Archiv für den 'Musik'-Themenbereich

Rebecca Saunders und Morton Feldman

Dienstag, 30. Januar 2018

Soeben live auf Bayern 4 Konzert vom 19. Januar 2018 mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Leitung Ilan Volkov, Carolin Widmann, Violine, Laura Aikin, Sopran.

Rebecca Saunders: Still (Beckett), 2011. – Ein Feurwerk auf einer brennenden Leiter.

Morton Feldman, Neither (Beckett, als Libretto für Feldman), 1977. – Feldman entreisst Stück für Stück von der Fassade der Avantgarde und wirft dieselben zu Boden. Trotzdem ist seine Musik auch heute noch aktuell und spannend, weil er nie zurückblickt und übers Tonale blinzelt. Vielleicht ist er nur der grosse Sancho Panza neben dem kleinen Don Cage, aber er ist jedenfalls dabei: zu unserer Freude.

Hommage à Elliott Carter

Mittwoch, 10. Januar 2018

Soeben direkt live auf France Musique l’Ensemble intercontemporain dans l’amphithéâtre de la Cité de la Musique, à la Philharmonie 2 de Paris.

Elliot Carter, Huit Etudes et une Fantaisie, pour flûte, hautbois, clarinette et basson // Retracing II, pour cor // Figment V, pour marimba // Retracing, pour basson // Scrivo in vento, pour flûte // Steep Steps, pour clarinette basse // Esprit rude/Esprit doux II, pour flûte, clarinette et marimba // HBHH, pour hautbois (= Happy Birthday Heinz Holliger) // Nine by Five, pour quintette à vent.

Leicht lahmend, dieses Konzert, ohne rechte Zündung, so professionell wie die Vortragsübung in einer Dorfschule. Ausnahme das Flötenstück Scrivo in vento, gespielt von Sophie Cherrier, ein Aufhorcher mit spitzen Tönen.

Saunders, Adámek, Bertrand

Dienstag, 9. Januar 2018

Soeben live auf Bayern 4 vom 15. Dezember 2017 in München das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Leitung Peter Rundel. Solisten: Carl Rosman, Richard Haynes, Klarinette; Isabelle Faust, Violine; Andreas Grau, Götz Schumacher, Klavier.

Rebecca Saunders: „Aether“ (Deutsche Erstaufführung). – Subtile, farbige, erruptive und ständig sonstwie überraschende musikalische Führung zweier Bassklarinetten. Beeindruckend!

Ondřej Adámek: „Follow me“ (Uraufführung). – Nie im Leben fühl ich mich so griesgrämig, wie wenn ich Adámeks Kunst ausgesetzt bin. Does humour belong in music? Nooo!!! Einer von uns ist eindeutig zu viel in dieser Geschichte der Musik.

Christophe Bertrand: „Vertigo“ (Deutsche Erstaufführung). – Virtuose Klangtönefälle mit der Tendenz zum Leerlauf.

Arnulf Hermann, Der Mieter

Sonntag, 7. Januar 2018

Soeben live auf WDR 3 vom 12. November 2017 aus der Oper Frankfurt Der Mieter von Arnulf Hermann mit dem Philharmonia Chor Wien, Frankfurter Opern- und Museumsorchester, Musikalische Leitung: Kazushi Ono.

Betrachtet man nur die Musik, ist das Werk über weite Strecken brav & einfach, und die Mikrotonalität, die nur koloristisch eingesetzt wird, versüsst das Ganze. Berücksichtigt man via Youtube die Inszenierung, wird bald klar, wieso diese Oper einfährt und die Musik als dringlich erfahren wird. (Üble, realistische Erinnerungen an die Biderstrasse am Rand von Bern Ende der 1990er Jahren werden geweckt.) – Der Schluss wirkt ausserplanmässig, kammermusikalisch wär’s okay, in einem so grossen Werk wie eine Zumutung; man hätt’s dann doch gern abgemildert serviert bekommen.

Zusatz 14. 1. 2018: Soeben auf SWR 2 nach einer Woche dieselbe Aufführung noch einmal. Das Ganze ist ein Musical, mit Bersteinischen Zigizagihoihoi- und Gershwinischen Gefühlsdusselpassagen. Auch mit Vorwissen steht der Schluss unangenehm in der Luft. Das zweite Mal Hören hat das Stück schlechter gemacht.

Kurtag und Sciarrino

Mittwoch, 3. Januar 2018

Soeben live auf France Musique Concert du 19 octobre 2017 à la Cité de la Musique dans le cadre du festival d’Automne à Paris, l’Ensemble Intercontemporain dirigé par Matthias Pintscher.

György Kurtag (né en 1926), … quasi una fantasia… pour piano et groupes d’instruments op. 27 n° 1. – Nachdem der Musik in absteigenden Reihen alles entnommen wurde, wird sie in Modulen neu aufgebaut, dann das Gewonnene mit tonalen Rhythmusgebilden bekräftigt. Die Tonreihen des Anfangs wiederholen sich nun neu vermittelt in Variationen, nicht mehr ins Leere gehend, wenn auch gleichwie in die Stille (ich erwartete einen anderen Schluss).

Salvatore Sciarrino (né en 1947), Gesualdo senza parole, pour ensemble. – Wer gerne kostbare Zeichnungen im Hosensack zerknittert und sie erst daraufhin zu würdigen versteht, ist bei dieser Musik gut bedient. Könnte sein, dass ich das Stück schon einmal gehört habe, es aber zu peinlich fand, um in der Disco zu erwähnen. Es ist nicht besser geworden.

Salvatore Sciarrino (né en 1947), Il sogno di Stradella. – Einer von heute komponiert die Musik eines von früher, die er sich für die Zukunft erträumte. Eher ein lahmes Kinderspiel als ein Experiment: man fantasiert punkig einen Regelbruch, ohne weitere Lust, zu neuen Verbindlichkeiten vorzustossen. Man könnte auch Harry Partch hören, wo sich auch nichts Weitergehendes entwickelt, weder in den Stücken selbst noch in der ästhetischen Idee.

Salvatore Sciarrino (né en 1947), Omaggio a Burri, pour trois instruments. – Leise Musik ist okay. Aber sie müsste nicht zusätzlich leer, mit Lücken verstopft und langweilig sein. Ein müder Konzertabend in Paris.

György Kurtag (né en 1926). – Messages de feu Demoiselle R. V. Troussova, opus 17, pour soprano et ensemble de chambre, Natalia Zagorinskaya, soprano. – Das rettende alte Stück des Abends, immer wieder ein Genuss!

Rihm, André, Lannotta, Ligeti

Donnerstag, 21. Dezember 2017

Gestern Abend live auf France Musique das Arditti Quartett le 09 octobre 2017 au Théâtre des Bouffes du Nord à Paris dans le cadre du Festival d’Automne à Paris, Irvine Arditti, violon, Ashot Sarkissjan, violon, Ralf Ehlers, alto, Lucas Fels, violoncelle.

Wolfgang Rihm (1952 – ), Quatuor à cordes n°13 (2017). – Erinnerter später Beethoven mit der Kraft des mittleren: gegen aussen behäbig, als ob es nicht gelingen dürfte, aus der Tonalität hinauszutreten, im Innern vielfältige, quasi unendliche Überraschungen.

Mark André (1964-), Miniaturen für Streichquartett (2017). – André ist immer willkommen, wenn keine Stimme Text aufdrängt.

Clara Lannotta (1983 – ), Dead wasps in the jam-jar (2017). – Ein Stück in Blöcken, die sich dagegen wehren, vermittelt, durchgeführt oder eben an der Nase herumgeführt zu werden. Nochmals zu hören (mir schienen die Wespen dem Titel entgegen lebendig).

Gyorgy Ligeti (1923 – 2006), Quatuor à cordes n°2. – Musik im Gewand der Eleganterie. Warum sind die Schweizer Radiostationen nicht willens, solch leicht erscheinende Kunst auch am morgen quasi zwischendurch zu senden?

Insgesamt ein Konzert von Subtilitäten, die man unserer Welt der Brutalitäten nicht mehr zutraut.

D’Adamo, Regucera, Hurel

Mittwoch, 15. November 2017

Soeben live auf France Musique Concert donné le 05 Octobre 2017 à l’Auditorium FR3 Alsace à Strasbourg dans le cadre du Festival Musica 2017, avec l’Ensemble Linea, Jean Philippe Wurtz, Direction.

Daniel D’Adamo (1966 – ), Frontières-Alliages (2008). – Tonrepetitionen auf verschiedenen Höhen, garniert mit anschwellenden Tonwolken, ohne Logik des Übergangs.

Amadeus Regucera (1984-), Torso of Air | Stapled Flesh (2016 – 2017). – Leichtes Schlagzeugstück.

Philippe Hurel (1955 – ), Pour l’image (1986 – 1988). – Spannungslose Kleinorchestermusik, als hätte man ein Material erst gerade rezykliert. Die Musik ähnelt nur den 1980er Jahren, und stammt doch aus jener Zeit…

Bartók, Zweites Klavierkonzert

Donnerstag, 2. November 2017

Soeben direkt live auf France Musique au Théâtre des Champs-Élysées, Evgeny Kissin, piano, Orchestre national de France, Lawrence Foster, direction.

Béla Bartók, Concerto pour piano et orchestre n°2.

Als ob man noch nie Bartók gehört hätte: umwerfend!

Donaueschingen 2017

Sonntag, 22. Oktober 2017

Die letzten drei Tage diverse Konzerte auf SWR 2.

Gut zu hören:

– Andreas Dohmen: a doppio movimento, für E-Gitarre, Harfe, Klavier und großes Orchester (UA). SWR Symphonieorchester, Experimentalstudio des SWR, Gareth Davis (Bassklarinette), Yaron Deutsch (E-Gitarre), Andreas Mildner (Harfe), Nicolas Hodges (Klavier), Leitung: Ilan Volko.

– Chiyoko Szlavnics: Memory Spaces (appearances), für vierzehn Streichinstrumente (2017), UA. Solistenensemble Kaleidoskop.

– Emmanuel Nunes: Un calendrier révolu, für Ensemble (1969, UA erst jetzt), Remix-Ensemble, SWR Vokalensemble, Leitung: Emilio Pomàrico.

– Francesca Verunelli: Man sitting at the piano I, für Flöte und Player Piano (2017), UA. Michael Schmid, Flöte, Player Piano.

Der Flötist hat nur die eigenen Noten vor sich, deren Seitendarstellung dann wechselt, wenn der gespielte Pianopart, der unmenschlich schnell sein kann, es verlangt.

– Misato Mochizuki: Têtes, für Rezitator und Ensemble (Libretto: Dominique Quélen nach Texten von Lafcadio Hearn) (UA): 1. Prologue (Quélen), 2. Diplomatie (Hearn/Quélen), 3. Le fantôme à la tête coupée (Hearn/Quélen), 4. La multiplication des samourais (Quélen), 5. Le fantôme sans visage (Hearn/Quélen), 6. Epilogue (Quélen). Marino Formenti (Klavier), Paul-Alexandre Dubois (Rezitator), Regie: Frédéric Tentelier, Leitung: Enno Poppe.

– Vor Têtes von Mochizuki auch interessant die Bemerkungen von Karl-Heinz Ott über Lafcadio Hearn, von dem der neunzehnjährige Adorno eine Novelle dramatisiert hatte (Adorno, Eine Bildmonographie, 2003, S. 63).

– Márton Illés: Ez-tér, für Orchester (UA). SWR Symphonieorchester, Leitung: Pablo Rus Broseta.

– Chaya Czernowin: Guardian, für Violoncello und Orchester. SWR Symphonieorchester, Séverine Ballon (Violoncello), Leitung: Pablo Rus Broseta.

– Und die andere Werke, die nicht mit Gefallen zu hören waren? Meistens fehlt das grundlegende Formgefühl, das zwischen einer gewählten grossen Form und den kleinen Details und Übergängen vermittelt, oder man überlässt zuviel dem Improvisationsvermögen der MusikerInnen, die prompt im Sumpf des Einfältigen und der schamlosen Wiederholung feststecken. Die gefeierte Suche nach neuen Konzertformen mit dem angeblichen Ziel der grösseren Offenheit erscheint nun definitv als Ideologie. Die Verfahren, bekannt und nie jemals geliebt schon seit dem Ausfransen der Künste im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts, verbauen dem Neuen den Weg (die Aufführungen sind langweilig und berühren kaum), unterstützen indes ungewollt die plumpen Forderungen der Ökonomie, die intellektuelle Anstrengung („das wahrhaft individuelle sich Konzentrieren“) zugunsten des idiotischen Multitaskings aufzugeben. Neues, das einem den Kiefer offenstehen liesse, erwächst aus einem solchen ästhetischen Normengefüge kaum, um so mehr der Verdacht, die Ableitungen vom scheinbar Bekannten dienten nicht zuletzt der Ablenkung vom künstlerischen Unvermögen.

– Das beste Stück? Chaya Czernowin: Guardian. Eines derjenigen Werke, von denen man denkt, sie sollten nie mehr aufhören, weil man am liebsten in ihnen selbst weiterleben möchte.

Xenakis, Poppe, Tüzün, Schubert

Mittwoch, 11. Oktober 2017

Soeben live auf France Musique concert donné le 15 septembre 2017 au Théâtre de Gennevilliers.

Iannis Xenakis (1922 – 2001), Rebonds pour percussions, Samuel Favre, percussion. – Eines derjenigen Lehrstücke, die auf einen Punkt hinsteuern (der auch komplex sein kann) und dann sagen, das war es, was ich sagen wollte. Pädagogische Musik, wenn auch alles andere als schlecht.

Enno Poppe (1969 – ), Fell pour percussion, Victor Hanna, percussion. – Der Schläger einer Schlagerkapelle zeigt einem seine Küche und was er alles kann – auch wenn er stoned ist und also nicht optimal beweglich. Merde ist das langweilig!

Tolga Tüzün, Metathesis pour deux contrebasses et électronique en temps réel, Ensemble Intercontemporain, Nicolas Crosse, contrebasses, Benoît Meudic, Tolga Tüzün, réalisation informatique musicale Ircam. – So fühte ich mich heute in der Eisrinne zwischen Resti und Faldum. Nicht schlecht getroffen, die Angst überm Ausgleiten (sogar der Titel trifft die Situation, unfähig zu stehen).

Alexander Schubert, Codec error pour deux percussions, contrebasse et électronique, Ensemble Intercontemporain. – Kilbimusik, echt doof. Meine kühne These zum Werk: schlechter kann man füglich nicht komponieren. Musik ist das Heilige, also das beste dieser Welt: wer einen so stark militäraffinen Kabis produziert, sollte sich besser in ein Kloster verziehen und die Welt ruhen lassen.

Mincek, Bartok, Hillier, Robin

Mittwoch, 27. September 2017

Soeben live auf France Musique concert donné le 9 septembre 2017 à la Salle des Charpentiers à l’Abbaye à Royaumont avec Le Quatuor Tana: Antoine Maisonhaute, Ivan Lebrun, violons, Maxime Desert, alto, Jeanne Maisonhaute, violoncelle.

Alex Mincek (né en 1975), Quatuor à cordes n°3 lift – tilt – filter – split.

Béla Bartok (1881-1945), Quatuor à cordes n°4.

Edwin Hillier (né en 1988), Soliloquies.

Yann Robin (né en 1974), Quatuor à cordes n°3 Shadows.

Ziemlich vergnügliche Stücke. Bemerkenswert, wie die Form des Streichquartetts heute zuweilen der einer gehetzten Rockcombo ähnelt, das Schwere weit hinter sich lassend.

Mark Andre, „über“

Montag, 11. September 2017

Soeben direkt live auf SWR 2 aus Berlin SWR Symphonieorchester, Jörg Widmann (Klarinette), SWR Experimentalstudio, Michael Acker, Joachim Haas (Klangregie), Leitung: Peter Rundel.

Mark Andre: „über“ für Klarinette, Elektronik und Orchester.

Ein grossartiges Werk mit tiefen Farbverläufen.

Monteverdi, Marienvesper (3)

Sonntag, 27. August 2017

Soeben live auf France Musique Concert donné le 31 juillet 2017 au Royal Albert Hall, à Londres avec Giuseppina Bridelli, mezzo-soprano, Eva Zaïcik, mezzo-soprano, Emiliano Gonzalez Toro, ténor, Magnus Staveland, ténor, Virgile Ancely, basse, Renaud Brès, basse, Ensemble Pygmalion, Raphaël Pichon, direction.

Claudio Monteverdi, Vespro della Beata Vergine.

Gleich nochmals die gute Musik, die auch heute wieder die Phantasie erweckt, sie möge doch nie in ein Ende münden – wenn auch die hinzugefügten theatralisch-religiösen Mönchsstimmen nicht nötig gewesen wären.

Schönberg, Gurrelieder

Freitag, 25. August 2017

Soeben live auf Bayern 4 aus London vom 19. August 2017 das London Symphony Orchestra, der City of Birmingham Symphony Orchestra Chorus, Orféo Català, London Symphony Chorus, Leitung: Simon Rattle, Solisten: Eva-Maria Westbroek, Sopran; Karen Cargill, Mezzosopran; Peter Hoare, Simon O’Neill, Tenor; Christopher Purves, Bariton; Thomas Quasthoff, Sprecher.

Arnold Schönberg, Gurrelieder.

Gestern live auf SRF 2 der Strawinsky-Abend in Luzern vom 19. August 2017 mit dem Lucerne Festival Orchestra, Riccardo Chailly, Leitung und Sophie Koch, Mezzosopran, mit Igor Strawinskys Le Faune et la Bergère op. 2. // Scherzo fantastique op. 3 // Feu d’artifice op. 4 // Chant funèbre op. 5 gegen Le sacre du printemps … und jetzt diese geniale Interpretation der Gurrelieder – vielleicht wird aus dem Radio doch wieder etwas Gutes.

Monteverdi, Marienvesper (2)

Dienstag, 22. August 2017

Soeben live auf Bayern 4 Konzert in Warschau vom 15. August 2017 mit dem Collegium Vocale Gent, Leitung: Philippe Herreweghe.

Claudio Monteverdi, Vespro della Beata Vergine.

Gleich nochmals die gute Musik, die auch heute wieder die Phantasie erweckt, sie möge doch nie in ein Ende münden.

Monteverdi, Marienvesper

Sonntag, 20. August 2017

Soeben live auf WDR 3 Konzert vom 15. Juni 2017 aus der evangelischen Stadtkirche, Bad Arolsen, mit Catalina Bertucci und Jessica Jans, Sopran; Daniel Schreiber und Henning Jensen, Tenor; Matin Schicketanz und Tobias Berndt, Bass; Projektchor; L’arte del mondo, Leitung: Benno Schachtner.

Claudio Monteverdi, Vespro della Beata Vergine.

Endlich wieder einmal eine Musik im Radio, von der man während des Hörens denkt, sie möchte doch nie enden.

Messiaen, La Transfiguration (2)

Samstag, 22. Juli 2017

Soeben direkt live auf Bayern 4 aus der Felsenreitschule Salzburg Konzert des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, Leitung: Kent Nagano, Chor des Bayerischen Rundfunks, Solist: Pierre-Laurent Aimard, Klavier.

Olivier Messiaen, La Transfiguration de Notre-Seigneur Jésus-Christ.

Gleiche Aufführung wie am 24. Juni, ganz leicht weniger ergreifend. Auch Religionsfremde könnten sich auf den intendierten Gehalt einstellen, wenn das Latein nicht so penetrant die Szene beherrschen würde: heute schien es mir, als frässe die alte Militärsprache ständig an der Musik. Wenn ein paar Männer für sich auf Latein rezitieren, fühle ich mich in die Kindheit versetzt, neben die Kaserne, und beobachte die Truppen, aufgeteilt, wie sie den Unteroffizieren Gehör schenken müssen. Ich kenne das nur als das Falsche der Gesellschaft, keineswegs als Terrain, auf dem Verklärung zu phantasieren wäre.

Berio, Chemins V und VI

Montag, 10. Juli 2017

Soben live auf WDR 3 Konzert vom 24. Juni 2017 aus dem WDR Funkhaus Köln. Martin Griebl, Trompete, Pablo Márquez, Gitarre, WDR Sinfonieorchester Köln, Jean-Michaël Lavoie, Leitung.

Luciano Berio, Chemins V (su Sequenza XI) für Gitarre und Kammerorchester.

Luciano Berio, kol od (Chemins VI) für Trompete und Kammerorchester.

Zwei feurige Meisterwerke wie Blumen am Rand des Bergweges.

Othmar Schoeck

Donnerstag, 29. Juni 2017

Soeben live auf SRF 2 Konzert vom 9. Juni 2017, Stadthaus Winterthur mit dem Musikkollegium Winterthur, Mario Venzago, Leitung, Rachel Harnisch, Sopran, Jörg Dürmüller, Tenor, Jordan Shanahan, Bass.

Othmar Schoeck: Sommernacht. Pastorales Intermezzo op. 58.

Othmar Schoeck: «Besuch in Urach» für hohe Stimme und Orchester, aus dem Liederzyklus «Das holde Bescheiden» op. 62.

Othmar Schoeck: Vom Fischer un syner Fru. Dramatische Kantate für drei Solostimmen und Orchester op. 43.

Die schöne Teenagerin hält sich eine etwas unschönere Freundin, um in noch besserem Licht dazustehen. So hielt sich Joyce den Schoeck als Ideal der musikalischen Künste neben die entscheidenden, die eigenen poetischen.

Pattar, Sciarrino, Boucourechliev, Holliger, Schoeller

Mittwoch, 28. Juni 2017

Soeben live auf France Musique concert donné le 11 juin 2017 au Studio 106 de la Maison de la Radio à Paris avec l’Ensemble Cairn: Cédric Jullion flûte, Ayumi Mori clarinette, Aurélie Saraf harpe, Caroline Cren piano, Naaman Sluchin violon, Cécile Brossard alto, Frédéric Baldassare violoncelle, Guillaume Bourgogne direction.

Frédéric Pattar (1969), La Nuit remue. – Eine kräftige Musik in einem Wechsel aus grundierten Akzenten und ausfransenden Verläufen, die in Geräuschen enden.

Salvatore Sciarrino (1947), Ai limiti della notte pour alto solo. – Eine Musik aus langen Streicherklängen, mal in Flageoletts, mal in verlangsamten, gedehnten Trillern oder gewöhnlichen Wechseltönen.

André Boucourechliev (1925-1997), Musiques nocturnes opus 6. – Eine Musik, in der ein Rhythmus sich erst mit der Zeit einstellt, wenn die Zusatzinstrumente zur Klarinette wie zufällig einfallen und erst zukzessive ordentlich zusammenspielen.

Heinz Holliger (1939), Drei Nachtstücke. – Quicklebendige serielle Schülerstücke, das mittlere etwas nervös, als ob die Attacke wegen zu grosser Geschwindigkeit ihr Ziel verfehlt. Ob Boulez in Basel dafür unmusikalische Noten vergeben hatte?

Philippe Schoeller (1957), Incantations, (extraits) n° 1, n° 6, n° 3 et n° 5. – Ein Zwitterding aus einer seriellen Anlage und einigen minimalistischen und quasi japanischen, aber auch wilden Passagen.

Alle Stücke sind auf einem hohen poetischen Niveau, gleich wie die Interpretationen.