Archive für 3. November 2010

Fiktionale Destruktivität real

Mittwoch, 3. November 2010

Ich gehe nicht ins Kino und schaue nicht Fernseher, kann keine Sympathien für diese Medien aufbringen. Im Traum lese ich den Buchrücken eines bekanntermassen brutalen Romans mit rotem Buchumschlag. Ein paar Zeilen geht es gut, dann dämmert mir, dass ich in eine Realität hineingezogen werde, aus der es kein Entrinnen geben wird. Ich halte einen Arm vor die Augen und überfliege den Text, der eine Seite nicht überschreitet. Es entsteht eine ungeheure Spannung, die sich entäussert und ausserhalb meiner Existenz zuerst wie ein Wetterleuchten, dann in unmittelbarer Umgebung eine laute Welt der passierenden Zerstörung Wirklichkeit werden lässt. Es geht jetzt ums Entscheidende: was geschieht, wenn ich den nächsten Satz lese? Nochmals, es ist nicht das Buch selbst, in dem ich am Lesen bin, nur seinen Umschlagstext will ich zur Kenntnis nehmen. Ich bin überzeugt, getötet zu werden, wenn ich den nächsten Satz lese, der nicht der letzte des Buchumschlags ist, sondern einer aus der Mitte dieses grauenhaften Werbetextes. Es scheint jemand in der Nähe zu sein, mit dem ich das Problem besprechen will. Es herrscht ein ungeheurer Lärm in einem riesengrossen Bombenhagel. Soll ich lesen? Was für eine Gefahr! Aufwachen ist besser. An mir ist etwas blöd.