Archiv für den 'Musik'-Themenbereich

Schönberg, Gurre-Lieder

Freitag, 14. März 2014

Soeben direkt live auf France Musique aus der Salle Pleyel: Arnold Schoenberg, Gurre-Lieder.

Katarina Dalayman, Soprano, Tove, Michelle DeYoung, Mezzo-soprano, Waldtaube, Robert Dean Smith, Ténor, Waldemar, Wolfgang Ablinger-Sperrhacke, Ténor, Klaus-Narr, Gabor Bretz, Basse, Le paysan, Barbara Sukowa, Récitante , Chœur de la radio de Leipzig, Choeur de Radio France, Orchestre philharmonique de Radio France, Esa-Pekka Salonen, Direction.

Manchmal zündet das grosse Werk trotz der Konventionalität immer noch, heute nur halb, obwohl die Aufführung nicht zu kritisieren wäre. Die Geschichte verstopft einem offenbar die Ohren.

Sitar Konzert

Dienstag, 11. März 2014

Soeben auf Concertzender Orientexpress (NL) ein ungeheuer gutes Sitarkonzert (live oder Studio), mit einem Alap von über einer halben Stunde und einer Interpretation, die nicht auf Virtuosität aus ist, trotzdem eine immense Spannung von Anfang bis Ende aufrechterhalten kann – und so ganz unvirtuos war es am Schluss beim Gat dann doch nicht…

Leider habe ich keine Einsicht ins Programm des Internetsenders finden können. Einzige Angabe auf dem TV-Bildschirm: vr. 10. Dec. 21:30. Aber die Absage habe ich gerade noch erwischt: Rag Bihag, Sitarspieler Pervez. (Auf CD gibt es zwei Versionen, mit langem und mit kürzerem Alap.)

Zusatz: Ein Sender mit ausschliesslich klassischer indischer Musik ist http://www.sunaadaradio.com/, der die Ragas benennt sowie in der südindischen Musik die Titel der Stücke. Momentan mein Lieblingssender:

Das Programm von Sunaada. Vielleicht sind die Zeiten nicht eindeutig und verlässlich zu nehmen; aber man versteht, in welcher Weise der Sender nur klassische indische Musik sendet, in Blöcken aufgeteilt nordindische oder südindische.

Iranianradio traditional ist ein Teil von Iranian Radio wie Orientexpress einer von Concertzender und zeigt wie dieser kein Programm, aber gute Musik aus dem Iran, aus Afghanistan, aus Indien und von anderswo. Gesendet wird aus Dubai.

Thierry Pécou, Moritz Eggert

Montag, 10. März 2014

Soeben live auf France Musique Festival Présences 2014: concert enregistré le 22 février au studio 106 de la Maison de la Radio, dans le cadre de la 24ème édition du festival de création musicale de Radio France par l’Ensemble Resonanz et l’Ensemble Variances, Thierry Pécou et Moritz Eggert, pianos, Jonathan Stockhammer, direction.

Thierry Pécou, Lady’s Cowe. – Hübsche Kleinigkeit zwischen den Stilen: das beste Stück des Abends.

Thierry Pécou, Sextuor pour piano et quintette à vent. – Der alte Neoklassizismus wirkt nervig. Immerhin ein Buhrufer im Publikum.

Moritz Eggert, one two, three, Création. – Der alte adamsische US-Minimalismus wirkt nervig. Der Buhrufer ist leider schon nach Hause gegangen.

Moritz Eggert, Croatoan II pour quatuor à cordes et percussion. – Ist okay, die wollen nichts anderes.

Thierry Pécou, Les Liaisons magnétiques, création française. – Hindemithische Harmonielehreübungen wie 4.

Moritz Eggert, Aboriginal. – Wurde nicht gesendet.

(Die Übertragungsqualität des Senders France Musique auf der Swisscom TV-Box ist so gut wie die Musik soeben und erinnert einen ans Kindertelefon mit zwei verbundenen Joghurtbechern. Bitte endlich das Knöpfchen drücken, das den Filter einschaltet.)

Netradionuss geknackt

Freitag, 7. März 2014

Weil der alte Verstärker rechts lahmte und nur durch unwillkürliches Betätigen aller Schalter in Folge einen symmetrischen Klang produzierte, musste ein neuer her. Vor zwei Tagen kam der Pioneer VSX-528, mit Absicht ein allerneuestes digitales Modell, mit einer Schnur um die Schachtel einarmig nach oben geschleppt und aufs Sofa gehievt, aus der Schachtel geschält und innerhalb einer halben Stunde ins bereitgestellte Hifirack geschoben. Eigentlich wäre der Receiver für Heimkino mit 5.1 Surround gedacht, ich benutze nur einen Kopfhörer Sennheiser RS 180 und bin, obwohl man den Klang nicht selbst beeinflussen kann, bestens zufrieden. Der Ton aus der Swisscom TV-Box kommt via optisches Kabel, ein Brummen ist nicht mehr festzustellen – in den radiophon gesendeten Orchesterklängen sind die Instrumente enorm natürlich zu verfolgen.

Neben der Swisscom Box habe ich noch einen CD-Player, der auch hier und jetzt noch gut funktioniert und im Gerät selbst einen Tuner, der für eine gewisse Zeit noch am Cablecom-Antennenanschluss läuft – wie schon mehrfach von anderen beschrieben mit viel Rauschen, das man mit einem „regelbaren Dämpfungsglied“ abmildern könnte. Aber ich habe jetzt das Internetradio entdeckt, sodass der Tuner sich selbst überlassen bleibt. Doch dieses Netradio leistet unverhofften Widerstand! Zwei Tage habe ich benötigt, um das wilde Pferdchen in die Knie zu zwingen. Es zeigen sich zwei Probleme bezüglich dem Internetradio: neben dem unbeweglichen Display am Receiver produziert der Router Centro Grande, an dem der Pioneer verkabelt ist, Netzwerkfehlermeldungen.

Ich habe keine Ahnung, ob das eine gute Lösung ist, aber sie funktioniert, herausgelesen aus vielen Forenbeiträgen. Das Internetradio des VSX-528 funktioniert dann via Centro Grande, wenn in demselben unter Sicherheit der Anschluss oder Port 8102 als Ausnahme gesetzt wird. Wenn ich folgende Seite im Browser habe und eine dieser gebastelten Expertenausnahmen deaktiviere, verschwindet der Sound aus den Kopfhörern, worauf der Pioneer, jetzt wieder mit aktiviertem Eintrag, neu gestartet werden muss:

Der Tuner erlaubt die Senderwahl am Display und die Swisscom Box ihre über die eigene Swisscom-Fernbedienung via TV oder, falls man bereits Training hat, auch ohne Bildschirm. Und wie wird das Internetradio des Pioneers angesteuert? Weder das Display noch die Pioneer-Fernbedienung machen einen Wank. Zum Glück habe ich einen ausgeliehenen iPad hier, eigentlich für etwas anderes bestimmt. Nachdem in der Router-Firewall die Ausnahmen gesetzt waren, verbindet sich die eine der zwei gratis vom Apple-Shop heruntergeladenen Pioneer-Apps mit dem Receiver, die kleinere für den iPod. Jetzt sind sie alle ansteuerbar, die 25000 Sender aus der ganzen Welt. Schnell stöberte ich das Zapparadio auf, und siehe da, obwohl ich alle opera Zappae auch rückwärts kenne, werden drei Aufnahmen aus frühen Konzerten gesendet, die ich noch nie gehört habe. Auf auf und hopp jetzt ins Internetradiozeitalter, alle Winkel der globalisierten Welt sind neu zu entdecken! (Swisscom hat nur 5000 Sender in der Auswahl, vom selben Anbieter wie Pioneer, vTuner.)

Zusatz zwei Tage später: Eleganter ist es in dieser Gerätekombination, von der Swisscom TV-Box mit HDMI in den Receiver zu verkabeln (vornehmlich an den SAT/CBL-Anschluss) und von dort erst via HDMI-Out zum Fernsehgerät. Je nachdem, was man am Receiver anwählt, sei es Netradio oder den Anschluss mit der Swisscom Box, zeigt der Fernsehbildschirm den Inhalt aus der Box oder eben das gesuchte Verzeichnis der Internetradiostationen, das dann mit der Receiver Fernbedienung gesteuert wird. Das Prinzip der Senderwahl der Internetradiostationen beim Receiver ist dasselbe wie bei der Swisscom TV-Box: mit der Fernbedienung über den Fernsehbildschirm, vielleicht deswegen nicht über das Festgerätedisplay, weil es zuviel auszuwählen gibt. Ein 5m Kabel HDMI gibt die Verbindung zum TV, das frei gewordene optische Kabel ist nun an den CD-Player angeschlossen. So läuft alles optimal, ausser dass die Fernbedienung für die Internetradiosender äusserst träge reagiert, noch langsamer als diejenige der Swisscom TV-Box. Favoriten auswählen aus den 25000 Sendern und insbesondere das Löschen von nachträglich entlarvten Nieten geht allerings besser über die Pioneer-App am iPad.

Fernbedienung: Da die iPod- und iPad-App von Pioneer nicht verlässlich funktioniert, muss man mit der Fernbedienung ordentlich trainieren. Zwei Tasten sind versteckt und befinden sich auf der untersten Reihe: eine Taste mit blauer Beschriftung fügt einzelne Sender zu den Favorites, links davon die Taste clr löscht einzelne dieser Sender wieder aus den Favorites. Dies macht man mit dem Fernseher, der offenbar unerlässlich ist (entscheidend ist der HDMI-Eingang). Doch hat man sich endlich auf die Bewegungsmuster der Fernbedienung eingestellt, kann man durchaus Internetradio hören und verschiedene Sender anwählen, ohne den Fernseher eingeschaltet zu haben. Die „Favorites“ bestehen aus einer selbst hergestellten Serie von Sendern, in denen sich mit etwas Übung leicht blind navigieren lässt, und via pioneer.vtuner.com hat man bei „Netradio“ ähnliche selbst hergestellte Serien, innerhalb einzelner die blinde Navigation auch gut funktioniert.

Bauckholt, Schollhorn, Cavanna, Dohmen

Montag, 3. März 2014

Soeben Live auf France Musique concert enregistré le 22 février au studio 106 de la Maison de la Radio, dans le cadre de la 24ème édition du festival de création musicale de Radio France par l’ensemble 2e2m, Pierre Roullier, direction.

Carola Bauckholt, Streicheln. – Johannes Schollhorn, Ralentir travaux. – Andreas Dohmen, Tmesis/Protokoll – création mondiale. – Bernard Cavanna, Karl Koop Konzert – création de la nouvelle version.

Vier brave Stücke mit einer gewissen Nähe zum Geräusch, sodass man sich nur wenig verführt sieht, sie in der Kompositionsweise voneinander zu unterscheiden. Sie unterlaufen das Konzept der Kunst, als einzelnes Werk auch ein bestes zu sein, zugunsten des Spielerischen und der guten Laune.

Die globalisierte Oper

Samstag, 1. März 2014

Die Radiosender, von denen ich jeden Abend das Programm studiere, um ein gutes Konzert herauszupicken, spielen heute das hier Aufgelistete. Es ist zu berücksichtigen, dass der Samstag qua operisierter Globus allgemein musikalisch sowieso ins Pfefferland zu wünschen ist.

Cablecom Kabelantenne:

Bayern 4 Kultur (D): Alexander Borodin, „Fürst Igor“
Espace 2 (CH): „Le Prince Igor“ de Borodine, en direct de New York
Ö 1 (A): Alexander Borodin, „Fürst Igor“
France Musique (F): Le Comte Ory de Gioachino Rossini
SWR 2 Kultur (D): Tanejew, Eggert, Strawinsky (Suite aus dem Soldaten), Schubert
SRF 2 Kultur (CH): 52 beste Bücher, Remarque

Swisscom TV-Box Radio:

WDR 3 (D): Fürst Igor, Oper in 4 Akten mit einem Prolog von Alexander Borodin
Rete 2 (CH): Georg Philipp Telemann: Miriways
Radio Rai 3 (I): IL PRINCIPE IGOR, METROPOLITAN OPERA HOUSE

Swisscom TV-Box Internetradio:

BBC Radio 3 (GB): Borodin’s Prince Igor, Live from the Met
Hr 2 Kultur (D): LIVE – Die hr-Bigband im hr-Sendesaal

Von elf valablen Sendern präsentieren sechs ein und denselben Gig. Mussorgsky würde ich hören wie immer, aber Borodin? Und was die Minderheit bietet: Ppphphffffffffffffffffffff….. Wir werden verwöhnt, klar, aber doch auf tiefem Niveau.

Zusatz: Auch mit einer Swisscom TV-Box auf Glasfaserinfrastruktur benötigt man zurzeit fürs allabendliche Konzerthören die Cablecomantenne, weil France Musique in schlechter Qualität eingespiesen wird, wenigstens in Bümpliz (laute Stellen klirren, und nach jeweils 70 bis 80 Sekunden gibt’s einen akustischen Versatz, also ein Knackgeräusch) und SWR 2 sowie Ö 1 nur via Internetradio, akustisch schlecht und mit stunden- bis tagelangen Unterbrüchen zu empfangen wären. Ob neben France Musique noch andere Sender nicht optimal übertragen werden, habe ich seit der Installation vor zwei Wochen noch nicht testen können – aber solange dieser speziell gute Sender nicht funktioniert, funktioniert die ganze Swisscom TV-Box für ernsthaften musikalischen Radioempfang generell nicht. – Ich musste übrigens einen Fernseher kaufen, um die displaylose Box ansteuern zu können, einen für 220 Franken bei Interdiscount, nur drei Kilo schwer und wegen seiner Fernsehunähnlichkeit auch für mich gut zu ertragen und gegebenenfalls gut zu verstauen. Wenn einer wissen sollte, wie man ohne Fernseher von den Swisscom Kabel-Radiosendern zu den Internetradiosendern wechseln kann, verdiente er einen Ehrenpreis. Man kann zwar ein Abonnement reduziert aufs Radio und ohne Fernseher bestellen, und es wird einem auch zugesichert, dass eine solche Installation funktioniert, es wird einem nichtsdestotrotz die gewöhnliche TV-Box ohne Display zugestellt. Wie man auch so die Sender anwählen kann, hätte man noch schnell via Internet herausgefunden – doch die Senderanwahl funktioniert in der Weise träge, also very very l a n g s a m und v e r z ö g e r t, dass man das Hinundher zwischen Senderwahl und Okaytaste niemals ohne allererste visuelle Unterstützung durch ein Fernsehgerät kapiert, und wie gesagt, der Wechsel zu den Internetradiostationen, deren ästhetische Normen sich nota bene auf Wenke Myhre und Büne Venuss Huber beschränken und so anstrebenswert neben der Ausnahme von BBC 3 nun also auch wieder nicht sind, ist ohne Bildschirm oder eleganter: Display in der Box absolut nicht zu meistern. Hat man die Trägheit von ca. zwei Sekunden beim Fernbedienungs-Tastendruck zur Kenntnis genommen, kann man durchaus ohne Aktivierung des Fernsehgeräts die Radiostationen wechseln – nie jemals aber die Serie der Radiostationen mit derjenigen der Internetradiostationen. Merde habe ich Mühe, den Mist verständlich zu machen und ah, wie tut mir das leid bei all den schönen Möglichkeiten zum Genuss so vieler schöner Musiken! Das Swisscom-Zeugs ist nicht schlecht, nur so schweizerisch engstirnig konzipiert, dass wir alle heute Abend nur noch dem Fürsten Putin zujubeln könnten, wenn wir den Mut nicht fänden, ihm für einmal wenigstens einen veritablen Kinnhaken zu verpassen. – (Der letzte Satz ist auch für Valeria in Kiew und Wladimir in Moskau: let their nose alone please!)

Moser, Ravel, Kurtag

Donnerstag, 27. Februar 2014

Soeben live auf SRF2 Konzert vom 7. Dezember 2013 im Stadtcasino Basel, basel sinfonietta mit Mario Venzago, Leitung.

Roland Moser: Wal für schweres Orchester mit fünf Saxophonen. – Erstaunlich, wie diese Musik einen in die Tiefsee hinabzuziehen vermag und wie man in diesen für Binnenländer unzugänglichen Gefilden zum teilnehmenden Beobachter kleinerer und grösserer Geschehnisse wird. Eine blau eingefärbte Märchenlandschaft, die wegen ihrer plastischen Räumlichkeit Kindern möglicherweise das Fürchten lehren könnte. Ich aber bin erwachsen und habe alles Wundersame genossen.

Roland Moser: Première étude pour les disparitions für Orchester (Uraufführung, Auftragswerk der basel sinfonietta). – Wenn das Stück die erste Etude für eine neue kompositorische Herangehensweise an Musik ist, hoffe ich gerne auf ein paar weitere. Das ist zwar keine Tanzmusik, nichtsdestotrotz eine packende Striptease im Tanzschuppen.

Maurice Ravel: La valse. – Ziemlich brut & träf und eher nicht modern & elegant interpretiert, als ob Wale diesen letzten Walzer tanzen wollten.

György Kurtag: Stele op. 33. – Ein Stück, das einen die Musik mit grossen gebannten Augen verfolgen lässt und das von aussen nach innen komponiert erscheint, von der vielfältigen, wenn auch nahezu unbunten Instrumentierung her. Denn in der Struktur ist es verblüffend simpel, von Anfang bis Schluss in Gruppen aufgeteilt, die aus klaren, quasi einfältigen Sequenzen gebaut sind. Wie unterschiedlich diese Klötzchen oder Decken mit den Mitteln des grossen Orchesters feinfühlig instrumentiert auftreten, macht die Wirkung aus, die füglich glauben macht, in ein unbekanntes Inneres sehen zu können.

Stahnke, Bianchi, André, Matalon, Barden, Cendo, Combier

Mittwoch, 26. Februar 2014

Soeben live auf France Musique deux mauvais concerts donnés à la Maison de la Radio dans le cadre de la 24e édition du festival de création musicale de Radio France, les 16 et 23 février 2014.

Ensemble Modern, Franck Ollu, Direction:

Manfred Stahnke, Such(t) Maschine, Création française. – Eine Musik, aus der eine Unmenge an Musikalischem ausgelöscht erscheint. Ziemlich ungemütlich, diese Resten.

Oscar Bianchi, Permeability, Music for 19 instruments and electronics, Création Française. – Staccatostunde im Hühnerhof. Die Band veranschaulicht eine Therapie via Youtube.

Mark André, Üg, Création française. – Der Titel meint Übergang, die Musik ein abstraktes Hörbild von Istanbul, dazu werden religiöse Textpassagen aufdringlich ins Ohr geflüstert. Die Musik alleine wäre ziemlich faszinierend, das Geflüster aber eben nervtötend.

Martin Matalon, De polvo y piedra, Création française. – Elektrodixiländler.

Ensemble Cairn und Kammerensemble Neue Musik Berlin, Guillaume Bourgogne, Direction:

Mark Barden, five monoliths für Ensemble und Elektronik, Uraufführung. – Stromstossballet.

Raphaël Cendo, Charge (2009). – Einer macht immer Grrrrrrrrrrrr, Grrrrrrrrr, einer trommelt. Der Gruselästhetik geht schnell der Schnauf aus. Merde ist das lahm!

Jérôme Combier, Stèles d’air, Création Mondiale. – Das Gegenteil von phantasievoll und phantastisch. Die mikrotonalen Sololinien wirken aufgesetzt, aufgeklebt. Ganz anders als bei Nicolas Mondons Ce que l’arbre tait de lui-même.

Widmann, Borowski, Boulez

Dienstag, 25. Februar 2014

Soeben direkt live auf France Musique Festival Présences 2014 Paris-Berlin de la Cité de la musique, l’harmoniciste Christa Schönfeldinger, la soprano Laura Aikin, la contralto Hilary Summers, le Choeur de Femmes de Radio France et l’Orchestre Philharmonique de Radio France placés sous la direction de Pascal Rophé.

Jörg Widmann, Armonica, Création française. – Eine feine, feingliedrige und feinfühlige Musik. Nichtsdestotrotz keine, die Sehnsucht erweckt, denn eine Art Ästhetizismus hält sie kühl, steif und starr. Zuweilen gibt es Löcher, die in sie hineinblicken lassen. Dann ist sie schön. Der Schluss ist zum Glück auch so ein Loch.

Johannes Boris Borowski, Change, Création française. – So erklingt mir die Welt in den Ohren, wenn ich im Wallis über 2500 m bin und wieder hinabspringe. So viel guter Varèse! Das ist ein braver Komponist von Change, wenigstens in der ersten Hälfte.

Pierre Boulez, Le visage nuptial (version définitive, 1985-89). – Jetzt hat mir das Stück zum ersten Mal ernsthaft gefallen (ich habe es allerdings schon als CD in der aktuellsten Version, unter Boulez selbst, von 1990, und da hat es beim Hören nie richtig gezündet). Vielleicht ist es keine schlechte Idee, wenn man einem Komponisten auch ein missratenes, unrettbares Stück gönnt. Es tönt heute noch so verschimmelt wie aus einem Übungsschuppen der 1950er Jahre (1975 waren solche auch noch nicht besser).

Mondon, Pesson, Combier, Haas

Montag, 24. Februar 2014

Soeben direkt live auf France Musique Rencontre entre l’ensemble Cairn et le KNM (Kammerensemble Neue Musik Berlin) au Goethe Institut, Paris.

Première partie par l’ensemble Cairn (in der Schweiz wären das Steinmannli als Weg- und Gipfelzeichen): Christelle Séry, guitare, Sylvain Lemêtre, zarb, Caroline Cren, piano préparé, Frédéric Baldassare, violoncelle:

Nicolas Mondon, Ce que l’arbre tait de lui-même – création, commande d’Etat. – Eine stille Postgamelanmusik mit einer Vielfalt von spannenden Einwürfen. Passagenweise in einer Stimmung fast wie bei Harry Parch. Es gibt heute einige KomponistInnen, die es verstehen, mit den nicht temperierten Welten kompositorisch stimmig und innovativ umzugehen; Mondon ist einer von ihnen.

Gérard Pesson, Neige bagatelle. – In gemildeter Form fast dasselbe.

Jérôme Combier, Dog eat dog. – Viele Glissandi, leicht simpel. Pfadfindermusik? (Im Titel fehlt ein S.)

Gérard Pesson, Ne pas oublier coq rouge dans jour craquelé. – Lagerfeuertänzeleien, in den meisten Teilen ohne Kunstanspruch.

Deuxième partie par le KNM Berlin: Theodor Flindel, Emily Yabe, violons, Kirstin Maria Pientka, alto, Ringela Riemke, violoncelle:

Georg Friedrich Haas, In iij noct. – Lange Liegetöne, zuweilen kratzend, oft im Glissando. Verschiedene Typen von Glissandi, phasenverschoben sirenenhafte. Ein langes Stück Musik meistens ohne rhythmische und harmonische Strukturmomente. Es gibt, wenn nicht erwartet, spannende Teile, der Schluss und noch mehr die Passage davor sind schön. Bei der Aufführung muss das Raumlicht gelöscht werden: das Lagerfeuer ist jetzt ausgegangen.

Rihm, Eötvös, Lachenmann

Dienstag, 18. Februar 2014

Soeben live auf Bayern 4 Konzert der musica viva vom 8. Februar 2014 im Herkulessaal der Münchner Residenz, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Leitung Peter Eötvös mit Patricia Kopatchinskaja, Violine und Helmut Lachenmann, Sprecher.

Wolfgang Rihm: „In-Schrift 2“ (2013). – Man starrt mit den Ohren, gepackt. Ein spätes Werk, das wie kein frühes viel Varèse enthält, möglicherweise noch mehr Ruggles.

Peter Eötvös: Violionkonzert Nr. 2 – „DoReMi“ (2011-2013). – Ein richtiges Konzertstück mit drei widerstreitenden Teilen. Neben den verschiedenen Gehalten der Teile beeindrucken die Virtuosität und die dezent, souverän eingesetzte Mikrotonalität.

Helmut Lachenmann: „…Zwei Gefühle…“, Musik mit Leonardo (1992). – Da Vinci steht vor einer Höhle, zum ersten Mal, und bemerkt sowohl ein Verlangen, sie zu entdecken und zu erforschen als auch eine tiefe Furcht vor ihr. Die komponierte Musik ist zwar interessant, steht aber in keinem spontan nachvollziehbaren Bezug zum Gehalt des Textes. Entgegen der Intention stellt sich ein irritierendes Pathos ein.

Peter Eötvös: „Seven“ – Memorial for the Columbia Astronauts (1. Violinkonzert, 2003). – Eine sehr starke und faszinierende Musik, in der das persönliche Pathos des Komponisten leicht befremdet. Es gibt keine allgemeine Trauer über technische Missgeschicke. Hört man das Konzert nicht als Trauermusik, ist es ein packendes Stück, über dessen Fülle an Impulsen man sich freut. Machmal müssen vom Publikum die Werke den Künstlern enteignet werden.

Zusatz: Am 20. 3. 2014 noch einmal auf Saarland 2 gehört – das Verhältnis der Musik zum Text dünkt mich in Lachenmanns Zwei Gefühle jetzt kein Problem mehr.

Mundry, Thomalla, Platz, Maintz, Lachenmann

Montag, 17. Februar 2014

Soeben direkt live auf France Musique vom Festival Présences 2014 in Paris:

1) L’Ensemble Alternance: Jean-Luc Menet, flûte, Etienne Lamaison, clarinette, Jeanne-Marie Conquer, violon, Jacques Ghestem, violon, Claire Merlet, alto, Frédéric Baldassare, violoncelle, Dimitri Vassilakis, piano.

Isabel Mundry, Liaison, création française. – Hans Thomalla, Bebungen, création française. – Robert HP Platz, Wunderblock, création française. – Philipp Maintz, Trawl.

2) L’Alternance Académie Ensemble: Alice Fagard, voix, Shao-Wei Chou, flûte, Aya Kono, Malika Yessetova, violons, Jérémie Billet, Michelle Pierre, violoncelles.

Helmut Lachenmann, Toccatina, pour violon. – Philipp Maintz, Nacht, pour violon et violoncelle. – Helmut Lachenmann, temA (Ausschnitt), pour flûte, voix et violoncelle.

Mit Ausnahme der Stücke von Lachenmann ziemlich langweilige Musik, ohne grossen Kunstanspruch.

Strauss, Frau ohne Schatten

Samstag, 15. Februar 2014

Soeben live auf France Musique Richard Strauss, Frau ohne Schatten, Opéra enregistré au Metropolitan Opera de New York le 7 novembre 2013. Anne Schwanewilms, L’Impératrice, Torsten Kerl, L’Empereur, Ildikó Komlósi, la nourrice, Johan Reuter, Barak, le teinturier, Christine Goerke, l’épouse du teinturier, Choeur et Orchestre du Metropolitan Opera, Vladimir Jurowski, direction.

Auch für Antistraussians eine umwerfende Aufnahme – man bekommt Verständnis für seine Fans, lebendig Begrabene im eigenen Leib. Allerdings: Varèse war bei der Uraufführung déjà en Amérique, fante also für Schwächeres…

Varèse, Amériques

Samstag, 15. Februar 2014

Wer das Hohelied des Bauchdenkens trällert, nötigt seine Gäste wie sein Publikum, jede intellektuelle Anstrengung, Reflexion und geziemende Vorbereitung auf einen Anlass hin aufzugeben. Um dieser Falle zu entgehen, habe ich meine Notizen zur Diskothek im Zwei auf SRF 2 über Amériques von Edgard Varèse nicht sofort nach der Erstausstrahlung am 10. Februar 2014 festgehalten, sondern die Wiederholung der Radiosendung eben erst abgewartet. Varèse, geboren 1883, war schon 38 Jahre alt, als er die Urfassung von Amériques, sozusagen sein op. 1, endlich fertiggestellt hatte. Es dauerte nicht weniger als fünf Jahre bis zur Uraufführung, ein Zeitraum, in dem er das parallele Werk oder Zusatzstück zu Amériques, Arcana, konzipierte und in einer vorläufigen Fassung durchkomponierte. Die Uraufführung von Amériques 1927 hatte ihn derart massiv umgehauen, dass er sich endlich zusammennahm und in einem nach wie vor imponierenden Prozess der Umgestaltung im selben Jahr das Werk in seine endgültige Form brachte. Wen die Kunst von Edgard Varèse gepackt hat, ist davon fasziniert, was sich 1927 in Varèse selbst bei der Umarbeitung von Amériques realisierte, und in diesem Fall darf man statt von einer Umarbeitung ruhig von einer Dekonstruktion sprechen. Es muss eine ungeheure Auseinandersetzung gewesen sein, in der er mit den Gespenstern der Vergangenheit gestanden und denen er so lange aufgesessen und auf den Leim gegangen war. Normalerweise wittert man da, wo eine Urfassung und eine spätere Neufassung vorliegen, Zensur, Abschwächung und Trivialisierung. Im Werk Amériques liegen die Verhältnisse gänzlich anders, denn die Urfassung zeigt sich als Fälschung und als böse Tat gegen die zweite Fassung von 1927. Mit der angetönten Ausnahme von Arcana und den Skizzenstücken Offrandes, Hyperprisme, Octandre und Intégrales ist alles, was zuvor geschrieben wurde, Machwerk eines Gescheiterten, der nur dumpf ahnte, was für eine Musik in seinen tiefen Schichten brodelte. Schon früh wollte er neue Kunst schaffen, mitnichten Kunsthandwerkeleien zur Verfügung stellen. Aber er war scheinbar hoffnungslos, jedenfalls ohne jedes Mass an Selbstkritik, der musikalischen Sprache der Zeit ausgeliefert, insbesondere derjenigen von Richard Strauss. Erst beim Anhören des eigenen Werks wurde er gewahr, wie die Effekte dieses Vokabulars doch nicht mehr auszuhalten wären. Er musste in alle verborgenen Winkel der Riesenpartitur hineinleuchten, um die süsslich-schmierigen Straussismen und sonstigen Spuren der Tonalität aus der musikalischen Konstruktion herauszukratzen. Obwohl einen seine Verehrung gegenüber Strauss nervt, sollte man nicht der Falschmeldung aufsitzen, wonach er auch sein Schüler gewesen wäre. Die Beziehungsverhältnisse sind glücklicherweise interessanter. Varèse war in Berlin Schüler von Busoni, dem er nichts zu schulden hatte ausser der Übernahme eines Kompositionsschülers, der dem Meister zu wenig fortgeschritten schien. Das war Ernst Schoen, aus dem kein Komponist geworden war, der aber als alter Schulfreund von Walter Benjamin dem viel jüngeren Wiesengrund-Adorno vorgestellt wurde. Nicht mehr in Berlin, sondern in Frankfurt verschaffte der umtriebige Adorno dem Schüler von Varèse einen Posten beim Frankfurter Radio (gemäss diesem Dokument von Peter Reuter könnte es auch mehr oder weniger umgekehrt gewesen sein). Man dürfte also statt der positiven Betonung von Strauss eher von einer engen Linie von Varèse zu Adorno sprechen, wenn auch in dessen Bemerkungen zu Varèse davon prima vista und also ohne Kenntnisse des Hintergrundes nichts zu spüren ist.

In der Sendung wurden unter den fünf Aufnahmen zwei mit der Urfassung zum Diskutieren ins Spiel gebracht, aber man wusste mit den Fundstücken nichts anzufangen. Hätte man sich nicht etwas ernsthafter über die grotesken Clownerien in Aufnahme Zwei wundern sollen, derjenigen von Christopher Lyndon-Gee mit dem Polnischen Radio-Sinfonieorchester (erschienen 2008)? Eine übel erscheinende Musik, nichtsdestotrotz sehr korrekt in der Wiedergabe des unfähigen, bloss futuristisch-dadaistischen Varèse, gänzlich entgegengesetzt dem erst spät erwachsen gewordenen 1927. (Die andere Aufnahme mit der Urfassung als rekonstruierter Spielpartitur war die fünfte von Riccardo Chailly mit dem Royal Concertgebouw Orchestra; sie machte 1998 das Problem Varèse erst verständlich, mit einer Interpretation, die wie die zweite nur an ausgewiesene Varèsespezialisten zu Forschungszwecken ausgehändigt werden dürfte.)

Man muss beim Bauchdenken unter einer Magenverstimmung leiden, wenn man Zappas Vater als Schallplattenverkäufer vorführt, der den Sohn während der Jugendzeit mit den neuesten Hits versorgte, unter denen dann der Fünfzehnjährige den von Varèse erhalten hätte.Wie alle Musikneugierigen der Zeit hatte Zappa eine Varèse-Platte per Zufall entdeckt und sich wegen ihrer Wundersamkeit in diese Musik verknallt, alles hier in Zappas Worten nachzulesen, auch der Vorlauf der Plattenentdeckung (Amériques war noch nicht auf jenem Sampler und wurde erst zehn Jahre später aufgenommen). Ebenso wenig stimmt, dass der Rocker den alten Varèse noch leibhaftig hat besuchen können: nach den zwei Telefongesprächen zuerst mit Louise und dann mit Edgar selbst, die der Fünfzehnjährige 1957 aus dem Geld des Geburtstagsgeschenks finanzierte, starb Varèse am anderen Ende des amerikanischen Kontinents, nach Phasen eigener Abwesenheit und solchen von Undisponiertheiten Zappas, ohne Besuch des aufrichtigsten Fans. (Das Bild im Internet mit Zappa und Varèse ist eine Montage, nicht so das unten stehende mit Louise Varèse.)

Man diskutiert eines der zündendsten Stücke der Musikgeschichte und experimentiert mit Spontandeutungen? Also wirklich: wäre ich ein fünfzehnjähriger Zuhörer, ich hielte nach dieser Sendung Amériques für ein ergotherapeutisches Übungsstück in einem Seniorenheim, nicht im geringsten für den welthistorischen Ausbruch des einzigen musikalischen Vulkans, für den Amériques in Wirklichkeit steht.

Fundstück in der Partitur: Amériques für Rockband 1975 (Fragment ur), unten der lustige Rocker mit der Witwe des Discostars.

Zusatz: Es ist der Diskussionsrunde hoch anzurechnen, dass sie keine der beiden Aufnahmen mit der Urfassung favorisierte und ebenso wenig die beste, Michael Tilson Thomas mit dem San Francisco Symphony von 2013 den restlichen von Boulez mit dem Chicago Symphony Orchestra von 2001 und der ersten überhaupt von Maurice Abravanel mit dem Utah Symphony Orchestra 1968 als unvergleichlich beste charakterisierte. Die beste Aufnahme dünkt mich nach wie vor diejenige von Marius Constant mit dem Orchestre Philharmonique de l’ORTF von 1973, die es leider immer noch nicht als CD gibt. Boulez hatte aus demselben Grund wie Adorno ein schwieriges Verhältnis zu Varèse, weil er Gebilden ohne prägnante Vermittlungsmomente misstraute: denn was in sich selbst nicht vermittelt ist, ist es auch gegen aussen nicht und steht letztlich ausserhalb jeder Bestimmung des Geschichtsprozesses – es lässt sich nicht recht dingfest machen. Man kennt von Schubert weite Passagen, die auch von Beethoven hätten geschrieben sein können, doch ansonsten dünkt es uns heutzutage eher so, dass die Komponistinnen und Komponisten singulär in der Geschichte stehen müssen, wenn sie denn überhaupt Werke der Kunst zustande bringen sollen. In den 1950er Jahren gehörten die fortschrittlichsten Werke zur seriellen Musik. Heute hören wir dieselben Stücke nur noch als Werke von Boulez, Stockhausen, Nono etc. – und eben auf gleiche Weise aufmerksam auch diejenigen von Varèse, Schule geschwänzt hin oder her.

Pesson, Manoury

Dienstag, 4. Februar 2014

Soeben live auf Bayern 4 vom 8. November 2013 in München Konzert der musica viva mit dem Quatuor Diotima.

Gérard Pesson, „Bitume“ (2008). – Leicht und behäbig zugleich, etwas simplizistisch.

Gérard Pesson, „Farrago“ (2013, UA). – Etwas Simples wird ausgehölt und aufgesplittert, bleibt aber im Oberflächenzusammenhang simpel. Sehr weit über die Beatles ist diese Musik nicht hinausgekommen.

Philippe Manoury, „Tensio“ (2010) für Streichquartett und Elektronik. – Ein gutes und spannendes Stück Musik im dreissigjährigen luxuriösen alten Stil von Répons. Ein Genuss!

Pascal Dusapin, Aufgang (Violinkonzert)

Donnerstag, 30. Januar 2014

Soeben live auf SRF2 Konzert vom 10. Januar 2014 in der Victoria Hall Genf, Pascal Dusapin: Aufgang. Konzert für Violine und Orchester, Orchestre de la Suisse Romande, Leitung: Osmo Vänskä, Solist: Renaud Capuçon, Violine.

Ein Katzensprung noch, und Dusapin frömmelt musikalisch wie Pärt. Wir vergreisen früh in dieser Zeit. Aufgang heisst das Stück? Ein Schwanengesang ist es.

Eine Stunde vorher sendete SRF2 eine Frauenband aus Finnland, die weit mehr vom musikalischen Aufblühen träumen lässt: http://www.sudenaika.com/

Béla: Crumb, Stroppa, Ligeti, Mozart

Montag, 27. Januar 2014

Soeben live auf France Musique concert enregistré le 18 janvier 2014 dans l’amphithéâtre de la Cité de la Musique avec le Quatuor Béla: Frédéric Aurier, violon, Julien Dieudegard, violon, Julian Boutin, alto, Luc Dedreuil, violoncelle.

George Crumb (né en 1929), Black Angels. – Das dünkt mich heute ein verkanntes Zwillingsstück zu Star Spangled Banner von Jimi Hendrix. (Wenn ihr für den Unterricht euch für ein einziges der beiden entscheiden müsst, nehmt Jimi. Denn wenn es nur um euch selbst geht und ihr noch ein paar Tassen im Schrank habt, nehmt ihr sowieso Crumb.)

Marco Stroppa (né en 1959), Spirali, Serge Lemouton, réalisation informatique musicale Ircam. – Das Stück enthält ein paar Passagen zuviel, in denen es schwach oder geradezu kindisch klingt. Zuweilen tönt es wie falsch instrumentiert oder instrumentatorisch, also gattungsmässig falsch konzipiert: die Musik verlangte unerhört nach einem Orchesterausbruch.

György Ligeti (1923-2006), Quatuor n°1 „Métamorphoses nocturnes“. – Eine Musik, deren Beginn aus einer bruchlos-stetigen Steigerung besteht, zeugt von viel Selbstvertrauen, und die Komposition aus den Nachfluchtjahren in Österreich beweist uneingeschränkt im ganzen Zug dieselbe; beim Hören zeigt sie sich als ungebrochenes naives Vergnügen. … Ein Mensch nach der Flucht und so gut drauf: Depressive, hört die ligetischen Signale! (Und überhaupt, in meinem Alter klingt das wie Zappa.)

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Adagio pour glassharmonica K.356. – Bravo, hübscher Zirkuswitz!

Helmut Lachenmann, Das Mädchen

Sonntag, 26. Januar 2014

Soeben live auf SWR2 vom September 2013 bei der Ruhrtriennale in der Jahrhunderthalle Bochum Helmut Lachenmann / Robert Wilson: „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“, Musik mit Bildern nach Texten von Hans Christian Andersen, Gudrun Ensslin und Leonardo da Vinci. Angela Winkler (Performance), Hulkar Sabirova, Yuko Kakuta (Sopran), Yukiko Sugawara, Tomoko Hemmi (Piano), Mayumi Miyata (Sho), Noemi Peters, Paula Stelte, Marlen Tyburzy (Kind), ChorWerk Ruhr, hr-Sinfonieorchester, Musikalische Leitung: Emilio Pomarico, Klangregie: Norbert Ommer.

Endlich habe ich dieses Meisterwerk zu hören bekommen – und endlich wieder einmal eine Musik, deren Gehalte sich als wahrhafte auf die gegenwärtige Gesellschaft beziehen lassen. Bewundernswert der Spannungsbogen im Grossen der zwei Stunden und der klare, die Fasslichkeit stützende Farb- und Dynamikwechsel in den kleinen Momenten. Nichts von Angestrengtheit in keinen Teilen, nur grosses, grossartiges und spannendes Spiel sowohl bei den Stimmen wie den Instrumenten.

Berlioz, Requiem, Notre Dame de Paris

Mittwoch, 22. Januar 2014

Soeben direkt live auf France Musique de Notre-Dame de Paris, l’Orchestre Philharmonique de Radio France, l’Orchestre Simon Bolivar, le Choeur de Radio France et la Maîtrise Notre-Dame de Paris sous la direction de Gustavo Dudamel interprètent le Requiem (Grande Messe des Morts) d’Hector Berlioz.

Die geologisch fachkundige Panoramaphotographie der Notre Dame in Paris innen wie aussen ist bekanntlich spannend zu verfolgen, die musikalische Nutzung der ehrwürdigen Gesteine indes ist auch eine gute Sache, der Zauber tönt bis nach Bern in all seinen wundersamen Weisen.

Nono, Abbado (gest. heute), Pollini

Montag, 20. Januar 2014

Soeben live (?) auf Bayern 4 Luigi Nono, „Como una ola de fuerza y luz“ (Slavka Taskova-Paoletti, Sopran; Maurizio Pollini, Klavier; Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Dirigent Claudio Abbado), München 1972 (?). (Vielleicht war es auch nur die Schallplattenaufnahme, die Absage hat’s verschwiegen.)

Wie kräftig nur & frisch auferstanden die Musik dieser Alten heute wirkt, als ob zum ersten Mal…