Archive für 19. Mai 2014

Fujikura, Messiaen, Srnka, Staud

Montag, 19. Mai 2014

Soeben live auf France Musique concert enregistré le 8 avril au Lycée Turgot (Paris) avec l’Ensemble Prague Modern, Pascal Gallois, direction.

Daï Fujikura (né en 1977), Vanishing Point. – Eine sehr farbige und gleichzeitig ausgewogene Musik, ohne aufdringliche Eigenwilligkeiten.

Olivier Messiaen (1908-1992), Sept Haikaï – Introduction, Le Parc de Nara et les lanternes de pierre, Yamanaka-Cadenza, Gagaku, Miyajima et le torii dans la mer, Les oiseaux de Karuizawa, Coda, Dimitri Vassilakis, piano. – Neben dem Quatuor das erste Stück von Messiaen, das ich vor fast 40 Jahren zu hören bekam.

Miroslav Srnka (né en 1975), Les Adieux. – Der musikalische Grossvater erzählt. Schönberg? Nein: Respighi.

Johannes Maria Staud (né en 1974), Par ici ! – Das interessanteste Stück des Abends.

Tschernobyl heute

Montag, 19. Mai 2014

Soeben auf DVD geschaut Warm-Glow, ein Film von Marina Belobrovaja, 2013.

Der 45minütige Film zeigt photographisch nicht viel von der Umgebung und den ruinösen Objekten rund um Tschernobyl, auch nicht viel von den immer noch „dort“ tätigen „hochspezialisierten, weltweit gefragten“ Arbeitern oder von der ansässigen Bevölkerung. Er informiert nicht. Er informiert so wenig wie es die Reportagen seit 28 Jahren wahrhaftig tun, und ein Journalist in diesem neuen Film scheut sich nicht, diese gewohnte Verfälschung eins zu eins zu performen: da die Verstrahlungswerte in ihren lokalen, ja äusserst engen lokalen Unterschiedlichkeiten schwierig darzustellen sind, spricht er in seinem live übermittelten Artikel besser von einer allgemein hohen Verstrahlung. Der Film zeigt politisch engagierte, organisiert geführte Schweizer Besucher und Besucherinnen und gibt ihnen von der Zeit des Eintreffens in die gefährdete Zone bis zum Austritt ein paar Tage später aus ihr Gelegenheit zur Äusserung. Es handelt sich also um eine radikal unfrontale Reportage von der Seite her, absolut vermittelt durch eine Reihe von Subjekten, die gerade nicht als Spezialisten in Erscheinung treten, sondern als Fragende wie der Zuschauer selbst. Mich dünkt, ich hätte in diesen 45 Heulminuten nicht nur einige wichtige Fragen zu Tschernobyl endlich beantwortet bekommen, sondern auch die Einsicht gefestigt erhalten, dass gewöhnliche Pressereportagen aus schwer zugänglichen Welten nicht tel quel ernst zu nehmen wären. Was die Fragen im einzelnen betrifft, halte ich sie für so wichtig, dass man sie im Film selbst aufsuchen sollte. Auch Hartgesottene werden arg ins Staunen geraten.