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Alexander Raskatov, GerMANIA

Mittwoch, 2. Januar 2019

Soeben live auf France Musique Oper vom 19. Mai 2018 à l’Opéra de Lyon. Sophie Desmars, Elena Vassilieva, Mairam Sokolova, Andrew Watts, Karl Laquit, James Kryshak, Alexandre Pradier, Michael Gniffke, Boram Kim, Ville Rusanen, Piotr Micinski, Timothy Murphy, Gennady Bezzubenkov, Gaetan Guilmin, Didier Roussel, Brian Bruce, Chœurs et Orchestre de l’Opéra de Lyon, Alejo Pérez, direction.

Alexander Raskatov (né en 1953), GerMANIA.

Eine opulente Grossoper, sehr gut gespielt und gesungen. Das Ganze, das zwei Totalitarismen umfasst, beeindruckt. Aber es vergnügt im Hören, statt zu berühren. Denn die Musiksprache ist zwar vielschichtig und auftürmend, aber doch nur wenig avanciert, hinter Ligetis Grand Macabre zurückfallend. Wenn das Stück an den richtigen Orten aufgeführt wird, ist es zugänglich allerdings für ein grosses Publikum.

Zusatz anderntags: Wenn es stimmt, dass heutige Jugendliche Mühe zeigen, ein angemessenes Verhältnis zum Grauen des Faschismus an den Tag zu legen, sollte man die These ins Spiel bringen, dass jede überlebte gesellschaftliche Notwendigkeit zum ästhetischen Gegenstand wird und eher auf dem Feld der Ästhetik als dem der empirischen Wirklichkeit – der analytischen Historie – kritisch wiederangeeignet wird. GerMANIA könnte so als pädagogisches Stück in den mittleren Schulen gezeigt und so diskutiert werden, dass auch andere künstlerische oder kulturindustrielle Produkte, die den Faschismus des 20. Jahrhunderts zum Gegenstand haben, damit verglichen werden, der Fernsefilm Berlin Babylon bzw. als Hörspiel Der nasse Fisch beispielsweise.