Archiv für den 'Musik'-Themenbereich

Daverson, Manoury, Pelzel, Tenney, Murail

Sonntag, 11. Mai 2014

Soeben live auf WDR 3, Wittener Tage für Neue Kammermusik 2014.

Steven Daverson, Filonov’s Microscope für 8 Instrumente, Uraufführung, ensemble recherche . – Ein Kompositionsdesaster und eine fast perfekte Unbeholfenheit.

Philippe Manoury, Le temps, mode d’emploi für 2 Klaviere und Live-Elektronik, Uraufführung, GrauSchumacher Piano Duo, Experimentalstudio des SWR, Aufnahme vom Sonntagmorgen aus dem Festsaal. – Zwar mit viel Aufwand hergestellt, in seinem Gehalt aber doch etwas unterkomplex, dem Publikum zusehr entgegenkommend. Stockhausens Mantra war radikaler und gleichzeitig unterhaltender (Mantra ist allerdings auch unter Stockhausens Werken eines der besten).

Michael Pelzel, Sculture di suono – in memoriam Giacinto Scelsi für großes Ensemble, Uraufführung. – Sagt mir nichts.

James Tenney, ‚Scend for Scelsi für Kammerensemble mit Altsaxofon. – Zum Gähnen, aber schön.

Tristan Murail, Un Sogno für Ensemble, Uraufführung, Klangforum Wien, Leitung: Emilio Pomàrico. – Das Stück weckt einen auf und lässt einen mitdenken, und es ist ziemlich schön.

Hosokawa, Iannotta, Pauset

Samstag, 10. Mai 2014

Soeben direkt live auf WDR 3, Wittener Tage für Neue Kammermusik 2014.

Toshio Hosokawa, Vertical time study 1, Trio Catch. – Gutes Stück mit Vielfalt, aber es fehlen zwei zusätzliche Sätze.

Clara Iannotta, The people here go mad. They blame the wind für Bassklarinette, Violoncello, Klavier und 12 Spieluhren, Uraufführung, Trio Catch. – Eine feine Musik, poetisch und unterhaltend.

Brice Pauset, Schwarzmärkte für Ensemble mit Live-Elektronik, Uraufführung, ensemble recherche; Experimentalstudio des SWR. – Die Brucknerzitate mögen wohl das Beste am Ganzen sein, ansonsten ist das Stück so gebaut, dass an einer Schnur Ereignisse aufgeknüpft sind, die allesamt als absolut austauschbar erscheinen. Kein Übergang nirgends, der künstlerisch auszugestalten wäre. Zum Zuhören nicht unangenehm, denn die Einzelmomente sind einigermassen dicht gefügt.

Prins, Bedrossian, Gedizlioglu, Mitterer, Manoury

Freitag, 9. Mai 2014

Soeben direkt live auf WDR 3: Witten 2014, Donatienne Michel-Dansac, Sopran; Klangforum Wien, Leitung: Emilio Pomàrico.

Stefan Prins, I’m your body für Ensemble und Elektronik, Uraufführung. – Anthony Braxtons Spielsachen vom Dachboden geholt: ja, das tönt uns verstaubt.

Franck Bedrossian, Epigram II für 11 Instrumente und Sopran, Text von Emily Dickinson, Uraufführung. – Eine angenehme, nicht sonderlich beunruhigende Unterhaltungsnummer.

Zeynep Gedizlioglu, Jetzt mit meiner linken Hand für Ensemble, Uraufführung. – Kaum angefangen, hört das Stück schon wieder auf, anderswo.

Wolfgang Mitterer, scan 1 für Ensemble und Elektronik, Uraufführung. – Nicht jede Musik muss eine Richtung verfolgen, dieser hier würde es aber gut tun.

Philippe Manoury, Melencolia, Quatuor à cordes No. 3, Deutsche Erstaufführung, Arditti String Quartet . – Eine vertrautere Musik, die mich dazu bringt, nach Neuem Ausschau zu halten, auch dann, wenn sie von solchem gar nicht viel enthält. Es ist der Dreh in ihr, der es ausmacht.

Ferneyhough, Cendo, Borowski, Reich

Montag, 5. Mai 2014

Soeben live auf France Musique concert enregistré le 12 avril à la Cité de la Musique (Paris) dans le cadre du troisième et dernier week-end Turbulences.

Brian Ferneyhough (né en 1943), Cassandra’s Dream Song pour flûte seule, Emmanuelle Ophèle, flûte.

Raphaël Cendo (né en 1975), Badlands pour percussion, commande de l’Ensemble intercontemporain, création mondiale, Gilles Durot, percussions.

Johannes Boris Borowski (né en 1979), Concerto pour basson et ensemble, commande de l’Ensemble intercontemporain, création mondiale, Pascal Gallois, basson, Ensemble Intercontemporain, Bruno Mantovani, direction.

Steve Reich (né en 1936), Music for Eighteen Musicians, pour ensemble, Synergy Vocals, Micaela Haslam, Amy Haworth, Rachel Weston, sopranos, Heather Cairncross, contralto, Ensemble Intercontemporain.

Eines der Konzerte, wo alles stimmt: die Programmierung, die Stücke in den Details und die Interpretation.

Vladimir Tarnopolski, Martin Matalon

Freitag, 2. Mai 2014

Gestern Abend live zeitverschoben vom selben Tag auf WDR 3, Asko/Schönberg Ensemble, Leitung, Reinbert de Leeuw, ACHT BRÜCKEN Festival Köln 2014.

Vladimir Tarnopolski, Foucault’s Pendulum (2004), für Orchester.

Martin Matalon, Spirals, loops, lines (2014), Kompositionsauftrag von ACHT BRÜCKEN, Musik für Köln, Uraufführung.

Zwei sehr gute und interessante Stücke mit einer Besonderheit, wie sie seit langem nicht zu beobachten war. An der Ästhetik und an der Kompositionsweise gibt es bei beiden nichts zu kritisieren, wenn mich auch das russische Stück mehr gefangen nahm und ich es als einen ausserordentlich grossen Wurf empfinde. Doch etwas stärker als beim argentinischen gibt es in der grossen, einsätzigen Form eine Passage, die ich als komplett überflüssig, aufgesetzt und künstlerisch falsch empfinde. Wie wenn dem kompositorischen Subjekt die Vernünftigkeit und das Kontrollbewusstsein abhanden gekommen wäre und es unbedingt etwas in das Werk hineinpacken wollte, das eindeutig nicht dazugehört, ist man für ein paar Minuten einem musikalischen Ereignis ausgesetzt, das stört. Bei beiden Werken kann ich mir keinen Reim darauf machen, wie so etwas geschehen konnte, denn um einen Fehler oder um eine Schwäche, wie sie in der gegenwärtigen Musik üblich wäre, handelt es sich nicht.

Strawinsky, Boulez, Ligeti, Mantovani

Montag, 28. April 2014

Soeben live auf France Musique concert enregistré le 11 avril à la Cité de la Musique (Paris) dans le cadre du troisième et dernier week-end Turbulences.

Igor Stravinski (1882-1971), Trois pièces pour clarinette, Alain Damiens, clarinette.

Bruno Mantovani (né en 1974), Concerto de chambre n°2 pour six musiciens, Ensemble Intercontemporain, Bruno Mantovani, direction.

Pierre Boulez (né en 1925), Anthèmes I pour violon, Diégo Tosi, violon.

György Ligeti (1923-2006), Concerto de chambre pour 13 instrumentistes, Ensemble Intercontemporain, Bruno Mantovani, direction.

Pierre Boulez (né en 1925), Dialogue de l’ombre double, pour clarinette et clarinette enregistrée, Jérôme Comte, clarinette.

Bruno Mantovani (né en 1974), Concerto de chambre n° 1 pour 17 instruments, Ensemble Intercontemporain
Bruno Mantovani, direction.

Eine schöne Hausmusik mit guten, ausgereiften Stücken.

Olivier Messiaen, Harawi

Donnerstag, 24. April 2014

Soeben live auf Bayern 4 Olivier Messiaen: „Harawi – Chant d’amour et de mort“, Monika Teepe, Sopran, Annie Gicquel, Klavier, Aufnahme vom 8. März 2012 im Rahmen der Reihe „Taktwechsel“ in Erlangen.

Ein noch nie gehörtes Wunderwerk, durchwegs in einem relativ dünnen Satz und also wohl leichter zu analysieren als andere Stücke. Möglicherweise ist Harawi eine Tortur für die Sängerin, als ob der Komponist eine bestimmte im Auge gehabt hätte. Björk würde den Auftritt zwar nicht überleben, machte aber eine gute Figur, zumindest gestärkt freitags.

Pawel Lukaszewski: Resurrectio

Mittwoch, 23. April 2014

Soeben ein langer Traum, in dem ich einer Frau nachgehe; am Schluss spielt sie in einer Kirche in einem Orchester die Orgel oder ein elektrisches Klavier, gegenaufklärerische Musik von heute, etwa in der Art, wie man es erwartet. Ich habe einen Platz kaum einen Meter von der Frau entfernt, sie dreht ihren Kopf ein wenig zur Seite und nach hinten, entdeckt mich. Trotz der Dunkelheit mit dem einzigen kleinen Licht auf ihren Noten sehe ich, wie sie rot wird. Ich sage ihr, in einer stillen Passage, sie sei schön, wie sie hier am Spielen sei. Ihr roter Kopf gibt allerdings auch zu verstehen, es sei ihr klar, dass ich die Musik selbst unmöglich gut finden würde – und sie sei wohl oder übel eine Agentin des Schlechten.

Gestern Abend live auf WDR 3 Aufnahme aus der Kirche St. Pantaleon, Köln vom 1. April 2013.

Resurrectio, Oster-Oratorium für Mezzosopran, Tenor, Bariton, Chor, Orgel und Orchester von Pawel Lukaszewski. Susanna Martin, Mezzosopran; Manuel König, Tenor; Thilo Dahlmann, Bariton; figuralchor köln; Michael Krebs, Orgel; Neues Rheinisches Kammerorchester, Leitung: Richard Mailänder.

Ich hatte nicht vor, dieses Konzert zu kommentieren. Aber wenn es so weit in die Traumwelt hinein Wirkung zeigt…

Saariaho, Saunders, Sakai, Goebbels

Montag, 21. April 2014

Soeben live auf France Musique concert enregistré le 20 mars à l’Auditorium de Lyon dans le cadre de la Biennale Musiques en scène (du 5 au 29 mars 2014), Orchestre national de Lyon, Jonathan Stockhammer, direction.

Kaija Saariaho (née en 1952), Du cristal, pour orchestre. – Eine Musik wie am Hannig ob Saas Fee vor über zwanzig Jahren, wenn es gewittrig wird am Abend und ein Päärchen mit dummem Bock noch diretissima zu den Mischabel Hütten hinauf sich verirren gehen will – ich untersag’s ihnen.

Rebecca Saunders (née en 1967), Still, pour violon et orchestre, Carolin Widmann, violon. – Als hätte es im erwarteten Gewitter nächtens geschneit und die vergessenen Notizen im Gräfbodenbüro hätten anderntags im gleissenden Schneesonnenlicht wieder gesucht werden müssen.

Kenji Sakai (né en 1977), Blackout – création mondiale. – Mit der Metro bequem & gelangweilt zum Mittelallalin.

Heiner Goebbels (né en 1952), Sampler Suite, extrait de Surrogate Cities. – Vor dreissig bis vierzig Jahren fand ich diese paranoide musikalische Ästhetik aufregend, in Bern im Schweizerbund, heute hindert sie mich, zgrechtem an Saas Fee herumzuphantasieren (Goebbels kann selbst erlebte Schweinereinen nicht historisieren). Ich habe Hochachtung vor diesem Künstler, aber er ist entschieden schneller starrsinnig geworden als ich. Über die Wahrheit dieser Meinung möcht ich mich dann doch prügeln wollen.

Hübsche, in weiten Teilen tiefsinnige Stücke in einem beneidenswerten Konzert: was für eine progressive Programmierung! Jedes Stück zum Nachdenken gut, auch wenn man vielleicht dagegen eingestellt ist.

Dusapin, Ligeti, Steen-Andersen, Carreño

Montag, 14. April 2014

Soeben live auf France Musique concert enregistré le 13 mars au Conservatoire à Rayonnement Régional de Paris avec l’Ensemble 2e2m, Pierre Roullier direction.

Pascal Dusapin (né en 1955), Cascando.

György Ligeti (1923-2006), Síppal, dobbal, nádihegedu¨vel – . I Fabula, II Tancdal, III Kinai templon, IV kuli , V Alma alma, VI Keseredes, VII Szajko.

Simon Steen-Andersen (né en 1976), On And Off And To And Fro.

Juan Pablo Carreño (né en 1978), Auca (I. Plegaria) (création mondiale).

Vier hübsche Kleinstücke.

Sciarrino, Haas

Dienstag, 8. April 2014

Soeben live auf Bayern 4 vom 28. März 2014 im Herkulessaal der Münchner Residenz Konzert der musica viva, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks: Susanna Mälkki.

Salvatore Sciarrino: „Un‘ immagine di Arpocrate“ (1974-1979). – Ein grossartiges Konzerterlebnis, als wie tumorabwendend, den dritten jetzt oben links hinten, heute Morgen am Wachsen ertappt*. Warum kenne ich diesen grandiosen Komponisten nur so schlecht?

Georg Friedrich Haas: Concerto grosso Nr. 1 für vier Alphörner und Orchester (Uraufführung). – Für U.R.d.Ä., zum hinter die Ohren Hören.

* Zusatz 7. Mai 2014: Gestern zeigten die PET-CT-Aufnahmen, wie die Chondrome im Schulterblatt und im Sakralgelenk links zwar strak zu leuchten vermögen, aber im Vergleich mit 2012 kein Wachstum aufweisen. Ein Jahr nun Ferien nicht auf sondern von der Insel…

Alarm Will Sound

Sonntag, 6. April 2014

Soeben live auf hr2 vom 23. November 2013 aus dem LAB in Frankfurt CRESC Biennale für Moderne Musik 2013: New York Times mit Alarm Will Sound, Leitung Alan Pierson.

Conlon Nancarrow: Study 2A, ca. 1950, arr. Gavin Chuck.

Bernd Alois Zimmermann: Suite – aus „Das Gelb und das Grün“, Musik zu einem Puppentheater, 1952

Payton MacDonald: Cowboy Tabla/Cowboy Raga – for Percussion and Chamber Orchestra, 2006.

John Adams: Scratchband, 1997.

Sian Friar: „In the Blue“, 2013, UA.

Conlon Nancarrow: Study 3A, ca. 1948/49, arr. Derek Bermel.

Wenn diese Band nach Bern kommt, werfe ich faule Tomaten.

Marie NDiaye, Hèctor Parra

Montag, 31. März 2014

Soeben live auf France Musique Te craindre en ton absence de Marie NDiaye et Hèctor Parra, Opéra-monodrame enregistré le 4 mars au Théâtre des Bouffes du Nord (Paris). Astrid Bas, récitante, Ensemble intercontemporain, Julien Leroy, direction, Thomas Goepfer, réalisation informatique musicale Ircam.

Das Lamento einer Flüchtlingsfrau in der brandenburgischen Gegend von Berlin – mit einem rechtschaffenen arbeitsamen deutschen Gatten – über den Tod der Mutter, der ausserhalb des Zusammenhangs der Heimat und der Natur mit den Tieren jeden Sinn verloren hat, den sie sich aber zurück phantasiert, indem sie der Mutter die tote Schwester im Schneewittchensarg nach Hause schickt. Die Musik bettet die gesprochene Rede in ein dichtes Untergehölz, das selbst keine Richtung einnimmt. Gewisse elektronische Einsätze, insbesondere die Tiere, wirken altbacken, wie vom Estrich des IRCAM heruntergeholt (er wäre die Pflasterstrasse, klar). Das Ganze ist ziemlich eindrücklich, aber mein Französisch muss zu vieles zurechtbiegen: vielleicht auch liegt die Pointe woanders. Ich hatte ständig Bach erwartet, aber keinen gehört.

Marc Andre, wunderzaichen

Sonntag, 30. März 2014

Soeben live auf SWR 2 Mark Andre, wunderzaichen, mit dem unnötigen Vorspiel Hij 2.

„Hij 2“ für 24 Stimmen und Live-Elektronik, SWR Vokalensemble Stuttgart, Experimentalstudio des SWR, Leitung: Marcus Creed, Aufführung November 2012. – Ich habe keinen Draht für diesen Edelmissionsmist. Auch musikalisch ist’s zuviel des Zuckers. Die Nummer kommt nochmals am selben Abend, eingebettet in den Schluss von wunderzaichen.

„wunderzaichen“, Oper in 4 Situationen (2008 – 2014), Live-Elektronik, Staatsopernchor Stuttgart, Staatsorchester Stuttgart, Leitung: Sylvain Cambreling, Uraufführung vom 2. März 2014 in der Oper Stuttgart. – Das Stück ist musikalisch dürftig, im ganzen unterkomplex und geht ins Kindische. Die reaktionäre gegenaufklärerische Gestik nervt.

Zusatz 1. Juni 2014, 22 Uhr: Soeben auf WDR 3 die Uraufführung von wunderzaichen zum zweiten Mal gehört. Die Oper ist nicht besser geworden.

Strauss, Frau ohne Schatten 2

Samstag, 29. März 2014

Soeben direkt live auf BBC 3 Richard Strauss’s opera Die Frau ohne Schatten live from London’s Royal Opera House, conducted by Semyon Bychkov in a new production by Claus Guth, starring Johan Botha, Emily Magee, Michaela Schuster, Johan Reuter and Elena Pankratova.

Ich habe das Stück doch eben erst gehört… Man könnte sich aussöhnen mit Strauss damit.

Cattaneo, Furrer

Dienstag, 25. März 2014

Soeben live auf Bayern 4 Konzert vom 7. Februar 2014 in der Muffathalle, München, Tora Augestad, Mezzosopran, Sophie Schafleitner, Violine, Klangforum Wien.

Aureliano Cattaneo,“Sabbia“.

Aureliano Cattaneo, Violinkonzert (Uraufführung).

Beat Furrer, „Canti della tenebra“ (Uraufführung).

Ist Cattaneos Musik ziemlich ästhetizistisch und gehaltlos, beeindruckt Furrers dramatischer Schwung, in dem eine spannende Auseinandersetzung mit den Gehalten der Dichtung geschieht.

Ravel Boulez Jolivet Varèse Aperghis

Montag, 24. März 2014

Soeben live auf Bayern 4 vom 10. Oktober 2013 im Münchner Prinzregententheater Konzert des Münchener Kammerorchesters, Dirigent Alexander Liebreich, Petra Hoffmann, Sopran, Emmanuel Pahud, Flöte.

Maurice Ravel: „Pavane pour une infante défunte“

Pierre Boulez: „Memoriale“

André Jolivet: Concerto

Edgard Varèse: „Offrandes“

Georges Aperghis: „Monomanies“

Maurice Ravel: „Ma mère l’oye“

Eine neue Art der Konzertprogrammierung, die bei mir optimal zündete. Sogar Jolivet kommt in diesem Umfeld gut an – wenn auch Syrinx als blosse Zugabe ihn in der Spannung wieder überragte und schnell vergessen liess.

Klar, das ganze Konzert habe ich nur wegen des Lehrers von Jolivet hören wollen. Was haben sie ihn gekostet, diese Opferungen, die heute erscheinen wie musikalische geschichtsphilosophische Halluzinationen ohne Drogen. Sie sind noch nicht seine kompositorische Wirklichkeit, obwohl ihre Elemente vieles aus der Zukunft herbeizitieren. Eine schöne Aufführung der Offrandes!

Stockhausen, Momente

Samstag, 22. März 2014

Soeben direkt live auf WDR3 Übertragung aus der Kölner Philharmonie.

Karlheinz Stockhausen, Momente

Europa-Version für Solosopran, 4 Chorgruppen und 13 Instrumentalisten. Julia Bauer, Sopran; Elektroakustisches Studio des IRCAM; WDR Rundfunkchor Köln; Ensemble intercontemporain Paris; Klangprojektion: Thierry Coduys; Leitung: Peter Eötvös.

Schon in der Mitte der 1970er Jahre ein heiss geliebtes Stück, insbesondere wegen der einen Passage, die Zappa für 200 Motels klaute. Ich hatte allerdings nur die kleine Fassung, die auf einer einzigen Platte aufgenommen war. Grosse Freude, endlich das ganze mehr als zweistündige Stück zu hören. Zappas Klau war in der amerikanischen Fassung deutlicher, hier wäre er ab dem Beginn der letzten 20 Minuten zu behaupten.

Koch, Lachenmann, Zapf, Mainka

Montag, 17. März 2014

Soeben live auf France Musique concert enregistré le 23 février au studio 106 de la Maison de la Radio, dans le cadre de la 24ème édition du festival de création musicale de Radio France, Festival Présences 2014, par le Sonar Quartett: Susanne Zapf, violon, Wojciech Garbowski, violon, Nikolaus Schlierf, alto, Cosima Gerhardt, violoncelle.

Sven Ingo Koch (né en 1974), Quatuor à cordes – création française. – Vom ersten Ton an interessant, von der ersten gewählten Spur an. Dann immer das Auge darauf: wohin führt die Spur mit vier Stimmen…? Die Resultate sind zunehmend erstaunlich brav & bieder.

Helmut Lachenmann (né en 1935), Gran Torso. – Hinter diese unsere Klassik sollte nicht mehr gegangen werden. Was sie freisetzte, eine unendliche Verfügbarkeit, muss in jedem Werk von neuem ins Auge gefasst werden. Ist das Stück mit einer solchen Seligsprechung auch gut? Nur weil es sich im Spontanen und Gefühlsmässigen qualifiziert, kann es überhaupt als etwas Klassisches, Normverleihendes bestimmt werden.

Helmut Zapf (né en 1956), Verschwommene Ränder – Bagatellen 1, 4, 6 et 9 – création française. – Solide Stücke, die ihren Weg durch die Festivals finden sollen. Mich dünkt, sie kommen öfters eher schwergewichtig denn als Bagatellen daher.

Jörg Mainka (né en 1962), Quatuor à cordes n°1 – création française. – Musikalisch eine Denkweise, die schon vor 100 Jahren verstaubt anmutete. Vielleicht bei Wencke Myhre oder Büne Huber anheuern?

Nono, Prometeo

Samstag, 15. März 2014

Soeben von 5-7 Uhr morgens in die Dämmerung hinein ab CD mit dem Kopfhörer RS180 und dem ebenso neuen Verstärker Luigi Nono, Prometeo, Tragedia Dell’Ascolto, recorded live 11.-12.VIII.1993, Kollegienkirche, Salzburg (Austria) during Zeitfluss-Festival ’93/Salzburger Festspiele 1993, Dirigent Ingo Metzmacher.

Das ist keine Musik zur abendlichen Erholung und Entspannung, sondern eine, die ein ausgeruhtes Publikum voraussetzt, und frühmorgens scheint mir ein solches Hören immer noch am besten zu gelingen. Es geht in ihr um nichts anderes als um die Aufmerksamkeit tel quel, nicht aber so, wie man meinen möchte, dass sie dieselbe von einem grimmig abverlangte, sondern unerwartet umgekehrt offeriert und als Geschenk darbietet. Sie zeigt, was Aufmerksamkeit ist, die Fähigkeit am äussersten Rande der kulturellen Fertigkeiten, da, wo die Natur die Freiheit in Schranken setzt wie die Gletscher die Alpwirtschaften. Das künstlerische Gebilde versetzt einen in einen Zustand, in dem man meint, der Notwendigkeit auf die Spur zu kommen. Sie ist die Einsicht darein, dass der Mensch nicht nur leben darf sondern es auch muss und die Menschheit überleben. Trotz der Allgemeinheit des Kunstwerkes halluzinierte es mich konkretistisch in die Gegend der Oujets de Mille, wo man über den einen Pass hinweggeschaut zu dem des Grand St-Bernard hinübersieht, für welche wilde Wintergegend bekanntlich bereits Dufay einstens komponierte. Ob Pauline wieder so schlechte Trinkwasserverhältnisse vorfindet wie auf Servay? Einen schönen Stall jedenfalls hat ihr Grossvater hinterlassen, und das Feuerholz wird sie schnell mit dem Maultier nach oben bringen können.