Nach Turangalila und Tutuguri: Trurliade
Montag, 12. September 2016Gestern Abend direkt live auf Deutschlandradio Kultur Robyn Schulkowsky, Schlagzeug, Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Leitung: Jakub Hruša.
Olga Neuwirth, „Trurliade-Zone Zero“ für Schlagzeug und Orchester (Deutsche Erstaufführung). – Auch dieses lang erwartete Schlagzeug-Orchesterstück von Neuwirth vermag es nicht, die Erinnerung an einen Soloabend von Pierre Favre vor über vierzig Jahren zu übertrumpfen: es scheint, als müssten alle KomponistInnen der Zeit am Schlagzeug scheitern. Im Detail ist das halbstündige Werk recht interessant. Aber man wundert sich darüber, dass ein so riesiger Aufwand im Kleinen in der grossen Dauer, der grossen Form, letzlich im Nichts verpufft. Ob es am Hörer liegt, der den Zusammenhang nicht sieht? Gut möglich, dass diese Konzertform ein direktes Liveerlebnis in situ verlangt, also das visuelle verfolgen der Anstrengung sowohl der Solistin wie der Orchestermusiker gegen die Anforderungen und Herausforderungen der Komposition.
Vorher auf WDR 3 ein gut gemachtes Hörspiel mit Originalaufnahmen, also ein Feature zu Ezra Pound: „Unseres Herzens Gordischer Knoten – Diskretionen von Mary de Rachewiltz, der Tochter Ezra Pounds, Hörspiel von Klaudia Ruschkowski.“ Pound lebte mit der Geigerin Olga Rudge zusammen; das Kind Maria gaben sie einer Amme nach Gais im Tiroler Pustertal mit, ohne den Kontakt abzubrechen. Maria heiratete Boris de Rachwiltz, mit dem sie 1955 in den eindrücklichen Schlossbau Brunnenburg in der Nähe von Meran einzog, wo Pound die letzten, intellektuell leergefegten Cantos schrieb. Die Sendung? Ein gutes Werk über einen unrettbaren hochstapelnden Dichter.