnen wird knapp weniger als nichts. Die Zeit scheint nun & nur zu nutzen da, um ungedachte in die Welt zu setzen. So geht die Wahrheit weiter wie sich die Grenzen der Hölle weitern.