Archive für 6. Juni 2016

Maresz, Lindberg, Lutoslawski

Montag, 6. Juni 2016

Soeben live auf France Musique concert enregistré le 4 juin 2016 à l’Auditorium de la Maison de la Radio avec l’Orchestre Philharmonique de Radio France, sous la baguette de Julien Leroy.

Yan Maresz, Répliques (Nicolas Tulliez harpe, Thomas Goepfer, réalisation informatique musicale Ircam). – Maresz soll der einzige Schüler von John McLaughlin gewesen sein. Für Doppelhalsgitarre statt für Harfe wäre das Stück ein Zacken besser. Da Maresz bei einigen anderen Leuten Komposition studierte, ist er gänzlich frei von McLaughlins Ästhetik. Er sollte etwas schneller arbeiten.

Magnus Lindberg, Corrente II. – Alte Stahlwerkmusik mit viel Sibelius darin eingeklemmt. Lindberg hätte diese metallische Sache nie verraten dürfen. Zur selben Zeit der Aufnahme war ich in Luzern an einer Familienparty, die in einer Töff- und Autogarage abging (und einen anderntags beim Aufwachen, immerhin wieder 100 Kilometer vom Alptraumort entfernt, denken liess, man hätte soeben in einer Öllache geschlafen) – und nur wenige hundert Meter nebenan spielten nach Hörensagen die braven Eisern jungfräulich gebliebenen Mägde ihre Show, als wären sie bei Lindberg in die Schule gegangen.

Witold Lutoslawski, Symphonie n° 4. – Lutoslawskis Musiksprache wird nie richtig modern gewesen sein; sie tönte immer schon wie vom Dachstock heruntergeholt.

Zusatz: Zur selben Zeit wie Lindbergs Corrente II in Paris gespielt wurde und ich in einem Machinotop von Motorenöl Wein eingoss, spielten in der räumlichen nächsten Nähe nicht die Iron Maidon, sondern ein Akteur unter dem Bannspruch Einmal Deutsch Immer Nazi, dessen Gruppennamen wie von vielen Akteuren der Öffentlichkeit unter Vernünftigen heute nicht weiter ausgesprochen werden soll.

Kaija Saariaho mit Spätwerkproblemen

Montag, 6. Juni 2016

Gestern Abend live auf SWR 2 drei Konzerte vom 20. Mai 2016 an den Schwetzinger Festspielen mit Claudia Barainsky (Sopran), Robert Koller (Bariton), Schola Heidelberg, Camilla Hoitenga (Flöte), Héloïse Dautry (Harfe), Nicolas Hodges (Klavier), Florent Jodelet (Perkussion), Sarah Saviet (Violine), Anssi Karttunen (Violoncello), Charlotte Testu (Kontrabass), Jean-Baptiste Barrière (Elektronik), Leitung: Walter Nußbaum.

Ausser dem letzten, einer Art Urfassung der Oper L’amour de loin, alles junge Stücke von Kaija Saariaho ab 2000 für kleine Besetzungen: „Light and Matter“, Klaviertrio, „Aure“ für Violine und Violoncello, „Serenatas“ für Violoncello, Klavier und Perkussion, „Terrestre“ für Flöte, Perkussion, Harfe, Violine und Violoncello, „Tocar“, Fassung für Flöte und Harfe, „Sombre“ für Bariton, Flöte, Harfe, Perkussion und Kontrabass, „Tag des Jahrs“ für Chor und Elektronik, „Changing Light“ für Sopran und Violine, „Écho!“ für Vokalensemble und Elektronik, „Lonh“ für Sopran und Elektronik.

Nach den drei Konzerten in zweieinhalb Stunden wurden noch zwei frühere Stücke auf CD gesendet. Beeindruckend, wie Orion gegenüber den soeben gehörten Konzertstücken frisch und avanciert erscheint, als ob ungefähr seit dem Jahr 2000 Saariaho mit der Tendenz, auf Momente der Tonalität zurückzugreifen, ein bequemeres, aber eben auch grösseres Publikum ins Auge fassen möchte. Triviale Dur-Moll-Komplexe sind keine zu auszumachen, umso mehr frivole Sequenzierungen, dialektische Wiederholungen (keine Repetitionen) und ganz auffällig unterhaltsame Akkordbrechungen als durchgehendes Formprinzip bei Solobegleitungen.