Archive für 1. März 2012

Schönberg, Puccini: 2 Opern

Donnerstag, 1. März 2012

Soeben auf France Musique Concert donné le 27 janvier 2012, Opéra de Lyon : Festival Puccini plus.

Arnold Schoenberg & Max Blonda, pseudonyme de Gertrud Schoenberg, Librettiste, Von heute auf morgen (1930), Opéra en un acte, Maîtrise de Radio France, Orchestre et Maîtrise de l’Opéra de Lyon, Bernhard Kontarsky, Direction.

Giacomo Puccini & Giuseppe Adami, Librettiste, Il Tabarro (1918), Opéra en un acte d’après une pièce de Didier Gold, Orchestre et Chœurs de l’Opéra de Lyon Gaetano d’Espinosa, Direction.

Die zwölftönige Fünfzigminutenoper Von heute auf morgen, die so gerne operettenhaft leicht und modern wäre, ist eine bittere Pille, auf die Il Tabarro von Puccini wie neubelebender Balsam wirkte: jede Sekunde ist musikalisch aufgeladen und vorwärtstreibend. Das arme zahlende Opernpublikum in situ bekam die zwei Stücke in umgekehrter Reihenfolge serviert. Buona notte – oder ich verstehe die, die Reissaus genommen hätten.

Zusatz: Adorno verfasste 1930 zur Uraufführung der Schönbergoper in Frankfurt einen Aufsatz in zwei Varianten, die nicht in der Tagespresse, sondern in den Zeitschriften Anbruch und Die Musik erschienen, einmal die Progressivität des Publikums hervorhebend, das der avancierten Musik durchaus zu folgen vermochte und mit Applaus nicht zauderte, dann mehr das Vermögen des Komponisten akzentuierend, in einem einheitlichen Werk den historischen Stand der Musik vorangetrieben zu haben und in ihm in einzigartiger Souveränität mit einer Vielfalt von Ausdrucksnuancen spielen zu können. Heute erscheint es schwierig, diese gleichmässige Nuancierung ernst zu nehmen, weil sie keine Konturen, Blöcke und Abschnitte zu gestalten ermöglicht und sich, an keiner Stelle vorwärtstreibend, in ein Grau in Grau verflüchtigt wie das Libretto, das Frau Schönberg geschrieben hatte mit einer Gattin, die ihren Mann erfolgreich verführt, als er von einer anderen träumend fantasiert, die selbst in dem Moment über die zwei sich selbst Verführenden sich verwundert, da sie bei ihnen zu Besuch erscheint. Das Kind der beiden, das fragt, was Mode sei, die wechsle von heute auf morgen und modern, erhält als Antwort die moderne Musik.

Sibelius, Violinkonzert

Donnerstag, 1. März 2012

Soeben auf Bayern 4 Jean Sibelius: Violinkonzert d-Moll, op. 47 (Yuval Yaron, Violine; Klaus Tennstedt – Aufnahme 1974).

Kaum ein Komponist könnte von Schönberg weiter entfernt sein, nicht nur wegen der anderen Richtung, der seine ästhetische Spur gefolgt ist, sondern auch wegen offensichtlicher kompositorischer Defizite in den meisten Werken. Trotzdem dachte ich während des ganzen Stückes mit Genuss an Schönbergs Geigenkonzert und dass auch dasjenige von Sibelius viel zu bieten hat – und jedenfalls zu den grossen und gelungenen Werken des Finnen zu zählen ist.