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Existentielle Schuld

Samstag, 23. Januar 2010

Nicht selten erwachsen ungute Gefühle in Momenten, wo nach der Zeit gefragt wird, was denn einer Schlechtes getan oder geredet hätte, dass er heute wie schuldig dastünde. Vielem von solchem Unmut brauchte nicht begegnet zu werden, wenn man frühzeitig sich mit der Einsicht auseinandersetzte, dass wohl nur in seltenen Fällen die Schuld darin besteht, überhaupt etwas Falsches geredet zu haben, indes die grösste Schuld eines Lebens oft darin nachzuzeichnen wäre, nicht geredet zu haben – nicht geredet, weil nicht und auf nichts gehört. Im Ausweichen gegenüber dem Reden verleugnet ein Lebender nicht nur die eigene Existenz, sondern auch die der anderen. Das empfinden diese, später, als seine Schuld. Man muss hören und reden, noch ganz ausserhalb und vor aller Moral, wenn man ihr nicht widersprechen will.