Derrida Biographie

Soeben gelesen Benoît Peeters, Derrida, Eine Biographie, Berlin 2013, ein valables Pendant zu Stefan Müller-Dohm, Adorno, Eine Biographie, Frankfurt 2003 (beide Suhrkamp), frei von nicht erwünschten Tendenzen zur Interpretation und hürdenlos wie rasant zu lesen (und via Register wiederzulesen). Wer Derrida hinter sich hat ohne grosse Resten, ist von Haus aus bedient mit Fragen, und er wird hier noch einmal aufgemuntert, wie es sein soll, zu den Texten zurückzugehen. Der allgemeinste Eindruck, den es zu nennen gilt und im Auge zu behalten gälte, ist aber doch der, und auch das ist ein Vorzug, dass die negativen Tendenzen gleichwie die positiven in ihren Richtungen verstärkt werden – das Buch verändert die eigene Sichtweise auf das Werk des Philosophen nicht, und es korrigiert nichts an der Meinung, dass sein Fehler nur der ist, im Verhältnis von Literatur und Philosophie die falsche Wegrichtung gewählt zu haben. Besser verständlich ist nun Derridas politische Einstellung, detailliert aufgezeigt von Algerien an, ohne dass man weiterhin munkeln dürfte, er hätte sich in Fragen der politischen Haltung zweifelhaft verhalten. Erstaunlich, wie gefestigt das Verhältnis zu Althusser war, von Anfang bis zum Schluss. Leicht schlechter verständlich dünkt mich nach der Lektüre Derridas Verhältnis zu Heidegger, weil seine unangenehmen Rettungsversuche übergangen werden und man also nichts Zusätzliches, eben Biographisches, Privates oder Untheoretisches über diese seltsame und also dunkel bleibende philosophische Motivierungen erfährt.

Montag, 18. März 2013 um 7:28 pm Themenbereich: Theorie                 RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.

Comments are closed.