Archive für 7. Dezember 2010

Walküre in der Scala, 3. Akt

Dienstag, 7. Dezember 2010

Nach so viel Wein den Rhein runter kann man wenigstens zur Aussage gelangen, dass die grossen Werke Wagners nur gewinnen, wenn sie mehrmals in einem Leben gehört werden. Sie sind etwas vom Wichtigsten, ohne dass einer mit einer solchen Wertschätzung zum Wagnerianer werden müsste. Sie sind gewöhnliche feste Teile der Welt, mit der jeder Mensch sich auseinandersetzt.

Hoffen wir mit diesem Wust genialen Wagners in den Geweiden, dass der Scheiss, in den Julian Assange mit der Verhaftung heute Morgen im Grossen Britannien geraten ist – wie das an die Schweiz und ihre Erfahrung mit Regisseuren erinnert… – eine gute Kurve findet. Die Welt und die Frauen haben besseres verdient als die zwei schwedischen Narzisstinnen. Mögen sie trotz ihres Unsinns vom CIA mit Befragungen verschont werden wie Fricka umgekehrt Wotan im Spiel eben erst zur Rede stellte. Sollen sie ihrer Wege ziehen – aber der Fliegende Australier den seinigen entlang nicht weniger und, wichtiger, unaufhörlicher. Für sie wird keiner bei Bewusstsein den Speer nicht fürchten.

Im übrigen ist der Applaus in Paris viel ergreifender als in Mailand. Schwache Säcke im Publikum dort.

Walküre in der Scala, 2. Akt

Dienstag, 7. Dezember 2010

Zum ersten Mal so erlebt, dass Spannung auch durch eine lange, quasi langweilige Dehnung der Zeit entstehen kann: der zweite Akt erfährt durch Frickas Giftrede eine ziemlich irritierende Abdrift, aber gerade diese Ablenkung macht die erste und letzte, sehr stille Begegnung zwischen Siegmund und Brünnhilde zum knitternden Spannungsereignis, auch ohne Bühne, nur unter Kopfhörern via France Musique. Weiter gut so! Und keine zu lange Pause jetzt in Mailand, wenn’s geht!

Wagner und Hegel

Dienstag, 7. Dezember 2010

Man kann manchmal Wagners Ring inhaltlich deswegen nicht folgen, weil man meint, ein verlorenes Erinnerungsstück müsse in der Struktur des Ganzen gesucht werden. Das lange Stück ist aber insofern hegelisch komponiert, als die Teile auch in der Zeit situiert sind, nicht nur in einer allgemeinen Struktur. Brünnhilde macht nicht einfach so einen Fehler, aus eigenen Motiven, aus einer individuellen „Menschlichkeit“ oder ähnlichem. Wotan wünscht zunächst, sie hülfe Siegmund – doch dann kommt unverhofft Fricka zugegen und lehrt ihren Mann Göttermores: Siegmund soll nicht durch Tricks und Ränke geholfen werden. Erst jetzt bekommt Brünnhilde, für sie in einem Doublebind, vom Vater die Anweisung, Bruder Siegmund nicht zu helfen.

Walküre in der Scala, 1. Akt

Dienstag, 7. Dezember 2010

Zum ersten Mal, dass ich den ersten Akt der Walküre als spannende Musik höre, soeben in der Scala Milano, unter Barenboim – und nicht als Vorspiel der interessanteren Stücke in den folgenden Teilen. In zehn oder zwanzig Minuten geht es weiter. Gut gut!