Archive für 1. Februar 2009

Symantec’s Norton Roulette

Sonntag, 1. Februar 2009

Donnerstag, 22. 1. 2009, 16 Uhr, Installation von Norton Internet Security 2009 auf XP Pro SP3, 3GHz, 2GB Ram. Erste, und auch schon gerade verwunderliche Meldung [alle Angaben aus dem Gedächtnis]: „Deinstallation von Bluewin Starter Kit für ADSL Speedtouch USB.“ Abbruch und Google-Kontrolle: Ist dieses alte Installationsprogramm, das in Wirklichkeit nie seinen Zweck hat erfüllen können (Speedtouch wurde vor Jahrhunderten dank Telefonsupport installiert) für den Einsatz des ADSL-Modems nötig? Nein. Obwohl nicht einleuchtet, warum diese Software fürs System schädlich sein könnte und deswegen entfernt werden müsste, lasse ich das neue Programm von Symantec sie deinstallieren – es gäbe sonst keine Möglichkeit, weiterzufahren. Neustart. „Software gefunden, die deinstalliert werden muss.“ O.K., es ist noch NIS 2008 auf dem Computer, und diese Version muss weg. Wieder Neustart, und wiederum eine Meldung, dass weitere alte Stücke von Norton deinstalliert werden müssen. Weiter, dann Neustart. Ab jetzt Zustände einer Katastrophe: keine Anzeige mehr der Programme auf der Schnellstartleiste, und die Programme im aufklappbaren Startmenue sind tote Links. Es zeigt sich, wie schwierig eine Situation mit Systemproblemen am Computer zu bewältigen ist, wenn man ohne zusätzlichen Zugang ans Internet dasteht, wo für alle Fragen Lösungen oder wenigstens Antworten abrufbar wären. Es muss folglich gepröbelt werden: mit Neustarts in allen Varianten des abgesicherten Modus, mit abgestellten Diensten und Startprogrammen; selbst der Versuch, auf einen Systemwiederherstellungspunkt vor der unsäglichen Installation von NIS 2009 zurückzugehen, zeigt mit der Meldung „Die folgende Datei kann nicht geöffnet werden: rstrui.exe“, dass kein Weg mit meinen bescheidenen Verstandes- und Erfahrungsmitteln offen stünde, den Computer wieder zum Laufen zu bringen.

Freitag: Dann also auf radikalere Weise weiter: Neuinstallation von Windows XP im Reparatur-Modus, dank dessen die fehlerhaften Systemkomponenten ersetzt werden sollen, ohne dass die Anwenderprogramme neu installiert werden müssen. Man denkt, das sei nichtsdestotrotz ein grosser Eingriff, der auch die Registry wiederherstellen würde, irrt, und es erscheint als Witz des Tages … das Installationsfenster von NIS 2009 mit der Meldung: „Ein Problem ist aufgetreten und erfordert Ihre Aufmerksamkeit: Dieser Prozess kann nicht fortgesetzt werden, weil eine CD (…) entfernt wurde. (…)“ In diesem Moment, den ich ausnahmsweise fotografisch festhalte, bin ich also nicht daran, das System wieder zum Laufen zu bringen, sondern, als ob keine Umstände sich geändert hätten und als ob das für Symantec’s Softwareprodukte Courant normal wäre, seit 22 Stunden immer noch daran, NIS 2009 zu installieren…

Samstag: Nach einer zweiten Neuinstallation von Windows im Reparatur-Modus zeigt Ausführen/msconfig dem Auge des Laien soviele Dienste in Funktion, wie man bei einem fehlerfreien System ungefähr erwartet, auch die CD-Laufwerke sind nun wieder o.k., die Programme des Computers allerdings immer noch nicht. (Sie lassen sich starten, wenn mit dem Explorer die Exe-Datei angesteuert, durch rechtes Mausmenue geöffnet und in der Meldung „Starten einer Anwendung: – Aktueller Benutzer // + Computer und Daten vor nicht autorisierter Programmaktivität schützen“ das im hier ersatzweise geschriebenen Plus gesetzte Häkchen gelöscht wird. Auch startet NIS 2009 von der CD, meldet sich aber nur kurz, um zu sagen, dass nichts mit ihr zu tun wäre, wenn nicht schon Service Pack 2 von XP installiert sei. Klar, meine alte Windows-CD hatte nur Service Pack 1. Norton Works 2003 meldet ab CD sage und schreibe 350 Windows-Probleme in 7 Kategorien. Leider habe ich von dieser Anzeige kein Foto gemacht, sondern aus Müdigkeit alle Fehler automatisch reparieren lassen – man hätte auf dem Bild gesehen, dass in einer gesonderten Kategorie die Installation von NIS 2008, ebenfalls Vollversion, Fehler aufzeigte, die während des ganzen Jahres nicht behoben werden konnten (auch andere hatten diese Fehlermeldungen, zu denen Fachleute am Internet den Rat geben, nicht die Absicht zu hegen, sie beheben zu wollen). Nicht undenkbar, dass diese Dateien oder Systemeinträge die Katastrophe ausgelöst hatten. Ich mache mich nun daran, mit System/Software alles von Norton bzw. Symantec zu deinstallieren, jede auffindbare Datei im System wie desgleichen alle Einträge in der Registry zu löschen. Darauf hin werden mehrere Festplattentests durchgeführt (C:\Extras/Fehlerüberprüfung/Jetzt prüfen/), die alle keine Anomalien zu Tage fördern. Auch die Ereignisanzeige in der Systemverwaltung meldet am Samstag Nachmittag bezüglich der Programme nur Nebensächliches (Zeitlimit ‚Spooler‘ abgelaufen), bezüglich System sieben Fehler- und zwölf Informationshinweise, einmal unter DCOM, 18 mal unter Service Control Manager.

Sonntag: U. R. d. Ä. leistet Support, prüft alles und findet in der Registry einige Zeilen mit Norton und Symantec; ob ich dieselben übersehen hatte oder ob die sich neu einnisteten, kann ich nicht entscheiden – aber meinen Sinnesempfindungen gegenüber will ich nicht paranoisch misstrauen. Es wird eine dritte Neuinstallation im Reparatur-Modus durchgeführt. Alles wie vorher; deswegen wird Service Pack 2 von einer CD installiert, gleich darauf wieder NIS 2009 gestartet, das nunmehr ja nicht nur sich installieren, sondern, noch wichtiger, endlich den Bann über den Computer wieder lösen soll. Die erste Meldung, mirakulös wie ganz am Anfang: „Setup von Epson (oder sonst irgendeinem peripheren Programm) wird durchgeführt.“ Man betrachtet den Vorgang mit interesselosem, betont unaufgeregtem Interesse, da es allseits wohl allen langsam dämmert, dass mit Norton alles zur realen Möglichkeit werden kann. Immerhin laufen Prozesse ab, bis dann die eine Meldung kommt, dass NIS 2009 nur mit einer funktionierenden Internetverbindung installiert werden kann – doch das USB-Modem lässt sich nicht starten. Es wird nun zur radikalsten Lösung angesetzt: Neuformatierung der Systempartition (da der Explorer immer funktionierte, konnten die Daten schon am Freitag sowohl auf die Datenpartition wie sogar auf ein externes Archivlaufwerk kopiert und dadurch gesichert werden), Installation von Windows XP von einer neuen CD mit Service Pack 3. Eines ist klar: Norton kommt ab diesem Zeitpunkt nicht mehr ins Spiel, sondern wird hinter festen Mauern vor jedem Kontakt mit dem Computer ferngehalten – hoffentlich stimmt die Packungsangabe mit dem Rückgaberecht innerhalb von 60 Tagen…

Das Ganze mahnt an die Geschichte des Einen aus Australien, der die Tradition pflegte, ein funktionsuntüchtiges Gerät in den Schraubstock zu klemmen und mit Ingrimm so lange an den Schraubstockhebeln zu drehen, bis es so flach wie nur möglich war. Dann nahm er es, warf es über die Schulter und sprach: „Du ärgerst mich nicht mehr“ (mit beliebig vielen Ausrufezeichen hinter jedem einzelnen Wort). Man wünschte sich für den Verwaltungsrat von Symantec oder die sonstige verantwortliche Instanz dasselbe, und dass Norton und Symantec zur Liste der Unworte der Menschheit hinzugefügt würden.

Montag (Coda): Noch am Sonntag und also mit Support wird das Alcatel Speedtouch USB ADSL-Modem 300 angeschlossen (die Zahl bezieht sich auf die Mindestabstürze im Jahr), Treiber zuerst mit der in der ersten Szene dieses Stücks auftretenden CD „Bluewin Starter Kit für ADSL Speedtouch USB“, dann neue, nach einem Internet-Download von weit her auf einem USB-Stick heranchauffierte installiert. Im Moment, wo Windows die Meldung ausgibt, das Gerät sei erfolgreich angeschlossen, stürzt der Computer ab und startet neu. Dieses Spiel wird einen Abend und den darauffolgenden frühen Morgen lang wiederholt. Ich finde im Ordner mit den Downloads der letzten Jahre einen Treiber des Modems, der neuer ist als der per Limousine gelieferte: nun scheint das Modem wie früher zu funktionieren, jedenfalls lässt sich „eine neue Verbindung“ erstellen. Doch ein Kontakt mit Bluewin entsteht auch jetzt nicht (Fehler 721: Remotecomputer antwortet nicht). Swisscom 0800800800, Verbindung mit einem Fachmann von Bluewin für Modems, einige Versuche, dann ein hörbares Kopfschütteln am anderen Ende der Leitung über das Alter des Modems, dann der erlösende Entscheid dortselbst: Es wird ein neues Modem geschickt, eines mit einer eigenen Stromversorgung. Ich formatiere die Systempartition neu und setze Windows XP SP3 nochmals auf, damit nichts von Speedtouch und keine Spuren der Abstürze übrigbleiben. Am anderen Morgen um 7.30 Uhr klingelt der Expresspöstler, im Service Päckchen „Letzte Rettung“ gibt es ein kleines Kästchen namens SMC Networks mit gelber Ethernetverbindung, gratis, die Verbindung klappt im Hui. Uffff, uffffufff! Abends Internet Security von Bluewin heruntergeladen und mit dem Aufsetzen der Programme und der Vornahme von deren Hunderten von Einstellungen begonnen. (Eine XP-Systemübernahme der Einstellungen wird nicht versucht – gerade die wohl zerstörte Registry würde vielleicht wie ein Alien auch wieder mit von der Partie sein wollen.)

Zusatz 9. 2. 2009: Mit einer zweiten Internetverbindung hätte man ganz am Anfang diese Lösungsvorschläge probieren können
a) http://www.wintotal.de/Tipps/index.php?id=921
b) http://www.wintotal.de/Tipps/index.php?id=171