Globalisierung frisst Langeweile und macht tierisch
Donnerstag, 18. November 2010Die Globalisierung hat viel Negatives. Eines unter vielen ist die Überflutung des einzelnen durch Informationen, ganz und gar nicht allein deshalb, weil die Medienherrscher dem Unterhosenjournalismus aus kommerziellen Gründen freie Hand lassen, sondern weil dann, wenn jedes Ereignis ohne zeitliche Verzögerung an jedem beliebigen Ort der Welt zur Kenntnis genommen wird, das Mass der Aufnahmefähigkeit wie das der Aufmerksamkeit strapaziert werden. Auch wer sich der Unterhaltung entzieht, mit und ohne Grimmigkeit, sieht sich urplötzlich als Teil eines Ganzen, das ihm über den Kopf wächst, weil er für es nicht geschaffen scheint. Auf einem grossen Ackerfeld vor der Stadt fand heute eine Versammlung von Krähen statt, in der die dicht gedrängt sitzenden Individuen wirkten, als ob sie nächstens die Orientierung verlören, weil sie nur noch zu wissen schienen, dass sie hierher gerufen wurden, nicht aber, was sie alle zusammen zu tun hätten und wie sich in solchem Tun die einzelne Krähe zu verhalten hätte. Ihr Vermögen, sich stressfrei den eigenen Impulsen zu überlassen, schien spürbar überreizt. Man kennt es vom dunklen Wald: die Masse der Ereignisse verhindert, den Sinn der Struktur zu sehen. Die Interesselosigkeit der Menschen ist Symptom von Stress und Überreizung, weil ihnen die notwendige Langeweile genommen wurde.