Hodler heute

Wenn man von Muntelier-Löwenberg durch den Wald des Chablais am Ostende des Murtensees spaziert, gelangt man am Waldrand kurz vor Sugiez in eine Gebäudeansammlung des Zivilschutzes, wo einzelne Häuser darunter mit dem Logo der Waldwirtschaft Schweiz versehen sind. Noch innerhalb des Waldes traf ich auf einige Troupeaus grell rot und orange gekleideter Männer, vor denen ein andersfarbiger Mensch Instruktionen von sich gab. War ich gestern noch unsicher in der Frage, ob es sich um Zivilschützer oder Waldarbeiter handelt, hörte ich heute schon von weitem dumpfe und schwere Schläge, die klarstellten, dass Baumfäller an der Arbeit sind. Und in der Tat war bei der Gruppe an meinem Wegrand einer gerade daran, wie in Hodlers Bild mit einer Riesenaxt nach rechts oben aufzuziehen, um in präziser Beinstellung das Waffenwerkzeug links unten im Baum, der indes durch Bretter mit Polstern geschützt blieb, aufschlagen zu lassen. Doch der Fäller durfte keineswegs seiner Willenskraft freien Lauf lassen: vor im stand eine Frau, die ihm geduldig die Beine zurechtstellte, damit sein Körper keinen Schaden zu nehmen braucht – keine Walküre mit dem Ansinnen, dass der Andere ihre Leistung nachzumachen hätte, sondern eine zierliche Maîtresse d’école, die sich in den Wegen der Abstraktion zurechtfindet und darauf vertrauen kann, dass der Kräftige ihre Anweisungen versteht.

 

 

Donnerstag, 18. April 2013 um 3:19 pm Themenbereich: Vermischtes                 RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.

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