Archiv für den 'Musik'-Themenbereich

Kaija Saariaho, La Passion de Simone

Dienstag, 24. Juni 2014

Soeben live auf France Musique concert donné le 27 mai 2014 en la Basilique Cathédrale de Saint-Denis dans le cadre du Festival de Saint Denis. Karen Vourc’h, Soprano, Raquel Camarinha, Soprano, Magali Paliès, Mezzo-soprano, Johan Viau, Ténor, Florent Baffi, Basse, Isabelle Seleskovitch, Secession Orchestra, Clément Mao-Takacs, Direction.

Kaija Saariaho & Amin Maalouf, Librettiste: La Passion de Simone (création française de la version de chambre).

Das Stück zur Philosophie und zum Schicksal von Simone Weil ist zu einfach und gleichförmig in der Struktur, in den kleinen Formen und in der Dramaturgie, zudem rutscht es des öfteren zurück in die Tonalität. Saariaho hat einige bessere, wahrere komponiert.

Philippe Leroux, Quid sit musicus?

Montag, 23. Juni 2014

Soeben live auf France Musique concert enregistré le 18 juin 2014 à l’EsPro de l’Ircam (Paris), dans le cadre du festival ManiFeste 2014. Caroline Delume (luth/guitare), Valérie Dulac (vièle/violoncelle) et l’ensemble vocal Solistes XXI sont dirigés par Rachid Safir.

Philippe Leroux (né en 1959), Quid sit musicus? (création, commande Ircam-Centre Pompido).

Die Machaut-Zitate sind unverwüstlich, der Rest uninspiriert, leicht lächerlich, die musikalische Antwort auf die Frage von Boëtius indiskutabel.

Kaija Saariaho, Magnus Lindberg, Jean Sibelius

Freitag, 20. Juni 2014

Soeben live auf SWR 2 Konzert vom 11. März 2014 im Konzerthaus Freiburg mit SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, Kari Kriikku (Klarinette), Leitung: François-Xavier Roth.

Kaija Saariaho: „Lumière et Pesanteur“. – Das Stück hat nur den einen kleinen Fehler, dass es zu kurz ist, denn in diese Landschaft liesse sich ewig schauen.

Magnus Lindberg: Konzert für Klarinette und Orchester. – Unterhaltsame Spätrentnermusik, für die Zeit aufzubewahren, da ich mal taub sein werde. Das Klarinettensolo indessen in den höchsten Höhen ist eine gelungene Zirkusnummer.

Jean Sibelius: „Lemminkäinen“-Suite, 4 Legenden op. 22. – Ein braves Stück aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, viel Wagner mit noch viel mehr Wasser.

Varèse, Déserts

Donnerstag, 19. Juni 2014

Soeben live auf SRF 2 Konzert vom 30. März 2014, Stadtcasino Basel, Basel Sinfonietta, Leitung: Jonathan Stockhammer.

Edgard Varèse: «Déserts» für Bläser, Klavier, Perkussion und Tonband. – Ein grosses Stück in einer grossartigen, optimalen Darbietung. Von den drei Bändern scheint mir mindestens das erste digital aufgefrischt worden zu sein, sehr vorteilhaft. (Es wurden daran anschliessend noch zwei typische Basler Eurythmiübungen geboten.)

Johnson, Lang, Richter de Vroe

Dienstag, 17. Juni 2014

Soeben live auf Bayern Musica Viva Aufnahme vom 6. Juni 2014, Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Leitung: Johannes Kalitzke. Solisten: Georg Glasl, Zither; Wolfgang Mitterer, Orgel

Tom Johnson: „Munich Ryhthms“ (2010). – Eine sterile unmusikalische Abhandlung ohne Leben, eine ärgerliche Blödheit.

Klaus Lang: „Schwarzes Licht“ (2013) für Zither und Orchester. – Ein 45-minütiges Exerzitium übers Zentrale und Zusätzliche, nicht nur verblüffend schön, sondern auch spannend. Ein spannendes Exerzitium? Ja, denn man beobachtet voll Neugierde … das Andere. Die Orchesterklänge enthalten eine Raffinesse, der man ewig lauschen möchte. (Atom Heart Mother von Pink Floyd scheint zuweilen auf, das ich aber nie besonders mochte.) Je länger das Stück dauert, um so süchtiger macht es.

Nicolaus Richter de Vroe: „Avenir“ (2013). – In einzelnen Partien passabel bis gut, in anderen höllenschlecht. Der Anfang gut, der lange Mittelteil schlecht, der Schluss irgendwie. Das Stück ist bei mir nicht angekommen.

Durupt, Verunelli, Lanza, Cendo

Montag, 16. Juni 2014

Soeben live auf France Musique concert enregistré le 3 février 2014 à la Villa Médicis (Rome) dans le cadre du 5ème festival Controtempo. Quatuor Tana: Antoine Maisonhaute et Chikako Hosoda, violons, Maxime Desert, alto, Jeanne Maisonhaute, violoncelle. Quatuor Qvixote: María Sanz et Bernat Bofarull, violons, Daniel Cubero, alto, Amat Santacana, violoncelle.

Laurent Durupt (né en 1978), Super8 (création italienne), Quatuor Tana, Quatuor Qvixote. – Troglodytenminimalismus. Kaum gibt man Höhlenbewohnern Musikinstrumente in die Hand, zersagen sie dieselben. (Heute übergab ich einer älteren Person ein neu eingerichtetes Chromebook – als erstes löschte sie hinter meinem Rücken ihr eigenes Benutzerkonto…)

Francesca Verunelli (née en 1979), Unfolding pour quatuor à cordes et électronique (2012), création italienne, Quatuor Tana, Charles Bascou et Jérôme Decque, réalisation informatique musicale (GMEM). – Aneinanderreihung von unvermittelten Versatzstücken neuer Musik, des öfteren im Kleinen tonal gedacht, mit Kontrasten anstelle von Kontrapunkten.

Mauro Lanza (né en 1975), Der Kampf zwischen Karneval und Fasten (2012) pour octuor à cordes, création Italienne, Quatuor Tana, Quatuor Qvixote. – Noch mehr Tonalität, und die Musik ist am Ende.

Raphaël Cendo (né en 1975), Substance (2013) pour quatuor à cordes – création Italienne, Quatuor Tana. – Viel Aufregung im Hühnerstall der Töne.

Brandmüller, Saariaho, Huber, Pécou, Stahnke, Matalon

Donnerstag, 12. Juni 2014

Soeben live auf SR2 (Saarland) Aufnahme vom 25. Mai in der Congresshalle Saarbrücken, Reihe Mouvement. Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserlslautern, Jonathan Stockhammer Dirigent.

Theo Brandmüller, Dramma per musica (1979/80). – Ausser den letzten fünf Minuten dürfte jeder Takt von Varèse geliehen sein. Ein Genuss!

Kaija Saariaho, “Notes of light” für Violoncello und Orchester (2006). – Disziplinierte Kohärenz, möglicherweise doch nicht mehr sehr weit von der Werbeästhetik entfernt. Ich mag diese Musik, die aber zuweilen etwas mehr freche Lebendigkeit verdiente.

Klaus Huber, Lamentationes de fine vicesimi saeculi (1994). – Endlich wieder einmal eine Musik, deren Strukturgefüge von Impulsen herrührt, die nicht an der Oberfläche abzulesen wären. Eine grosse, tief berührende Musik.

Thierry Pécou, Orquoy (2012). – Eine laute, stumpfe und empfindungslose Musik. Die Strawinsky- und Varèseanleihen zünden anders als bei Brandmüller nur wenig und erscheinen matt, verbraucht. Die Tonalität ist kindisch, nur dank den Streichern nicht rein feldmusikalisch.

Zusatz: Daran anschliessend wurden die zwei folgenden Stücke aus dem Konzert aus Paris vom 16. Februar 2014 gesendet, Ensemble Modern, Franck Ollu Dirigent (siehe Scribble’s Disco 26. Februar 2014):

Manfred Stahnke, Such(t) Maschine, Création française. – Dünkt mich immer noch ungemütlich, wenn auch etwas interessanter als vor vier Monaten. Es irritiert, wie konservativ und schlecht behandelt die Rhythmen herumstehen.

Martin Matalon, De polvo y piedra, Création française. – Eines der wenigen Stücke, die ich beim erstenmal Hören schlecht finde, später mir aber ganz gut gefallen. Bemerkenswert ist der gekonnte Umgang mit der Elektronik.

Bernhard Lang

Samstag, 7. Juni 2014

Soeben live auf SWR 2 vom 1. Mai 2014, Schwetzinger SWR Festspiele.

Bernhard Lang: „Monadologie IX: The Anatomy of Disaster“ für Streichquartett, Arditti Quartett: Irvine Arditti, Ashot Sarkissjan (Violine), Ralf Ehlers (Viola), Lucas Fels (Violoncello). – Langs Monadologien entnehmen ihr Material Stücken der Vergangenheit, um dasselbe quasi in einem Parallelwerk auf abweichendem Materialstand mittels eigenen kompositorischen Direktiven umzuarbeiten. Hier wurde einem grossen Haydn-Streichquartett gefolgt. Obwohl das künstlerische Resultat überzeugt, stört, dass sich der Zweifel daran, ob man es mit einer künstlerischen Notwendigkeit zu tun zu hat, nicht ausräumen lässt. Die Musik muss sich nicht wie die Philosophie ohne Unterlass auf die Vergangenheit beziehen.

Bernhard Lang: „Differenz / Wiederholung 3“ für Flöte, Violoncello und Akkordeon, Trio Amos: Sylvie Lacroix (Flöte), Michael Moser (Violoncello), Krassimir Sterev (Akkordeon). – Das Stück ist etwas zu stark didaktisch oder prinzipiell geraten, als hätte der Komponist damals, im Jahr 2000, noch nicht vorgehabt, zahlreiche Stücke mit diesem kompositorischen Konzept zu realisieren.

Lindberg, Filidei, Thewes, Koch, Lang, Harvey

Mittwoch, 4. Juni 2014

Seben live auf WDR 3 Agata Zubel, Sopran; Bruce Collings, Posaune; Dirk Rothbrust, Schlagzeug; Ensemble musikFabrik, Leitung: Enno Poppe und Peter Rundel
Aufnahmen aus dem Kölner Funkhaus 2014.

Magnus Lindberg, Coyote Blues. – Keine tief inspirierte Musik, ein bisschen viel Treten an Ort. Dirigent Rundel sollte endlich Gesangsstunden nehmen, das Brummeln an den Noten vorbei nervt.

Francesco Filidei, Puccini alla caccia. – Pfadfindermusik für Voglers. Wieder mal bei Rudi Carell anfragen: Verstehen Sie Spass?

Bernd Thewes, WoDu Jail, Krise des Königs. – Ziemlich aus dem Leim geraten, das Ganze, zusammengehalten nur durch Jazzimpulse second hand wie sie die amerikanische Oberstufenfeldmusik pflegt. Von Voodoo Chile ist nichts zu hören.

Sven-Ingo Koch, Der Durchbohrte. – Im Detail mal gut, mal mager. Schon wieder zu viel Jazz statt Musik. Die Schwierigkeit, das Bild von Dantes Figur vor Augen zu bekommen, wird nicht bewältigt, da die Textfragmente stören.

Bernhard Lang, DW9 „Puppe/Tulpe“. – (DW = Differenz und Wiederholung, Deleuze) Das beste Stück der Sendung: mit der komponierten Repetition gegen die metaphysische Idee der Wiederholung.

Jonathan Harvey, Climbing Frame (Website-Programm) oder Wheel of emptiness (Radio-Ansage). – Am Anfang schenkt er einem eine gewisse Komplexität, dann nimmt er sie wieder peu à peu weg.

Sezer, Smolka (und Scelsi nitt)

Dienstag, 3. Juni 2014

Soeben live auf Bayern 4 Aufnahme vom 9. Februar 2014 in München, Trio Coriolis und Solisten.

Ataç Sezer: „relativity of simultaneity“ für zwei Streichtrios (Uraufführung). – Ein gutes Stück, das davon spricht, dass noch Besseres kommen wird. Die Musik ist nicht klar strukturiert sondern spielt Strukturen in den Vordergrund wie die Katze die Maus. Die Strukturen des Stücks ähneln peu à peu der ungeniessbaren Spitzmaus.

Martin Smolka: „Rinzai and St. Francis watch yellow autumn leaves floating down the river“ für Streichsextett (Uraufführung). – Eine Musik wie faule Äpfel unter dem welken Baum. Der Komponist bequemt sich nicht, sie aufzulesen – Unmusik wie tschechischer Schnaps aus der grünen Flasche.

Übertreibt’s nitt mit der Langeweile. Jetzt soll noch Scelsi kommen?! Ich nehm‘ reissaus.

Reinhold Friedl

Montag, 2. Juni 2014

Soeben live auf France Musique concert enregistré le 23 mai dans le cadre des Rendez-vous contemporains de Saint-Merri (Paris) et du 14ème festival Extension.

Reinhold Friedl, Inside-piano, improvisation pour piano préparé.

Reinhold Friedl, Streichquartett n°1, pour quatuor à cordes et inside-piano.

Reinhold Friedl, Streichquartett n°2, pour quatuor à cordes.

Einer kämpft gegen den Namen und halluziniert sich einen Krieg, in dem neben den Gesellschaften auch die Alpen niedergewalzt werden, dann komponiert er, was in der Landschaft zu sehen übrigbleibt.

ICE Ensemble New York

Mittwoch, 28. Mai 2014

Soeben live auf WDR 3 Acht Brücken | Musik für Köln vom 8. Mai: International Contemporary Ensemble (ICE), Ensemble Garage, Leitung Duncan Ward.

John Zorn, The Tempest für Flöte, Klarinette und Schlagzeug // Maria Stankova, Variables für Ensemble // Felipe Lara, red für Flöte, Fagott und Klarinette mit Elektronik // Benedict Mason, Animals and the Origins of the Dance für Instrumentalensemble und Elektronik // Nathan Davis, Ghostlight für Klavier // George Lewis, Shadowgraph für Ensemble // Rick Burkhardt, Neues Werk für Violine, Viola, Violoncello und 2 Schlagzeuger, Uraufführung // John Zorn, Baudelaires für Ensemble

Nichtssagende Unterhaltungsmusik.

Qin, Shuya, Tiensuu, Wei, Eötvös

Montag, 26. Mai 2014

Soeben live auf France Musique concert enregistré le 16 mai à la Cité de la Musique (Paris) dans le cadre du cycle Made in China, du 16 au 23 mai 2014. Ensemble Intercontemporain, Matthias Pintscher, direction.

Wenchen Qin (né en 1966), The Sun Shadow VIII (L’Ombre du soleil) – création française.

Xu Shuya (né en 1961), San.

Jukka Tiensuu (né en 1948), Hehkuu – commande de l’Ensemble intercontemporain, création mondiale.

Wu Wei (né en 1970), Dragon Dance.

Peter Eötvös (né en 1944), Chinese Opera.

Ich wage leider nicht, eine redliche Kritik zu formulieren, aus Angst, die Website unter der Leitung von Maunzidong könnte noch einmal in China für weitere fast zehn Jahre gebannt werden. (Aber zugehört habe ich gerne, klar.)

Zimmermann, Die Soldaten

Sonntag, 25. Mai 2014

Soeben direkt live aus München auf Bayern 4 Bernd Alois Zimmermann: „Die Soldaten“, Bayerisches Staatsorchester, Marie: Barbara Hannigan, Leitung: Kirill Petrenko.

Ein grosses Werk, das ich trotz seinen Aufführungsschwierigkeiten nun schon oft habe hören können, dieses Jahr mit einem schlanken Bühnenbild, dem ich ebenso gerne gefolgt wäre wie der diskret und im Detail also ausserordentlich präzis aufgenommenen musikalischen Interpretation. Eine phänomenale Durchsichtigkeit ist es vielleicht, was diese Aufführung innen wie aussen auszeichnet.

Claudio Monteverdi, Marienversper

Sonntag, 25. Mai 2014

Soeben auf SRF 2 Claudio Monteverdi, VESPRO DELLA BEATA VERGINE MARIA 1610, Concerto Italiano, Rinaldo Alessandrini, Leitung, 2004.

Eine umwerfende Aufnahme, als ob man erst heute zu lernen verstünde, wie lebendig Monteverdi zu interpretieren sei, radikal entschlackt.

Pierre Boulez, … explosantefixe …

Donnerstag, 22. Mai 2014

Soeben live auf WDR 3 vom Festival Acht Brücken | Musik für Köln: Emmanuel Pahud, Flöte, Experimentalstudio des SWR, SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, Leitung François-Xavier Roth, Aufnahme aus der Kölner Philharmonie vom 11. Mai 2014.

Pierre Boulez, … explosantefixe … für MIDI-Flöte, 2 Soloflöten, Orchester und Elektronik.

Aus den ursprünglichen zwei Partiturseiten von 1971 ist in den achtziger und neunziger Jahren ein grosses verbindliches Stück mit einer Dauer von über einer halben Stunde geworden. In dieser Fassung in Köln mit Auswahl und Kombination der Teile von Roth ist das Werk eindeutig auf der Seite von Répons der achtziger Jahre und in weiter ästhetischer Distanz zu Strawinsky, über den es einmal ein Tombeau oder Memorial hätte gewesen sein sollen. Es war eine lange, dunkle Zeit der Musikgeschichte, als man bedauerte, dass Boulez nur wenige Stücke geschrieben hätte. Heute scheint es, als ob auf lange Zeit hin die neuesten Stücke darüber ins Zittern geraten müssen, ob sie neben den Boulezschen bestehen können, denn dieselben zeigen nach wie vor keine Spuren von Altersschwäche. (Nur die Tonabnahme der Flöte untersteht der MIDI-Technologie, die weitere Elektronik ist die heutige.)

Moguillansky, Heiniger, Schubert, Papalexandri, Finnendahl

Mittwoch, 21. Mai 2014

Soeben live auf WDR 3 Acht Brücken | Musik für Köln, Johanna Falckner, Sprecherin, ensemble mosaik, Leitung Enno Poppe, Aufnahme aus The New Yorker | Dock.One, 3. Mai 2014

Eduardo Moguillansky, zaehmungen #2 bogenwechsel für Streichtrio, Ensemble und Zuspiel. – Der Aufführung des Stückes ging ein längeres Zitat von Stanislaw Lem voraus, nach dem es sich empfiehlt, den Komponisten sich noch vollkommener vorzustellen als die von ihm gebaute Komposition. Widerspricht man Lem, kann man guten Gewissens sagen, dass die Musik bestens angekommen ist, weil in ihr Regeln befolgt und gleichzeitig leicht gestört werden, die gute Musik ermöglichen.

Wolfgang Heiniger, Sehnsucht für Keyboard und 5 elektromechanische Schlaginstrumente. – Musik auf Grossvaters Orgel aus der Bierzeltkapelle. Vielleicht bei Rudi Carell anfragen, für einen Show-Auftritt? Das Publikum ist bewundernswert, kein Buuher stört.

Alexander Schubert, point ones für erweiterten Dirigenten, kleines Ensemble und Live-Elektronik. – Die gefälligen Effekte kommen allesamt gut an. Da man die Dinge auf Anhieb versteht, ist der Drang nicht gross, das Stück ein zweites Mal hören zu wollen.

Marianthi Papalexandri-Alexandri, Operator für präpariertes Ensemble. – Eine feine, etwas zögerliche und eindimensionale Klangkomposition.

Orm Finnendahl, Gegenüberstellung für 5 Solisten, Roboter und Live-Elektronik. – Eine ziemlich unpräzise Musik, die ihre Materialien nur deswegen produziert, um sie verwischen zu können. Der Komponist verhält sich ignorant und gelangweilt gegenüber seinen eigenen musikalischen Gestalten – eine Rabenvatermusik.

Fujikura, Messiaen, Srnka, Staud

Montag, 19. Mai 2014

Soeben live auf France Musique concert enregistré le 8 avril au Lycée Turgot (Paris) avec l’Ensemble Prague Modern, Pascal Gallois, direction.

Daï Fujikura (né en 1977), Vanishing Point. – Eine sehr farbige und gleichzeitig ausgewogene Musik, ohne aufdringliche Eigenwilligkeiten.

Olivier Messiaen (1908-1992), Sept Haikaï – Introduction, Le Parc de Nara et les lanternes de pierre, Yamanaka-Cadenza, Gagaku, Miyajima et le torii dans la mer, Les oiseaux de Karuizawa, Coda, Dimitri Vassilakis, piano. – Neben dem Quatuor das erste Stück von Messiaen, das ich vor fast 40 Jahren zu hören bekam.

Miroslav Srnka (né en 1975), Les Adieux. – Der musikalische Grossvater erzählt. Schönberg? Nein: Respighi.

Johannes Maria Staud (né en 1974), Par ici ! – Das interessanteste Stück des Abends.

Nono Streichquartett

Dienstag, 13. Mai 2014

Soeben live auf Bayern 4 Minguet Quartett, Aufnahme vom 8. März 2014 im Bürgerpalais Stutterheim in Erlangen im Rahmen der Reihe „unerHört!“

Johannes Ockeghem: Vier Chansons // Giuseppe Verdi: „Ave Maria“ // Ludwig van Beethoven: Streichquartett a-Moll, Molto Adagio, op. 132 // Luigi Nono: „Fragmente – Stille, An Diotima“

Spricht man von Nono wie gestern in Paris, so kommt er, und so hätte man die Bezüge zur Vergangenheit gerne gesehen wie im Konzert heute.

Gianvincenzo Cresta

Montag, 12. Mai 2014

Soeben live auf France Musique EN DIRECT du Temple de l’Annonciation (Paris), Gianvincenzo Cresta (né en 1968), Alle guerre d’amore (création), Christophe Desjardins, alto solo, Ensemble L’Amoroso, Guido Balestracci, direction.

I – T’ho cercato, Luzzasco Luzzaschi (c.1545-1607), Cor mio deh non languire (poème de Giovanni Battista Guarini, 1538-1612) // II – Il tempo del canto, Sigismondo d’India (c.1582-1629), Alla guerra, alla guerra d’amore, Salomone Rossi (c.1570-c.1630), Corrente quarta, Giovanni Girolamo Kapsberger (c.1580-1651), Sonino Scherzino // III – Come vagabonda, Tarquinio Merula (1595-1665), Su la cetra amorosa // IV – Come si gillo, Claudio Monteverdi (1567-1643), Ohimè dov’è il mio ben (poème de Bernardo Tasso), Giovanni Girolamo Kapsberger (c.1580-1651), Arpeggiata // V – Apri la porta, Sigismondo d’India (c.1582-1629), Cor mio, deh non languire, Jacob Arcadelt (c.1507-1568), Il bianco e dolce cigno, Domenico Mazzocchi (1592-1665), Chiudesti i lumi Armida // VI – Ai suoi occhi

Die Konzertankündigung hat mich gefreut, das wirkliche Konzert dann leicht enttäuscht. Die Richtung der Auseinandersetzung zeigt nicht in die Zukunft, sondern profitiert vom misteriösen Alten und bleibt ein skandalöser Effekt. Die Arpeggiata zwischen IV und V scheint mir doch ziemlich dilettantisch geschrieben, geradezu blöd und ein kompositorischer Hohn auf die Musik der Alten. Cresta hat sich so lange mit Nono abgemüht und schläft noch immer? – Die letzten Zeilen der Viola versöhnen…