Archive für 24. April 2011

Nonoostern

Sonntag, 24. April 2011

Wieder einmal wie neu geboren. Von 4 bis 6.20 Uhr in die Morgendämmerung hinein ab CD-Kopien gehört: Luigi Nono, Prometeo – Tragedia dell’ascolto, Aufnahme 1993 mit Ingo Metzmacher. Obwohl ihm Gott als Schwiegervater Tag und Nacht auf die Finger schaute, tot indes immer schon seit 1951, war Nono, Varèse, nach einer Pubertät als Straussfreak beiseite, einer der ersten, der der Idee des Systems mit der Praxis der Impulse begegnete, die nicht auf isolierbare Schichten zu reduzieren wären. Nonos Musik liebt man – dieweil man in Stockhausens Licht nur kurz die Melodiefähigkeit des Komponisten bewundert, um sofort den ganzen Hokuspokus dem Vergessen anheim zu geben. Mit Nono im Rucksack macht man sich auf zu neuen Wegen.

Strauss, Capriccio Op.85

Sonntag, 24. April 2011

Gestern auf France Musique live direkt aus der MET in New York Richard Strauss, Capriccio Op.85, Metropolitan Opera Orchestra , Andrew Davis, Direction.

Ich hatte mir vorgenommen, das 1942 fertiggestellte und in München zur selben Zeit uraufgeführte zweieinhalb- bis dreistündige Werk auf die Frage hin abzuhören, wie einer der höchstbegabten Künstler des 20. Jahrhunderts im Faschismus in einem grösseren konkreten Zusammenhang gedacht hat. Nach eineinhalb Stunden vorauseilenden Rapports über den Biedersinn der Berner Musikwissenschaft in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre – ich hörte ihn die ganze Zeit, den dümmsten der Professoren der Universität, wie der Philosophielehrer zu sagen pflegte – liess ich den inneren Hausmeister die grossen Lichter im Saal wieder angehen und machte dem Experiment ein Ende: Strauss kommt mir nicht mehr ins Haus, auch wenn ich auf die gestellte Frage keine Antwort geben kann ausser der, dass dem Künstler der Äusserlichkeit die Verfasstheit der Wirklichkeit von Anfang bis Ende des Lebens wohl einfach Wurst gewesen war.