Teleherrschaft
Dienstag, 13. April 2010Nach dem Zerhauen der regulierenden Taue der sogenannten sozialen Marktwirtschaft in den 1980er Jahren kommt es zu Veränderungen, von denen die einen der Tendenz nach global stattfinden und die anderen so in die Herrschaftsverhältnisse eingreifen, dass in ihnen die Unterdrücker dazustehen scheinen ganz ohne Unterdrückte. Einige Grossbanken nutzen die neuen Vorgaben dazu, alle Hindernisse der Moral über Bord zu werfen, um das reine Geldhecken zum Leitbild zu machen: die absolute Spekulation realisiert sich dann, wenn die Restmomente des Realen von ihr ausgeblendet werden. Die Kräfte, die sich daraufhin einstellen, sind immens. Die real wirtschaftenden Menschen erfahren sie wie der gewöhnliche Mensch in Afrika die ihn niederhaltende Macht seit dem Kolonialismus, mit einem Sitz immer schon ganz anderswo. Sie herrscht abgetrennt von den Instanzen der Verwaltung, die als demokratische zum Leben der Gesellschaft nach wie vor fruchtbare Beziehungen pflegt. Doch gegen die Herrschaft, die sie dem Wort nach repräsentiert, wirkt sie nur noch als Bollwerk, als ein Zweckbau, der sie absichert, indem er sie unsichtbar zu halten scheint. Dass man an Afrika nicht mehr denkt und Afrika vergessen hat, ist der eigentliche Sündenfall Euroamerikas, und es gibt keinen Zweifel daran, dass viele aus diesem Grund, der ihnen nicht ins Bewusstsein rückt, an einem schlechten Gewissen leiden. Fürs gesellschaftliche Bewusstsein ebenso gravierend ist aber die Ausblendung der historischen Tatsache, dass das Machtverhältnis in den nördlichen Ländern zu demselben geworden ist, das dort seit jenem Zeitpunkt herrscht, als seine Geschichte von aussen geschrieben wurde und nicht aufhört, von da aus der Fremde in Gang gehalten zu werden. Nicht im geringsten liegt die Lösung an einem bestimmten Ort im Parteienspektrum begraben, auf den die anderen negativ sich auszurichten hätten. Alle Parteien, die behaupten, in der Tagespolitik als Akteure mitzuwirken, müssen gleichermassen signalisieren, diese Umstände verändern zu wollen. Gut möglich, dass das Vertragswerk nicht in den einzelnen Staaten, sondern in einer globalen Instanz zu leisten ist, von wo sie es für sich selbst mit lokalen Anpassungen beziehen werden.