Archive für 11. Januar 2011

Fernpsychiatrie in naher Zukunft

Dienstag, 11. Januar 2011

Die Kulturindustrie hat die Menschheit so stark im Griff, dass es keine Schwierigkeiten macht, sich einen Typus der psychatrischen Diagnostik auszumalen, der mit ihrer Blödheit rechnet. Alles was der Patient zu machen hat, wenn er aus den Fugen gerät, ist eine Zusammenstellung derjenigen Fernsehsendungen, die er liket. Der Spezialist, dessen Ausbildung hauptsächlich darin besteht, Fernsehsendungen reflexiv zu betrachten, ohne verrückt zu werden, stellt diejenigen Momente zusammen, die in den am meisten geliketen Filmen die Realitätsverkennung strukturieren und übersetzt sie in die diagnostische Sprache der Psychiatrie. Er wird dem Patienten Filme empfehlen, in denen die erlittenen & eingebrannten Stereotypien durch andere ersetzt werden. Die Welt soll so entspannter und ausgeglichener werden. Ika ika bäh bäh.

Scharfes Publikum

Dienstag, 11. Januar 2011

Ich probte nach dem Duschen den üblichen Tigersprung durch die Wohnung längsseits, eine halbe Stunde auf den Zehenspitzen, mal hochgestreckt, dann in der Hocke, und immer auf beide Seiten abdrehend, als ich auf dem Sims das Amselweibchen entdeckte, mit dem ich morgens lange durch die Scheibe hindurch Spässchen machte (das Spiel in der Nelkenstrasse, wo eine an der Wand steht, zu ihr gedreht und die Hände vor den Augen, dieweil die Meute in ihrem Rücken von einer bestimmten Linie aus versuchen muss, mit Schritten sich ihr zu nähern, ohne in der Bewegung entdeckt zu werden, wenn die andere sich plötzlich offenen Auges umdreht und die Erwischten zurückschickt). Jetzt schaute sie mich entgeistert an und wackelte mit dem Kopf: „Die spinnen in der Oper…“


Nach Tötung eines Tigers den Berg hinauf.


Des Tigers Höhle zu erstürmen – das wag‘ ich!

((c) Mit taktischem Geschick den Tigerberg erobert, Shanghaier Peking-Oper-Truppe, Juli 1970)

… Meinte der Tanzkapellenführer Hofer, Polo, einstens: „Du chasch ned tanze!“ …

Wells Fargo

Dienstag, 11. Januar 2011

Dass die Kommunikationsverhältnisse am Ranzen liegen, kennen wir schon seit dem Lamento der Led Zeppelin, dass aber auch die materiellen Postverhältnisse zerstört werden, sollte einem zu denken geben. Ein Brief heutzutage, der verlässlich von der Südostküste der USA an die Westküste des Lac Léman transportiert werden soll, kostet 85 $ – fünfundachtzig US-Dollars. Das ist eine üble Sache, in der der Postman der Räuberbande Fedex einen Tag lang alle zwanzig Minuten einen Dollar zum Kutschenfenster rausschmeisst.