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Akustisches Missverständnis

Montag, 12. Januar 2015

Ich bin kein Lehrer geworden, trotzdem soeben ein Lehrerausbildungstraum. Gruppenaufteilung: ich muss in einer halben Stunde ein mittelalterliches Musikstück (noch ohne Linien) mit einer Kollegin vorbereiten, um es dann Erst- oder ZeitklassprimarschülerInnen vorzustellen. Es ist ein sehr schönes Faksimile aus dem 13. Jahrhundert auf Glanzpapier. Ich erfasse weder die Musik noch den Text, bin einerseits beeindruckt durch die noble Vorlage, weiss andererseits, dass ich die Prüfung nicht bestehen werde, weil ich nichts zu sagen weiss, auch gibt die Kollegin nicht zu verstehen, dass sie das Sprechen übernehmen würde. Die Vorbereitungszeit ist schnell vergangen, der Ausbilder kommt zu uns aufs Sofa, wo es ein kleines Gerangel gibt, weil ich die Chance erhöhen möchte, dass er die Kollegin direkt auffordert, den Probeunterricht durchzuführen und ihn also zwischen uns zu plazieren versuche. Doch er setzt sich an den Rand neben mich und verlangt, endlich zu beginnen. Eines der Kinder meldet sich und sagt, es müsse etwas (tun). Die anderen Kinder werden auch sofort unruhig. Ich wende mich eher leicht und unvollständig als direkt offen an den Ausbilder und sage ihm etwas, das offenbar auch von den Kindern gehört wird. Sofort stehen sie alle auf, kramen ihr Zeugs zusammen und rauschen ab, als ob sie verstanden hätten: „Dann geht doch!“ – Die ganze Klasse der auszubildenden LehrerInnen ist ob meiner Anmassung betreten, alle stehen verständnislos herum. Ich wende mich nun richtig an den Ausbilder und sage ihm: „Ich habe dich doch nur gefragt: Wer sagt etwas?!“ Alle entspannen sich und lächeln, weil es sich offenbar doch nicht um eine Anmassung eines Prüfungskandidaten handelt, sondern um ein regelrechtes akustisches Missverständnis. Aufwachen.