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Alter Post

Montag, 18. Juni 2012

Montags um 12.30 Uhr bin ich bei den Eltern, um ihnen bei einer Tätigkeit zu helfen, die sie nur noch weniger gut vollbringen können als ich. Heute läuft der TV, dessen Vorgänger sie sich als ersten viele Jahre nach der Pensionierung leisteten: „Komm schau, der Pöstler managet die Sprengung des Felsabsturzes bei Gurtnellen. Kennst ihn noch?“ Unter dem Helm mit den Bändern ums Kinn schaut er aus wie unter einen Pfadfinderhut geklemmt. Schnell schon gibt er das Signal, und die Steine purzeln wie geplant in kleinen Stücken zu Tal, ohne unberechenbare Grossbrocken, ohne zusätzliche Störung des Restfelsens. – Nun denn, was war spannender, die Sprengung (Vater) oder der Fernsehauftritt des Pöstlers (Mutter)? Ich lasse mir erzählen, wie er vor sechzig Jahren seinen ersten Auftritt hatte, mit seiner Mutter im selben Zimmer, da meine eigene zum ersten Mal niederkam. Sie behauptet, ihn nicht wiedererkannt zu haben, wenn ihr nicht gemeldet worden wäre, dass er bei diesem Ereignis mitzuspielen hätte. Ha ha! Wir trinken mit Kaffee auf die zwei Sechzigjährigen der zweiten Juniwoche an.

Zusatz: Von ihm hatte ich von der dritten bis zur siebten und letzten Gymnasialklasse den teuren Stowasser ausgeliehen gehabt, unbedingt nach Gebrauch wieder zurück, wie mir Frau Müller in jenen dunklen Lateinzeiten zu verstehen gab.