Berner Double Peak Traverse winters
Sonntag, 18. Januar 2015Gurten vom Könizberg (Handybilder)
Panorama Gurten Signal Richtung Alpen
Bern im Winter
Gurten vom Könizberg (Handybilder)
Panorama Gurten Signal Richtung Alpen
Bern im Winter
Viel Glück zum zweiten Geburtstag, mit den besten Dankeswünschen an die Teams von Matthias Zumstein und Charles Dumont am Inselspital Bern 2013! Die Trainings laufen gut!
Handy-Panorama unter dem Gurtendorf: Bern, Bantiger, Belpmoos.
Berner Alpen über dem Belpberg.
Gefunden knapp unter dem Gurtendorf: Objektivdeckel oder Objektivkappe LC-72, ohne Markenname. Mail: ueliraz ät bluewin . ch
Nach der Gurtentraversierung am Könizberg: Der Berner Höhenweg mit Katze.
Vierpfotig, trotzdem hübsch.
Da der Nasssommer 2014 die Alpwege pflotschig und, vermittelt durchs Wanderverbot, mich ranzig wie fettrig macht, darf der erste Herbststurmwind – noch vor Miaoût! – keine Ausrede für den täglichen Gang durch den Könizbergwald sein.
Ein besserer Indianer hätte die Zeichen zu deuten gewusst: schon der Pfaffensteig war trotz seiner Steilheit mit herabgestürzten Ästen belegt, die sich an ihm festkrallten. Montaigne verspottete als früher Bergmensch die Zuhausegebliebenen, und also überstieg ich sie wie ein Pfaffe gedankenlos. Doch bald nach der Rechtskurve Richtung Südwest zuoberst und nach dem Zusatzanstieg mal in kleinerem Gehölz, mal schon im grossen Wald, begann mir klar zu werden, was ein richtiger Wind im Wald zu bewirken imstande ist. Die Tannen sind dort oben riesig, gleich hoch wie die Kiefern, und von ihrer obersten Höhe prasselten die vollen, von den Baumtieren noch nicht geernteten Tannzapfen auf den Boden. Man wird auch Tage später ihre Haufenansammlungen sehen können. Alle zehn bis zwanzig Meter riss ich die Nerven zusammen, die rechte Hand auf der linken Schulter oder auf dem Kopf, um den Tannzapfenhagel durchqueren zu können. Den ganzen Sommer lang schwitzte ich in diesem Wald, doch war es vorher immer wegen feuchter Hitze oder einem kleinen Regen, war es heute aus purer Angst. Einmal drinnen, war an ein Umkehren nicht mehr zu denken. Und auch nicht mehr erwünscht, denn ich wusste, dass in der Gegend der Taubentränke und des Sterns, sozusagen auf dem Gipfel des Könizberges, der Buchenwald über die Tannen dominiert. Naturkenntnisse können wie meine jämmerlich sein. Zwar wurden die Abstände zwischen den Plätzen mit Tannzapfengewittern grösser. Doch heimtückischer, weil viel weniger hörbar, trafen nun Äste wie Speere und Lanzen auf den Grund, metrig bis überzweimetrig, im steinigen Weg auftanzend, im weichen Waldboden nebenan schnurstracks feststeckend. Ich lehnte mich wo möglich dicht an eine dicke Buche und beäugte das brüchige Dach des Waldes, um dann möglichst lange Strecken ohne Astfall abzupassen. Trotzdem prasselte es links und rechts sowie knapp hinter und vor mir runtunter. Wie hatten die Rehe und Hasen im Gehölz über den Tubentänzigen zu wiehern! Endlich kam die oberste scharfe Linkskurve über der Taubentränki, und nach letzten zittrigen 200 Metern war ich an der ersten von mehreren lichten Passagen. Da wurde es nun zu einem Genuss, den sehr hohen Bäumen, die nur noch in kleinen Gruppen bestehen, bei ihrem tapferen Widerstand gegen den Sturm zuzuschauen, im Schutz der verbreiteten Brombeeren und sonstigen Stauden, in denen man des Morgens mit vergnügten Waldtieren Kontakte pflegen darf.
Am 17. Juli sind einem Bilder gelungen, für die man guten Gewissens Werbung machen kann:
Ur I & III gratulieren ur II zum 12ten! Ein Geschenk steht nicht parat, aber der konkrete Wunsch, dass der Fibularis so schnell & gut wie möglich wieder seine physiologischen Dienste erfüllt – nicht der linke, wie man vielleicht meinen möchte, wo die Fibula des ur IIten in ihrer ganzen Länge entfernt wurde (das verpflanzte Bein selbst erfuhr bei ur III zehn Jahre später in der Schulter eine bemerkenswerte Kürzung), sondern der rechte. Ende März 2014 begannen die Schmerzen während eines Spaziergangs und stellten sich täglich von neuem ein, nicht an einer bestimmten einzigen Stelle, sondern einmal im Mittelrist, dann hinten aussen oder in der Mitte, also im Zentrum der Ferse, manchmal etwas oberhalb und zusätzlich nahe bei der Achillessehne. Ich ging aus dem Grund nicht zum Arzt, weil sich durch Drücken kein bestimmbares Schmerzzentrum bemerkbar machen liess. Nur im Gehen erschien ein Schmerz, und nur jeweils an einem der genannten Plätze. Ein Stützverband um die Ferse half nur vorübergehend, während der Nacht und also zu lange getragen löste er frühmorgens einen Wadenkrampf aus. Da ich als Ursache des Problems den jahrelang praktizierten täglichen Tigersprung vermutete (auf Zehenspitzen die Wohnung umrunden), übte ich umgekehrt (aber man hat nicht viele Möglichkeiten…) nun das Gehen auf den Fersen mit schön kontrolliertem Abrollen von hinten nach vorne. Am 25. Juni kaufte ich im Orthopädie-Zentrum für 280 Franken ein Paar X10D, das sind Schuhe mit einer Art Kufen im Mittelteil des Sohlenaussenrandes, die den Nervenbahnen peu à peu wieder zu verstehen geben, was eine richtige Fussstellung wäre. Nun kapierte ich, wie die Schwäche des Fibularis eine Einwärtsdrehung des hinteren Fussteiles zur Folge hat und intensivierte alle Fussübungen, wie sie im Internet zu studieren sind und wie ich sie seit April täglich übe, immer auch zusammen mit dem igeligen Massageball. Das Ganze ähnelt einem mimetischen Zaubertrick, der mit dem Schmerz spielt: ich mache die Übungen so lange, bis sich ein Schmerz einstellt; nun massiere ich den ganzen Verlauf des Fibularis vom grossen Zeh via die Passage unter- und oberhalb des äusseren Knöchels bis zum Unterschenkel, dann herauf übers Knie bis zum Becken – wo nicht völlig auszuschliessen ist, dass der Nerv in einer neuerdings erfolgten Verwerfung in diesem Trümmerhaufen gestört wird. Nach der Kurzmassage wird der Fuss meistens sofort schmerzfrei, so dass die Übungen wieder neu angesetzt werden können (zuweilen muss länger massiert werden). Seit zwei Wochen konsumiere ich zusätzliches Magnesium (vital nutrilong), da der Schmerz am ehesten mit einer Verkrampfung zu beschreiben ist. Dass sowohl das Magnesium wie die Übungen noch vor dem Abflauen der sommerlichen Gehsaison überflüssig werden, wäre der Geburtstagswunsch.
Ich hatte gestern Gelegenheit, die Luzerner Staatsanwaltschaft zu besuchen. Von ihrer Internetseite und von Google Earth her war mir bewusst, dass es nicht leicht sein würde, den richtigen Eingang zu finden. Kaum war ich aus dem Bus an der Haltestelle Kupferhammer ausgestiegen, klirrte es beim Warten am Zebrastreifen, weil ein Soldat auf dem Weg zur Allmend-Kaserne seinen geschulterten prallen Waffensack durch eine unbedachte Bewegung auf meinen Beinarm knallen liess. Ich schaute ihn bösen, zivilisierten Blickes an: Du bist noch nicht im Krieg, dummer Mann, ein anderer hätte schreien müssen. Ein Wegweiser auf der anderen Strassenseite zeigte den gesuchten Weg an einer anderen Abzweigung als gedacht, in einem kleinen Abschnitt geht man auf einem blossen Trampelpfad durchs Gebüsch, den Google Earth und die Maps verschweigen. Das Gebäude, das sich dann vor einem in den Weg stellt, ist beeindruckend und nicht ohne ästhetischen Reiz. Doch wo genau befindet sich der Eingang zur Staatsanwaltschaft? Der beabsichtigte Effekt des Gebäudes stellt sich unverhofft ein, einen als kleinen Bürger dastehen zu lassen. Hat man sich für eine der vier Seiten als Eintrittsseite entschieden, gibt es zwei Eingänge. Beinahe im Gleichschritt neben mir traf ein Typ mit Glatze, kurzen Hosen und Sporttasche auf dem Vorplatz ein. Zielstrebig steuerte er, wie mich dünkte in guter Miene, den kleinen Eingang an. Als er verschwunden war, meldete auch ich mich an der Gegensprechanlage. Ich habe die befremdliche Information zur Kenntnis genommen, nicht total überrascht, aber auch nicht wirklich so erwartet. Wer kennt schon einen in seinem Bekanntenkreis, der an einer Gefängnispforte hat um Einlass begehren müssen? Nun denn, man bestaune die Architektur, denn sie ist nicht alltäglich, wähle aber mit Bedacht den rechten Eingang, wenn einem die Freiheit lieb ist.
Im Innern gelangt man an einen geräumigen Anmeldungsschalter, wie er im Spital an seinen vielen verschiedenen Stellen nicht viel anders angesteuert werden muss. Zunächst der amtliche Ausweis, der neben dem Portemonnaie auf die Schaltertheke gelegt wird, dann die Frage, was ich sonst noch auf mir tragen würde. Nichts ausser Papiernastücher. „Gehen Sie durch die Schleuse!“ Teufel, war das ein Alarm! Ich hatte vergessen, den kleinen Hausschlüssel zu erwähnen. Mich dünkte, die Polizisten würden mich schief anschauen; sie begnügten sich aber mit meiner Auskunft, führten mich in ein winziges Räumchen, das gleich wie der Eingangsraum weiterhin mit dem Schalterraum durch eine Glaswand verbunden ist, gaben mir die Dokumente und liessen schliesslich die gewünschten Kopien anfertigen. Erst auf der Heimreise im Zug dämmerte mir, dass es das viele Titan in der linken Schulter war, das den Alarm auslöste. Vielleicht machen sich Leute mit chirurgischen oder orthopädischen Hilfsmitteln im Körper besser klar, dass es zumindest auf Flugplätzen heutzutage ebengleiche Schleusen mit Metalldetektoren gibt. Man macht sich das Leben leichter, wenn man sich auf eine solche Situation vorbereitet und leicht entzifferbares Bildmaterial zur Hand hat, das die aufgeschreckten Schleusenwärter ohne Verzug zu informieren vermag.
Am Bahnhofkiosk kaufte ich mir ein Cola. Um das Herausgeld entgegennehmen zu können, benötige ich beide Hände, die dem Verkaufspersonal das offene Portemonnaie so weit wie möglich entgegenstrecken, am Schluss mit der rechten Hand allein noch ein paar Zentimeter weiter in die Luft (keine Hand kann Münzen aus einer weiteren Körperdistanz als 10 cm entgegennehmen). Ich stellte die Tasche mit den kopierten Akten der Staatsanwaltschaft auf die ausgelegten Zeitschriften und machte den umständlichen Handel mit dem Getränk. Dann spazierte ich dem langen Zug entlang, bis zur Spitze mit dem meist ruhigen ersten Wagen. Beim Einsteigen überkam mich ein flaues Gefühl, dann eine heftige Bewusstseinstrübung mit Sternchen in der schwarzen Nacht… – Keine Panik, obwohl ich während eines langen Moments mir überhaupt nicht vorstellen konnte, wo die Tasche geblieben sein könnte, ruhte sie, anscheinend noch unangetastet, am genannten Platz.
Beim Wechsel auf Glasfaser ist die Swisscom Combox Festnetz ausgeschaltet und muss auf dem Konto im Internet neu eingeschalten werden. Wird man beim nächsten Mal angerufen, merkt man irritiert, dass man keine Chance hat, den Anruf entgegenzunehmen, weil die Umleitung auf die Combox rapide vonstatten geht, ausgelöst schon nach 12 Sekunden. Alle Versuche, die Dauer bis zur Umleitung auf die üblichen 30 Sekunden oder nach eigenem Belieben einzustellen, missglücken, sowohl direkt am Telefon via die Nummer mit den vielen * und # wie auch bei den Einstellungen zur Combox im Swisscom Kundenkonto. Starrt man übertrieben lange auf die allgemeinen Hauptmenues, geht einem ein Licht auf: die Combox ist eine Unterkategorie der Anrufumleitung. Die Einstellungen zur Zeitverzögerung sind also nicht im Menue „Combox“ zu suchen, sondern in dem für die Telefonie überhaupt, hier dann im Untermenue Anrufumleitung/Bearbeiten.
Die neue leichte Olympus M10 hat einen altbekannten Anschluss, der sich unter Umständen etwas ziert. Bei mir funktionierte bei zwei identischen Kameras dieser Anschluss mit dem Funkauslöser Phottix Cleon II O6 nicht, oder jedenfalls nur halbwegs: halb hinunterdrücken ging, auszulösen ging nicht. Doch der originale Drahtauslöser Olympus Remote Cable RM-UC1 erfüllte seine Zwecke allemal, wenn es auch schon mal geschehen mochte, dass auch er bockte. Wie das? In solchen Fällen war er ganz einfach nicht richtig eingesteckt. Und der Phottix? Sieh an: Die Gummikappe ist zuäusserst in ihrer ersten Stufe leicht zu dick gefertigt, so dass der Stecker deutlich weniger weit als der originale in den Anschluss hineingeht, auch wenn man noch so stark drückt. Mit einer Klinge zog ich an den zwei oberen Ecken etwa 1-2 mm Gummi ab – und der Stecker geht nun so tief wie nötig in den sensiblen M10-Anschluss hinein.
Zusatz: Die nächste Phottix-Schwierigkeit hat nicht lange auf sich warten lassen. Während eines Photographierens mit dem Fernauslöser stürzte die Kamera mehrmals ab und liess sich erst wieder bedienen, nachdem erstens sie selbst und dann auch der Empfänger des Fernauslösers ausgeschaltet wurden. Obwohl die Batterie im Empfängerkästchen erst gerade erneuert worden war, passierte das die ganze Nacht lang. Ob wohl auch der Sender eine kleine Batterie enthält? Den kleinsten Kreuzschraubenzieher auf ihn angesetzt, zeigt auch er im Innern eine fette eingeklemmte Batterie, über deren Vorhandensein sich die Gebrauchsanweisung ausschweigt. Schnell ausgewechselt, funktioniert das Fernauslösen wieder wie gewünscht.
Zweiter Zusatz viele Versuche später: Es dünkt mich jetzt definitiv, dass der Phottix Cleon II O6 an der M10 nicht funktioniert und nach ein paar Auslösungen notwendigerweise abstürzt.
Zusatz 21. November 2014: Da verschiedentlich darauf aufmerksam gemacht wird, dass bei den neuen Olympus Kameras wie der M10 Vorsicht geboten ist beim Anschluss von ungeprüften Blitzgeräten, kann ich mir vorstellen, dass auch der Stromfluss des Fernauslösers zu dieser Kategorie gehört und deswegen nach mehrmaligem Auslösen abstürzt bzw. einfriert, auch nach dem genannten Batteriewechsel. Aus diesem Grund benutze ich nun sicherheitshalber oi.share auf einem Prepaid-Handy mit Android 4.3.
In einer Zeit, da die Stimmvölker allenthalben faschistoiden Spiessgesellen applaudieren und es so den Machtinstanzen der Ökonomie, des Militärs, der sozialen Reproduktion und der Kulturindustrie leicht machen, Direktiven gegen das Lebendige als langfristige Gesetze auszugeben, rücken einem die Dokumente der Nazizeit im 20. Jahrhundert immer näher, und es erscheint einem jene Zeit als immer weniger lange her. Deshalb ist die Notwendigkeit des Buches von
Balys Sruoga, Der Wald der Götter, dt. aus dem Litauischen von Markus Roduner, BaltArt Verlag Langenthal 2007
nach wie vor eine doppelte: einerseits für den litauischen Autor, der autobiographisch seine Zeit als KZ-Häftling im Lager Stutthof (48 km östlich von Danzig) von 1943 bis 1945 beschreibt, andererseits für uns, weil die Einsicht in die gefährliche Gewöhnlichkeit der gesellschaftlichen Gewalt wieder ins Recht gesetzt werden muss.
Da einem vielleicht die Gegend der polnischen Danziger Bucht und des Baltikums sowie deren Geschichte wenig geläufig sind, kommt es heute gelegen, dass ein Buch nicht allein aus sich selbst verstanden werden muss, sondern von diversen Medien Begleitschutz erhält, seien es textliche oder fotographische Erläuterungen nach Suchwörtern im Internet oder gar durch einen Spielfilm, wie er in diesem Fall 2005 zuende gedreht worden ist und hier auf Youtube einzusehen wäre. Der Film von Algimantas Puipa trägt den Originaltitel des Buches Dievu miškas und lässt sich mit englischen Untertiteln als Forest of the Gods anschauen. Er illustriert nicht alle, aber viele Episoden des Buches, und er zieht eine Rahmenhandlung in den Film hinein, schon bald nach der Mitte, indem er sich auf das Publikationsdesaster bezieht. Denn Sruoga, der 1943 durch die Anklage ins KZ kam, er würde zusammen mit anderen Intellektuellen Litauens die Jugend vom Eintritt in die SS abhalten, schrieb das Buch zwar innerhalb kurzer Zeit nach der allgemeinen Befreiung durch die Sowjets, die seinerseits ihn aber offenbar nicht unähnlich den Nazis dann zu einer konspirativen Mitarbeit zwingen wollten. Da er sich weigerte, konnte das Buch unter dem Vorwand nicht erscheinen, es zeige zu wenig eindeutig das Negative der Nazis und gleichzeitig zu wenig positiv die Grösse der Befreiungstat der Roten Armee. Das Schwierige für uns ist, dass die Kritik der Sowjets nicht an den Haaren herbeigezogen ist und man deswegen einerseits zwar froh ist, durch den Film und durch die weiteren Kanäle im Internet über das Grauen an den Plätzen tel quel ins Bild gesetzt zu werden, andererseits aber auf Anhieb nicht schlau wird, wie der Film selbst zu deuten wäre, da durch den Miteinbezug des historisch Supplementären zum Buch ein Ressentiment zur Darstellung gelangt, das wohl zum Selbstbild der baltischen Gesellschaften gehört, für uns Aussenstehende aber den Blick auf den Gehalt des Buches möglicherweise verstellt. (Youtube-Filme können bekanntlich auf der Zeitschiene in kleinen Stills abgesucht werden, so dass man frei ist, sie in selbst gewählten Ausschnitten zu betrachten. Bei diesem zweistündigen Film kommt einem das gut zupass.)
Die Landschaft um Stutthof hatte den Namen „Wald der Götter“ und enthält mehrere Flurnamen baltischer, also nichtgermanischer Gottheiten, die auf Landkarten noch heute zu finden sein müssten: Perkunas, Juratè, Laumè, Patrimpas. Nach einer Beschreibung von Stutthof zu Zeiten vor der Errichtung des Konzentrationslagers, dessen quasi ursprünglicher Zweck wie der aller dazugehörigen sogenannten Aussenlager es war, die widerspenstigen Polen gefangen zu halten (die berühmteren KZs der Judenvernichtung befanden sich ausserhalb des Grossraumes der Danziger Bucht), schreibt Sruoga die erste leicht irritierende Stelle auf Seite 11, seine Begegnung mit dem Platz 1943: „Kaum betrat man den Wald der Götter, beschlich einem das Gefühl, als seien die alten Götter spurlos von hier verschwunden, als habe sich hier die Hölle selbst breit gemacht, besetzt von SS-Schergen – die alten Teufel haben sie in den Kerker geworfen und selbst deren Platz eingenommen. Echte Teufelskerle!“
Echte Teufelskerle – das ist ein Gemisch von Ironie und Sarkasmus, und erscheinen diese Mittel der Rhetorik gehäuft und womöglich angereichert mit Zynismus und mehrdeutigem Humor, geht man auf Distanz, weil der Verdacht besteht, einer ist gar nicht mehr imstande, in intellektueller Wahrhaftigkeit eine Situation korrekt einzuschätzen, richtig darzustellen und über sie ein gültiges Urteil abzugeben. In weiten Passagen beherrschen die genannten Mittel den Text auf eine Weise, dass man ihn als der Sache unangemessene Groteske wegschieben möchte. Das Groteske war immer schon Bestandteil der Künste und der Literatur. Aber die Groteske als Gattung hat nie in den Ästhetiken ernsthafte Anerkennung erreichen können, weil sie immer schon nur an den billigen Schwank gekettet zu erscheinen vermag, der gar nicht vorgibt, etwas Wahres und gesellschaftlich Relevantes treffen zu wollen. (Es gibt auf Youtube Theaterstücke von Sruoga, die gefährlich wie Schwänke dastehen…) Man muss sich also zwingen, in der Lektüre zwar die Schilderungen von Groteskem aufzusaugen, ihre Anhäufungen indes nicht als verfehlte Gattung misszuverstehen. Und in der Tat passt man sich nach einer gewissen Zeit ohne Schwierigkeiten dem Ton an, der offenbar dem Autor als Schutzschild diente, und man liest peu à peu das Buch wie in einer „neutralen“ Schilderung ohne falsche Witzigkeit. Und man merkt, dass man sich mit einer Sache auseinandersetzt, von der man zu früh dachte, sie sei endlich Vergangenheit, und von der man jetzt spürt, dass man ihr aufmerksam gegenüberstehen muss. Nicht nur, weil jede Zensur falsch ist, hatten die Sowjets auf dem Gebiet Litauens 1945 gegenüber Sruoga unrecht, sondern auch, weil die Pseudogroteske auf einem doppelten Boden steht, deren zweiter die ernsthaften Gehalte vertrauenswürdig trägt und die Motive der neuen, für lange Zeit Platz nehmenden Befehlsträger fadenscheinig erscheinen lässt.
Zusatz 31. August 2014: Friedrich Dürrenmatts Der Verdacht (1951-52) las ich erstmals 1976, in der Luzerner Klinik St. Anna während dem Nachmittag und der Nacht vor einer Operation. Nun wurde das Werk während mehreren Wochen auf Radio SRF 2 in kleinen Häppchen als Hörspiel gesendet, worauf ich es heute in Passagen wiederlas. Unter Verdacht gerät ein Schweizer Arzt, der als Student im Kiental, wohl im Gamchi, eine Notoperation an der Kehle eines Mitstudenten ohne Narkose durchführte, mit falschem Namen in Stutthof unzählige experimentelle Operationen ohne Narkose praktiziert zu haben. Dürrenmatt kennzeichnet Stutthof nicht als sogenanntes Aussenlager, sondern als zentrales Vernichtungslager, in dem die Patienten sich freiwillig zur Verfügung stellten, da bei einem Überleben das Versprechen galt, in ein anderes Lager versetzt zu werden, in dem die Vernichtung nicht schon im Vorhinein feststünde – genannt wird Buchenwald.
Viel Glück zum ersten Geburtstag, mit den besten Dankeswünschen an die Teams von Matthias Zumstein und Charles Dumont am Inselspital Bern 2013! Gut gemacht!
Kurz vor 9 Uhr gab es am Indermühleweg eine schöne Neujahrsstimmung, mit Sonnenstrahlen quasi von schräg unten durchs Tännchen auf dem westlichen Fenstersims unter einer riesigen grauen Wolkendecke, aus der es unaufhaltsam regnete, aus der unaufhaltsam kristallklare Tropfen herabprasselten. Der Blick über die Vogelinstallation hinab aufs Dach bestätigte die Vermutung, dass ich hier im Trockenen einen Eisregen geniessen konnte, wie es sie in letzter Zeit des öfteren gab, mit bedenklichen Folgen schon knapp ausserhalb des Wohnhauses.
Meteoschweiz hat dieses Ereignis verschlafen und zeigt für diesen Zeitraum völlige Trockenheit an. Der Metradar seinerseits zeigt präzise im Raum Bern, dass man hier in der Spätrutschzeit des Jahresanfangs mit nicht zu unterschätzender Eisglätte rechnen muss.
Das Gärsthorn ist eine nackte Flanke, an deren rechtem Rand man aufsteigt. Gestern ging ich den Weg nach vierzehn Jahren zum zweiten Mal, jetzt den ganzen Tag im dicken Nebel, früher bei klarem Wetter. Die Aussicht auf dem Gipfel ist umwerfend, da man quasi auf Augenhöhe dem Bietschhorn gegenübersteht. Auch wenn die Gipfelrundsicht und also der explizite Sinn der anstrengenden Wanderung gestern sabotiert worden war, erscheint das Erlebnis im ganzen doch eindrücklich. Denn auch wenn man bis zuoberst immer einer bequemen Wegspur folgen darf, gibt es drei Partien, die bei Lichte besehen nicht ganz ohne sind: man muss steile Felsplatten auf dünnen, unterbrochenen, parallel weiter zu verfolgenden Rinnen, die mit rutschigen Kieselsteinen gefüllt sind, überqueren (Bildpunkte 1 und 4, in abgeschwächtem Masse auch 5 (2 zeigt den Platz des Kreuzes auf 2400 m, 3 die falsche Einzeichnung desselben auf der Karte)). Auch wenn die Platten nur zehn Meter breit sind, liegen sie in einem steilen Hang, und sie lassen sich weder oberhalb noch unterhalb umgehen. Bei schönem Wetter erscheinen nicht nur diese Partien steil, sondern der ganze Blick sitzt in einem einzigen, fast randlosen Feld der Steilheit. Je höher gelegen die Passage einen knurrend erwartet, desto riesiger wirkt das Feld der Steilheit, und auch ein Schwindelfreier wird sich gewahr, wie seine übergrosse Vorsicht den Boden der Angst unverhofft schon am Betreten ist. Bleibt einem dieses Feld aber in der dicken Nebelsuppe verborgen, spaziert man über die Platten wie das Kind auf einem gemalten Strich, den es sich als Seil in der Zirkuskuppel vorstellt und wo es sich beim ganzen Vorgang damit brüstet, dank seiner heroischen Selbstsicherheit niemals abstürzen zu müssen. Geschieht dieses Spiel einen Tag lang in einem Gelände, das einem veritabel in die Knie fährt, geht einem auf, wie beschaffen das Sehvermögen derjenigen BerggängerInnen sein muss, die festen Schrittes steilere Passagen mit winzigeren und brüchigeren Rinnen ohne Wimpernzucken tagelang durchsteigen. Das ist nur möglich, weil sie das äussere Blickfeld, die visuelle Protention, je nach Notwendigkeit bis über das eigentliche, fokussierbare Blickfeld hinauszuverschieben vermögen. Sobald sie in einen Steilhang geraten, fahren sie ihre virtuellen Scheuklappen hoch und können es sich nicht verkneifen, dem Weitsichtigen das Zögern als Schwäche vorzuhalten. Sie triumphieren aber nur über ihre eigene Schwäche, das objektive Sehfeld nicht im ganzen nutzen zu können.
Soeben auf ARD mit PrintScreen die Highlights aus dem Floristenkrimi „Ratgeber Haus + Garten“ herausgelesen, Ursi auf dem Hof Niebergall.
Panoramen herstellen auf einem Einbeinstativ mit gewöhnlichem Kopf und mit Hugin als Software zuhause gestitcht ist eine gemütliche Sache. Vielleicht fragt man sich, was vorauszusetzen wäre, wenn ihre Auflösung vergrössert werden soll. Hier ist die Seite eines Herstellers solcher wunderlicher Geräte, sowohl als Hard- wie Software, wo die Aufnahmesession einiger Panoramen mit ungewohnter Detailtreue verfolgt werden kann. Es wird in den verschiedenen Videos schnell klar, dass die Dinge nicht nur teuer, sondern auch handwerklich schwierig zu bedienen sind.
http://www.dr-clauss.de/de/blog-3/mediathek/youtubegallery?galleryid=2
Ur I & III gratulieren ur II zum 11ten!
Das Geburtstagsgeschenk kommt aus Russland:
http://www.youtube.com/watch?v=qOM_3QH3bBw&feature=player_embedded
Wenn man von Muntelier-Löwenberg durch den Wald des Chablais am Ostende des Murtensees spaziert, gelangt man am Waldrand kurz vor Sugiez in eine Gebäudeansammlung des Zivilschutzes, wo einzelne Häuser darunter mit dem Logo der Waldwirtschaft Schweiz versehen sind. Noch innerhalb des Waldes traf ich auf einige Troupeaus grell rot und orange gekleideter Männer, vor denen ein andersfarbiger Mensch Instruktionen von sich gab. War ich gestern noch unsicher in der Frage, ob es sich um Zivilschützer oder Waldarbeiter handelt, hörte ich heute schon von weitem dumpfe und schwere Schläge, die klarstellten, dass Baumfäller an der Arbeit sind. Und in der Tat war bei der Gruppe an meinem Wegrand einer gerade daran, wie in Hodlers Bild mit einer Riesenaxt nach rechts oben aufzuziehen, um in präziser Beinstellung das Waffenwerkzeug links unten im Baum, der indes durch Bretter mit Polstern geschützt blieb, aufschlagen zu lassen. Doch der Fäller durfte keineswegs seiner Willenskraft freien Lauf lassen: vor im stand eine Frau, die ihm geduldig die Beine zurechtstellte, damit sein Körper keinen Schaden zu nehmen braucht – keine Walküre mit dem Ansinnen, dass der Andere ihre Leistung nachzumachen hätte, sondern eine zierliche Maîtresse d’école, die sich in den Wegen der Abstraktion zurechtfindet und darauf vertrauen kann, dass der Kräftige ihre Anweisungen versteht.
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Soeben die letzte Alltagshandlung mit Fragezeichen erfolgreich durchgeführt, das Wäschewaschen mit der Maschine und das Aufhängen der Wäsche mit einem Ärmchen ohne noch so geringfügige Zusatzhilfe durchs andere. Damit sind die grusigen Restpartikel des Devil in Paradise aus meiner eigenen Welt geschaffen, des Bösartigen, den man mir als letzte und schwersterträgliche Prüfung aufzuhalsen wagte, einer, der bei seinen ersten Gehversuchen Richtung Zivilisation arg ins Stolpern, zu Fall und schliesslich definitiv out of order geraten war. Zum letzten Mal: Merde & apage, male spiritus!
Heute wohlbehalten mit Betax zu Hause am Indermühleweg angekommen, das Duschen und andere Vorgänge des Alltags mit Erfolg getestet, unter ihnen auch den Gang zur Physio, die übermorgen hier Nähe Bahnhof Bümpliz weitergeführt wird. Am meisten freut mich, dass der Tigersprung immer noch funktioniert, zu dessen Durchführung keine Schuhe an den Füssen kleben dürfen. Es waren erst zehn Minuten heute am Stück, und doch macht sich in den Unterschenkeln schon ein Muskelkater bemerkbar. Das freut mich, denn es macht auch klar, dass es Zeit ist, in eine neue Etappe einzuspuren. Sie dauert, weiterhin im Körbligips, nochmals vier Wochen.