Carte Blanche à Peter Eötvös 2
Montag, 5. Januar 2015Soeben live auf France Musique concert enregistré le samedi 22 novembre 2014 au nouvel Auditorium de la Maison de la Radio (Paris): Martin Grubinger, percussions, Jean-Guihen Queyras, violoncelle, Midori, violon, Orchestre Philharmonique de Radio France, Péter Eötvös, direction.
Péter Eötvös (né en 1944), Speaking Drums, concerto pour percussions – I. Tanzlied, II. Nonsens Songs, III. Passacaglia : Intrada, Saltarello, Bourrée, Passepied, Gigue, Allemande, Finale – création française.
Péter Eötvös, Concerto grosso pour violoncelle et orchestre – création française.
Péter Eötvös, DoRéMi, concerto pour violon et orchestre n°2 – création française.
Pierre Boulez (né en 1925), Notations 1, Notations 7, Notations 4, Notations 3, Notations 2.
Von Eötvös drei leichte Divertimenti: gut, aber nicht umwerfend, etwas an Cedric Dumont erinnernd. Das Geigenstück hatte ich als bessere Musik in Erinnerung. Von Boulez ein Divertimento ebenfalls unterhaltsam, aber umwerfend, das Ölfass in dieser Aufführung leicht penetrant.
Péter Eötvös ist wie Michael Gielen ein herausragender Dirigent, aber nicht immer ein überzeugender Komponist. Im Entscheidenden hat er Mühe: in der Kunst des Übergangs. Die einzelnen Teile, Module, kleinen Formen oder gar Passagen sind meistens beeindruckend, aber ebenso häufig fragt man sich, wieso die gewählten Momente in dieser konkreten Weise aneinander gefügt werden. Es fehlt die Absicherung in der grossen Form. Bei Boulez spürt man niemals etwas von dieser Schwierigkeit, auch nicht in Werken mit austauschbaren Formteilen wie der Dritten Klaviersonate oder eben den Notations. Auch wenn man es im geschichtsphilosophischen Gesamtzusammenhang muss: es ist nicht leicht, in der Ästhetik des Komponierens gegen die Idee der Seriellen Musik verbindlich, also unpolemisch Stellung zu wahren. Denn es muss im Akt des Hörens etwas nachweisbar bleiben, das den Übergang allgemein vertrauenswürdig erscheinen lässt, als innere Notwendigkeit des ganzen Werkes – eine innere Notwendigkeit, wie sie im diskursiven Zusammenhang als verteidigtes Problembewusstsein überzeugen muss. Nur allzu leicht gleitet Kunst in Unterhaltung ab.