Archive für 26. Dezember 2011

Nikel (2) und Court-Cicuit

Montag, 26. Dezember 2011

Soeben auf France Musique Concert donné le 15 novembre 2011 au Théâtre Garonne de Toulouse en co-production avec le Théâtre de l’Archipel, le Musée d’Art et d’Histoire du Judaïsme et l’Ensemble Court-circuit.

Ensemble Nikel: Reto Staub, Piano, Yaron Deutsch, Guitare électrique, Vincent Daoud, Saxophone, Tom de Cock, Percussion. Musiciens de l’Ensemble Court-circuit, Julien Leroy, Direction. Sébastien Naves, Réalisation en informatique musicale, Emmanuel Martin, Régie plateau et son.

Festival Novelum – Localized corrosion: Un programme musclé, nerveux et rythmique proposé par les ensembles Court-Circuit (Paris) et Nikel (Tel Aviv). Vor kurzem erst spielte die Gruppe Nikel in Bern Stücke von Chaya Czernowin, hier am 8. Dezember hochgelobt. Heute in diesem Programm:

Marco Momi (1978), Ludica II, Ensemble Nikel.- Gut gespielte, aber in nur geringer Notwendigkeit komponierte Musik. Musikantenmusik wie ein aktualisierter, gleichwohl tonaler Hindemith.

Fausto Romitelli (1963-2004), Trash TV Trance, Ensemble Nikel. – Eine schön laute und uninteressante Unstruktur mit einem Grundton wie verankert in einem riesigen Betonklotz.

Philippe Hurel (1955), Localized corrosion, Ensemble Nikel. – Eine Weihnachtsmusik in kurzen Hosen, katholisch konservativ. Zappa’s dead, his socks in hell are going to smell again.

Fausto Romitelli (1963-2004), Professor bad trip, Volets 1 et 2, Ensemble Nikel und Ensemble Court-Circuit. – Endlich ein gutes Stück, farbig auskomponiert, mit einer grossen Spannung im Verlauf und unerwarteten Wendungen im Detail. Ich könnte noch lange weiter zuhören. Wegen der Vorenthaltung der zwei letzten Teile des Professors bad trip ist das Programm des Konzerts eher châtré statt „musclé“.

Merkhammer

Montag, 26. Dezember 2011

Der Merkhammer ist eine Installation bei den Walliser Wasserleiten, die so lange einen Holzhammer an einem Wasserrad auf ein Holzbrett aufschlagen lässt, als Wasser fliesst. Ist dieser lebensspendende Wasserfluss wegen eines Schadens unterbrochen, hört er auf, in die Gegend hinaus zu klopfen, und der Wasserhüter merkt, dass er nun einen Schaden zu beheben hat, einen kleinen allein, einen grösseren mit der Geteilschaft im Ganzen, also den Nutzniessern des Wässerwassers. Einen ökomusealen Merkhammer in Betrieb habe ich beim Bisse du Trient als Animation fotografiert http://www.ueliraz.ch/2010/trientgletscher.htm, einen anderen bei der Bärgeri gefilmt http://www.ueliraz.ch/2011/nesseltal.htm.

Am Indermühleweg, wo ich über zwei Jahre lang als Gratisabwart waltete, haben wir jetzt eine lustige Abwartsgruppe, von der die Treppenhauswischer das warme Wasser jeweils im Heizungsraum direkt aus dem Heizungssystem entnehmen, mit der Folge, dass man ab und zu einen Monteur kommen lassen muss, der das Heizungssystem wieder mit frischem Wasser auffüllt (eine Arbeit, die der Abwart früher selbst auszuführen hatte). Statt die Treppenhauswischer darüber aufzuklären, aus welchem Hahnen sie das Wasser in ihren Kübel fliesssen lassen sollten, hat man den Fachmann der Heizung kommen lassen, von Brevag. Am 23. Dezember hat er ein Teilchen der Heizung ausgewechselt. Geht man vor den verschlossenen Heizungsraum, bestaunt man den Sound wie aus dem zweiten Akt von Wagners Siegfried, als ob Mime nun am Indermühleweg die Schwerttrümmer zusammneschlossern wollte, pausenlos & unaufhörlich. Ist man in der Wohnung, belegt der Merkhammerklang nicht nur den akustischen Wahrnehmungssinn, sondern peu à peu das ganze System der kostbaren Nervenreize. Ich habe eine Laune wie einer, der soeben gemerkt hat, Teil eines Versuchsprogrammes zu sein, das die mentale Belastbarkeit testet – und einen Merkhammer in den Händen hält.