Archive für 30. März 2011

Levinas & Kafka zum Lachen

Mittwoch, 30. März 2011

Soeben via France Musique aus der Opéra de Lille, Concert donné le 7 mars 2011, Ensemble Ictus, Georges-Elie Octors, Direction:

Valère Novarina et Michaël Levinas, Je, tu, il, Prologue à la Métamorphose. Theatralischer Hors d’Oeuvre, musikalisch erst Appetit anregend, un peu mit Leichtigkeit drohend. Für sich selbst nicht sehr interessant, aber ich habe vom Text nichts verstanden, mich dummerweise am Nachmittag mit demselben nicht beschäftigt und den Namen Novarina gar noch nie gehört.

Emmanuel Moses et Michaël Levinas, La Métamorphose (Adaptation du texte de La Métamorphose de Franz Kafka (1915)). Man kann diese Oper gut Dusapins Passion gegenüberstellen und hat dann zwei verschiedene Richtungen der zeitgenössischen französischen Oper, die stringent ganz verschiedene Wege gehen. Levinas bläst die Gehalte wie Luftaballone auf, die ganz anderes zeigen, je grösser sie werden. Er tut dies, indem er die Einzelstimmen gruppiert und ihre Einzelverläufe ständig in einem Gruppenganzen sich ins Leere verziehen lässt, die allsbald in äusserst bunten Klängen aufgehen. Durch die Virtuosität im Umgang mit elektronischen und kompositorischen Techniken und Technologien gibt es ständig etwas Neues, das man bewundern kann. Ohne es abwertend zu meinen, kann das Werk ohne weiteres auch am Fernsehen gesendet werden. – An eines musste ich aber ständig denken: der Vater hätte beim Anören nie gelacht. Je mehr Levinas bei Kafka die Frage nach dem Vater beiseite schiebt, desto grimmiger taucht sein eigener hinter der Fassade auf.