Postmodernes Märchen

19. September 2017 um 9:49 Uhr von ur

Mann vom Land und Frau aus fernen Landen stehen kurz vor der Heirat. Frau wird sonderbar und zunehmend sonderbarer. Mann denkt, ein gutgelaunter Psychiater tät ihr besser als er selbst in Zweifeln. Frau wird in die fernen Lande zurückgeschickt. Mann allein vertrödelt die Zeit im Onlinepuff. Eh er sich dessen im Klaren ist, wird er zum ersten Freier der Verstossenen.

Mark Andre, „über“

11. September 2017 um 20:05 Uhr von ur

Soeben direkt live auf SWR 2 aus Berlin SWR Symphonieorchester, Jörg Widmann (Klarinette), SWR Experimentalstudio, Michael Acker, Joachim Haas (Klangregie), Leitung: Peter Rundel.

Mark Andre: „über“ für Klarinette, Elektronik und Orchester.

Ein grossartiges Werk mit tiefen Farbverläufen.

Monteverdi, Marienvesper (3)

27. August 2017 um 20:59 Uhr von ur

Soeben live auf France Musique Concert donné le 31 juillet 2017 au Royal Albert Hall, à Londres avec Giuseppina Bridelli, mezzo-soprano, Eva Zaïcik, mezzo-soprano, Emiliano Gonzalez Toro, ténor, Magnus Staveland, ténor, Virgile Ancely, basse, Renaud Brès, basse, Ensemble Pygmalion, Raphaël Pichon, direction.

Claudio Monteverdi, Vespro della Beata Vergine.

Gleich nochmals die gute Musik, die auch heute wieder die Phantasie erweckt, sie möge doch nie in ein Ende münden – wenn auch die hinzugefügten theatralisch-religiösen Mönchsstimmen nicht nötig gewesen wären.

Schönberg, Gurrelieder

25. August 2017 um 20:52 Uhr von ur

Soeben live auf Bayern 4 aus London vom 19. August 2017 das London Symphony Orchestra, der City of Birmingham Symphony Orchestra Chorus, Orféo Català, London Symphony Chorus, Leitung: Simon Rattle, Solisten: Eva-Maria Westbroek, Sopran; Karen Cargill, Mezzosopran; Peter Hoare, Simon O’Neill, Tenor; Christopher Purves, Bariton; Thomas Quasthoff, Sprecher.

Arnold Schönberg, Gurrelieder.

Gestern live auf SRF 2 der Strawinsky-Abend in Luzern vom 19. August 2017 mit dem Lucerne Festival Orchestra, Riccardo Chailly, Leitung und Sophie Koch, Mezzosopran, mit Igor Strawinskys Le Faune et la Bergère op. 2. // Scherzo fantastique op. 3 // Feu d’artifice op. 4 // Chant funèbre op. 5 gegen Le sacre du printemps … und jetzt diese geniale Interpretation der Gurrelieder – vielleicht wird aus dem Radio doch wieder etwas Gutes.

Monteverdi, Marienvesper (2)

22. August 2017 um 20:34 Uhr von ur

Soeben live auf Bayern 4 Konzert in Warschau vom 15. August 2017 mit dem Collegium Vocale Gent, Leitung: Philippe Herreweghe.

Claudio Monteverdi, Vespro della Beata Vergine.

Gleich nochmals die gute Musik, die auch heute wieder die Phantasie erweckt, sie möge doch nie in ein Ende münden.

Monteverdi, Marienvesper

20. August 2017 um 20:46 Uhr von ur

Soeben live auf WDR 3 Konzert vom 15. Juni 2017 aus der evangelischen Stadtkirche, Bad Arolsen, mit Catalina Bertucci und Jessica Jans, Sopran; Daniel Schreiber und Henning Jensen, Tenor; Matin Schicketanz und Tobias Berndt, Bass; Projektchor; L’arte del mondo, Leitung: Benno Schachtner.

Claudio Monteverdi, Vespro della Beata Vergine.

Endlich wieder einmal eine Musik im Radio, von der man während des Hörens denkt, sie möchte doch nie enden.

Messiaen, La Transfiguration (2)

22. Juli 2017 um 20:34 Uhr von ur

Soeben direkt live auf Bayern 4 aus der Felsenreitschule Salzburg Konzert des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, Leitung: Kent Nagano, Chor des Bayerischen Rundfunks, Solist: Pierre-Laurent Aimard, Klavier.

Olivier Messiaen, La Transfiguration de Notre-Seigneur Jésus-Christ.

Gleiche Aufführung wie am 24. Juni, ganz leicht weniger ergreifend. Auch Religionsfremde könnten sich auf den intendierten Gehalt einstellen, wenn das Latein nicht so penetrant die Szene beherrschen würde: heute schien es mir, als frässe die alte Militärsprache ständig an der Musik. Wenn ein paar Männer für sich auf Latein rezitieren, fühle ich mich in die Kindheit versetzt, neben die Kaserne, und beobachte die Truppen, aufgeteilt, wie sie den Unteroffizieren Gehör schenken müssen. Ich kenne das nur als das Falsche der Gesellschaft, keineswegs als Terrain, auf dem Verklärung zu phantasieren wäre.

Die Widerspenstige

22. Juli 2017 um 15:52 Uhr von ur

Zur besseren Lesbarkeit von Ställe, einem der Kerne der Website, der nur ausspricht, wie zu lesen sei, was die Bilder zeigen, werden in der Zusatzabteilung 9 („Die im 20. Jahrhundert bewirtschafteten Alpen in den gegenwärtigen Bezirken“), die erst fertiggestellt wird, wenn das Gehen wirklich nicht mehr geht, alle Walliser Kuhalpen so gezeigt, dass ihre Einzelbauten erkennbar sind. Man muss sie in ihrer riesigen Totalität versammeln, wenn man zeigen will, dass sie keine Totalität bilden, kein System, sondern in diversen irreduziblen Eigentümlichkeiten dastehen, deren Verwirklichung und Gelingen jedes Jahr aufs Neue vom Willen der Geteilen und der Unwägbarkeit der Natur gleichermassen abhängig sind.

Heute ist im Berner Bund ein Artikel erschienen, den ich zwar nicht lesen darf, weil er nur AbonenntInnen zugänglich ist und ich zu arm bin, um ein Abo zu finanzieren (leid tun mir nur die Journis, deren Arbeiten immer mehr ungelesen verpuffen). Doch schon im Inhaltsverzeichnis wird verraten, dass von einer Alp die Rede ist, die hoch über dem Saaser Tal liegt – und die man auf meiner Website gar nicht finden kann… Die Alp heisst Sänntum und ist schwierig zu fotografieren, wenn man nicht direkt bei ihr vorbeigeht. Ich zeige ein Bild, auf der sie so gut es eben geht noch erkennbar ist, leider nicht in einer Teleaufnahme (auch vom Augstbordhorn herunter hatte ich im Grossformat nur Gspon ohne diese Alp fotografiert):


Auf dem Höhenweg Grächen-Saas Fee, 12. 10. 2010: Gspon, Mitte rechts Sänntum

Zu meiner Verteidigung: Lange Zeit benutzte ich nur 50’000er Karten, weil ich fast nur solche hatte. 25’000er vom Grossvater, die Römerkarten, hatte er regelmässig auf durchlöcherte Reste reduziert, weil er die anderen Teile zu den Plänen für die neuen Ställe klebte. Der Name Sänntum der fraglichen Alp erscheint zu den vorher schon namenlos eingezeichneten Hütten erst 1973 und nur auf der 25’00er Karte. Trotzdem, man sollte beim Fotografieren die Augen offen halten, ohne Frage – und die Archive ohne Murren füllen.

ur I und III gratulieren ur II

15. Juli 2017 um 2:47 Uhr von ur

Herzliche Gratulation zur Ankunft in der Pubertät, im vollendeten fünfzehnten Lebensjahr! Mit den besten Dankesgrüssen an Ralph Hertel und Uli Seidl mit den Teams 2002 in der Insel und anschliessend in Montana!

Beim Aussteigen aus einem Personenwagen kommen körperliche Bewegungen und Verrenkungen zum Einsatz, die mir offenbar nicht geläufig sind. Vor zwei Monaten registrierte ich bei einem solchen seltenen Ausstieg, wie es in der linken Schulter knackste, als ob sich eine Schraube gelockert hätte. Ich merkte, wie sich der N. Medianus verspannte – wie er es schon 2002 tat, etwas schwächer im Vergleich zum Radialis. Die Folge im jetzigen Fall war, dass zwei Wochen lang kein Reissverschluss, nach oben gezogen, geschlossen werden konnte. Braves Massieren wirkte aber Wunder, und seither ist im linken Arm, wenn er im Schlafen nicht falsch zu liegen kommt, fast immer alles wieder okay.

Schwieriger als der Schultergürtel, der im Alltag auf eine eindeutige, parierbare Weise eingeschränkt ist, zeigt sich der Beckengürtel, der tiefere Schwerpunkt des Gerüsts. Er ist die alte Glut im tief purpurnen und ebenso alten Vorwurf, der in Wirklichkeit nur ein Geständnis war, als blosses living wreck umherzugeistern. Auf den Tag verteilt sind es fast zwei Stunden, die einem Training angehören, das nichts mit Gymnastik oder Sport zu tun hat, aber um so mehr den Shows abgeschaut wird, wie sie die Mädchen von Jasmin beim Warmlaufen zeigen; es soll dazu dienen, den Zerfall des empfundenen Wracks aufzuhalten.

Die verschiedenen körperlichen Makel korrespondieren mit einer Schicht neuer Alpträume, die tel quel hinzunehmen ist und von sich aus keinen besonderen persönlichen Skandal darstellt.

Mehr zur Qual wird der allgemeine, sich im normalen Alltagsleben stetig ausbreitende Communication Breakdown, der einen zwar ständig zu Äusserungen zwingt, die ihrerseits aber nirgendwo dann ankommen, weil sie kaum je mit neuem Gehalt quittiert würden – als wäre man ein blosses Objekt des Zappens. Ist’s ihre Leseschwäche, ihr Gedächtnisschwund, ihr aggressives Desinteresse an der Existenz des anderen, das sie so paranoisch wirken lässt? Das Ärgernis entwächst weniger dem Leben der Personen, sondern demonstriert ihre Abhängigkeit vom Schlechten im Ganzen. Der Herausforderung kann man zunehmend nicht mehr gerecht werden, den Beweis an den Tag zu legen, dass der eigene Realitätssinn nicht abserbelt: dass man weiterhin erschütterbar bleibt und widersteht.

Gurtenfestival 2017

12. Juli 2017 um 17:05 Uhr von ur

Das Gurtenfestival hat begonnen. Der Berner Bund zeigt die ersten Bilder:

So geht das mit der Zeitgenössischen Schlagermusik.

Berio, Chemins V und VI

10. Juli 2017 um 20:43 Uhr von ur

Soben live auf WDR 3 Konzert vom 24. Juni 2017 aus dem WDR Funkhaus Köln. Martin Griebl, Trompete, Pablo Márquez, Gitarre, WDR Sinfonieorchester Köln, Jean-Michaël Lavoie, Leitung.

Luciano Berio, Chemins V (su Sequenza XI) für Gitarre und Kammerorchester.

Luciano Berio, kol od (Chemins VI) für Trompete und Kammerorchester.

Zwei feurige Meisterwerke wie Blumen am Rand des Bergweges.

Nichtprofanbauten und ihre Zusätze in der Landschaft

7. Juli 2017 um 9:52 Uhr von ur

Die Aufzeichnung rechtfertigt den Gegenstand. Auch bei einem rein bildgebenden Aufzeichnungsverfahren sind sowohl der Anstoss wie das Deutungsziel begrifflich motiviert: man fotografiert einen Gegenstand oder einen Ausschnitt in der Landschaft, weil etwas Bestimmtes zu sehen ist und weil es auf eine bestimmte Weise gesehen werden soll. Der einzelne, im konkreten Bild bestimmende Begriff ist aber kein eindeutiges Einzelnes, sondern bildet einen Zusammenhang, dessen Teile in dem Masse wahr oder falsch sind, wie sie vom individuellen Meinen und Glauben und der gesellschaftlichen Ideologie abhängen.

Eisten-Stellinu (Saastal)

Wenn es der Menschheit gelingt, das globale Strohfeuer der religiösen Unvernunft zu bewältigen, werden die materiellen und immateriellen Gebilde der Religionen ausserhalb des Glaubens und des theologischen Gezänks deutbar sein. Sobald die nötigen Bedingungen explizit gemacht werden, sind sie es auch heute schon (wie sie es im übrigen vor der unverhofften Explosion des Religiösen schon einmal waren). Sie hören auf, Zeugnis abzulegen und werden zu gewöhnlichen Zeichen, die wie alles andere im Wirklichen wahrzunehmen sind, zuweilen mit grossem Interesse, zuweilen mit nur kleinem.

Die dörflichen Kirchenbauten beherbergen eine Stätte des Opferns, also einen Platz des Opfers als Gegenstand, und sie sind selbst eines, genaugleich wie die Kapellen und die Bild- und Opferstöcke. Die Wege, die diese Bauten miteinander verbinden, ruhen für denjenigen, der sie als Einzelner täglich geht, auf dem Urbild, dass die Gemeinschaft als Ganzes, in der Form der Prozession, auf ihnen steht und ständig wacht. Die Wege sind wie die Bauten Zeugnis einer gelebten Einheitlichkeit und zugleich Drohung einer Autorität, die sich darüber hinaus weder zu zeigen noch zu rechtfertigen braucht.

Das bewusste, strategische Opfer weiss, dass es nichts erreicht und aus anderer Einsicht getan wird als der, etwas im Anspruch der Verbindlichkeit erreichen zu wollen. Es ist kein Symbol im Opfer, und es selbst ist an keines gebunden, auf das es sich beziehen und das sich benennen liesse. Weil sie eine Beiläufigkeit und einen Zusatz der Verstandestätigkeit darstellt, bezeugt die allgemeine Opfertat nichts – im Gegensatz zum Glauben ist sie keine Konkurrenz zur Verstandestätigkeit. Sie ist dieselbe, die weiss, dass sie ihrem eigenen Argwohn untersteht.

Die Opfertat folgt zwei Tendenzen. Ihr Tun begnügt sich nicht mit dem Gefühl desjenigen, der die Tat ausführt und der Welt im Ganzen, in der sie geschieht. Sie umgarnt anderes, das in dem empirischen Verhältnis nicht aufgeht, weder in ihm wirklich ist noch einen einzigen, unwidersprochenen Namen hätte. Kein Tun gibt ihm so viel Realität wie das Opfer, obwohl es auch ausserhalb desselben ist. Zugleich ist diese Realität im Opfer indes wertlos. Das allgemeine Opfer bringt einen Gegenstand zum Scheinen, der keinen weiteren Wert haben darf als den, zu erscheinen und für die anderen im Ganzen dazustehen.

Weil er das Allgemeine übersieht und das Opfer konkretistisch und speziell deutet, sieht der religiöse Verstand die Bauten in der Landschaft nicht als Zeichen, sondern als Zeugnis – als gebe es nur diese Art des Opferns. Aber das allgemeine Andere im Opfer ist nicht das ganz Andere der Religionen; das Göttliche ist blosser Zusatz und dem Opfer nicht wesentlich. Zudem kann die religiöse Deutung der Fotoobjekte als Zeugnisse des Glaubens nicht sagen, ob dieser Glaube aus freien Stücken praktiziert wurde oder im Rahmen von Einschüchterungen und der Androhung von diesseitigen und jenseitigen Strafen durch diejenigen Instanzen, die den Glauben repräsentieren.

Das Opfer ist kein Opfer, sondern alter Teil der Verstandestätigkeit. Als sein allgemeines Resultat gibt es das Besondere, dass das Opferzeichen ein Vermögen darstellt, den Positivismus, den der Verstand inszeniert, zurückzudrängen. Das selbstgepflückte Blümchen in der Vase korrespondiert mehr mit dem Opfer als der Pomp in der Kathedrale, denn das Opfer ist nichts anderes als die geschenkte Zeit zur Wahrnehmung und Würdigung des Unscheinbaren, dessen, was ohne Glanz erscheint und da ist, um das, was als das Ganze erscheint und doch im Tod sein Ziel hat, erträglich zu stimmen.

Dem Positivismus kann dann nichts mehr entgegengestellt werden, wenn die Bereitschaft zur Opfertat nur noch darin besteht, sich zu schminken, bevor man sich in die Disco aufmacht, den Hort der Regression und des kalkulierten Glücks, um die vorzivilisatorische Befriedigung der Primärbedürfnisse so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Doch der allgemeine Positivismus ist kein Spielzeug. In ihm müssen sich die Waffen messen, weil sich in ihm alles darin realisiert, wofür es geschaffen wurde.

Othmar Schoeck

29. Juni 2017 um 20:44 Uhr von ur

Soeben live auf SRF 2 Konzert vom 9. Juni 2017, Stadthaus Winterthur mit dem Musikkollegium Winterthur, Mario Venzago, Leitung, Rachel Harnisch, Sopran, Jörg Dürmüller, Tenor, Jordan Shanahan, Bass.

Othmar Schoeck: Sommernacht. Pastorales Intermezzo op. 58.

Othmar Schoeck: «Besuch in Urach» für hohe Stimme und Orchester, aus dem Liederzyklus «Das holde Bescheiden» op. 62.

Othmar Schoeck: Vom Fischer un syner Fru. Dramatische Kantate für drei Solostimmen und Orchester op. 43.

Die schöne Teenagerin hält sich eine etwas unschönere Freundin, um in noch besserem Licht dazustehen. So hielt sich Joyce den Schoeck als Ideal der musikalischen Künste neben die entscheidenden, die eigenen poetischen.

Pattar, Sciarrino, Boucourechliev, Holliger, Schoeller

28. Juni 2017 um 20:05 Uhr von ur

Soeben live auf France Musique concert donné le 11 juin 2017 au Studio 106 de la Maison de la Radio à Paris avec l’Ensemble Cairn: Cédric Jullion flûte, Ayumi Mori clarinette, Aurélie Saraf harpe, Caroline Cren piano, Naaman Sluchin violon, Cécile Brossard alto, Frédéric Baldassare violoncelle, Guillaume Bourgogne direction.

Frédéric Pattar (1969), La Nuit remue. – Eine kräftige Musik in einem Wechsel aus grundierten Akzenten und ausfransenden Verläufen, die in Geräuschen enden.

Salvatore Sciarrino (1947), Ai limiti della notte pour alto solo. – Eine Musik aus langen Streicherklängen, mal in Flageoletts, mal in verlangsamten, gedehnten Trillern oder gewöhnlichen Wechseltönen.

André Boucourechliev (1925-1997), Musiques nocturnes opus 6. – Eine Musik, in der ein Rhythmus sich erst mit der Zeit einstellt, wenn die Zusatzinstrumente zur Klarinette wie zufällig einfallen und erst zukzessive ordentlich zusammenspielen.

Heinz Holliger (1939), Drei Nachtstücke. – Quicklebendige serielle Schülerstücke, das mittlere etwas nervös, als ob die Attacke wegen zu grosser Geschwindigkeit ihr Ziel verfehlt. Ob Boulez in Basel dafür unmusikalische Noten vergeben hatte?

Philippe Schoeller (1957), Incantations, (extraits) n° 1, n° 6, n° 3 et n° 5. – Ein Zwitterding aus einer seriellen Anlage und einigen minimalistischen und quasi japanischen, aber auch wilden Passagen.

Alle Stücke sind auf einem hohen poetischen Niveau, gleich wie die Interpretationen.

Im Rosengarten über Schenkon-Sursee

26. Juni 2017 um 17:12 Uhr von ur

Soeben mit Jeannie und Vladi im Rosengarten Tannberg über Schenkon (die Rosen sind im Rücken des billigen Handyfotografen).

Zusatz: 16. April 1922 bis 22. Oktober 2017

Messiaen, La Transfiguration

24. Juni 2017 um 4:44 Uhr von ur

Gestern Abend direkt live auf Bayern 4 aus der Philharmonie im Münchner Gasteig Konzert des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, Leitung: Kent Nagano, Chor des Bayerischen Rundfunks, Solist: Pierre-Laurent Aimard, Klavier.

Olivier Messiaen, La Transfiguration de Notre-Seigneur Jésus-Christ.

Auch wenn der Gehalt der Texte reizlos dasteht, versprüht die Musik ein Feuerwerk an Klängen, von denen man meint, man höre sie 2017 zum ersten Mal (UA 1969). Auch die Präzision der Aufführung lässt einen den Kiefer über zwei Stunden lang offen stehen.

Posadas, Hosokawa, Fure, Lanza

7. Juni 2017 um 21:18 Uhr von ur

Soeben direkt live auf France Musique Le Quatuor Diotima en direct du Centre Pompidou dans le cadre du Festival ManiFeste 2017.

Alberto Posadas, Elogio de la Sombre. – In der Tiefenstruktur ein Hang zum tonalen Sequenzieren, in den oberen Stimmen aber immer full speed ahead.

Toshio Hosokawa, Distant Voices. – Der lange Anfang aus der Gagakumusik, dann zwar freier, immer aber wieder unverhofft an die alte Musik anklingend. Das beste Stück des Abends.

Ashley Fure, Anima (Création 2017). – Beginnt wie eine Aliengeburt, man bangt um die Quartettisten, dann laufen ein paar Elektromotörchen.

Mauro Lanza, The 1987 Max Headroom Broadcast Incident (Création 2017). – Ähnliche Elektronik mit ständigem Ein- und Ausschalten eines Knopfhebels wie im letzten Stück. Ätzend langweilig.

John Adams, Doctor Atomic

3. Juni 2017 um 21:24 Uhr von ur

Soeben live auf BBC 3 from the Barbican on 25 April 2017 with soloists, BBC Singers, BBC Symphony Orchestra, Chorus Master: Matthew Morley, Director: Kenneth Richardson, John Adams (conductor).

John Adams, Doctor Atomic, opera.

Not only Trump is shit, in the USA. Bei dieser Musik werde ich taubendänzig. Und die May-Freaks of England klatschen…

Alberto Posadas, Das Schwarze und Das Dunkle

2. Juni 2017 um 20:51 Uhr von ur

Soeben direkt live auf France Musique Les 40 ans de l’IRCAM en direct et en public du Centre Pompidou, Thomas Goepfer, Computer Music Designer, Ensemble vocal Exaudi, Ensemble Intercontemporain, Ducan Ward, direction.

Alberto Posadas, La Lumière du noir, pour grand ensemble (CN), inspirée par la peinture de Pierre Soulages (googlen lohnt sich). – Kantige Stösse sans phrases, also nichts im weiteren, keine Melodien, keine Harmonien, Musik eines protestantischen Jesuiten. Eine Hausfrau tät dem ernsten Manne aus der zweiten Hand von Soulages gut, er müsste sich weniger philosophisch geben. Man feiert den 40. Geburtstag der besten Institution, die aus der Geschichte der Menschheit hervorgegangen ist, mit einem Geschenk, das alle vergrämt. Buuh, dieses Dunkle ist mir fremd.

Tomas Luis de Victoria, Tenebrae Responsories, dix-huit motets pour quatre voix (4/8/14/15). – Musik zum Aufatmen.

Alberto Posadas, Tenebrae pour six voix, ensemble et électronique. – Erwartet habe ich Schreckliches, ereignet hat sich Spannendes. Solche Düsterheit gefällt im Gegensatz zum ersten Stück, weil man in ihr seine Sinne in alle Winkel hin a u s richtet. Da ist kein Jesuit mehr, der uns sagt, wie es um uns steht, nämlich immer schlecht, sondern eine Musik mit Rhythmen, melodischen Phrasen und farbigen, wenn auch meist schwarzgetönt farbigen Klängen. Sie führt uns in einem Werk vor, wie wir die Phantasie heute ausrichten können. In einer solchen Kunst nimmt man es gerne als Gegebenheit, wenn der Künstler wie einstmals Adorno meint, Kunst heute müsse notwendigerweise schwarz sein – weil sie weiss, dass sie eine blosse Vorführung ist, die die Integrität der einzelnen im Publikum nicht in Frage stellen darf.

Shankar, Sukanya

1. Juni 2017 um 21:37 Uhr von ur

Soeben live auf BBC 3 Opera at the Royal Festival Hall, 19 May 2017 with Parimal Sadaphal (sitar), Ashwani Shankar (shehnai), Pandit Rajkumar Misra (tabla), M Balachander (mridangam, konnakol), Pirashanna Thevarajah (ghatam, morsing, konnakol), London Philharmonic Orchestra, BBC Singers and many brave soloists, David Murphy, conductor.

Ravi Shankar, Sukanya.

In einer musikalischen Umwelt, die von der Minimal Music kontaminiert ist, erstaunt die Ausarbeitung eines solchen Werkes nicht. Wer aber von Phil Glass nichts hält, kann auch mit diesem Stück, das Ravi Shankar in weiten Teilen nicht mehr selbst hat fertigstellen können, nicht viel anfangen (David Murphy tat’s). Es ist eine Auseinandersetzung der indischen Musik mit einer, die schon vor Mozart festgefahren war und sich in den Chören, ziemlich daneben, bei Orff bedient. – Das Thema ist eine Art Autobiographie, Sukanya der wirkliche Name von Shankars um dreissig Jahre jüngeren Frau, aber der auch einer Adelstochter in den antiken Erzählungen (Mahabharata), die einen alten Weisen heiratete.