Archiv für den 'Musik'-Themenbereich

Messiaen, La Transfiguration

Samstag, 24. Juni 2017

Gestern Abend direkt live auf Bayern 4 aus der Philharmonie im Münchner Gasteig Konzert des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, Leitung: Kent Nagano, Chor des Bayerischen Rundfunks, Solist: Pierre-Laurent Aimard, Klavier.

Olivier Messiaen, La Transfiguration de Notre-Seigneur Jésus-Christ.

Auch wenn der Gehalt der Texte reizlos dasteht, versprüht die Musik ein Feuerwerk an Klängen, von denen man meint, man höre sie 2017 zum ersten Mal (UA 1969). Auch die Präzision der Aufführung lässt einen den Kiefer über zwei Stunden lang offen stehen.

Posadas, Hosokawa, Fure, Lanza

Mittwoch, 7. Juni 2017

Soeben direkt live auf France Musique Le Quatuor Diotima en direct du Centre Pompidou dans le cadre du Festival ManiFeste 2017.

Alberto Posadas, Elogio de la Sombre. – In der Tiefenstruktur ein Hang zum tonalen Sequenzieren, in den oberen Stimmen aber immer full speed ahead.

Toshio Hosokawa, Distant Voices. – Der lange Anfang aus der Gagakumusik, dann zwar freier, immer aber wieder unverhofft an die alte Musik anklingend. Das beste Stück des Abends.

Ashley Fure, Anima (Création 2017). – Beginnt wie eine Aliengeburt, man bangt um die Quartettisten, dann laufen ein paar Elektromotörchen.

Mauro Lanza, The 1987 Max Headroom Broadcast Incident (Création 2017). – Ähnliche Elektronik mit ständigem Ein- und Ausschalten eines Knopfhebels wie im letzten Stück. Ätzend langweilig.

John Adams, Doctor Atomic

Samstag, 3. Juni 2017

Soeben live auf BBC 3 from the Barbican on 25 April 2017 with soloists, BBC Singers, BBC Symphony Orchestra, Chorus Master: Matthew Morley, Director: Kenneth Richardson, John Adams (conductor).

John Adams, Doctor Atomic, opera.

Not only Trump is shit, in the USA. Bei dieser Musik werde ich taubendänzig. Und die May-Freaks of England klatschen…

Alberto Posadas, Das Schwarze und Das Dunkle

Freitag, 2. Juni 2017

Soeben direkt live auf France Musique Les 40 ans de l’IRCAM en direct et en public du Centre Pompidou, Thomas Goepfer, Computer Music Designer, Ensemble vocal Exaudi, Ensemble Intercontemporain, Ducan Ward, direction.

Alberto Posadas, La Lumière du noir, pour grand ensemble (CN), inspirée par la peinture de Pierre Soulages (googlen lohnt sich). – Kantige Stösse sans phrases, also nichts im weiteren, keine Melodien, keine Harmonien, Musik eines protestantischen Jesuiten. Eine Hausfrau tät dem ernsten Manne aus der zweiten Hand von Soulages gut, er müsste sich weniger philosophisch geben. Man feiert den 40. Geburtstag der besten Institution, die aus der Geschichte der Menschheit hervorgegangen ist, mit einem Geschenk, das alle vergrämt. Buuh, dieses Dunkle ist mir fremd.

Tomas Luis de Victoria, Tenebrae Responsories, dix-huit motets pour quatre voix (4/8/14/15). – Musik zum Aufatmen.

Alberto Posadas, Tenebrae pour six voix, ensemble et électronique. – Erwartet habe ich Schreckliches, ereignet hat sich Spannendes. Solche Düsterheit gefällt im Gegensatz zum ersten Stück, weil man in ihr seine Sinne in alle Winkel hin a u s richtet. Da ist kein Jesuit mehr, der uns sagt, wie es um uns steht, nämlich immer schlecht, sondern eine Musik mit Rhythmen, melodischen Phrasen und farbigen, wenn auch meist schwarzgetönt farbigen Klängen. Sie führt uns in einem Werk vor, wie wir die Phantasie heute ausrichten können. In einer solchen Kunst nimmt man es gerne als Gegebenheit, wenn der Künstler wie einstmals Adorno meint, Kunst heute müsse notwendigerweise schwarz sein – weil sie weiss, dass sie eine blosse Vorführung ist, die die Integrität der einzelnen im Publikum nicht in Frage stellen darf.

Shankar, Sukanya

Donnerstag, 1. Juni 2017

Soeben live auf BBC 3 Opera at the Royal Festival Hall, 19 May 2017 with Parimal Sadaphal (sitar), Ashwani Shankar (shehnai), Pandit Rajkumar Misra (tabla), M Balachander (mridangam, konnakol), Pirashanna Thevarajah (ghatam, morsing, konnakol), London Philharmonic Orchestra, BBC Singers and many brave soloists, David Murphy, conductor.

Ravi Shankar, Sukanya.

In einer musikalischen Umwelt, die von der Minimal Music kontaminiert ist, erstaunt die Ausarbeitung eines solchen Werkes nicht. Wer aber von Phil Glass nichts hält, kann auch mit diesem Stück, das Ravi Shankar in weiten Teilen nicht mehr selbst hat fertigstellen können, nicht viel anfangen (David Murphy tat’s). Es ist eine Auseinandersetzung der indischen Musik mit einer, die schon vor Mozart festgefahren war und sich in den Chören, ziemlich daneben, bei Orff bedient. – Das Thema ist eine Art Autobiographie, Sukanya der wirkliche Name von Shankars um dreissig Jahre jüngeren Frau, aber der auch einer Adelstochter in den antiken Erzählungen (Mahabharata), die einen alten Weisen heiratete.

Francesconi trompe la musique

Mittwoch, 31. Mai 2017

Soeben live auf France Musique concert donné le 25 mars 2017 à l’Opéra Garnier, à Paris avec les Choeurs de l’Opéra National de Paris, des braves solistes et l’Orchestre de l’Opéra National de Paris, Susanna Malkki, direction.

Luca Francesconi, Trompe-la-mort (2017), Opéra en deux parties d’après Honoré de Balzac.

Dahinplätschernde Unterhaltungsmusik ohne Biss. Francesconi kapiert nicht, warum man gegen die Warenästhetik Stellung beziehen muss. Er meint, frei zu sein und alles zu dürfen, macht dann aber schlussendlich gar nichts. Drei Male lässt er während den zwei langweiligen Stunden eine Sopranstimme etwas lauter schreien als üblich, das ist schon alles, was übers Normale oder die üblichen Anforderungen eines Musicals hinausginge. Die zehn Minuten vor der letzten halben Stunde wären ganz okay und zeigen, dass es ihm nicht am Können fehlt. – Wenn’s um den Tod geht, halt ich mich an den Materialismus des Tanzlehrers von Aria und grüss ihn nur kurz und ohne opernhafte Umschweife: „Heute nicht!“, auch bekannt unter dem reizenden Tonmotiv: „Buuuuh!“

Maldonado, Morciano, Gentilucci, Canat, Spiropoulos

Mittwoch, 17. Mai 2017

Soeben live auf France Musique Concert Electr()Ladies donné le 29 mars 2017 au Centre d’Art Contemporain Passerelle, à Brest, dans le cadre de la 4e édition du Festival Elect()cution. Avec l’Ensemble Sillages : Vincent Leterme, piano, Lyonel Schmit, violon, Sullimann Altmayer, violon, Gilles Deliège, alto, Ingrid Schoenlaub, violoncelle, Philippe Arrii-Blachette, dir.

Javier Torres Maldonado, Inoltre , pour piano, électronique en temps réél et vidéo (2017), Vincent Leterme, piano.

Lara Morciano, Raggi di Stringhe, pour violon et électronique (2011), Lyonel Schmit, violon.

Marta Gentilucci, Exercices de Stratigraphie, pour accordéon et électronique (2017), Pascal Contet, accordéon.

Edith Canat de Chizy, Over the Sea, pour trio à cordes, accordéon et électronique (2012).

Georgia Spiropoulos, Landscapes and monstrous things… (2017).

Die ersten drei Stücke unterkomplex, als ob sie für Freunde der Jazz- und Barmusik konzipiert worden wären. Das beste Stück? Landscapes and monstrous things…

Lachenmann, Mundry, Herrmann, Trojahn

Mittwoch, 10. Mai 2017

Soeben live auf WDR 3 aus der Kölner Philharmonie vom 1. Mai 2017 Sarah Aristidou und Elsa Benoit, Sopran, Charlotte Hellekant, Mezzosopran, Kölner Vokalsolisten, Ensemble Modern, Leitung Duncan Ward.

Helmut Lachenmann, … zwei Gefühle …, Musik mit Leonardo für Sprecher und Ensemble. – Ein Klassiker inzwischen.

Isabel Mundry, Im Fall für Mezzosopran und Ensemble, Uraufführung. – Ein grosses Stück, das im Verlauf an Kraft und musikalischer Stringenz gewinnt.

Arnulf Herrmann, rondeau sauvage (2013), für sieben Musiker. – Musik, wie wenn Kinder unbeaufsichtigt Türülüü machen. Leicht nervig.

Manfred Trojahn, Les Dentelles de Montmirail für 2 Soprane, Vokalensemble und Ensemble, 2017. – Auch konservativ, aber mit viel Luft. Die Raumwirkung kommt auch unter Kopfhörern gut zur Geltung.

Varèse, leicht hinkend

Dienstag, 9. Mai 2017

Gestern Abend live auf BBC 3 concert at the Barbican, London, on Saturday 6 May 2017 with the BBC Symphony Orchestra, Sakari Oramo conductor, Allison Bell soprano, BBC Singers: BBC Total Immersion Day, Edgard Varèse.

Arcana, Nocturnal, Poème électronique, Étude pour Espace [UK premiere of arrangement by Chou Wen-Chung], Déserts, Tuning Up [arrangement by Chou Wen-Chung], Amériques.

(Am selben Tag am selben Ort wurden noch gespielt, im Radio aber nicht gesendet, vom Guildhall New Music Ensemble: Un Grand Sommeil Noir, Offrandes, Hyperprism, Octandre, Intégrales, Ionisation, Density 21.5, Dance for Burgess. – Die Radioübertragung wäre perfekt gewesen, wenn entweder das Konzert mit dem Guildhall New Music Ensemble auch übertragen worden wäre oder, besser, die Stücke dieses Einzelkonzertes folgende missratene ersetzt hätten: Nocturnal, Espace, Tuning Up.)

Der zweieinhalbstündige Konzertabend war eine Wonne! Arcana und Amériques werden etwas eigenwillig interpretiert, aber die Werke sind so stark, dass sie auch diesen finnisch-englischen Zugriff verkraften. Zu wenig präzise Akzente (>), zu viele getragene Noten (-) mit vervielfältigten Einsätzen. Temposchwankungen in Passagen, die eindeutig durchgehalten werden müssen. Trotzdem eine sehr gute Sache!

Man spielte die zweite Fassung von Amériques. Seltsam, dass der Sprecher Handley immer noch der Meinung ist, Varèse hätte das Stück entschärft. Nein, er hat erst in der zweiten Fassung sich selbst entdeckt und die Schlangenhaut Strauss abgestreift.

Djordjevic, Steiger, Grütter

Samstag, 6. Mai 2017

Soeben direkt live aus der Blote-Vogel-Schule, Witten 2017, Arditti String Quartet, JACK Quartet, Ensemble Modern, Leitung Brad Lubman.

Milica Djordjevic, Indigo für Doppelquartett, Uraufführung. – Begeisterung ziemlich schrankenlos, jedenfalls möchte ich mehr von der Komponistin zu hören bekommen. Ich stelle mir vor, die zwei Quartette spielen in der ersten Hälfte der 1970er Jahre im Lichthof der Kantonsschule Rothen, Reussbühl.

Martin Grütter, Die Häutung des Himmels für 7 Instrumente, Uraufführung. – Die ersten Töne sind missraten, man hört sie quasi kontrafaktisch tonal. Nachher steht die Komposition unter einem Rechtfertigungszwang: sie will das blöd Gesagte wieder gutmachen – und wird jazzig. Aber die Singende Säge liebe ich, weil ich sie als Fünf- bis Achtjähriger oft hörte, gespielt im grossen Dachstock von Heinz Amrein an der Nelkenstrasse 12. – Tipp: die adlibitum Jazzpassagen auskomponieren, bis das Blatt schwarz ist und die MusikerInnen mit Strike drohen.

Rand Steiger, Undone for spatial string octet, Uraufführung. – Aus meinem Herzen gedacht, als wäre mein letztes Posting „Der allgemeine Zerfall nach der individuellen Selbstaufgabe“ der Kommentar zum Stück. Die Musik? So gut wie mein Text. Am Schluss wird aus Game of Thrones zitiert.

Tschernobyl heute im Hörspiel

Montag, 24. April 2017

Soeben auf WDR 3 Baba Dunjas letzte Liebe von Alina Bronsky, Hörspiel.

Nicht verpassen, wenn irgendwo zu hören: fährt total ein.

Das Lied von der Erde

Sonntag, 23. April 2017

Gestern Abend live auf WDR 3 Konzert vom 8. Oktober 2016 aus der Berliner Philharmonie, Christian Elsner Tenor, Christian Gerhaher Bariton, Berliner Philharmoniker, Leitung Bernard Haitink.

Gustav Mahler, Das Lied von der Erde.

Mahlers Musik ist da am stärksten, wo man den Komponisten unvermittelt, ja aggressiv zur Rede stellen und immer wieder fragen möchte, ob ihm die verblüffenden Wendungen einfach so zugefallen sind oder ob er sie während des Komponierens in grosser, wohl verzweifelter Anstrengung in einem umfassenden harmonischen wie melodischen Kalkül sich hat erschaffen müssen. Kaum ein Werk wie das Lied von der Erde ist so reich befrachtet mit Formeln der Erkenntnis, die einen den Kiefer offenstehen lassen, und kaum jemals wie gestern war mir die Frage so dringlich erschienen. Die Musik sammelt alle Übel der Welt zusammen und sagt unaufhörlich dem Gott des Todes ins Gesicht: nicht heute!

Klaus Ospald, Entlegene Felder III

Freitag, 21. April 2017

Soeben live auf SWR 2 Schlusskonzert des Festival ECLAT 2017 vom 5. Februar 2017 in Stuttgart mit SWR Symphonieorchester, SWR Vokalensemble, Sarah Maria Sun (Sopran), Yukiko Sugawara (Klavier), Leitung Peter Rundel.

Klaus Ospald, Más raíz, menos criatura (Entlegene Felder III) für Orchester, Solo-Klavier und 8 Stimmen (UA). – Grosse Musik mit interessanten Verlaufsereignissen und einigen staunenswerten Klangpassagen.

Osterzappa Christian Lindberg

Montag, 17. April 2017

Gestern Abend live auf BBC 3 aus der Dvořákova síň in Prag vom 28. November 2016 das Prague Radio Symphony Orchestra mit Christian Lindberg (trombone & conductor).

Christian Lindberg, The Tale of Kundraan. Performer: Christian Lindberg. Orchestra: Symfonický orchestr Českého rozhlasu. Conductor: Christian Lindberg.

Lindberg hat nicht nur Strawinsky und Ramuz gut studiert, sondern auch Frank Zappa, insbesondere 200 Motels. Man beachte in der Filmaufnahme, wie eng die räumlichen Verhältnisse sind, in denen die riskante Show vonstatten geht. Ich hatte sie auch ohne Film unter den Kopfhörern genossen, war mir aber nicht sicher, ob die Teufelsstimmen auch von Linberg selbst, von zusätzlichen Schauspielern oder ab Band zugespielt gesprochen würden. – Jedenfalls schmeckt mir der Name Kundraan heute besser als Kundry im nervigen Parsifal.

https://www.youtube.com/watch?v=U0Q-d290t7g

Michaël Levinas, La Passion selon Marc

Mittwoch, 12. April 2017

Soeben direkt live auf France Musique de l’Église Saint-François à Lausanne Magali Léger, soprano, Marion Grange, soprano, Guilhem Terrail, contre-ténor, Mathieu Dubroca, baryton, Ensemble Vocal de Lausanne, Ensemble de Chambre de Lausanne, Nicolas Cheverau, maître de chant, Marc Kissoczy, direction.

Michaël Levinas, La Passion selon Marc. Une passion après Auschwitz (UA).

Die Frage nach der Möglichkeit von Gedichten nach Auschwitz transformiert sich hier in einen direkten, quasi unvermittelten Realismus: man ist mit einem ästhetischen Geschehen konfrontiert, dem man ergriffen standhält. Nach den dreissig Minuten des ersten Drittels erscheint die weibliche Klagestimme, gleichwie direkt und realistisch; zunehmend wird sie im Chor eingebettet und auf parallelen Spuren begleitet. Mit dem Einsatz der Instrumente, die vorher nur sporadisch isoliert wahrnehmbar waren, beginnt die Komposition, mit einer Generalpause in ihrer zeitlichen Mitte. Man verfolgt nun eine Auseinandersetzung, in der auch einzelne musikalische Zitate erscheinen. Im letzten Drittel stossen die Katastrophe gegen die Gemeinschaft mit derjenigen durch sie aufeinander, abgeschlossen mit der deutschen Sprache des rumänischen Juden Celan: Espenbaum, dein Laub blickt weiß ins Dunkel. Meiner Mutter Haar ward nimmer weiß. // Löwenzahn, so grün ist die Ukraine. Meine blonde Mutter kam nie heim. // Regenwolke, säumst du an den Brunnen? Meine leise Mutter weint‘ für alle. // Runder Stern, du schlingst die goldne Schleife. Meiner Mutter Herz ward wund von Blei. // Eichne Tür, wer hob dich aus den Angeln? Meine sanfte Mutter kann nicht kommen.

Das Werk wäre deswegen der Jugend vorzuführen, weil vielenorts in ihr Auschwitz zur beliebigen Prüfungsfrage zu verkümmern droht. Levinas macht den katastrophischen Gehalt eindringlich erfahrbar und aus ihm etwas lebendig Gedachtes.

Saariaho, Iturra, Rizo, Combier, Grisey

Mittwoch, 29. März 2017

Soeben live auf France Musique concert donné le 19 février 2017 dans l’Auditorium de la Maison de la Radio avec l’Ensemble Court-Circuit: Jérémie Fèvre, flûte, Pierre Dutrieu, clarinette, Jean-Marie Cottet, piano, Alexandra Greffin-Klein, violon, Alexis Descharmes, violoncelle, Jean Deroyer, direction.

Kaija Saariaho (1952-), Cloud Trio (2009). – Das zweitletzte Stück Regenwolken, dann wie vorher Nebelbänke. Brave, disziplinierte – und gute Ferienmusik aus den Bergen.

Jeremias Iturra (1983-), Reverse tracking shot (2016). – Ästhetik der 1970- und 80er Jahre, auch improvisiert denkbar, also simpel.

Luis Fernando Rizo-Salom (1971-2013), Quatre Pantomimes pour six (2013). – Schlingensief im Radiostück Rosebud auf WDR 3 kurz vorher ist im Lärmen besser (optimaler Umgang mit Musik im Hörspiel). Es ist hier keine starke Musik zugange, die man nur als Musik deuten möchte, weil sie zuviel anderes will.

Jerôme Combier (1971-), Die Finsteren Gewässer der Zeit (Sebald). – Auch nicht mehr ganz taufrisch in der Ästhetik, insbesondere im finsteren Seufzen, aber gut konstruiert. Auf die Länge langweilig. Belehrende Absicht über die Zeitvorstellung? Ich höre das Ganze tonal und bin verärgert. Hei Leutz, nehmt die Musik ernst, sie ist das Beste, was wir noch haben, wenn die Mädchen bockig sind. Ich will keine Musik, für deren Verständnis ich bei Sebalds Austerlitz nachschlagen muss – Sebald bin ich selbst.

Gérard Grisey (1946-1998), Talea (Commande Radio France, 1985-1986). – Warum empfindet man einzelne Stücke zu verschiedenen Zeiten anders? In den 80er Jahren hätte ich diese Musik als trivial eingeschätzt, heute als ziemlich anregend. Fantastisch der Trotz gegen die Tonalität im Schluss. Ja, wir sind keine Sieger.

Kaija Saariaho, Du cristal

Sonntag, 26. März 2017

Soeben direkt live auf SWR 2 SWR Symphonieorchester, Leitung: Ingo Metzmacher.

Kaija Saariaho, Du cristal.

Ein früher Geniestreich, mit dem einzigen Makel, etwas zu wenig lange zu dauern.

Gubaidulina, Über Liebe und Hass

Mittwoch, 22. März 2017

Soeben live auf SRF 2 Konzert vom 30.10.16, Semperoper Dresden, Camilla Nylund, Sopran, Michael König, Tenor, Thomas E. Bauer, Bariton, Franz-Josef Selig Bass, Staatskapelle Dresden, MDR Rundfunkchor, Omer Meir Wellber, Leitung.

Über Liebe und Hass. Oratorium von Sofia Gubaidulina

Eine Musik, die in die Knochen geht, ungemein packend, ganz ohne Pathos.

Philippe Schœller

Freitag, 10. März 2017

Soeben direkt live auf France Musique de l’Auditorium de la Maison de la Radio à Paris: Pascal Rophé Direction, Jean-Guihen Queyras violoncelle, l’Orchestre Philharmonique de Radio France.

Philippe Schœller (1957), The Eyes of the Wind, concerto pour violoncelle et orchestre.

Philippe Schœller, „Âme“, Symphonie n°2 (UA).

Zwei flächige Klangkompositionen mit nicht zu hohen Höransprüchen, trotzdem fein ausgearbeitet. Das Cellokonzert ist subtiler und schenkt dem Soloinstrument musikalisches Vertrauen; es trägt das Werk künstlerisch allein. Die Symphonie ködert häufig mit Latinotanzrhythmen, gegen die die anderen, freien Passagen zuweilen notdürftig dastehen. Der Schluss ist missraten.

Filidei, Orgel

Mittwoch, 8. März 2017

Soeben live auf France Musique concert donné le 18 février 2017 à l’Auditorium de la Maison de la Radio à Paris, Francesco Filidei (né en 1973), orgue Grenzing de la Maison de la Radio.

Olivier Messiaen (1908 – 1992), Livre d’orgue (extraits) (1951) und Deux extraits de „7 Pièces pour orgue“ : – 3. Les Mains de l’Abîme : Pour les Temps de Pénitence, – 4. Chants d’oiseaux : Pour le Temps Pascal

Mauro Lanza (1975 – ), Negativo (2006).

François-Bernard Mâche (1935 – ), Guntur Sari (1990).

Hector Parra (1976 – ), Tres Miradas (2016), 1. Where are you ? …a kiss on the landscape, 2. Se me duerme la vida, 3. No Life, no Death.

Iannis Xenakis (1922 – 2001), Gmeeoorh (1974), Version pour orgue de 56 notes.

Ein ziemlicher Dilettantismus, dieses Konzert, sowohl in den Stücken (unter Ausnahme von Messiaen und in kleinen Teilen Xenakis) wie im Spiel. Warum hat das Pariser Publikum Angst vorm Buhen?

Das beste Stück des Abends? Ebenfalls auf France Musique, eine Stunde vorher: Betty Davis, Anti Love Song.